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Zeitblende

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Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)

Die «Zeitblende» erweckt Geschichte zum Leben: bekannte und unbekannte Ereignisse der Schweizer Geschichte – und grosse Episoden der Weltgeschichte. Wir geben denen das Wort, die Geschichte erlebt und mitgeprägt haben. Zeitzeug:innen schildern ihre teils dramatischen Geschichten, historische Figuren werden wieder lebendig. Die besten Historiker:innen ordnen das ein und erklären, wie historische Ereignisse unser heutiges Leben prägen.              

224 - Ein Tal im Umbruch - Das Sanatorio del Gottardo und die Leventina
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  • 224 - Ein Tal im Umbruch - Das Sanatorio del Gottardo und die Leventina

    Im 19. Jahrhundert pulsierte im Tessiner Hauptort Faido das Leben. Die Mailänder Elite machte hier Ferien. Es wurden schicke Jugendstilhotels gebaut. Etwas weiter oben im Tal beherbergte das Sanatorio del Gottardo viele Tuberkulosekranke. Heute steht das Sanatorium und die Hotels leer. Der 81- jährige Zeitzeuge Flavio Tonella hat seine Kindheit im Sanatorium verbracht. Wenn er sich daran erinnert, wie er als Knabe unter die Betten der Tuberkulosekranken kroch, um der Strafe des Vaters zu entgehen, muss er lachen. Nicht ums Lachen zumute ist ihm, wenn er durch die heutigen verlotterten Gänge des Sanatoriums geht. Vandalen haben gewütet. Der grosse Jugendstilbau hat sich in der Szene einen Namen gemacht als Spukhaus. Tonella bedauert, dass es der Kanton Tessin nicht geschafft hat, das Haus mit neuem Leben zu füllen. Das Sanatorium ist Sinnbild eines Tales, das die Glanzzeiten hinter sich hat. Unten im Tal, bei Bodio, steht das gesellschaftliche Leben gleichsam still, seit die Stahlfabrik Monteforno geschlossen hat. Viele Menschen, die heute in der Leventina arbeiten, fahren abends auf der Autobahn heim in die städtischen Agglomerationen nach Bellinzona oder Lugano. Dennoch geht ein Ruck durchs Tal. Junge Gemeindepräsidenten wollen nach vorne schauen. Sie suchen nach Strategien, um neue Bewohner und Bewohnerinnen anzulocken. Sie wollen selbst aktiv werden und nicht abhängig sein von auswärtigen Investoren. Ein solcher ist 2016 in Piotta aufgetaucht. Der kasachische Geschäftsmann hat das Sanatorium gekauft, um daraus eine internationale Sportschule zu machen. Bagger sind bisher keine aufgefahren. Gäste in der «Zeitblende» * Flavio Tonella, Zeitzeuge, Sohn des ehemaligen Klinikdirektors * Fabrizio Viscontini, Historiker * Marco Costi, ehemalige Gemeindepräsident von Bodio * Stefano Imelli, Gemeindepräsident von Bodio Feedback, Fragen oder Wünsche bitte an zeitblende@srf.ch

    Sat, 01 Jun 2024
  • 223 - Nazi-Stein in Chur #3: Eine unliebsame Vergangenheit

    Der politische Wille zur Aufklärung war gross. Vor einem Jahr machte SRF publik, dass auf einem Friedhof in Chur ein Denkmal der Nationalsozialisten steht. Doch jetzt sorgt der Umgang mit der Geschichte des Nazi-Steins für eine Kontroverse. Was passiert, wenn die Vergangenheit zum Politikum wird? Zuerst lehnte das Stadt-Parlament eine historische Aufarbeitung der Geschichte des Denkmals ab, jetzt soll auf dem Friedhof eine laut Fachleuten lückenhafte Informationstafel über das Monument informieren, zeigen neue Recherchen von SRF. Wie konnte es dazu kommen? Das erzählt die aktuelle SRF-«Zeitblende». Experten und Politiker:innen kritisieren die Informationstafel: Sie bagatellisiere den nationalsozialistischen Kontext des Denkmals und blende die Rolle der damaligen Stadtbehörden aus. Die Stadt rechtfertigt sich, die Tafel sei von etablierten Historikern erstellt worden – man wolle sich nicht einmischen. Im Mittelpunkt dieser Zeitblende steht Mitte-Politiker Tino Schneider, der sich auf kommunaler und kantonaler Ebene um bessere Aufklärung bemüht, damit aber in Chur letztlich scheitert. Inputs? Feedback? Unsere E-Mail-Adresse: investigativ@srf.ch Gesprächspartner:innen: * Tino Schneider (Mitte), Mitglied Stadtparlament Chur / Grosser Rat Kanton Graubünden * Martin Bucher, Historiker * Andreas Koop, Informationsdesigner * Urs Marti, Stadtpräsident Chur (FDP) Literatur: * Bollier, Peter: Die NSDAP unter dem Alpenfirn. Geschichte einer existenziellen Herausforderung für Davos, Graubünden und die Schweiz, Chur 2016. * Bucher, Martin J.: Führer, wir stehen zu dir! Die Reichsdeutsche Jugend in der Schweiz, 1931–1945, Zürich 2021. * Bundi, Martin: Bedrohung, Anpassung und Widerstand – Die Grenzregion Graubünden 1933-1946, Chur 1996. * Dosch, Leza: Grabdenkmäler für französische und französische Kriegsinternierte in Chur. Bericht und Dokumentation im Auftrag des Gartenbauamts der Stadt Chur, 1998. * Fuhrmeister, Christian, et al.: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Entwicklungslinien und Probleme, Berlin 2019. * Koop, Andreas: NSCI. Das visuelle Erscheinungsbild der Nationalsozialisten 1920-1945, Mainz 2017. * Schmid, Hansmartin: Churer Grabmäler. Was uns die Grab- und Denkmäler der Friedhöfe Daleu und Hof erzählen, Chur 2021. Der Nazi-Stein und die Churer Politik: * Auftrag Tino Schneider betr. Aufarbeitung der Geschichte des Gedenksteins für deutsche internierte Soldaten auf dem Friedhof Daleu vom 2. Februar 2023, https://www.chur.ch/politbusiness/1782236 * Botschaft zum Auftrag Tino Schneider (Inhalt der Informationstafel) vom 12. März 2023, https://www.chur.ch/_docn/5034598/06_Botschaft_zum_Auftrag_Tino_Schneider_und_Mitunterzeichnende_betreffend_Aufarbeitung_der_Geschichte_des_Gedenksteins_fuer_deutsche_internierte_Soldaten_auf_dem_Friedhof_Daleu.pdf

    Fri, 17 May 2024
  • 222 - Nazi-Stein in Chur #2: Sprengen oder erhalten? (Wdh. 2023)

    Ein Nazi-Denkmal steht mitten in seiner Stadt. Die Vermutung des Churer Stadtpräsidenten: «Man wollte es nach dem Zweiten Weltkrieg nicht aufarbeiten». Was jetzt mit dem Stein – sprengen oder stehen lassen? Und wie präsent waren die Nationalsozialisten in den 30er-Jahren? (Wiederholung Februar 2023) In Teil 2 geht es um den Weckruf eines Churer SP-Nationalrats, um das Zürcher Hallenstadion voll mit Hakenkreuzen und um einen irritierten Churer Stadtpräsidenten, der jetzt ein Problem hat. Diese Recherche der «Zeitblende» als Doppelfolge in Zusammenarbeit mit SRF investigativ führt zurück in die 1930er-Jahre, als die Schweizer Behörden die Nazis gewähren liessen. Jetzt holt die Vergangenheit Chur ein. Wir wiederholen diese Episode aus dem Januar 2023 - denn über ein Jahr später, im Mai 2024, erschien Folge 3. Inputs? Feedback? Unsere E-Mail-Adresse: investigativ@srf.ch Gesprächspartner:innen: * Hansmartin Schmid, Historiker, früherer SRF-Journalist und Zeitzeuge * Bernd Ulrich, Historiker in Berlin * Fabienne Meyer, Historikerin * Fritz Gemsemer, Pforzheim * Sandra Nay, Leiterin Kundendienst Staatsarchiv Graubünden * Leza Dosch, Kunsthistoriker * Martin Bucher, Historiker * Diane Tempel, Sprecherin Volksbund * Urs Tischhauser, Stadtgärtnerei Chur * Urs Marti, Stadtpräsident Chur Literatur: * Bollier, Peter: Die NSDAP unter dem Alpenfirn. Geschichte einer existenziellen Herausforderung für Davos, Graubünden und die Schweiz, Chur 2016. * Bucher, Martin J.: Führer, wir stehen zu dir! Die Reichsdeutsche Jugend in der Schweiz, 1931–1945, Zürich 2021. * Bundi, Martin: Bedrohung, Anpassung und Widerstand – Die Grenzregion Graubünden 1933-1946, Chur 1996. * Dosch, Leza: Grabdenkmäler für französische und französische Kriegsinternierte in Chur. Bericht und Dokumentation im Auftrag des Gartenbauamts der Stadt Chur, 1998. * Fuhrmeister, Christian, et al.: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Entwicklungslinien und Probleme, Berlin 2019. * Inventar von Armee- und Kriegsdenkmälern in der Schweiz, https://www.vtg.admin.ch/de/die-schweizer-armee/geschichte-der-schweizer-armee/inventario.html, Stand: 25. Januar 2023. * Schmid, Hansmartin: Churer Grabmäler. Was uns die Grab- und Denkmäler der Friedhöfe Daleu und Hof erzählen, Chur 2021. Archive: * Archiv des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge * Politisches Archiv des Auswärtigen Amts * Stadtarchiv Pforzheim * Bundesarchiv * Staatsarchiv Graubünden * Stadtarchiv Chur * Gemeindearchive Disentis, Arosa und Savognin

    Fri, 17 May 2024
  • 221 - Nazi-Stein in Chur #1: Vermoost und vergessen (Wdh. 2023)

    Mitten in Chur steht inkognito ein nationalsozialistisches Denkmal. Das Mini-Mausoleum wurde 1938 auf dem Daleu-Friedhof aufgestellt. Wie kommt ein Nazi-Stein nach Chur? Wieso machten die Nationalsozialisten Propaganda mit toten Soldaten des Ersten Weltkriegs? (Wiederholung Januar 2023) In Teil 1 geht es um angebliche Helden, handfeste politische Ziele, um einen Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und eine mögliche Geheimkammer im Denkmal. Diese Recherche der «Zeitblende» als Doppelfolge in Zusammenarbeit mit SRF investigativ führt zurück in die 1930er-Jahre, als die Schweizer Behörden die Nazis gewähren liessen. Jetzt holt die Vergangenheit Chur ein. Wir wiederholen diese Episode aus dem Januar 2023 - denn über ein Jahr später, im Mai 2024, erschien Folge 3. Inputs? Feedback? Unsere E-Mail-Adresse: investigativ@srf.ch Gesprächspartner:innen: * Hansmartin Schmid, Historiker, früherer SRF-Journalist und Zeitzeuge * Bernd Ulrich, Historiker in Berlin * Fabienne Meyer, Historikerin * Fritz Gemsemer, Pforzheim * Sandra Nay, Leiterin Kundendienst Staatsarchiv Graubünden * Leza Dosch, Kunsthistoriker * Martin Bucher, Historiker * Diane Tempel, Sprecherin Volksbund * Urs Tischhauser, Stadtgärtnerei Chur * Urs Marti, Stadtpräsident Chur Literatur: * Bollier, Peter: Die NSDAP unter dem Alpenfirn. Geschichte einer existenziellen Herausforderung für Davos, Graubünden und die Schweiz, Chur 2016. * Bucher, Martin J.: Führer, wir stehen zu dir! Die Reichsdeutsche Jugend in der Schweiz, 1931–1945, Zürich 2021. * Bundi, Martin: Bedrohung, Anpassung und Widerstand – Die Grenzregion Graubünden 1933-1946, Chur 1996. * Dosch, Leza: Grabdenkmäler für französische und französische Kriegsinternierte in Chur. Bericht und Dokumentation im Auftrag des Gartenbauamts der Stadt Chur, 1998. * Fuhrmeister, Christian, et al.: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Entwicklungslinien und Probleme, Berlin 2019. * Inventar von Armee- und Kriegsdenkmälern in der Schweiz, https://www.vtg.admin.ch/de/die-schweizer-armee/geschichte-der-schweizer-armee/inventario.html, Stand: 25. Januar 2023. * Schmid, Hansmartin: Churer Grabmäler. Was uns die Grab- und Denkmäler der Friedhöfe Daleu und Hof erzählen, Chur 2021. Archive: * Archiv des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge * Politisches Archiv des Auswärtigen Amts * Stadtarchiv Pforzheim * Bundesarchiv * Staatsarchiv Graubünden * Stadtarchiv Chur * Gemeindearchive Disentis, Arosa und Savognin

    Fri, 17 May 2024
  • 220 - Das Löwendenkmal in Luzern – reaktionär und modern zugleich

    Das Löwendenkmal erinnert an das Massaker an Schweizer Gardisten von 1792 in Paris. Auch Carl Pfyffer war einer der Gardisten. Sein Glück: Er war in den Ferien. Traumatisiert von den Ereignissen entschloss er sich, den Getöteten ein Denkmal zu setzen. Im Sommer 1792 kommt der französische König Louis XVI. unter Druck. Im Zuge der französischen Revolution beantragt die Nationalversammlung seine Absetzung. Seine französische Garde hat sich schon zu Beginn der Revolution mit dem Volk verbündet. Zu seinem Schutz bleiben ihm etwa 1500 Schweizer Gardisten. Hunderte von ihnen werden bei einem Aufstand vom Volk überrannt und getötet. An dieses Ereignis erinnert das Löwendenkmal in Luzern. Kopf und Motor hinter dem Denkmal war Carl Pfyffer, ein Vertreter der alten Ordnung und der Aristokratie. Er gehörte einer Familie an, für die Kriegsdienste ein Geschäft waren, mit dem sich Reichtum anhäufen liess. Dieses Militärunternehmertum geht mit dem Tod der Schweizer Söldner zu Ende. Auch dafür steht das Löwendenkmal. Und es steht für den neu aufkommenden Tourismus in Luzern. Von Beginn weg wird das Denkmal als Sehenswürdigkeit vermarktet und lockt Touristen an. Bis heute. Aktuell besuchen jedes Jahr Hundertausende das Denkmal und machen ein Selfie mit dem Löwen. Deshalb sagt der Luzerner Historiker Jürg Stadelmann in dieser Zeitblende: «Das Löwendenkmal war schon immer ein Ort des Histotainment, ein Ort also, an dem mit Geschichte unterhalten wird.»  Feedback, Fragen oder Wünsche bitte an zeitblende@srf.ch Gesprächspartner: * Claudia Hermann, Kunsthistorikern * Jürg Stadelmann, Historiker Verwendete/weiterführende Literatur und Quellen: * «In die Höhle des Löwen – 200 Jahre Löwendenkmal Luzern», Verlag Pro Libro Luzern

    Sat, 04 May 2024
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