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Dein Leben steckt voller Herausforderungen und Fragen? Das ist mehr als natürlich. Nicht nur heute stellt uns das Dasein vor Probleme, mit denen wir umgehen müssen. Der Mensch ist sich selbst ein Rätsel, seit er denken kann. Texte aus alten Zeiten können da ungeahnte Lösungen bieten. Hier ist der Podcast, der mit den Gedanken antiker Schriftsteller und der Bibel versucht, die Fragen des Lebens anzugehen. Ein Text aus dem großen Schatz der Geschichte des Denkens wird mit Gedanken für dein Leben erweitert. Beim ersten Hahnenschrei, wenn du aus der Stille hinaustrittst in die Aufgabe des Tages.
- 407 - Gedanken am frühen Morgen - Göttliche Geduld
Welch große und erhabene Geduld aber zeigt Gott, indem er die von den Menschen zur Schändung seiner Herrlichkeit und Ehre errichteten heidnischen Tempel, ihre aus Erde geformten Bildwerke und ihre gottlosen Opfer mit der größten Geduld erträgt und dennoch über Gute und Böse in gleicher Weise Tag werden und das Licht der Sonne aufgehen lässt, und wenn er die Länder mit Regen tränkt, keinen von seinen Wohltaten ausschließt, sondern den Gerechten ebenso wie den Ungerechten ohne jeden Unterschied sein Nass spendet! Wir sehen, wie mit unzertrennlicher, gleichmäßiger Geduld Schuldigen und Unschuldigen, Frommen und Gottlosen, Dankbaren und Undankbaren auf Gottes Wink die Jahreszeiten gefügig sind, die Elemente dienen, die Winde wehen, die Quellen strömen, wie die Fülle der Ernten gedeiht, der Ertrag der Weingärten heranreift, die Baumpflanzungen Obst in Fülle hervorbringen, wie die Wälder sich belauben und die Wiesen blühen. Und obwohl Gott durch häufige, ja durch fortwährende Kränkungen erbittert wird, beherrscht er dennoch seinen Unmut und wartet geduldig den einmal vorausbestimmten Tag der Vergeltung ab, und obgleich er die Rache in seiner Gewalt hat, will er doch lieber noch längere Zeit Geduld üben, indem er eben voll Milde [die Kränkungen] hinnimmt und [die Rache] hinausschiebt, damit womöglich die lange fortgesetzte Bosheit sich endlich doch noch ändere und der Mensch, nachdem er sich in dem befleckenden Schmutze des Irrtums und der Verbrechen gewälzt, wenn auch spät erst, sich zu Gott bekehre, der ja selbst mahnt und sagt: „Ich will nicht so sehr den Tod des Sterbenden als vielmehr, dass er sich bekehre und lebe“.
Sun, 13 Oct 2024 - 05min - 406 - Gedanken am frühen Morgen - Du kennst es
Nicht fremd sind dem Landmann die Mühen der Landwirtschaft, nicht unerwartet kommt dem Matrosen der Sturm auf dem Meere, nicht seltsam ist dem Lohnarbeiter der sommerliche Schweiß, nicht etwas Ungewohntes sind denen, die sich für ein gottesfürchtiges Leben entschlossen haben, die Plackereien der umgebenden Welt. Vielmehr hat jeder Stand, den ich genannt, seine eigene Plage, die jeder Beruf kennt. Nicht um ihrer selbst willen trägt man sie, sondern zur Erlangung verheißener Güter. Hoffnungen, die den Menschen sein ganzes Leben lang halten und begleiten, erleichtern ja einem jeden seine Bürde. Von denen nun, die um der Erde Güter oder um irdischer Dinge willen sich abmühen, sahen sich die einen überhaupt in ihren Hoffnungen betrogen, indem ihnen die verheißenen Güter nur in der Phantasie verblieben. Denen aber wirklich der erwünschte Enderfolg beschieden war, ward wieder nötig eine neue Hoffnung, da die alte vorüberglitt und in Bälde verwelkte. Nur denen, die sich um die Frömmigkeit bemühen, vermochte keine Lüge die Hoffnungen zu rauben, kein Ende die Mühen zu verdrießen, da ihrer ein sicheres und dauerndes Himmelreich harrt.
Sat, 12 Oct 2024 - 04min - 405 - Gedanken am frühen Morgen - Erkenntnis meinen
Ich bin erstaunt darüber, nach welcher Höhe unsere Vermessenheit strebt. Nicht darüber bin ich erstaunt, dass sie dieselbe schon erreicht hätte, sondern darüber, dass sie wähnte, sie überhaupt erreichen zu können. Wenn nämlich jemand etwas zu erreichen wähnt, so hat er es noch lange nicht erreicht. Durch das bloße Meinen erreicht man nichts; freilich ist es sehr leicht, es zu meinen. Auch die Grübler meinten, ihr Ziel erreicht zu haben; aber dadurch, dass sie dies meinten, erreichten sie es doch nicht. Denn erhaben über jede Vernunft ist der Schöpfer aller Vernunftwesen. Unerforschlich ist er den Menschen und selbst den Engeln unbegreiflich. Das Geschöpf ist mit seiner Einsicht nicht imstande, über seinen Schöpfer zu sprechen, vermag es ja nicht, einmal zu sagen, wie es selbst gebildet wurde. Begreift es nun seine eigene Entstehung nicht, wie könnte es imstande sein, seinen Schöpfer zu begreifen? Der Verstand vermag nicht, die große Höhe seines Schöpfers zu erreichen, weit unter jener Höhe bleibt die Forschung der Forscher.
Thu, 19 Sep 2024 - 04min - 404 - Gedanken am frühen Morgen - Vorbildliche Kinder
So lasst uns also den Zorn meiden, oder aber dämpfen, dass er nicht in unserem lobenswerten Betragen eine Ausnahme bilde, in unserem sündigen Verhalten die Schuld mehre! Nichts Geringes ist es, den Zorn zu besänftigen; nichts Geringeres, als sich überhaupt nicht aufzuregen. Ersteres ist unser Verdienst, letzteres glückliche Naturanlage. Bei Kindern nehmen sich denn auch Zornesregungen harmlos aus; sie sind mehr drollig denn widerlich. Und kommen auch Kinder unter sich rasch in Aufregung, lassen sie sich doch rasch besänftigen und begegnen sich wiederum in um so größerer Freundlichkeit. Sie wissen nichts von hinterlistigem und ränkevollem Benehmen. Verachtet diese Kinder nicht! Der Herr sagt von ihnen: „Wenn ihr euch nicht bekehrt und werdet wie dieses Kind, werdet ihr in das Himmelreich nicht eingehen“. Der Herr selbst, d. i. Gottes Kraft hat gleich einem Kinde, da er geschmäht wurde, die Schmähung nicht erwidert; da er geschlagen wurde, den Schlag nicht zurückversetzt. Mache den Vergleich mit dir! Halte gleich einem Kinde nicht am Unrecht fest! Sei nicht bösartig! Alles geschehe deinerseits in Unschuld! Schaue nicht auf das, was dir von anderen vergolten wird! Behaupte deinen Standpunkt und wahre die Aufrichtigkeit und Lauterkeit deines Herzens! Erwidere dem Zornigen nicht auf seinen Zornesausbruch, noch dem Unverständigen auf seinen Unverstand! Rasch löst Schuld wiederum Schuld aus. Wenn man den Stein am Steine reibt, schlägt nicht Feuer hervor?
Mon, 16 Sep 2024 - 04min - 403 - Gedanken am frühen Morgen - Verbreitete Nähe
Meine Brüder, ich bin gar sehr ausgegossen in Liebe zu euch, und in lauter Frohlocken bestärke ich euch; doch nicht ich, sondern Jesus Christus, in dem gefesselt ich gar große Besorgnis habe, da ich noch nicht vollendet bin. Aber euer Gebet wird mich vollkommen machen für Gott, auf dass ich das Los erlange, in dem mir Erbarmung zuteil geworden, da ich zum Evangelium meine Zuflucht nahm als zum Fleische Jesu und zu den Aposteln als dem Presbyterium der Kirche. Lieben wir aber auch die Propheten, weil auch ihre Lehre auf das Evangelium hingerichtet ist und weil sie auf ihn hoffen und ihn erwarten; im Glauben an ihn sind sie auch gerettet worden, in Einheit mit Jesus Christus verbunden, liebe und bewunderungswürdige Heilige, von Jesus Christus beglaubigt und mitgezählt in dem Evangelium der gemeinsamen Hoffnung.
Sun, 15 Sep 2024 - 04min - 402 - Gedanken am frühen Morgen - Keine Angst vor dem Kranken
Alles Zusammengesetzte fällt der Auflösung anheim. Alles, was sich durch Zusammensetzung gebildet hat, geht der Auflösung entgegen. Wenn unser Leib den Geist kurze Zeit umschlossen hat, dann erlöschen wir wie eine Wasserblase und lassen keine Spur dieses vorübergehenden aufgeblasenen Dunstes im Leben zurück. Säulen, Steine und Inschriften erhalten unser Andenken, und auch diese dauern nicht ewig. Wenn du also dies in Betreff deiner Person bedenkest, so sei nicht hohen Sinnes, sondern fürchte dich, wie der Apostel sagt. Es ist ungewiss, ob du nicht gegen dich selbst Hartherzigkeit vorschreibst. Du fliehst, nicht wahr, vor dem Kranken? Was kannst du ihm vorwerfen? Dass die Feuchtigkeit in ihm verdorben und ein gewisser eiternder Saft in das Blut gemischt ist, weil die schwarze Galle sich in die Feuchtigkeit ausgegossen hat? Denn so kann man die Ärzte sich äußern hören, welche die Natur der Krankheiten erklären. Was für ein Unrecht begeht also der Mensch, wenn die Natur eine schwankende und unbeständige Substanz ist und in diese Gattung der Krankheit fällt? Siehst du nicht auch an den gesunden Körpern, dass, wer im Übrigen sich wohl befindet, von einer Entzündung oder einem Geschwür oder einem ähnlichen Leiden ergriffen wird, indem an einem Teil die Feuchtigkeit über Gebühr sich erhitzt und deshalb Entzündung, Röte und eiternde Fäulnis eintritt? Wie nun? Führen wir etwa Krieg mit dem kranken Teil des Fleisches? Gerade im Gegenteil wenden wir alles, was am Körper gesund ist, zur Heilung des kranken Teiles an. Die Krankheit ist also nicht zu verabscheuen. Denn es würde sonst auch an uns selbst, wenn ein Teil krank ist, der gesunde Theil vor der Pflege des kranken zurückschrecken. Was ist aber die Ursache, die uns von solchen Menschen zurückhält? Was ist es?
Sat, 14 Sep 2024 - 05min - 401 - Gedanken am frühen Morgen - Unerhörtes erzählen
Allein obschon ich damit kund gegeben hatte, dass ich bereit war, mich vor hundert und auch vor tausend Bischöfen von den Anschuldigungen zu reinigen, und meine Schuldlosigkeit zu beweisen (wie ich denn wirklich schuldlos bin), so ging er trotzdem nicht darauf ein, sondern eilte ohne Scheu zu vollenden, was er beschlossen hatte. Während ich abwesend war, an eine Synode appellierte, eine gerichtliche Untersuchung forderte, und mich nicht einem Verhör, sondern nur der offenkundigen Feindseligkeit zu entziehen suchte: ließ er sich trotzdem mit den Klägern ein, löste Diejenigen vom Banne, die ich von der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen hatte, nahm von ihnen sogar Anklageschriften an, noch ehe sie sich wegen der ihnen zur Last gelegten Vergehen gerechtfertigt hatten, und ließ von ihnen Denkschriften ausarbeiten — was doch Alles gegen das Gesetz und gegen die Vorschriften der Kanones war. Wozu soll ich noch ausführlicher sein? Er ließ nicht ab, alles Mögliche ins Werk zu setzen, bis er mich aus eigener Macht und Gewalt aus der Stadt und aus der Kirche vertrieben hatte, obgleich es bis in den späten Abend dauerte, und das ganze Volk hinter mir her zog. Ich wurde von dem Polizeibeamten mitten durch die Stadt gezogen, mit Gewalt geschleppt und abgeführt, in ein Schiff hineingeworfen und während der Nacht hinwegbefördert, ― weil ich zum Zwecke eines gerechten Verhörs an eine Synode appelliert hatte. Wer mag Das ohne Tränen anhören, hätte er auch ein Herz von Stein?
Fri, 13 Sep 2024 - 04min - 400 - Gedanken am frühen Morgen - Ein neuer Ort
Zu derselben Zeit war der vorher erwähnte ehrwürdige Anastasius Notar der heiligen römischen Kirche, der ich nach Gottes Ratschluss diene. Da er sich Gott allein widmen wollte, verließ er den Aktenschrank, wählte sich ein Kloster und verlebte an dem schon genannten Ort, der Suppentonia hieß, viele Jahre unter heiligen Werken und stand dem Kloster in emsiger Wachsamkeit vor.
Thu, 12 Sep 2024 - 03min - 399 - Gedanken am frühen Morgen - Eile mit Weile
Besser ist ja ein allmählicher Fortschritt. Daher gib nach und nach die Vergnügen des Lebens auf und lege so jede Gewohnheit ab, damit Du nicht bei gleichzeitigem Kampfe gegen alle Gelüste Dir eine Menge Versuchungen bereitest. Bist Du aber einmal über eine Leidenschaft starkmütig Herr geworden, dann rüste Dich gegen die zweite, und so wirst Du mit der Zeit über alle Gelüste Herr werden. Für die Sinnenlust gibt es nur einen Namen; aber ihre Wirkungen sind verschieden. So sei denn, mein Bruder, zuerst standhaft gegen jede Versuchung! Mit welchen Versuchungen aber wird der Gläubige versucht? Mit zeitlichem Verlust, Anklagen, Lügen, Widersetzlichkeiten, Verleumdungen und Verfolgungen? Ja, auf diese und ähnliche Dinge wird der Gläubige geprüft. Sodann sei auch ruhig, nicht voreilig im Reden, nicht streitsüchtig, nicht rechthaberisch, nicht ruhmsüchtig, nicht schwatzhaft, sondern verlässig; sei kein Wortheld, sei aber immer bereit zum Lernen, nicht zum Lehren! Kümmere Dich nicht neugierig um irdische Lebensfragen! Daraus erwächst Dir kein Gewinn.
Wed, 07 Aug 2024 - 05min - 398 - Gedanken am frühen Morgen - Abziehende Gewalten
Es gibt aber mächtige Gewalten, welche uns von der Höhe unserer Seelenmauer herabstoßen wollen. Gewalten, die nach den Worten des Apostels in der Luft wie auf der Erde sind: sie suchen uns zu hindern, wenn wir geraden Weges fortgehen; wollen wir dem Himmlischen zustreben, so möchten sie uns herabziehen und an die Erde fesseln. Umso viel mehr müssen wir unseren Geist auf das Himmlische richten und dem ewigen Worte folgen. Jene Mächte überschütten uns mit weltlichen Sorgen, um uns vom rechten Wege abzulenken: wir aber sollen dann um so entschiedener unsere Schritte zu Christus hinwenden. Jene Mächte werfen in deine Seele die ungezügelte Begier nach Gold, Silber und fremdem Besitztum, damit du dich unter dem Vorwande, jenes erwerben zu müssen, von der Teilnahme an dem Hochzeitsmahle des Sohnes Gottes entschuldigen möchtest. Hüte du dich aber vor solcher Entschuldigung; ziehe vielmehr das hochzeitliche Gewand an und nimm Teil an dem Gastmahle des himmlischen Königs! Es könnte sonst auch dir begegnen, dass der Herr dich ausschlösse und für dich, während du weltlichen Sorgen hingegeben bist, andere einlädt. Auch das ungebührliche Streben nach Ehre legen jene Mächte der Welt in die Seele, damit du dich erhebest wie Adam und so, während du Gott gleich sein willst in der Fülle seiner Macht, die göttlichen Gebote verachtest. Damit würdest du dann auch diejenigen göttlichen Gaben, welche du wirklich besitzest, verlieren, nach dem Worte der Schrift: „Wer Nichts gewann, Dem wird auch Das, was er hatte, genommen.“
Thu, 01 Aug 2024 - 04min - 397 - Gedanken am frühen Morgen - Einfache Wahrheit
A. Ist es nicht wahr, zu sagen, o Hermias, dass das Wort der Wahrheit einfach ist und den möglichst besten Sitz in den einfältigen Herzen hat, bei Weitem süßer aber ist als Bienenarbeit (Honig)? Dass aber die Sache wahr sei, wird der göttliche David bekräftigen, der zu Gott, dem Heilande Aller, sagt: „Wie süß sind meiner Kehle deine Reden, mehr als Honig und Honigwabe für meinen Mund!“
B. Ja, dass das Wort der Wahrheit ganz einfach und süßer sei als Honigwaben, bekenne auch ich; wie beschaffen aber soll wohl die Art der Einfachheit hierin von uns gedacht werden?
A. Was denn sonst wohl soll die Rede der Wahrheit als einfach uns erweisen als Das, dass sie frei ist von vielverschlungenen Erwägungen und von einem gleichsam finster und traurig blickenden Sinne, der verschmitzt und zusammengesetzt ist und von der ihm einwohnenden Stärke den Beweis liefert, nicht dadurch, dass er zur Auffindung der Wahrheit nützt, sondern dadurch, dass er die Zuhörer nicht wenig beschädigt.
Fri, 26 Jul 2024 - 03min - 396 - Gedanken am frühen Morgen - Weite Wege
Aber was für ein Wunder sollte es sein, wenn es mir schwerfällt, per Brief mit denen zu kommunizieren, die in entlegenen Gegenden leben, wenn es mir über die Kräfte scheint, auch nur mit mir selbst zu reden und mit meiner eigenen Seele Rat zu ziehen? Denn sicherlich sind für mich Briefkommunikationen sehr notwendig mit denen, die sozusagen mein eigenes Inneres, meine engsten Mitarbeiter und meine Brüder sind – in der Seele eins mit mir selbst und auch Mitglieder derselben Kirche. Und doch eröffnet sich mir keine Möglichkeit, solche Adressen zu übermitteln. In der Tat wäre es einfacher, ich sage nicht nur, die Grenzen der Provinz zu überschreiten, sondern sie von Ost nach West zu überqueren, als von eben diesem Alexandria nach Alexandria zu reisen. Denn der zentralste Weg in dieser Stadt ist größer und unpassierbarer als die ausgedehnte und unberührte Wüste, die Israel erst in zwei Generationen durchquert hat; und unsere glatten und wellenlosen Häfen sind zu einem Abbild des Meeres geworden, durch das die Menschen fuhren, als es sich teilte und auf beiden Seiten wie Mauern aufragte und in dessen Durchfahrtsstraße die Ägypter ertranken.
Thu, 18 Jul 2024 - 04min - 395 - Gedanken am frühen Morgen - Postgeheimnis gebrochen
Seine teure Mutter Bassula grüßt Sulpicius Severus.
Ginge es an, Eltern gerichtlich zu belangen, so würde ich entschieden dich mit wohlberechtigtem Schmerze wegen Diebstahl und Raub vor den Richterstuhl des Prätor ziehen. Warum sollte ich nicht Klage führen? Welches Unrecht erleide ich von dir! Du hast mir kein Blatt Papier, keine Abhandlung, keinen Brief im Hause gelassen, so raubst du alles, so bringst du alles an die Öffentlichkeit. Schreibe ich ein vertrauliches Wort an einen Freund, diktiere ich zufällig etwas zum Zeitvertreib, was ganz unter uns bleiben sollte, alles kommt doch, beinahe noch bevor es geschrieben oder diktiert ist, in deine Hände. Natürlich! Du hast ja meine Schreiber bestochen; sie spielen dir meine wertlosen Träumereien in die Hände. Doch nicht gegen diese kann ich mich ereifern, wenn sie dir zu Willen sind; brachte sie ja gerade deine Freigebigkeit in meinen Dienst, und deshalb mussten sie sich mehr als deine denn meine Diener betrachten. Du allein trägst die Schuld, du allein verdienst Strafe. Mich hintergehst du, und jene umgarnst du, dass sie dir ohne Auswahl vertrauliche oder nachlässig hingeworfene Zeilen ausliefern, bevor sie gehörig durchgearbeitet und gefeilt sind. Denn, um von anderem zu schweigen, ich frage dich, wie konnte jener Brief so rasch in deine Hände kommen, den ich kürzlich an den Diakon Aurelius schrieb? Ich war in Toulouse, du befandst dich zu Trier und wärest soweit vom heimatlichen Boden getrennt, dass sich dein Sohn darüber beunruhigte. Wie war es dir denn möglich, jenen Freundesbrief zu stehlen?
Wed, 17 Jul 2024 - 05min - 394 - Gedanken am frühen Morgen - Immer mehr
Die den sinnenfälligen Reichtum unter Mühen und Gefahren auf dem Meere zusammenraffen und großen Gewinn machen, streben nach noch mehr. Den augenblicklichen Besitz erachten sie für nichts, nach dem noch nicht vorhandenen strecken sie sich aus. Wir aber, die wir von dem Begehrten nichts haben, wollen auch nichts erwerben wegen der Furcht vor Gott.
Mon, 08 Jul 2024 - 04min - 393 - Gedanken am frühen Morgen - Das wahre GlückSun, 07 Jul 2024 - 03min
- 392 - Gedanken am frühen Morgen - Klein aus Liebe
Wenn der Erzieher sich nicht liebevoll ganz zu dem Kinde herablässt, wird er nie das Kind zum vollkommenen Manne emporführen: er muss seine Stimme mäßigen, seine Worte wohl erwägen, in Gebärden reden, seine [eigenen] Sinne ablegen, seine Empfindung unterdrücken, seine Kräfte verleugnen, seine Glieder [gleichsam] lösen, den eilenden Schritt hemmen, nicht zu gehen, sondern zu kriechen versuchen; er muss Lachen vortäuschen und Furcht und Weinen; denn Liebe ist bei ihm die "Lüge", unsinnig sein ist bei ihm Klugheit, Schwäche für ihn Kraft. Dies, glaube ich, hat der hl. Paulus getan, wenn er sagt: "Ich war klein in eurer Mitte, gleich wie eine Amme ihre Kinder nährt". Und mag jemand vielleicht erstaunen, wenn er einen Erzieher so handeln sieht: er wird nicht lachen, wenn er selbst Erzieher ist; er wird sich nicht wundern, wenn er selbst Vater ist. Der kann das [alles] nicht Torheit nennen, der weiß, was lieben heißt.
Thu, 04 Jul 2024 - 04min - 391 - Gedanken am frühen Morgen - Freier Geist
Denn das körperliche Auge, wenn es von Staub und Rauch und allem, was sonst es trüben kann, frei ist, gewährt dem, was ihm aufzustoßen pflegt, eine leichte und ungehinderte Wirksamkeit; wenn aber irgendein Leiden es beschädigt, wird es weniger, als es soll, seinen Gegenständen sich zuwenden, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass es bisweilen auch seiner Schärfe ermangeln wird. Auch der menschliche Geist, wenn er ruhig ist und gesetzt und von eitler und schmutziger Phantasie sich fern zu halten gewohnt, sieht scharf und klar und gewinnt eine irrtumsfreie Erkenntnis des Seienden (Wirklichen); wenn er aber durch irgendein Gebrechen stumpf wird, wird er selbst die göttliche Schönheit nicht sehen, sondern gleichsam auf das Irdische sich hinsetzen wie die nass gewordenen Spatzen, die durch die Gebundenheit am Flug in die Höhe gehindert sind.
Wed, 03 Jul 2024 - 04min - 390 - Gedanken am frühen Morgen - Unabhängige Seele
Gleichwie nämlich in diesem Leben von den Künstlern das Werkzeug dem Gebrauch entsprechend geformt wird, so hat als ein zur Herrschertätigkeit taugliches Rüstzeug der höchste Künstler unsere Natur geschaffen, indem er durch die Vorzüge an der Seele und sogar durch die Gestalt des Leibes es derartig ausstattete, dass es tauglich ist zur Herrschaft. Denn die Seele zeigt ihre von der gemeinen Niedrigkeit geschiedene königliche Würde und Erhabenheit sogleich darin, dass sie unabhängig ist und selbständig, nach eigenen Entschlüssen selbstmächtig waltend. Denn wessen sonst ist dies und nicht eines Königs? Und noch dazu die Ebenbildlichkeit mit der über Alles herrschenden Natur besteht in nichts Anderem, als dass unsere Natur sogleich als Königin geschaffen wurde. Denn wie nach menschlichem Brauch die Verfertiger der Fürsten-Bilder sowohl den Charakter der Gestalt nachahmen als auch durch den Umwurf des Purpurs die königliche Würde mit andeuten und gewöhnlich auch das Bild König genannt wird, so ward auch die menschliche Natur, da sie zur Herrschaft über das Andere ausgestattet wurde, durch ihre Ähnlichkeit mit dem König des Alls, als ein lebendiges Bild aufgestellt, das mit dem Urbild sowohl die Würde als den Namen gemein hat.
Sat, 01 Jun 2024 - 05min - 389 - Gedanken am frühen Morgen - Tor oder Lügner
Von mir wird nun in dem allerhöchsten kaiserlichen Erlasse gesagt, ich hätte mich von der Schlauheit des Ariulph täuschen lassen, und ohne Erwähnung der Klugheit wird mir Einfalt zugeschrieben, woraus ohne Zweifel ersichtlich ist, dass man mich einen Toren schelte. Dass ich dies bin, gebe ich selbst zu. Würde Ew. Frömmigkeit es nicht sagen, die Tatsachen würden es schreien. Wäre ich kein Tor gewesen, so hätte ich mich nie dazu herbeigelassen, das zu ertragen, was ich hier unter den Schwertern der Longobarden zu erleiden habe. Da man mir aber nicht glaubt, was ich von Ariulph versicherte, dass er nämlich von ganzem Herzen bereit sei, sich mit dem Römerreiche zu vergleichen, so werde ich auch der Lüge bezichtigt. Wäre ich auch nicht Bischof, so wüsste ich doch, dass es für einen Bischof eine schwere Beleidigung ist, wenn man ihn, den Diener der Wahrheit, für einen Lügner hält. Längst weiß ich, dass man dem Nordulph sowie auch dem Leo mehr geglaubt hat als mir. Auch jetzt schenkt man denen, die man gerade vor sich hat, mehr Glauben als meinen Versicherungen.
Sat, 29 Jun 2024 - 04min - 388 - Gedanken am frühen Morgen - Lilien unter Dornen
Ich hoffte, zu Samosata mit Euer Ehrwürden zusammenzutreffen. Doch war mir solche Zusammenkunft nicht vergönnt, und dies Missgeschick ließ mich nicht kalt. Deshalb überlegte ich mir, wann es mir wohl möglich wäre, in Eure Gegend zu kommen, oder es Euch gefallen würde, zu uns zu kommen. Freilich steht das im Willen des Herrn. Für den Augenblick aber habe ich meinem Sohne Sophronius, den ich eben antraf, wie er zu Euch abreiste, dieses Schreiben mitgegeben, das Euch einen Gruß bringen und unsere Gesinnung bekunden soll, dass wir mit der Gnade Gottes nicht aufgehört haben, Euer zu gedenken und Euretwegen dem Herrn zu danken, dass Ihr einer guten Wurzel gute Sprossen seid, fruchtbar an guten Werken und wirklich wie Lilien unter den Dornen.
Fri, 28 Jun 2024 - 05min - 387 - Gedanken am frühen Morgen - Mehr als Fülle
Kein Quäler hatte sich unter das Volk eingedrungen, und es lag durch keinen Unfall und Sturm erschüttert darnieder; wie hat er also Mitleid mit dem niedergeschlagenen und geplagten Volke? Der Herr bemitleidet nämlich das Volk, welches durch die herrschende Gewalttätigkeit des unreinen Geistes geplagt, und unter der Last des Gesetzes krank war; weil sie noch keinen Hirten hatten, welcher ihnen den Schutz des heiligen Geistes gewähren wollte. Und sehr reichlich war die Frucht dieses Geschenkes, aber noch von Niemanden geerntet. Seine Fülle übersteigt nämlich die Menge derer, welche davon nehmen.
Thu, 27 Jun 2024 - 04min - 386 - Gedanken am frühen Morgen - Echte Argumente
Halte also, teuerster Bruder, das dir anvertraute Steuerruder mit aller Wachsamkeit und wende die Augen deines Geistes auf alles umher, was du als deiner Sorge übergeben erkennst, indem du das behütest, was dir zum Lohne gereichen wird, und jenen widerstehst, welche die Disziplin der Canones zu erschüttern versuchen! Das göttliche Gesetz muss in Ehren gehalten und die Verordnungen der Canones sollen ganz genau beobachtet werden. In den dir anvertrauten Provinzen sollen solche zu Bischöfen des Herrn konsekriert werden, welchen nur die Verdienste (ihres) Lebenswandels und des geistlichen Amtes zur Seite stehen. Persönlichen Gunstbezeigungen, dem Ehrgeiz, erkauften Stimmen gestatte keinen Einfluss!
Sat, 22 Jun 2024 - 04min - 385 - Gedanken am frühen Morgen - Wahrer Friede
Der Friede besteht im Bereich des Körperlichen in der geordneten Zusammenstimmung der Teile, der Friede der vernunftlosen Seele in der geordneten Ruhe der Triebe, der Friede der vernünftigen Seele in der geordneten Übereinstimmung zwischen Erkenntnis und Betätigung, der Friede zwischen Leib und Seele in dem wohlgeordneten Leben und Wohlergehen des Lebewesens, der Friede zwischen dem sterblichen Menschen und Gott in dem geordneten, im Glauben betätigten Gehorsam gegen das ewige Gesetz, der Friede unter den Menschen in der geordneten Eintracht, und zwar der Friede der Familie in der geordneten Eintracht der Angehörigen in Bezug auf Befehlen und Gehorchen, und der Friede im Staat in der geordneten Eintracht der Bürger in Bezug auf Befehlen und Gehorchen, der Friede des himmlischen Staates in der vollkommen geordneten und einträchtigen Gemeinschaft des Gottgenießens und des wechselseitigen Genießens in Gott, der Friede endlich für alle Dinge in der Ruhe der Ordnung. Unter Ordnung aber versteht man eine Verteilung von gleichen und ungleichen Dingen, die jedem seinen Platz anweist.
Fri, 21 Jun 2024 - 04min - 384 - Gedanken am frühen Morgen - Enttäuschte Liebe
Ich wurde daher sehr erbittert und kam in große Verlegenheit. Ich verschweige nämlich nicht, was ich erfahren musste. Wenig fehlte, und ich hätte meine Rede, meine schönste und wertvollste Gabe, mein Hochzeitsgeschenk, zurückbehalten; wenig fehlte, und ich hätte euch, nach denen ich mich gesehnt hatte, angegriffen, nachdem ich nun einmal vergewaltigt war. So Herrliches ließ sich sagen. Dazu hatte Begeisterung die Zunge belebt. Wird aber Begeisterung durch unerwartete Kränkung schmerzlich enttäuscht, dann wird sie zur Erbitterung, und nun ist es ihre Freude, heftig anzugreifen. Wenn einem von euch begeisterte Liebe einmal mit Verachtung beantwortet wurde, versteht er mein Leid und wird mir verzeihen, wenn ich in meinem Leid mich zu solchem Unmut versteige.
Mon, 10 Jun 2024 - 04min - 383 - Gedanken am frühen Morgen - Mehr Vorbild
Der römische Bischof Soter starb nach achtjähriger Regierung. Ihm folgte als zwölfter Bischof nach den Aposteln Eleutherus, und zwar im 17. Jahre der Regierung des Kaisers Antoninus Verus. Als damals an verschiedenen Teilen der Erde durch das Hetzen städtischer Einwohner heftige Verfolgungen gegen uns erregt wurden, zeichneten sich Tausende von Märtyrern aus, wie sich aus der Geschichte eines einzigen Volkes erschließen lässt, die der Nachwelt überliefert wurde, und die es auch tatsächlich verdient, unvergessen zu bleiben. Den ausführlichen Bericht hierüber habe ich vollständig meiner Aktensammlung über die Märtyrer einverleibt; er hat nicht nur historischen, sondern auch pädagogischen Wert. Was davon für den vorliegenden Zweck von Bedeutung ist, will ich nunmehr auswählen und anführen.
Sun, 09 Jun 2024 - 03min - 382 - Gedanken am frühen Morgen - Ausgewogen denken
Sie alle sind der Meinung, es vermöge menschliche Kraft und Weisheit zur Vollkommenheit und zur Gottgleichheit, nicht etwa bloß zur Gottähnlichkeit, zu gelangen. Infolgedessen stellen sie die Behauptung auf, sie vermöchten nicht einmal in Gedanken oder unbewusst zu sündigen, wenn sie den Gipfel der Vollendung erstiegen hätten. Zwar habe ich im oben erwähnten Briefe an Ktesiphon diese Irrtümer wegen des Mangels an Zeit nur flüchtig gestreift. Doch wird die Schrift, welche ich hiermit beginne, die sokratische Methode zum Vorbild nehmen und die Gründe, die beiderseitig vorgebracht werden können, zur Darstellung bringen. So wird dann die Wahrheit umso klarer zutage treten, wenn jeder seine Ansicht vorzutragen in der Lage ist.
Sat, 08 Jun 2024 - 03min - 381 - Gedanken am frühen Morgen - Klare Schlüsse
Auch das enthält die kirchliche Lehre, dass es gewisse Engel Gottes und gute Mächte gebe, die ihm zu Vollbringung der Erlösung der Menschen dienen. Wann sie jedoch geschaffen, welcher Art und welchen Ortes sie seien, wird nirgends bestimmt gesagt. Ebenso wird über das Belebtsein oder die Leblosigkeit der Gestirne öffentlich nichts gelehrt. Dergleichen Hauptsätze (εοιχεια) nun müssen zu Grunde gelegt werden, nach der Anweisung: „zündet euch das Licht der Erkenntnis an“, wenn man nach Anlage derselben ein zusammenhängendes Ganzes (εν σωμα) konstruieren will: in dem Maße, dass das Wahre in jedem Einzelnen durch klare und bündige Schlüsse gesucht, und teils mit Belegen aus der Schrift, teils durch strenge Folgerungen, wie gesagt, als ein Ganzes dargestellt wird.
Fri, 07 Jun 2024 - 03min - 380 - Gedanken am frühen Morgen - Nicht erheben
Wer also Zeichen und Wunder tut, verurteile nicht einen der Gläubigen, der nicht gewürdigt wurde, sie zu wirken. Denn verschieden sind die Gnadengaben Gottes, von ihm durch Christus gegeben: Du hast diese empfangen, ein anderer eine andere, den Geist der Weisheit oder der Erkenntnis oder der Unterscheidung der Geister oder die Vorerkenntnis der Zukunft oder die Lehrgabe oder die Langmut oder die gesetzliche Enthaltsamkeit. Denn auch Moses, der Mann Gottes, überhob sich, als er in Ägypten Wunder wirkte, nicht über seine Stammesgenossen und, obgleich Gott genannt, prahlte er nicht gegenüber seinem Propheten Aaron. Und auch Jesus, der Sohn des Nave, der nach ihm das Volk führte, erhob sich nicht übermütig über Phinees oder Kaleb, obwohl er, weil der Tag zum Siege nicht ausreichte, im Kriege gegen die Jebusiter die Sonne gegen Gabaon stellte und den Mond gegen die Bergschlucht Ailon. Und auch Samuel, der so viel Wunderbares getan hatte, schätzte den Gott liebenden David nicht gering, beide waren ja Propheten, und zwar jener Hohepriester, dieser König. Und obgleich in Israel siebentausend Heilige waren, die ihre Kniee vor Baal nicht gebeugt hatten, wurde doch unter ihnen nur Elias und sein Schüler Elisäus Wundertäter.
Thu, 06 Jun 2024 - 05min - 379 - Gedanken am frühen Morgen - Dein Erzieher
Wie also die körperlich Kranken einen Arzt brauchen, so haben die seelisch Leidenden einen Erzieher nötig, damit er unsere Leidenschaften heile und uns dann in die Schule des Lehrers führe, indem er die Seele reinigt und für die Erkenntnis empfänglich macht, so dass sie die Offenbarung des Logos in sich aufnehmen kann. Da er aber bestrebt ist, uns in heilsamem, stufenweisem Fortschreiten zur Vollkommenheit zu führen, verwendet der in jeder Hinsicht liebreiche Logos die vortreffliche und für eine wirksame Ausbildung zweckmäßige Erziehungsweise, indem er zuerst ermahnt, dann erzieht und zuletzt lehrt.
Wed, 05 Jun 2024 - 04min - 378 - Gedanken am frühen Morgen - Wachsen im Nötigen
Ich gebe euch meine Mahnungen nicht, als ob ich etwas wäre. Denn wenn ich auch um des Namens willen Fesseln trage, so bin ich doch noch nicht vollkommen in Jesus Christus. Ich fange nämlich jetzt erst an mit der Jüngerschaft (Christi) und rede zu euch als zu meinen Mitschülern; denn von euch musste ich (zum Kampfe) gesalbt werden durch Glauben, Ermunterung, Geduld und Langmut. Aber weil mich die Liebe nicht schweigen lässt, wenn's euch angeht, deshalb habe ich mir vorgenommen, euch zu ermahnen, dass ihr in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes wandelt. Denn auch Jesus Christus, unser untrennbares Leben, ist der Wille des Vaters, wie auch die Bischöfe, die bis an die Grenzen der Welt aufgestellt sind, im Willen Jesu Christi sind.
Tue, 04 Jun 2024 - 05min - 377 - Gedanken am frühen Morgen - Täuschung durch Zufall
Es lebte zu dieser Zeit ein weiser Mann, ein in seiner Kunst sehr erfahrener und hochberühmter Arzt, der als Prokonsul nach jenem Wettstreite mit eigener Hand den Siegeskranz meinem irren Haupt aufgesetzt hatte, freilich nicht als Arzt. Denn jene Krankheit heilst du allein, der „du den Stolzen widerstehest, den Demütigen aber deine Gnade gibst". Dennoch aber tratest du mir auch in jenem Greise nahe und ließest meiner Seele Heilung zukommen, Denn als ich ihm näher befreundet wurde und fleißig und aufmerksam seinen Reden lauschte, die, einfach in den Worten, frische, angenehme und bedeutsame Gedanken enthielten, erkannte er gar bald, dass ich mich eifrig mit den Büchern der Nativitätssteller beschäftigte, und ermahnte mich voll väterlicher Güte, sie beiseite zu werfen und Zeit und Mühe, die wichtigeren Beschäftigungen gebührten, nicht auf solche Nichtigkeiten zu verwenden. Er selbst, sagte er, habe in frühester Jugend denselben Unsinn zum Gegenstande seines Studiums gemacht, da er durch ihn seinen Lebensunterhalt zu verdienen beabsichtigt habe, und wenn er den Hippokrates verstanden habe, so habe er wohl am Ende auch jene Schriften verstehen können; und doch habe er nur deshalb später sie verlassen und sich dem Studium der Medizin ergeben, weil er ihre ganze Nichtigkeit erkannt und als Mann von Ehre seinen Lebensunterhalt nicht durch Täuschung seiner Mitmenschen habe erwerben wollen. "Aber du", schloss er, "hast ja ein Mittel für dein Fortkommen in der Rhetorik; jenen Betrug aber treibst du nur zum Vergnügen und nicht aus Sorge ums tägliche Brot. Umso mehr musst du mir in dieser Beziehung Glauben schenken, da ich es mir einst allen Eifer kosten ließ, mich gründlich darin zu unterrichten, um meine Existenz darauf zu gründen". Als ich ihn aber fragte, wieso denn die Sterndeutekunst so viele tatsächliche Erfolge aufweisen könne, antwortete er, so gut er es eben konnte, das sei eine Wirkung von der überall im ganzen Weltall vorhandenen Macht des Zufalls. Denn oft komme es vor, dass jemand sich bei einem Dichter, der etwas ganz anderes meine und beabsichtige, Rats erhole und auf den aufgeschlagenen Blättern einen wunderbar zu der Angelegenheit passenden Vers finde; so dürfe man sich auch nicht wundern, wenn aus der menschlichen Seele auf höheren Antrieb, nicht durch Kunst, sondern durch Zufall, so dass sie selbst nicht wisse, was in ihr vorgehe, Worte herausklängen, die mit den Verhältnissen und dem Vorhaben des Fragenden übereinstimmten.
Sun, 02 Jun 2024 - 06min - 376 - Gedanken am frühen Morgen - Gegenseitig dienen
Die Brüder sollen sich gegenseitig bedienen, so dass keiner vom Küchendienst entschuldigt sei, außer er wäre krank oder durch ein wichtiges Geschäft in Anspruch genommen; denn auf diese Weise steigert sich Verdienst und Liebe. Den Schwachen gebe man aber Gehilfen, damit sie ihren Dienst ohne Traurigkeit versehen können. Überhaupt soll man allen Hilfe gewähren je nach der Größe der Klostergemeinde und nach der örtlichen Lage. Ist die Gemeinde zahlreich, dann bleibe der Cellerar vom Küchendienst ausgenommen, ebenso, wie schon gesagt, wenn einem wichtigere Geschäfte obliegen. Alle übrigen sollen einander in Liebe bedienen. Wer den Wochendienst beendet, nehme am Samstag die Reinigung vor; er wasche die Tücher, womit sich die Brüder Hände und Füße abtrocknen. Die Füße soll allen Brüdern waschen, wer mit dem Dienst beginnt, wie auch, wer ihn beschließt. Das Geräte, das zu seinem Dienste gehört, gebe er gereinigt und unbeschädigt dem Cellerar zurück. Dieser weise es dann dem Bruder an, der mit dem Dienst beginnt; so kann er immer wissen, was er hergibt und was er zurückerhält.
Sat, 01 Jun 2024 - 04min - 375 - Gedanken am frühen Morgen - Was denn nun
Nun gut! Es sei dem so! Betreffs der Seele liegen sie zwar in Hader, bezüglich ihrer übrigen Verhältnisse aber stimmen ihre Aussprüche überein. Aber wie? Da bezeichnet einer das Vergnügen der Seele als ein Gut für sie, der andere als ein Übel, der Dritte als ein Mittelding zwischen Gut und Böse. Bezüglich der Natur der Seele behaupten die einen, sie sei unsterblich, andere, sie sei sterblich, andere wiederum, sie sei noch einige Zeit verweilend; einige lassen sie in Tiere übergehen, andere lösen sie in Atome auf, andere wiederum lassen sie eine Verbindung mit einem Körper eingehen, andere schließlich lassen sie eine Wanderung von dreitausend Jahren durchmachen. Leute also, die nicht hundert Jahre leben, künden uns von dreitausend zukünftigen Jahren. Wie soll man also das nennen? Soviel mir scheint Abenteuerlichkeit, Unsinn oder Wahnwitz oder Absonderlichkeit oder alles zugleich. Wenn sie eine Wahrheit gefunden haben, so sollen sie in Übereinstimmung sich einigen und ich werde dann mit Freuden ihnen Glauben schenken. Wenn sie aber die Seele auseinander reißen und sie hin- und herzerren, der eine sie in diese Natur, der andere in eine andere, also sie von einem Stoff in einen anderen verwandelt, so muss ich zugeben, dass eine derartige Unbeständigkeit der Dinge mich ärgert. Jetzt bin ich unsterblich und freue mich darob; dann aber werde ich wiederum sterblich und weine deshalb; allsogleich löse ich mich in Atome auf, werde Wasser, werde Luft, werde Feuer; kurze Zeit darauf bin ich weder Luft noch Feuer, zum Tier macht man mich, zum Fisch; ich habe also zur Abwechslung Delphine zu Brüdern. Wenn ich mich besehe, so graut mich mein Leib und ich weiß nicht, wie ihn benennen: Mensch oder Hund oder Wolf oder Stier oder Vogel oder Schlange oder Drache oder Chimäre. Denn in alle Tiere lassen mich die Philosophen sich verwandeln: in Land- und Wassertiere, in Vögel, in Gestalt wechselnde, in wilde und zahme, stumme und lautbegabte, in vernunftlose und unvernünftige: ich schwimme, fliege, flattere, krieche, laufe, sitze. Da kommt der Empedokles und macht mich zum Strauche.
Fri, 31 May 2024 - 05min - 374 - Gedanken am frühen Morgen - Musik des Lebens
Greif auch du zur Zither, dass die Saiten deines Inneren von des Geistes Griffel angeschlagen guten Werkes Laute tönen! Greif zum Psalter, dass die Harmonie deiner Worte und Taten erklinge! Greif zur Pauke, dass der Geist im Inneren das Instrument deines Leibes melodisch ertönen lasse und der süße Wohllaut deines sittlichen Wandels im tätigen Handeln sich vernehmlich mache! So griff der Prophet in die Saiten, da er sang: „Komm her vom Libanon, Braut! Komm her vom Libanon!‟
Thu, 30 May 2024 - 04min - 373 - Gedanken am frühen Morgen - Befreiung erleben
Nach vielen Zeichen und Wundem, die der Herr durch seine Dienerin Verena in der Zelle bei Solothurn wirkte, machte sie sich auf Wanderschaft und gelangte dem Aareufer entlang bis zur Mündung in den Rhein. Wie bereits erwähnt, traf sie beim Zusammenstrom der genannten Flüsse auf eine schöne Insel. Doch wimmelte es darauf von Schlangen, so dass sie ihr Haupt nicht auf die Erde niederlegen konnte. So begann denn die hochselige Jungfrau Christi zum Herrn zu flehen und sprach: «Herr, allmächtiger König, in Deine Hand ist alles gelegt. Deinem Willen kann niemand widerstehen. Wie Du den Schlangen geboten hast, auf ihrem Bauche zu kriechen, so befiehl nun diesen hier, keinem Menschen auf der Insel zu schaden und keinem Tier.» Da vernahm die heilige Verena eine Stimme vom Himmel, die zu ihr sprach: «Der Herr hat dein Flehen dieser Schlangen wegen erhört und wird deine Gebete und Bitten, die du an ihn richtest, täglich erhören. Mach das Zeichen des Kreuzes wider die Schlangen und befiehl ihnen, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes auszuziehen und zu weichen von diesem Ort. Und jeder Mensch, der dich in irgendeiner Bedrängnis um Hilfe anruft, wird befreit werden von der Drangsal, die ihn befallen hat.» So breitete denn die gottgeweihte Jungfrau Verena ihre Hand aus und machte das Zeichen des Kreuzes wider die Schlangen. Da wandten sie sich zur Flucht. Alle entflohen über das Wasser, und nie mehr zeigte sich auch nur eine von ihnen. Als die selige Jungfrau Verena die Schlangen fliehen sah, sprach sie: «Gelobt und gepriesen sei von mir Dein Name, o Gott. Ich freue mich und frohlocke, weil Du Dich gewürdigt hast, die Stimme meines Flehens zu erhören. Nun weiß ich, dass Du niemand im Stich lässt, der zu Dir fleht.»
Wed, 29 May 2024 - 05min - 372 - Gedanken am frühen Morgen - Erinnerungen teilen
Während er so sprach, hatten wir die Mitte der Stadt erreicht und kamen bereits an die offene Küste. Sanfte Wellen spülten dort am äußersten Rand den Sand an und breiteten ihn am Ufer hin, als wollten sie ihn für einen Spaziergang zurechtlegen. Wohl schlug das Meer nicht mit weiß schäumenden Fluten ans Land; aber wir hatten doch unsere Freude an den gekräuselten, verworrenen Wechselbewegungen der Wellen -- das Meer ist ja immer auch bei Windstille unruhig. Wir wanderten gerade am Rand des Meeres dahin; da spülte es abwechslungsweise bald heranwogend seine Wellen an unsere Füße, bald schlurfte es dieselben zurückweichend und zurücktretend wieder in sich hinein. Langsam und gemächlich schritten wir voran am Ufer der schwachgekrümmten Küste und verkürzten mit Plaudereien den Weg. Diese Plaudereien gingen von Octavius aus; er berichtete von seiner Seefahrt. Doch als wir bereits eine ordentliche Strecke Weges unter Gesprächen zurückgelegt, machten wir Kehrt und gingen den gleichen Weg rückwärts. Wir kamen zu dem Platz, wo Schiffe heraufgezogen und auf Eichenstämmen zum Schutz gegen den Einfluss des feuchten Bodens gelagert ruhten. Dort sahen wir Knaben eifrig ein Wettspiel mit Scherben treiben, die sie ins Meer schleuderten. Dieses Spiel besteht darin, dass man ein abgerundetes, von den Wellen geglättetes Steinchen in Form einer Scherbe am Ufer aufliest, dieses Steinchen in horizontaler Lage mit den Fingern fasst, sich selbst so tief als möglich bückt und es dann über die Wellen hinrollen last. Dieses Wurfgeschoß streifte nun den Rücken des Meeres [und schwamm darüber hin,] mit sanfter Gewalt darüber hingleitend oder es schimmerte [und tauchte heraus] über die höchsten Wogen dahinschnellend in fortlaufendem Sprung emporgehoben. Unter den Knaben hielt sich der für den Sieger, dessen Steinchen am weitesten hinauslief und am öftesten emporsprang.
Sat, 25 May 2024 - 03min - 371 - Gedanken am frühen Morgen - Denk nicht so
Gestern besuchten mich mehrere Mönche. Wir redeten über dies und jenes. Da kamen wir im Verlauf der langen Unterredung auf das Büchlein zu sprechen, das ich über das Leben des heiligen Mannes Martinus herausgegeben habe. Ich hörte da zu meiner großen Befriedigung, dass es viele eifrige Leser finde. Bei dieser Gelegenheit wurde mir mitgeteilt, einer habe, vom bösen Geist gereizt, gefragt, warum Martinus, der doch Tote erweckt und von den Häusern die Feuersgefahr ferngehalten hat, vor einiger Zeit selbst vom Feuer ergriffen worden und in eine ganz bedenkliche Notlage gekommen sei. Dieser jämmerliche Wicht, mag er sein, wer er wolle: wäre er damals zur Welt gekommen, er wäre sicherlich fähig gewesen, so wider den Herrn zu sprechen. Tatsächlich hätte ihm der Wille zu dieser Treulosigkeit nicht gefehlt, ihm, der jetzt bei ähnlicher Gelegenheit den Heiligen des Herrn durch sein Verhalten lästert. Was meinst du, wer immer du bist? Soll Martinus deshalb nicht mächtig, deshalb nicht heilig sein, weil er bei der Feuersbrunst in Gefahr kam? Glückseliger Mann, in allem den Aposteln gleich, auch bei diesen Lästerungen! Es wird ja überliefert, dass die Heiden auch von Paulus so dachten, als ihn eine Schlange gebissen hatte. Sie sprachen: „Dieser Mensch muss ein Mörder sein. Er ist zwar dem Meer glücklich entronnen, aber das Schicksal lässt ihn nicht am Leben“. Allein Paulus schleuderte die Schlange ins Feuer und erlitt keinen Schaden. Jene meinten, er werde sofort zusammenbrechen, sofort sterben; da sie aber sahen, dass ihm nichts Schlimmes widerfahre, schlug ihre Gesinnung um, und sie sprachen: er ist ein Gott.
Fri, 24 May 2024 - 05min - 370 - Gedanken am frühen Morgen - Das wahre Mehr
Vieles zwar bot sich an, das nach der landläufigen Meinung das Leben scheinbar nutzbringend und erstrebenswert machen könnte, besonders dasjenige, was heutzutage und auch zu allen früheren Zeiten als das Bedeutendste unter den Sterblichen galt: Müßigkeit und gleichzeitig Überfluß. Von ihnen ist das eine ohne das andere eher Gegenstand des Schlechten als Veranlassung zum Guten; denn Tatenlosigkeit ist ersichtlich beinahe eine Verbannung des eigentlichen Lebens; und eine übersättigte Unruhe zieht umso mehr Unglück herbei, mit je größerem Unmut man gerade das vermisst, was man am heftigsten begehrt und erstrebt, um es genießen zu können. Aber wenn auch (Muße und Reichtum) die höchsten und besten Annehmlichkeiten des Lebens umschließen, so unterscheiden sie sich doch sichtlich nicht sehr vom gewöhnlichen Genügen der Tiere, die in waldige und insbesondere futterreiche Plätze schweifen, um Sicherheit vor Bedrängnis und Sättigung aus reichlichem Futter zu gewinnen.
Thu, 23 May 2024 - 03min - 369 - Gedanken am frühen Morgen - Dem Narr zusehen
Der fromme Mann aber pflegte, wenn er etwas Wunderbares getan hatte, sogleich die Gegend zu verlassen, bis die Tat in Vergessenheit geraten war: und er gab sich Mühe, sofort etwas Läppisches vorzutäuschen, um dadurch zu verbergen, was er Gutes getan hatte. Einst diente er als Aufwärter in einer Kneipe und bekam dafür sein Essen; der Wirt aber war hartherzig und gab ihm häufig nicht einmal sein Essen, obwohl er viel durch ihn verdiente, denn die Bürger sagten zu einander, als ob er ein Wunderding wäre: Komm, lasst uns ein Glas trinken, wo der Narr ist! Eines Tages nun kroch eine Schlange herein, trank aus einer der Weinflaschen, spie ihr Gift hinein und kroch davon. Symeon war nicht drinnen, sondern tanzte draußen mit den Leuten. Als er hineinkam, erblickte er auf der Flasche unsichtbar TOD geschrieben. Sofort merkte er, was geschehen war, nahm einen Knüppel und schlug sie entzwei, voll wie sie war. Der Wirt aber nahm ihm den Knüppel aus der Hand und gab ihm damit soviel, dass ihm die Sinne schwanden, und jagte ihn davon. Am nächsten Morgen kam der Abbas Symeon und versteckte sich hinter der Tür. Und sieh, da kam die Schlange wieder trinken, und als der Wirt sie sah, griff er nach demselben Knüppel, um sie totzuschlagen, traf aber daneben und schlug alle Flaschen und Gläser entzwei. Da sprang der Narr hervor und rief: Wie nun, du Narr? Sieh, ich bin doch nicht allein ungeschickt! Da merkte der Wirt, aus welchem Grunde er die Flasche zerschlagen hatte, und erbaute sich und hielt ihn als Heiligen
Tue, 21 May 2024 - 03min - 368 - Gedanken am frühen Morgen - Erfrischung gefällig
An diesen Heiligen Geist wenden sich alle, die der Heiligung bedürfen. Nach ihm streben', die ein sittliches Leben führen. Von seinem An-hauch gleichsam erfrischt, wird ihnen geholfen, ihr ureigenes natürliches Ziel zu verwirklichen. Andere zur Vollendung führend, fehlt ihm selber nicht das geringste. Zum eigenen Leben nichts bedürfend, ist er selber Spender des Lebens. Man kann ihn nicht durch Hinzufügungen' vermehren, er ist von jeher vollendet'. Ganz in sich selbst gründend, ist er doch überall. Er ist Ursprung der Heiligung, geistiges Licht, das jeder vernünftigen Fähigkeit zum Auffinden der Wahrheit die notwendige Helle durch sich selbst schenkt. Unzugänglich" aufgrund seiner Natur, ist er jedoch fasslich für uns aufgrund seiner Güte.
Sun, 19 May 2024 - 03min - 367 - Gedanken am frühen Morgen - Mit Verleumdung umgehen
Dass eines Menschen Leben über Verleumdungen erhaben sei, gehört zum Allerschwierigsten, um nicht zu sagen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Das ist meine Überzeugung, und ich glaube, dass auch Deine Biederkeit daran nicht zweifelt. Aber von sich aus keinen Anstoß geben, weder denen, die genau auf die Dinge achten, noch jenen, die aus Bosheit unsern Schwächen auflauern, das ist möglich und auch Pflicht derer, die einsichtig und der Gottesfurcht entsprechend ihr Leben einrichten. Uns aber wähne nicht so einfältig und so leichtgläubig, dass wir kritiklos vom nächsten Besten Verleumdungen anhören. Wir sind eingedenk der Mahnung des Geistes, leerem Gerede kein Gehör zu schenken. Indes Ihr aber selbst sagt, Ihr, die Ihr Euch mit Rhetorik abgegeben habt, das Sichtbare deute das Unsichtbare an, so sind wir der Meinung — Du darfst es mir nicht übel nehmen, wenn wir etwas im Lehrton vortragen; denn was der Welt schwach und niedrig gilt, das hat Gott auserwählt und bewirkt dadurch oft das Heil derer, die gerettet werden —, was ich also sage und wozu ich ermahne, ist das: Man muss bei jeder Rede, bei jeder pflichtschuldigen Handlung behutsam vorgehen und darf nach der Weisung des Apostels nie und nirgends Anstoß geben.
Fri, 17 May 2024 - 04min - 366 - Gedanken am frühen Morgen - Verzeihung leben
Die Stadt Gottes hatte einst einen Patriarchen namens Alexander, der war überaus mildtätig und mitleidig. Einst stahl ihm einer seiner Beamten Geld und floh damit in die ägyptische Thebais; da fiel er auf seinen Irrwegen den blutdürstigen Barbaren Ägyptens in die Hände, und sie schleppten ihn bis an die äußerste Grenze ihres Landes. Als das der göttliche Alexander erfuhr, kaufte er den Gefangenen für fünfundachtzig Goldstücke los und nahm ihn bei seiner Rückkehr so freundlich und gut auf, dass ein Mann aus der Stadt meinte, es gebe kein besseres Geschäft, als sich an Alexander versündigen. Einst benahm sich einer seiner Diakonen vor versammeltem Klerus ungebührlich gegen ihn; da fiel der göttliche Alexander vor ihm nieder und sagte: Verzeih mir, Herr Bruder!
Thu, 16 May 2024 - 03min - 365 - Gedanken am frühen Morgen - Kunst spricht
Wenn er aber an so einen Ort sich begibt, wie der ist, an dem wir uns heute versammelt haben, wo sich das Andenken und die heiligen Überreste eines Heiligen befinden, so wird er zuerst durch die Großartigkeit des Anblicks angezogen, indem er ein Haus sieht wie einen Tempel Gottes, glänzend ausgestattet durch die Größe des Baues und die Schönheit des Schmuckes, wo auch der Zimmermann das Holz zur Gestalt lebender Wesen verarbeitet und der Steinhauer bis zur Glätte des Silbers die Steinplatten geglättet hat. Auch der Maler hat der Zierde seiner Kunst in Farben Ausdruck gegeben und in einem Gemälde die Heldentaten des Martyrers, seinen Widerstand, seine Schmerzen, die wilden Gestalten der Tyrannen, die Misshandlungen, jenen feurigen Ofen, die seligste Vollendung des Kämpfers, den Ausdruck der menschlichen Gestalt des Kampfrichters Christus dargestellt. Indem er uns wie in einem erklärenden Buche in Farben Alles künstlich darstellte, zeigte er uns deutlich die Kämpfe des Martyrers und schmückte den Tempel gleich einer schönen Wiese. Denn es pflegt auch ein stummes Gemälde an der Wand zu reden und den größten Nutzen zu gewähren. Und der die Steinchen zusammensetzte, machte den Boden, der von den Füßen betreten wird, zu einer geschichtlichen Darstellung.
Wed, 15 May 2024 - 04min - 364 - Gedanken am frühen Morgen - Rede mit mir
Als unter den Jüngern ein Rangstreit anhub, nahm unser Herr, der Demut Lehrmeister, ein Kind bei der Hand und sprach: „Wer von euch nicht wie ein Kind wird, der kann nicht in das Himmelreich eingehen.“ Damit es aber nicht so aussehe, als lehre er die Demut, ohne sie zu üben, gab er auch das entsprechende Beispiel Er wusch seinen Aposteln die Füße, begrüßte den Verräter mit einem Kusse, unterhielt sich mit der Samariterin, sprach mit Maria, die zu seinen Füßen saß, über das Himmelreich und zeigte sich nach seiner Auferstehung von den Toten zuerst den Frauen. Die Fischer Petrus und Jakobus wurden gegen die Sophisten und Weisen dieser Welt gesandt. Deshalb sagt die Schrift: „Den Hochmütigen widersteht Gott, den Demütigen aber verleiht er seine Gnade.“ In zehn Briefen, wenn ich nicht irre, habe ich Dir meine Hochachtung ausgesprochen und einige Bitten an Dich gerichtet, ohne dass Du Dich herabgelassen hättest auch nur Muh zu sagen. Während der Herr mit den Dienern sprach, willst Du, der Bruder, nicht einmal mit dem Bruder reden. „Wie unverschämt“, wirst Du sagen. Glaube mir, wenn nicht mein Sinn für edle Ausdrucksform mir Zurückhaltung auferlegte, würde ich in meinem Grimme solch schweres Geschütz auffahren, dass Du schließlich Dich zu einer Antwort bequemen müsstest, wäre es auch eine, die aus der Erregung geboren würde. Der Menschen Art ist es, nachzutragen, der Christ aber soll kein Unrecht tun. Darum will ich noch einmal den früheren Weg einschlagen und Dich bitten: „Liebe den, der Dich liebt, und gönne, mein Mitknecht im Herrn, Deinem Mitknecht ein Wort!“
Tue, 14 May 2024 - 05min - 363 - Gedanken am frühen Morgen - Ohne Argwohn
Was machte ferner David, den Urahn Gottes, zum Liebling Gottes? Eben auch der Umstand, dass er gut, und zwar auch gegen die Feinde gut war. „Ich habe, sagt der Übergute (Gott) und Freund der Gutheit, den Mann gefunden, der nach meinem Herzen ist. Und es war sogar ein gütiges Gesetz gegeben, auch für das Zugvieh eines Feindes Sorge zu tragen.“ Job ferner wurde gerechtfertigt, weil er von Ungute sich fernhielt. Auch Joseph (von Ägypten) nahm an den Brüdern, die ihm nachstellten, keine Rache, und Abel ging schlicht und ohne Arg mit dem Brudermörder (auf das Feld hinaus). Und die göttliche Offenbarung verkündet das Lob aller Guten (Gerechten), die das Böse nicht im Voraus planen und nicht zur Schau tragen, ja nicht einmal durch die Bosheit der andern von dem Guten abwendig gemacht werden, sondern vielmehr im Gegenteil die Bösen nach Gottes Weise zu Guten umformen, eingestaltig machen und den Reichtum ihres Gutseins auf sie ergießend sie freundlich zum Ähnlichen anlocken.
Mon, 13 May 2024 - 04min - 362 - Gedanken am frühen Morgen - Es braucht Zeit
Wir wollen daher mit reinem Herzen Gott dienen, dann werden wir gerecht sein; wenn wir aber diesen Dienst unterlassen, weil wir der Verheißung Gottes nicht trauen, werden wir unglücklich sein. Denn also spricht das Wort des Propheten: „Unglücklich sind die Zweifler, die schwanken in ihrem Herzen und sprechen: Das haben wir längst gehört auch schon zur Zeit unserer Väter, und wir haben von einem Tag zum anderen gewartet und nichts davon gesehen. O ihr Toren, vergleichet euch mit dem Baume! Nehmet den Weinstock! Zuerst verliert er Blätter, dann treibt er Schösslinge, dann saure Trauben und dann erst ist die reife Traube da. So hatte auch mein Volk Mühen und Trübsal; dann wird es Wohltaten empfangen“. So wollen wir also, meine Brüder, nicht zweifeln, sondern in Hoffnung ausharren, damit wir auch den Lohn empfangen.
Sun, 12 May 2024 - 03min - 361 - Gedanken am frühen Morgen - Richtige Verwendung
Das Eisen ist nach Gottes Willen zur Bebauung der Erde da, ohne daß deshalb Mordtaten damit verübt werden dürften. Oder soll man deshalb, weil Gott Weihrauch und Wein und Feuer geschaffen hat, soll man deshalb damit den Götzenbildern opfern? Oder wirst du ihnen deswegen, weil unübersehbare Viehherden auf deinen Fluren weiden, Schlacht- und Brandopfer darbringen dürfen? Ja, allerdings, ein großes Vermögen ist eine Versuchung, wenn der Reichtum nicht für gute Zwecke wirksam ist, und deshalb soll jeder Wohlhabendere mit seinem Vermögen seine Sünden vielmehr sühnen statt sie noch zu vermehren.
Mon, 06 May 2024 - 03min - 360 - Gedanken am frühen Morgen - Zur Arbeit fähig
Sie tragen auch zweifache Schnüren aus wollenem Faden gewoben, welche die Griechen „ἀναβολαί”, wir aber Schurzgürtel oder Schlingen zum Aufziehen der Gewänder nennen können. Dieselben laufen oben vom Nacken herab und am Halse nach den Seiten hin geteilt schlingen sie sich um beide Hüften, schürzen die weiten und langen Gewänder herauf und schließen dieselben enger an den Körper. Auf diese Weise werden die Arme frei, und die Mönche können ungehindert ihre Handarbeit verrichten, wozu sie der Apostel mit den Worten ermahnt: „Nicht bloß mir, sondern auch Denen, welche bei mir sind, haben diese Hände gedient, und wir haben von Niemand Brod umsonst gegessen, sondern in Mühe und Beschwerde haben wir Tag und Nacht gearbeitet, um Keinem zur Last zu fallen;” und: „Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen.”
Sun, 05 May 2024 - 04min - 359 - Gedanken am frühen Morgen - Fremde Fehler
Wer die Kunst nicht versteht, Schlangen zu beschwören, der bleibe davon, oder er setzt sich der Gefahr aus, von ihnen gebissen zu werden. Der echte Mönch sucht weder die Wahrheit zu verdrehen noch seinen Bruder in Folge eigener Weichlichkeit zu beargwöhnen noch sich auf eine Weise das Leben zu erleichtern; denn wer es tut, läuft Gefahr abzufallen. Der wahre Mönch hält sich für den Niedrigsten und Sündhaftesten und bemüht sich, der Diener Aller zu sein. Seine Ohren sind offen zum Hören, seine Hände bereit zur Arbeit, sein Mund schweigsam, sein Geist umsichtig, hört nicht aus eitles Gerede, dagegen aufmerksam auf die Lehren der göttlichen Schriften und die Reden heiliger Männer, ahmt den tugendhaften Vorgängern nach, ringt nach höheren Tugenden, ohne die niedrigeren zu versäumen, achtet kein Vergehen gering, richtet nicht über fremde Fehler und ist immer bußfertig.
Sat, 04 May 2024 - 04min - 358 - Gedanken am frühen Morgen - Verteidigung ist gut
Da war unter den Christenbrüdern ein Mann namens Vettius Epagathus, überströmend von Liebe zu Gott und den Mitmenschen. Er führte ein so heiliges und tadelloses Leben, dass man ihm trotz seiner Jugend mit vollem Recht das lobende Zeugnis ausstellen konnte, das von dem Priester Zacharias geschrieben steht: „Er wandelte tadellos in allen Geboten und Satzungen des Herrn.“ Unverdrossen war er zur Hand, wenn es einen frommen Dienst am Nächsten galt, Eifer für Gottes Sache erfüllte ihn, und „sprudelnd kochte es in seinem Geiste“. Ein Mann von solcher Art musste es unerträglich empfinden, wie schmählich man über uns Recht sprach. In flammendem Zorn forderte er, man möge auch ihm das Wort erteilen, er wolle seine Brüder verteidigen und rechtens nachweisen, dass sie nicht gottlos und unsittlich seien. Aber die Menge, die um den Richterstuhl stand, brüllte ihn nieder, ihn, den Mann von Rang und Stand, und der Statthalter ging in seiner Wut auf diese durchaus gerechte Forderung gar nicht ein. Er fragte ihn nur: „Bist du auch ein Christ?“ Vettius bekannte sich mit triumphierender Stimme als Christ. So wurde auch er in die auserwählte Zahl der Blutzeugen aufgenommen.
Fri, 03 May 2024 - 06min - 357 - Gedanken am frühen Morgen - Die richtige Geduld
Was uns Christen zur Ausübung der Geduld bestimmt, ist nicht das Streben nach übertriebener Gleichmütigkeit, deren Wesen in Stumpfsinn besteht, sondern es ist vielmehr die göttliche Eigentümlichkeit der lebensvollen und himmlischen Lehre, die uns bereits Gott selbst, das erste Vorbild der Geduld, vorhält. Denn er gießt den Licht-glanz des Tages gleichmäßig über Gerechte und Ungerechte aus, er lässt die Wohltaten der Jahreszeiten, die Dienste der Elemente, die Gaben jeder zeugenden Kraft Würdigen und Unwürdigen in gleicher Weise zukommen; er erträgt die undankbaren Heiden, die den Tand der Künste und die Werke ihrer Hände anbeten, die seinen Namen und seine Kinder verfolgen, ihre Unzucht, Habgier, Gottlosigkeit und Bosheit, obwohl sie täglich frecher werden, so dass seine Langmut seiner Ehre Abbruch tut. Denn viele glauben deswegen nicht an den Herrn, weil sie von seinem Zorn gegen die [heidnische] Welt so lange Zeit nichts merken.
Thu, 02 May 2024 - 04min - 356 - Gedanken am frühen Morgen - Größere Freude
Was also geht in der Seele vor, dass sie sich mehr freut, wenn sie Gegenstände, die sie liebt, wiederfindet oder wiedererhält, als wenn sie sie ständig besessen hätte? Dass dem so ist, dafür sprechen noch viele andere Zeugnisse, und überall rufen uns solche entgegen: "So ist es". Es triumphiert der siegreiche Kaiser; und er hätte nicht gesiegt, wenn er nicht gekämpft hätte, und je größer die Gefahr in der Schlacht, desto größer die Freude des Triumphes. Ein Sturm schleudert die Seefahrer hin und her, und Schiffbruch droht; alle erblassen angesichts des nahen Todes; aber Himmel und Meer werden ruhig, und übergroß wird ihre Freude, wie ihre Furcht übergroß war. Ein Freund ist krank, sein Puls verkündet Schlimmes; alle Herzen, die seine Genesung wünschen, leiden mit ihm. Aber er erholt sich; zwar wandelt er noch nicht mit der früheren Kraft umher, aber die Freude ist schon größer als damals, da er noch in Gesundheit und Kraft einherging. Selbst die rein sinnliche Freude des menschlichen Lebens erwerben sich die Menschen nicht durch unerwartete und gegen ihren Willen auf sie eindringende Beschwerden, sondern durch solche, die sie absichtlich herbeiführen. Essen und Trinken macht kein Vergnügen, wenn nicht die Beschwerde des Hungers und Durstes vorhergeht. Die Trinker genießen etwas Gesalzenes, so dass ein lästiges Brennen entsteht; der Genuss entsteht dann, wenn sie das Brennen durch Trinken löschen. Überall geht der größeren Freude größeres Leid voraus.
Wed, 01 May 2024 - 04min - 355 - Gedanken am frühen Morgen - Vielseitig arbeiten
Wenn einer ein vielartiges Ungeheuer von vielerlei Formen, das aus vielen großen und kleinen, zahmen und wilden Tieren zusammengesetzt wäre, leiten und bändigen wollte, so obläge ihm wahrlich keine kleine Arbeit und kein kleiner Kampf, um über ein solch seltsames, unnatürliches Wesen Herr zu werden, da nicht alle Tiere die gleiche Stimme, die gleiche Nahrung, die gleiche Berührung, den gleichen Pfiff, die gleiche Behandlung lieben, sondern jedes je nach seiner Natur und Anlage wieder andere Freuden und andere Launen hat. Was hätte ein solcher Tierbändiger zu tun? Vielseitig und umfassend müsste seine Geschicklichkeit sein; jedem Tiere müsste er entsprechende Behandlung angedeihen lassen, damit es gut erzogen werde und lange am Leben bleibe. In gleicher Weise ist es absolut notwendig, dass der Vorsteher dieses einheitlichen, aus vielen und verschiedenen Bräuchen und Lehren zusammengesetzten Kirchenkörpers, der einem einzigen, aber zusammengesetzten und vielartigen Wesen gleicht, einerseits etwas Einheitliches sei, wenn es gilt, auf die Masse einzuwirken, anderseits aber recht geschmeidig und vielseitig sich zeige, wenn es sich um Einzelseelsorge handelt und um eine Belehrung, von welcher jeder Vorteil und Nutzen haben soll.
Sun, 28 Apr 2024 - 05min - 354 - Gedanken am frühen Morgen - Das feste Auge
Wer mit heiterem Sinn das Leben ordnet,
Wer das stolze Geschick sich zwingt zu Füßen,
Wer das wechselnde Glück mit festem Auge
So betrachtet, dass nie ihm zuckt die Wimper,
Den beugt nimmer die Wut, das Dräu'n des Meeres,
Das bis tief auf den Grund die Woge aufwühlt,
Nie der Zorn des Vesuv, der immer neue
Schlote reißend im Bauch die Flamme wirbelt;
Der den ragenden Turm zermalmt, der Blitzstrahl
Selbst, er wird seinen Geist niemals erschüttern.
Und nun, Arme, bestaunt ihr feig Tyrannen,
Die mit wildem Sinn nur kraftlos toben?
Banne Hoffnung und Furcht, im Augenblicke
Sinkt die Waffe des Zorns gelähmt darnieder.
Doch wer, bebend das Herz, ob zagt ob wünschet,
Nimmer steht er fest, ist nie sein eigen,
Feige warf er den Schild, verließ die Reihe,
Knüpft die Fessel sich selbst, die ewig bindet.
Sat, 27 Apr 2024 - 03min - 353 - Gedanken am frühen Morgen - Überflüssige Sorgen
Ich schäme mich, von den häufigen Besuchen zu reden; denn Tag um Tag gehen wir zu anderen oder erwarten diese bei uns. Dabei kommt man ins Geplauder, führt müßige Reden, fällt über die Abwesenden her, hechelt ihre Lebensweise durch, und wir zehren einander auf, indem wir uns gegenseitig beißen. Unter solchen üblen Gesprächen geht man zu Tisch und erhebt man sich wieder von der Mahlzeit. Haben sich die Freunde entfernt, dann geht die Rechnerei los. Schließlich wird man wütend wie ein Löwe und macht sich überflüssige Sorgen um die Zukunft auf viele Jahre hinaus. Aber an das Wort des Evangeliums, das da lautet: „Tor, in dieser Nacht wird man dein Leben von dir fordern. Wem wird dann gehören, was du zusammengerafft hast?“ denken wir nicht. Man begnügt sich keineswegs mit der notwendigen Kleidung, sondern die Modefrage gehört mit zur Unterhaltung und Zerstreuung. Wo ein Vorteil herausschaut, macht man sich sofort auf den Weg, spart kein Wort und spitzt die Ohren. Erfährt man von einem Verlust, wie er öfters im Haushalte vorkommt, dann läßt man vor Traurigkeit den Kopf hängen. Ein gewonnener Pfennig macht uns glücklich, ein verlorener Groschen macht uns betrübt. Weil nun das Bild der Seele im gleichen Menschen so verschieden erscheint, deshalb bittet auch der Prophet den Herrn; „Entferne, o Herr, ihr Bild aus deiner Stadt!“ Obwohl wir nach Gottes Bild und Gleichnis erschaffen sind, spielen wir in unseren Sünden die mannigfaltigsten Rollen. Wie auf der Bühne ein und derselbe Schauspieler bald als strammer Herkules auftritt, bald wie ein Weichling im Kult der Venus sich aufreibt, bald wie ein Priester der Kybele in Ekstase gerät, so spielen auch wir, die die Welt hassen würde, wenn wir nicht von der Welt wären, mit jeder Sünde eine neue Rolle.
Wed, 24 Apr 2024 - 04min - 352 - Gedanken am frühen Morgen - Innere Armut
Gott will umsonst verehrt sein. Umsonst will er geliebt sein, d. h. keusch will er geliebt werden. Er will nicht darum geliebt werden, weil er etwas außer sich gibt, sondern weil er sich selbst gibt. Wer also Gott anruft, dass er reich werde, ruft Gott nicht an; denn er ruft an, was er will, dass es zu ihm komme. Was heißt anrufen, wenn nicht in sich hineinrufen? In sich also hineinrufen, das heißt anrufen. Denn wenn du sagst: »Gott, gib mir Reichtum!«, so willst du nicht, dass Gott selber zu dir komme, sondern du willst, dass Reichtum zu dir komme. Wovon du willst, dass es zu dir komme, das rufst du an. Wenn du aber Gott anriefest, käme er selber zu dir, er selbst wäre dein Reichtum. Nun aber willst du eine volle Truhe und ein leeres Gewissen. Doch Gott füllt nicht die Truhe, sondern das Herz. Was frommt dir äußerer Reichtum, wenn dich innere Armut drückt?
Tue, 23 Apr 2024 - 03min - 351 - Gedanken am frühen Morgen - Wofür danken?
Nachdem Galerius Maximus sich mit seinen Räten besprochen hatte, fällte er mit Widerwillen das Urteil etwa in folgendem Wortlaut: Du hast lange mit verbrecherischem Sinne gelebt, hast viele Menschen in deine gottlose Verschwörung hineingezogen und hast dich zum Feinde der römischen Götter und der heiligen Gesetze gemacht; auch haben dich die frommen und geheiligten Fürsten, die Kaiser Valerianus und Gallienus und der erlauchte Cäsar Galerianus nicht zur Gemeinschaft ihrer Religionsgebräuche zurückführen können. Darum sollst du, nachdem du als der Urheber und Bannerträger der gemeinsten Verbrechen gefasst worden bist, denen zum warnenden Beispiel werden, die du in deine Freveltat hineingezogen hast; dein Blut soll die Weihe für das Gesetz sein. Als er das gesagt hatte, las er von einer Tafel das Urteil: Thascius Cyprianus soll mit dem Schwerte hingerichtet werden. Der Bischof Cyprian sagte: Gott sei Dank!
Sun, 21 Apr 2024 - 05min - 350 - Gedanken am frühen Morgen - Verderblicher Neid
Man kann vom Neide nur umstrickt werden, wenn man sich ihm in Vertraulichkeit naht. Laut einem weisen Worte Salomos „kommt dem Menschen die Eifersucht von seinem Genossen.“ Und so ist es in der Tat. Der Skythe beneidet den Ägypter nicht, sondern ein jeder seinen Landsmann. Und unter Landsleuten beneidet man nicht die Unbekannten, sondern die unmittelbare Verkehrswelt, und unter dieser wieder die Nachbarn, die Geschäftsgenossen und die sonstwie Nahestehenden, unter diesen wieder die Gleichaltrigen, Verwandten und Brüder. Kurz, wie der Mehltau eine besondere Krankheit des Getreides ist, so ist der Neid eine Pest für die Freundschaft. Indes wäre vielleicht an diesem Laster das eine zu loben: Je heftiger es auftritt, desto schmerzlicher wird es für den, der daran leidet. Wie mit Ungestüm abgeschossene Pfeile, die einen harten und widerstandskräftigen Gegenstand treffen, auf den Schützen zurückprallen, so schädigen die Regungen des Neides nicht den Beneideten, sondern schlagen dem Neider Wunden. Wer hat je mit seinem Ärger die Güter des Nebenmenschen verringert? Er hat sich nur selbst im Gram verzehrt und abgehärmt.
Sat, 20 Apr 2024 - 04min - 349 - Gedanken am frühen Morgen - Mitmachen hilft
Gib, was du hast, denn Gott verlangt nichts Unmögliches. Du gib Brot, ein anderer gebe einen Becher Wein, ein anderer ein Kleid, und so wird das Unglück eines Einzigen durch das Zusammenwirken Mehrerer gehoben. Auch Moses nahm den Aufwand für das Zelt nicht von einem einzigen Steuerzahler, sondern vom ganzen Volke. Denn von den Reichen brachten ihm der Eine Gold, der Andere Silber, der Arme dagegen Felle, und wer noch ärmer als arm war, Haare. Du siehst, dass auch der Heller der Witwe mehr galt als die Opfergaben der Reichen. Denn diese gab Alles hin, was sie besaß, die Letzteren aber verminderten den Besitz um eine Kleinigkeit.
Fri, 19 Apr 2024 - 04min - 348 - Gedanken am frühen Morgen - Fröhliches Herz
Wünschest du ein fröhliches Herz, so strebe nicht nach Schätzen, nicht nach Gesundheit des Leibes, nicht nach Ehre und Macht, nicht nach einem üppigen Leben, nicht nach köstlichen Gelagen, nicht nach seidenen Gewändern, nicht nach einträglichen Landgütern, nicht nach glänzenden und prunkenden Häusern und nicht nach anderen ähnlichen Dingen: trachte nur nach gottgefälliger Weisheit und erfasse die Tugend, so wird dich nichts Gegenwärtiges und nichts Zukünftiges betrüben können. Was sage ich »betrüben«? Im Gegenteil: was anderen Trauer verursacht, wird deine Freude erhöhen; denn Geißelhiebe, Tod, Verluste, Verleumdungen, Unrecht, das uns widerfährt, und alle ähnlichen Leiden erfüllen unser Herz mit tiefem Glück, wenn sie uns um Gottes willen treffen und darin ihren Ursprung haben. Niemand kann uns unglücklich machen, außer wir tun das uns selber, wie uns auch - außer der Gnade Gottes - nichts selig machen kann, wenn wir uns nicht selbst darum bemühen.
Thu, 18 Apr 2024 - 03min - 347 - Gedanken am frühen Morgen - Die böse Zunge
Kritisiere nie die Schwächen anderer und suche dich nicht selbst in ein günstiges Licht zu setzen, indem du andere tadelst. Lerne lieber, dein eigenes Leben zu schmücken, als das des Nächsten seines Schmuckes zu berauben. Denke immer an das Wort der Schrift: »Liebe nicht deinen Nächsten herabzusetzen, damit du nicht mit der Wurzel ausgerissen werdest!« Nur wenige wollen auf diesen Spruch verzichten, und selten findet man einen, der sein Leben so tadellos führen will, dass er die Lebensführung anderer nicht gerne tadelt. So groß ist der Hang des Menschen zu diesem Laster, dass selbst solche, die andere Fehler längst abgelegt haben, sich doch in diesen einen verstricken, als sei er die letzte Schlinge des Teufels. Du aber sollst dieses Übel so sehr scheuen, dass du nicht nur selber niemand herabsetzest, sondern auch keinem glaubst, der das tut. Wenn du jemand dabei zustimmst, so bestärkst du ihn in seinem Fehler....
Wed, 17 Apr 2024 - 03min - 346 - Gedanken am frühen Morgen - Mitpiepsen
Es fuhren mir die Vögel durch den Sinn, die beim Schlafengehen noch »die Luft mit süßem Sang erfüllen«, als freuten sie sich des vollbrachten Tagewerkes. Und sie erneuern ihn regelmäßig wie zu Tagesanbruch so zu Tagesende, um nach Ablauf und zu Beginn der Nachtzeit ebenso wie der Tagzeit ihrem Schöpfer Lob und Preis darzubringen. So hatte ich mir denn einen mächtigen Ansporn für uns zur Frömmigkeit entgehen lassen. Denn welcher menschlich Fühlende würde sich nicht schämen, ohne feierlichen Psalmengesang den Tag zu beschließen, nachdem sogar die kleinen Vöglein in gewohnter Andacht und mit süßem Lied den Anbruch der Tage und Nächte begehen? Schon suchen die verschiedenen Vögel, die der Abend zwingt, der Nacht zu weichen, ihre Behausungen auf und verbergen sich in ihren Verstecken, dem untergehenden Tag noch ein helles Lied weihend, dass er nicht ohne den Zoll des Dankes scheide, den jedes Geschöpf lobpreisend seinem Schöpfer mitdarbringt.
Tue, 16 Apr 2024 - 03min - 345 - Gedanken am frühen Morgen - Kein dummes Geschwätz
Unanständiger Reden müssen wir uns gänzlich enthalten; und jene, die solche Reden führen, müssen wir zum Schweigen bringen durch einen strengen Blick und durch Wegwenden des Gesichts und durch das sogenannte Nasen-rümpfen, oft auch durch ein rauhes Wort. »Denn was aus dem Munde herauskommt«, heißt es, »verunreinigt den Menschen«, zeigt ihn als gemein, heidnisch, unerzogen und zuchtlos, nicht aber als eigenartig, anständig und gesittet. Wie die Knaben beim Ringen, damit ihre Ohren nicht beschädigt werden, Ohrenschützer anlegen, so verwendet der göttliche Erzieher zum Schutz gegen das Anhören von unanständigen Reden und das Anschauen von ebensolchen Dingen die sittsamen Reden, damit es dem Schlag der Unzucht nicht gelinge, die Seele zu schädigen; er lenkt die Augen auf den Anblick des Schönen, indem er sagt, es sei besser, mit den Füßen als mit den Augen auszugleiten.
Mon, 15 Apr 2024 - 03min - 344 - Gedanken am frühen Morgen - Keine Ungerechtigkeit
»Wer den Namen des Herrn anruft, lasse ab von Ungerechtigkeit!« Das ist das Kennzeichen der Kinder Gottes, dass sie von Ungerechtigkeit abstehen. Wie kann jemand dem gerechten Gott angehören, wenn er unrecht tut, wenn er in Werken sein Gegner ist, wenn er ihn durch seine Handlungen beleidigt? Immer wieder muss ich gegen die Ungerechtigkeit auftreten. Denn diese Leidenschaft hat die Seelen aller wie ein Tyrann in Besitz genommen. Und was noch schlimmer ist: nicht auf dem Wege des Zwanges und der Gewalt, sondern durch Verführung und Schmeichelei; man weiß ihr Dank für ihre Knechtschaft. Das ist wahrhaft entsetzlich. Würden die Menschen mit Gewalt darin festgehalten und nicht mit süßen Banden, dann würden sie ihr bald entsagen. Doch wie ist es möglich, dass uns ein so bitteres Ding süß, die so süße Ungerechtigkeit aber bitter erscheint? Wegen unserer Sinnlichkeit. So haben manche Menschen auch den Honig für bitter erachtet und schädliche Dinge mit Lust genossen. Der Grund liegt nicht in der Natur dieser Dinge, sondern in der Verkehrtheit der verdorbenen Menschen.
Sun, 14 Apr 2024 - 04min - 343 - Gedanken am frühen Morgen - Buchwunsch
Mir zieht der inzwischen ergriffene Beruf des Einsiedlers Grenzen, so dass ich nicht mehr die Freiheit besitze zu tun, worauf ich verzichtet habe. Deshalb bitte ich, und Du magst meine Bitte mit allem Nachdruck unterstützen, dass er Dir die Kommentare des ehrwürdigen Bischofs Reticius von Augustodunum zum Abschreiben überlasse, in denen dieser das Hohe Lied in gewählter Sprache erklärt hat. Es schrieb mir auch ein Greis aus der Heimat des genannten Bruders Rufin, namens Paulus, dass er noch seine Handschrift Tertullians in Besitz habe. Er lässt dringend um Rücksendung bitten. Ich ersuche Dich weiter, Du mögest die Bücher, die ich noch nicht besitze und die in der kurzen Nachschrift erwähnt sind, durch einen Schreiber für mich kopieren lassen. Sei so freundlich und schicke mir auch die Psalmerklärung des hl. Hilarius und dessen umfangreiches Werk über die Synoden, das ich einst in Trier mit eigener Hand für Rufin abgeschrieben habe. Du weißt ja, daß die Nahrung der christlichen Seele darin besteht, bei Tag und Nacht im Gesetz des Herrn zu betrachten. Du nimmst andere gastfreundlich auf, hast Worte des Trostes für sie und hilfst ihnen mit Geldspenden; erfüllst Du meine Bitte, dann hast Du mir viel geschenkt. Da ich mit Gottes Hilfe einen reichen Schatz biblischer Handschriften besitze, so verfüge Deinerseits, was ich Dir davon schicken soll. Fürchte nicht, mir mit Deiner Bitte lästig zu fallen. Ich habe hier junge Leute, welche in der Schreibkunst erfahren sind. Aber ich verspreche auch keine Vergütung für das, was ich verlange. Der Bruder Heliodor ließ mich wissen, dass Du allerlei über die Heilige Schrift suchst, aber nirgends finden kannst. Wenn Du aber auch alles haben solltest, so ist es doch das Vorrecht der Liebe, noch mehr verlangen zu dürfen.
Sat, 13 Apr 2024 - 06min - 342 - Gedanken am frühen Morgen - Wie die Sonne
Auch die Sonne zeigt ein dreifaches Aussehen in drei verschiedenen Zeiten; hell und leuchtend von Anfang, heftig brennend in der Mitte, am Ende sanft und lieblich, wie eine Lampe, die verlöscht. Mild und leuchtend ist der Anfang, wenn sie kommt, um die Schläfer zu wecken, heiß und brennend ist sie am Mittag, um die Früchte zur Reife zu bringen, sanft und angenehm, wenn sie der Vollendung entgegengeht.
Fri, 12 Apr 2024 - 04min - 341 - Gedanken am frühen Morgen - Später verstehen
Jetzt mahnt die Zeit zur Besprechung der Mysterien und zur Enthüllung des Wesens der Sakramente selbst. Hätten wir das vor der Taufe Nichttäuflingen mitteilen zu sollen geglaubt, hätte man uns das mehr als Verrat denn als Enthüllung verübeln müssen. Und noch ein Grund: es sollte den Ahnungslosen das Licht der Geheimnisse besser unmittelbar sich eingießen, statt dass ihm irgendeine Besprechung vorausging. So öffnet denn eure Ohren und kostet des süßen Wohlgeruches des ewigen Lebens, der euch mit der Gabe der Sakramente eingehaucht wurde! Denn das wollten wir euch zu verstehen geben, als wir bei der geheimnisvollen Zeremonie der apertio die Worte sprachen: „Epheta, das heißt öffne dich!“
Thu, 11 Apr 2024 - 03min - 340 - Gedanken am frühen Morgen - Mission und Anpassung
Wenn ihr mit der Gnade des allmächtigen Gottes zu unserem hochwürdigsten Bruder, dem Bischof Augustinus, kommt, dann sagt ihm, dass ich über eine Angelegenheit der Engländer lange mit mir zu Rate gegangen bin. Man soll nămlich bei jenem Volke die Götzentempel keineswegs zerstören, sondern nur die Götzenbilder darin vernichten, Man nehme geweihtes Wasser, besprenge die Götzentempel damit, erbaue Altäre und hinterlege Reliquien darin. Denn da diese Tempel gut gebaut sind, muss man sie aus Opferstätten der bösen Geister in Orte des wahren Gottesdienstes verwandeln. Sieht das Volk, dass man seine Tempel nicht zerstört, so wird es nichtsdestoweniger den Irrtum ablegen, aber sich mit um so größerer Freude zur Erkenntnis und Anbetung des wahren Gottes an die gewohnten Orte begeben. Und weil man dort viele Ochsen den bösen Geistern als Opfer zu schlachten pflegte, so muss auch dieser Gebrauch in irgendeine Festlichkeit umgewandelt werden. Am Tag der Kirchweihe oder am Feste der heiligen Märtyrer, deren Reliquien sich am betreffenden Orte befinden, sollen sie um die in Kirchen umgewandelten Götzentempel herum Zelte aus Baumzweigen aufschlagen und darin mit frommen Gastmählern ein Fest feiern. Nicht mehr für den Teufel sollen sie ihr Vieh opfern, sondern es zur Ehre Gottes und zur eigenen Nahrung schlachten und, indem sie sich sättigen, dem Geber aller Dinge Dank sagen. Wenn man ihnen auf solche Weise einige äußere Freude lässt, werden sie den inneren Freuden leichter zugänglich sein. Denn offenbar ist es unmöglich, noch unerweichten Gemütern alles auf einmal zu nehmen. So muss ja auch, wer den höchsten Punkt zu erreichen sucht, stufen- und schrittweise zu ihm emporsteigen, nicht mit Sprüngen.
Wed, 10 Apr 2024 - 05min - 339 - Gedanken am frühen Morgen - Mehr als gedacht
Eifersüchtig zu sein auf das Gute, das man sieht, und die Besseren zu beneiden, erscheint manchen nur als ein leichtes und geringes Vergehen, geliebteste Brüder, und indem man es nur für leicht und gering hält, fürchtet man es nicht, indem man es nicht fürchtet, achtet man nicht darauf, indem man nicht darauf achtet, lässt es sich nur schwer meiden, und so entsteht daraus ein verborgenes und verstecktes Unheil, das die unvorsichtigen Herzen unvermerkt zugrunde richtet; denn man durchschaut es zu wenig, als dass man sich vorsichtig davor hüten könnte. Nun hat doch aber der Herr uns befohlen, klug zu sein, und uns eingeschärft, mit ängstlicher Sorge zu wachen, damit nicht unser Widersacher, der selbst stets wachsam ist und beständig lauert, die Funken zum Brand entfache, sobald er in die Brust sich eingeschlichen hat, damit er nicht aus Kleinem Großes mächtig aufhäufe und durch Sturm und Wetter, die er erregt, den Zusammensturz des Glaubens und des Heiles und den Schiffbruch des Lebens herbeiführe, indem er die Lässigen und Arglosen mit milderem Hauch und sanfterem Wehen umschmeichelt.
Tue, 09 Apr 2024 - 04min - 338 - Gedanken am frühen Morgen - Salziges Treiben
Hast du nicht gehört, was uns die alte Geschichte über Lot und seine Töchter berichtet? Ist er nicht mit seinen Töchtern, nachdem er den Berg erreicht hatte, gerettet worden, während sein Weib zu einer Salzsäule wurde, ein Denkmal für ewige Zeit, eine Erinnerung an ihr unseliges Verlangen und Umschauen. Habe acht auf dich! Wenn du die Hand an den Pflug gelegt hast, wende dich nicht wieder um nach dem salzigen Treiben dieses Lebens! Fliehe vielmehr auf den Berg zu Jesus Christus, dem Stein, der ohne menschliches Zutun sich losgerissen und den Erdkreis erfüllt hat!
Sat, 06 Apr 2024 - 03min - 337 - Gedanken am frühen Morgen - Bewohnte Seele
Wehe einem Wege, auf dem niemand wandelt, auf dem man keines Menschen Stimme hört! Er ist ein Aufenthaltsort wilder Tiere. Wehe einer Seele, in der der Herr nicht wandelt, aus der auf seine Stimme hin die geistigen Tiere der Bosheit nicht fliehen! Wehe einem Hause, in dem sein Herr nicht wohnt! Wehe einem Felde, das kein Landmann bebaut! Wehe einem Schiffe, das keinen Steuermann hat: es wird von den Meereswellen und Wogen umhergeworfen und geht zugrunde. Wehe einer Seele, die den wahren Steuermann, Christus, nicht in sich hat: sie wird auf dem bitteren Meer der Finsternis von den Wogen der Leidenschaften umhergetrieben und von den bösen Geistern bedrängt; Verderben ist schließlich ihr Los. Wehe einer Seele, die nicht Christus in sich hat, der sie sorgfältig bebaut, auf daß sie gute Früchte des Geistes bringen kann: sie ist eine Wüste voll Dornen und Disteln, und schließlich ist Verbrennen im Feuer ihr Anteil. Wehe einer Seele, in der nicht Christus, ihr Herr, wohnt: sie ist eine Wüste, erfüllt vom Gestank der Leidenschaften, eine Stätte der Bosheit.
Fri, 05 Apr 2024 - 05min - 336 - Gedanken am frühen Morgen - Hinein und hinaus
„Und sie gingen“, heißt es, „schnell vom Grabe weg in Furcht und großer Freude“. Die Frauen gehen in das Grab hinein, um teilhaftig zu werden des Begrabenseins, Genossinnen des Leidens zu sein; sie gehen aus dem Grab heraus, um im Glauben aufzuerstehen, noch ehe sie auferstanden waren im Fleische. „Sie gingen hinweg in Furcht und großer Freude.“ Wo bleibt denn nun das Wort: „Fürchtet euch nicht“? Die Furcht ist nicht hinweggenommen, sondern umgewandelt. Verschwunden ist die Furcht wegen der Schuld, geblieben aber die Furcht der Knechtschaft. Schlecht ist die Furcht ob der Schuld, gut aber die Furcht aus Verehrung.
Thu, 04 Apr 2024 - 05min - 335 - Gedanken am frühen Morgen - Alles zusammen
Wenn irgendeine Segnung der Patriarchen, die auf den Geist Gottes sich stützt, wenn irgendein Gut der geistigen Gesetzgebung in Folge der Verheißung von Denen gehofft wird, die einen guten Lebenswandel führen, wenn man glaubt, dass in den geschichtlichen Sinnbildern irgend eine Wahrheit vorher verkündet sei, wenn irgend eine prophetische Stimme das Übernatürliche als frohe Botschaft uns verkündet, so ist Das alles im heutigen Gnadengeschenke enthalten. Und wie in dem unseren Augen sich darbietenden Anblick ein Licht uns umstrahlt, das aus unzähligen Lichtquellen in unsere Augen strömt, so wird uns durch die ganze Segnung Christi, welche wie ein Feuermeer durch sich selbst leuchtet, dieses große Licht verschafft, das aus vielen und mannigfaltigen Strahlen der Schrift zusammengesetzt ist. Denn aus jedem der göttlichen Aussprüche kann man Etwas entnehmen, was der heutigen Festfeier entspricht.
Wed, 03 Apr 2024 - 04min - 334 - Gedanken am frühen Morgen - Auferstehen du
In unserer letzten Predigt haben wir euch, wie wir glauben, in wohlberechtigter Weise die Teilnahme am Kreuzestode Christi empfohlen; soll doch das Ostergeheimnis im Leben der Gläubigen ein Echo finden und auch in unserem Wandel zum Ausdruck kommen, was wir an diesem Festtag feiern! Welchen Nutzen eine solche Teilnahme bringt, das habt ihr an euch selbst erfahren: Aus eueren frommen Übungen habt ihr gelernt, wie sehr es für Leib und Seele von Vorteil ist, längere Zeit hindurch zu fasten, öfters zu beten und reichlicheres Almosen zu spenden; denn es gibt wohl keinen unter euch, der nicht durch diese Selbstverleugnung gefördert worden wäre und nicht in der Tiefe seines Herzens etwas geborgen hätte, worüber er sich mit Recht freuen könnte. Allein dieser Gewinn muss dauernd gehütet werden, damit sich unser frommer Eifer nicht in Lauigkeit verwandle und uns der neidische Satan nicht rauben kann, was wir durch Gottes Gnade erreicht haben. Da wir also deshalb das vierzigtätige Fasten beobachteten, um während der Leidenszeit des Herrn an uns selbst einigermaßen sein Kreuz zu verspüren, müssen wir auch darnach streben, als Teilnehmer an seiner Auferstehung zu erscheinen. Schon während unserer irdischen Wanderschaft müssen wir vom Tode zum Leben übergehen. Jeder Mensch, der irgendeine Umwandlung durchmacht, hört auf zu sein, was er war, und beginnt zu sein, was er nicht war.
Mon, 01 Apr 2024 - 03min - 333 - Gedanken am frühen Morgen - Ganz persönlich
Gestern wurde ich mit Christus gekreuzigt, heute werde ich mit ihm verherrlicht. Gestern wurde ich mit ihm getötet, heute werde ich mit ihm zum Leben gerufen. Gestern wurde ich mit ihm begraben, heute werde ich mit ihm auferweckt. Wohlan, bringen wir Opfer dem, der für uns gelitten hat und auferstanden ist! Ihr denkt vielleicht an Gold oder Silber oder feines Gewebe oder glänzende und kostbare Steine, an vergängliche, irdische, niedrige Stoffe, woran immer die Bösen und die Diener der Erde und des Fürsten dieser Welt größeren Anteil haben. Opfern wir uns selbst, den Gott teuersten und eigensten Besitz! Geben wir dem Bilde das, was nach dem Bilde geschaffen ist, erkennen wir unsere Würde, halten wir das Urbild in Ehren! Erfassen wir die Bedeutung des geheimnisvollen Festes und den Zweck des Todes Christi!
Sun, 31 Mar 2024 - 02min - 332 - Gedanken am frühen Morgen - Auferstehen, du
In unserer letzten Predigt haben wir euch, wie wir glauben, in wohlberechtigter Weise die Teilnahme am Kreuzestode Christi empfohlen; soll doch das Ostergeheimnis im Leben der Gläubigen ein Echo finden und auch in unserem Wandel zum Ausdruck kommen, was wir an diesem Festtag feiern! Welchen Nutzen eine solche Teilnahme bringt, das habt ihr an euch selbst erfahren: Aus eueren frommen Übungen habt ihr gelernt, wie sehr es für Leib und Seele von Vorteil ist, längere Zeit hindurch zu fasten, öfters zu beten und reichlicheres Almosen zu spenden; denn es gibt wohl keinen unter euch, der nicht durch diese Selbstverleugnung gefördert worden wäre und nicht in der Tiefe seines Herzens etwas geborgen hätte, worüber er sich mit Recht freuen könnte. Allein dieser Gewinn muss dauernd gehütet werden, damit sich unser frommer Eifer nicht in Lauigkeit verwandle und uns der neidische Satan nicht rauben kann, was wir durch Gottes Gnade erreicht haben. Da wir also deshalb das vierzigtätige Fasten beobachteten, um während der Leidenszeit des Herrn an uns selbst einigermaßen sein Kreuz zu verspüren, müssen wir auch darnach streben, als Teilnehmer an seiner Auferstehung zu erscheinen. Schon während unserer irdischen Wanderschaft müssen wir vom Tode zum Leben übergehen. Jeder Mensch, der irgendeine Umwandlung durchmacht, hört auf zu sein, was er war, und beginnt zu sein, was er nicht war.
Fri, 01 Mar 2024 - 03min - 331 - Gedanken am frühen Morgen - Hoffnungslos? Träge?
Lasst uns weder die Hoffnung aufgeben, noch auch nur der Trägheit verfallen: denn das ist beides verderblich. Denn die Verzweiflung lässt den, der da liegt, nicht erstehen, die Trägheit aber bringt auch den, der da steht, zum Falle; jene beraubt uns der Güter, die wir schon gewonnen haben; diese lässt uns nicht befreit werden von den Übeln, unter denen wir seufzen. Die Trägheit stößt uns aus dem Himmel selbst, die Verzweiflung führt bis auf den Abgrund der Bosheit, wie das Vertrauen schnell daraus erhebt. Betrachte nur die beiderseitige Kraft.
Thu, 28 Mar 2024 - 03min - 330 - Gedanken am frühen Morgen - Lach doch
Gott, der uns erschaffen hat, gab uns den Gebrauch der Rede, damit wir einander die Gesinnung des Herzens offenbaren und dank der gemeinsamen Natur einander die Gedanken mitteilen, die wir aus den Gründen des Herzens wie aus Vorratskammern hervorholen. Beständen wir nur aus Seele, so könnten wir unmittelbar gegenseitigen Gedankenaustausch pflegen. Nun arbeitet aber unsere Seele unter einer Fleischeshülle verborgen ihre Gedanken aus; sie braucht also Worte und Namen, um das in der Tiefe Ruhende kund zu tun. Hat dann unser Geist einen bestimmten Ausdruck gefunden, so fährt er in der Rede wie in einem Kahn dahin, durchfurcht die Luft und geht vom Redenden zum Hörenden über. Findet er tiefe Stille und Ruhe vor, so landet die Rede in den Ohren der Schüler wie in ruhigem, sicherem Hafen. Bläst ihr aber wie ein wilder Sturm der Lärm der Zuhörer entgegen, so verhallt sie in der Luft und erleidet Schiffbruch. Schafft also mit Schweigen Ruhe für die Rede: vielleicht enthält sie etwas Wertvolles, was ihr mitnehmen könnt.
Wed, 27 Mar 2024 - 03min - 329 - Gedanken am frühen Morgen - Schweigend hören
Gott, der uns erschaffen hat, gab uns den Gebrauch der Rede, damit wir einander die Gesinnung des Herzens offenbaren und dank der gemeinsamen Natur einander die Gedanken mitteilen, die wir aus den Gründen des Herzens wie aus Vorratskammern hervorholen. Beständen wir nur aus Seele, so könnten wir unmittelbar gegenseitigen Gedankenaustausch pflegen. Nun arbeitet aber unsere Seele unter einer Fleischeshülle verborgen ihre Gedanken aus; sie braucht also Worte und Namen, um das in der Tiefe Ruhende kund zu tun. Hat dann unser Geist einen bestimmten Ausdruck gefunden, so fährt er in der Rede wie in einem Kahn dahin, durchfurcht die Luft und geht vom Redenden zum Hörenden über. Findet er tiefe Stille und Ruhe vor, so landet die Rede in den Ohren der Schüler wie in ruhigem, sicherem Hafen. Bläst ihr aber wie ein wilder Sturm der Lärm der Zuhörer entgegen, so verhallt sie in der Luft und erleidet Schiffbruch. Schafft also mit Schweigen Ruhe für die Rede: vielleicht enthält sie etwas Wertvolles, was ihr mitnehmen könnt.
Tue, 26 Mar 2024 - 03min - 328 - Gedanken am frühen Morgen - Arbeiten hilft
Der Mann, der Lehrer des Erdkreises war, der bei allen Erdbewohnern umherkam und alle unter der Sonne liegenden Kirchen und Völker und Stämme und Städte mit großer Sorgfalt betreute: er arbeitete Tag und Nacht und rastete nicht einmal kurze Zeit von jenen Mühen aus...
Paulus schämte sich nicht, wenn er das Messer nahm und Häute schnitt und sich dann mit Männern von Amt und Würden unterhielt; nein, er rühmte sich sogar seiner Tätigkeit, obwohl Tausende geachteter und angesehener Leute zu ihm kamen. So wenig schämte er sich seiner Beschäftigung, dass er vielmehr in seinen Briefen wie auf einer ehernen Säule seinen Beruf hervorhob. Das Handwerk, das er in seiner Jugend erlernt hatte, betrieb er auch später, selbst dann noch, als er in den dritten Himmel entrückt und ins Paradies geführt worden war und von Gott geheimnisvolle Worte vernommen hatte. Wir aber, die nicht einmal würdig wären, seine Sandalen zu lösen, schämen uns dessen, womit er sich brüstet. Wir fliehen es als schimpflich und verächtlich, von rechtschaffener Arbeit zu leben.
Mon, 25 Mar 2024 - 04min - 327 - Gedanken am frühen Morgen - Wellen der Seele
Wie angenehm sind uns die Wellen dieses geistigen Meeres, angenehmer noch, als die des wirklichen! Denn jene (des wirklichen Meeres) werden von den ungestümen Winden, diese von der Begierde, (das göttliche Wort) zu hören, erregt. Jene, wenn sie sich erheben, versetzen den Steuermann in gewaltige Angst; diese, wenn sie sich zeigen, machen dem Redner viel Muth; denn jene sind Zeichen eines tobenden Meeres, diese aber Zeichen einer fröhlichen Seele; jene, an Felsen sich brechend, geben einen dumpfen Laut, diese, durch das Wort der Lehre gebrochen, geben einen lieblichen Ton.
Sat, 23 Mar 2024 - 03min - 326 - Gedanken am frühen Morgen - Menschen enttäuschen
Oft scheinen Menschen gerecht zu sein, und man fühlt sich zu ihnen hingezogen; man muss sich auch an ihnen freuen, denn solche Liebe kann nicht ohne Freude sein. Wenn einem aber dann in solchen, an denen man sich freute, etwas Schlechtes begegnet, wie es oft vorkommt, so rückt so viel Trauer an die Stelle, als zuvor Freude war. Der Mensch fürchtet sich dann geradezu, die Zügel der Freude zu lockern, fürchtet, sich der Fröhlichkeit zu überlassen, damit er nicht, je mehr er sich gefreut, umso gründlicher zusammensinke, wenn ihm so etwas zustößt. Durchbohrt von überfließenden Ärgernissen wie von ebenso vielen Wunden, verschließt er sich gegen menschlichen Trost, und seine Seele weigert sich, getröstet zu werden. Und woher kommt ihm dann die Kraft zu leben, zu atmen? - »Ich erinnerte mich Gottes, und es ward mir zur Lust.«
Fri, 22 Mar 2024 - 05min - 325 - Gedanken am frühen Morgen - Nicht rausnehmen
Längst wollte ich schließen; aber der Schmerz meines Herzens gestattet es nicht. Doch jetzt beschwöre ich Euch bei den Vätern, beim wahren Glauben, bei diesem unserm Seligen: Lasst den Mut nicht sinken. Ein jeder erachte die schwebende Angelegenheit als sein eigenes Anliegen und lasse sich sagen, dass der Ausgang der Sache in der einen oder andern Weise zunächst ihn selbst berühren wird. Man wälze nicht, wie es so vielfach der Fall ist, eine Sorge, die alle gemeinsam trifft, auf den Nebenmenschen ab. So kommt es denn, dass alle durch ihre Gleichgültigkeit sich unversehens höchsteigenen Schaden zuziehen, weil der einzelne für die Angelegenheit nicht das nötige Interesse hat. Nehmt dies auf mit allem Wohlwollen als Zeichen des Mitleids seitens eines Nachbarn oder als Teilnahme von Gleichgesinnten oder auch, wie es der Wahrheit eher entspricht, als ein Wort von solchen, die dem Gesetz der Liebe nachkommen und der Gefahr des Stillschweigens entgehen wollen.
Thu, 21 Mar 2024 - 05min - 324 - Gedanken am frühen Morgen - Richtige Ratgeber
Aber ich weiß, dass bei Empfang meines Briefes sogleich die Freunde zusammenkommen, die gelehrten Schützlinge gerufen werben, in einer Lebensfrage von Todesfreunden Rat erholt wird. Da diese nicht Dich, sondern nur Dein Vermögen lieben, so sagen sie Dir nur, was Du gerade jetzt gerne hörst. Solche Ratgeber sind es einst gewesen, wie Du Dich selbst erinnerst, die Dich zu Deinem so großen Fehltritt verleitet haben. Um Dir Etwas aus einem weltlichen Schriftsteller anzuführen: „Alles muss man mit den Freunden verhandeln, aber zuerst muss es gewiss sein, dass sie Freunde sind.“ Wenn Du aber in Deiner Sache einen Ratgeber suchst, so nimm mich als solchen an, ich bitte Dich darum. Niemand kann Dir mit größerer Treue raten, als wer nicht Dem Vermögen, sondern Dich selbst liebt. Möge es Dir der allmächtige Gott zu erkennen geben, mit welcher Liebe und Zuneigung mein Herz Dich umfängt, jedoch ohne Hintansetzung der göttlichen Liebe.
Wed, 20 Mar 2024 - 04min - 323 - Gedanken am frühen Morgen - Lesen zum Berührtwerden
Klopfen wir also an dem so herrlichen Paradies der Schriften an, dem duftigen, dem so lieblichen, dem so fruchtprangenden, das mit mannigfachen Liedern der geistigen, gottvollen Vögel unsere Ohren umtönt, das unser Herz berührt, in der Trauer tröstet, im Zorn besänftigt und mit ewiger Freude erfüllt; das unser Denken auf den gold-strahlenden, hellglänzenden Rücken der göttlichen Taube erhebt und durch deren hell leuchtende Flügel hin zum ein geborenen Sohn und Erben des Pflanzers des geistigen Weinstocks trägt und durch ihn zum » Vater der Lichter« bringt. Aber nicht nachlässig, sondern inständig und anhaltend wollen wir anklopfen.
Mon, 18 Mar 2024 - 03min - 322 - Gedanken am frühen Morgen - Die Flüchtigkeit unserer Zeit
Sind etwa die Jahre, in denen wir sind, ewig? Oder sind es jene, in denen unsere Vorfahren waren oder in denen unsere Nachfahren sein werden? ... Sieh, wir sagen im Gespräch: »In diesem Jahr«, und was halten wir in der Hand von diesem Jahr außer dem einen Tag, an dem wir gerade sind? Denn die früheren Tage des Jahres sind schon vorübergegangen und man konnte sie nicht festhalten; die zukünftigen aber sind noch nicht gekommen. An einem einzigen Tage sind wir, und wir sagen „in diesem Jahre“. Sag also lieber „heute“, wenn du etwas sagen willst, was Gegenwart ist! Denn was vom ganzen Jahr hältst du als Gegenwart? Was davon vergangen ist, ist nicht mehr; was davon künftig ist, ist noch nicht: was sagst du also „in diesem Jahr“? Andere die Redeweise: sag „heute“!
Sun, 17 Mar 2024 - 03min - 321 - Gedanken am frühen Morgen - Richtig reden
Die Tränen der Gläubigen sollen dein Lob sein. Das Wort des Priesters soll die Würze der Schrift offenbaren. Du sollst kein Deklamator sein, auch kein geschwätziger Zungendrescher, hinter dessen Worten nichts steckt. Vielmehr soll sich heilige Wissenschaft und Vertrautheit mit den Geheimnissen deines Gottes in deiner Predigt kundtun. Überlassen wir es den Ungebildeten, mit leeren Worten um sich zu werfen und durch Zungenfertigkeit die Bewunderung des unerfahrenen Volkes auf sich zu lenken. Eine leider nicht seltene Anmaßung bedeutet es, das zu erklären, was man selbst nicht versteht; und am Ende hält man sich selbst für ein Licht, wenn man anderen etwas weisgemacht hat. Nichts ist leichter, als das einfache Volk und eine schlichte Versammlung durch einen Schwall von Worten zu täuschen; denn je weniger sie an sachlichem Verständnis aufbringt, um so mehr wächst die Bewunderung.
Sat, 16 Mar 2024 - 03min - 320 - Gedanken am frühen Morgen - Aus Liebe hören
O du, der du vorträgst, bemühe dich Nutzen zu ziehen aus deiner Rede, und wenn du keinen Gewinn daraus ziehst, dann schweige lieber still! Und du, Hörer, gib auch du dir Mühe dich zu bereichern, indem du aufmerksam zuhörst; wenn du aber keinen Nutzen daraus ziehst, warum vergeudest du die kostbare Zeit unnütz zu den Füßen des Redners? Die Liebe führte dich hierher, wie auch mich die Liebe zum Reden veranlasst, und die nämliche Liebe ist es auch, durch die allein wir Gewinn daraus ziehen können. Nicht mit Hinterlist sollst du auf meine Worte horchen und gleichsam Jagd machen auf sie, denn die Liebe stellt niemals Fallstricke in ihren Dienst, um sie zum Fange auszuspannen. Rein ist das Wort von Hinterlist und Weisheit, rein und einfältig sei daher auch dein Zuhören!
Fri, 15 Mar 2024 - 04min - 319 - Gedanken am frühen Morgen - Glückselig ich?
Ich habe nämlich deinen Brief bei Licht nach dem Abendessen gelesen. Die Zeit des Schlafengehens war da, aber der Schlaf wollte nicht kommen. Im Bette liegend dachte ich lange darüber nach und hielt mit mir selbst, Augustin mit Augustin, folgendes Gespräch: Ist etwa des Nebridius Ansicht, wir seien glückselig, nicht wahr? In der Tat nicht; denn er selbst wagt nicht zu leugnen, dass wir noch töricht sind. Aber könnte nicht auch Toren ein glückseliges Leben zuteilwerden? Diese Annahme ist hart; gibt es doch außer der Torheit kein anderes, wenn auch nur kleines Ungemach. Wie kommt er also zu dieser Ansicht? Hat er etwa jene Schriften gelesen und nun gemeint, mich auch für weise halten zu dürfen? Aber so leichtsinnig kann doch selbst ausgelassene Freude nicht sein, besonders bei einem Manne, dessen gewichtiges Urteil mir wohlbekannt ist. So wird es sich verhalten: Er hat mir einige Liebenswürdigkeiten geschrieben, weil auch er Freude empfand über die Ansichten, die ich in jenen Schriften niedergelegt hatte; so schrieb er voll Freude, ohne darauf zu achten, was er in seiner Freude in die Feder fließen lasse.
Thu, 14 Mar 2024 - 06min - 318 - Gedanken am frühen Morgen - Ruhe finden
In meinem Elende bedachte ich nicht, aus welcher Quelle es mir fließe, dass ich über so schimpfliche Gegenstände mich. mit meinen Freunden so angenehm unterhalten, dass ich ohne Freunde selbst bei meiner damaligen Gesinnung und dem Überfluss an allen sinnlichen Vergnügungen nicht glücklich sein konnte. Und doch liebte ich diese Freunde ohne Selbstsucht und wusste, dass ich von ihnen auch ohne Selbstsucht geliebt wurde. Was für gewundene Pfade! Wehe meiner übermütigen Seele, die da hoffte, wenn sie dich verlasse, werde es ihr besser ergehen Ich wandte mich hin und her, auf den Rücken, zur Seite, auf den Bauch, aber überall fand ich es hart; du allein bist die Ruhe. Und siehe, du kommst und befreist uns aus jammervollem Irrtume, du führest uns auf deinen Weg, tröstest uns und sprichst: "Laufet, ich will euch tragen, ich will euch führen und euch ans Ziel führen".
Wed, 13 Mar 2024 - 04min - 317 - Gedanken am frühen Morgen - Relativ reich
Gut ist auch die Barmherzigkeit; denn auch sie macht den Menschen vollkommen, weil sie den vollkommenen Vater nachahmt. Nichts empfiehlt eine christliche Seele so, wie die Barmherzigkeit, vor allem gegen die Armen. Als Gemeingut soll man die Erzeugnisse der Natur betrachten, welche die Früchte der Erde für alle hervorbringt. Dem Armen sollst du daher von deiner Habe mitteilen und den unterstützen, der Los und Gestalt mit dir teilt. Du reichst eine Münze: er empfängt seinen Lebensunterhalt; du gibst ein Geldstück: er sieht darin seine ganze Habe. Dein Denar ist sein Vermögen.
Tue, 12 Mar 2024 - 04min - 316 - Gedanken am frühen Morgen - Aus Schlechtem Gutes
Ein junger Mensch, Makarius mit Namen, der im Alter von ungefähr achtzehn Jahren stand, hütete mit seinen Altersgenossen am See Mareotis die Herden und tötete durch Zufall einen aus ihnen beim Spiel. Darob geriet er in so große Furcht vor Gott und den Menschen, dass er in dumpfem Trübsinn drei Jahre lang unter freiem Himmel in der Wüste blieb. Da regnet es niemals, wie die einen vom Hörensagen, die anderen aus eigener Anschauung wissen. Er baute sich dann eine Zelle, lebte darin noch fünfundzwanzig Jahre, freute sich seiner Einsamkeit, und es ward ihm solche Gewalt über die Teufel verliehen, dass er sie verachtete. Ich lebte lange mit ihm zusammen und fragte ihn einst, was er von der Mordtat denke, die er auf dem Gewissen habe. Darauf sagte Makarius, er empfinde darob so wenig Schmerz, dass er sogar ob des Mordes Gott danke, denn gerade dieser unfreiwillige Mord sei für ihn der Anlass zum Heil geworden. Er berief sich auf die Schrift; auch Moses wäre nicht der göttlichen Erscheinung gewürdigt worden, wenn er nicht aus Angst vor dem Pharao wegen des Mordes, den er in Ägypten beging, nach dem Berge Sinai geflohen wäre. Ich sage das keineswegs, als ob ich zum Morde verleiten möchte; sondern ich will nur beweisen, dass ein Zufall den Anlass zum tugendhaften Leben bilden kann, so dass jemand wider seinen Willen auf den rechten Weg gelangt. Denn es gibt Tugenden, die dem freien Willen, und Tugenden, die dem Zufall entspringen.
Sun, 10 Mar 2024 - 04min - 315 - Gedanken am frühen Morgen - Schein trügt
Nicht bloß auf Reichtum ist man stolz, nicht bloß mit prunkender Lebensart und Kleidung, die der Reichtum erlaubt, prahlen die Menschen — sie leisten sich nämlich unnötig kostspielige, luxuriöse Mahlzeiten, machen unnötigen Kleideraufwand, bauen mächtige Häuser und schmücken sie herrlich aus, halten viele Diener und schleppen Scharen zahlloser Schmeichler nach sich —, sondern sie fühlen sie auch ungemein wegen der Würden, zu denen sie berufen worden. Wenn das Volk ihnen ein Amt verleiht oder sie mit einem Vorsitz beehrt oder für sie eine ganz besondere Auszeichnung beschließt, dann glauben sie dadurch über die menschliche Natur hinauszuragen, fast auf den Wolken zu thronen, halten ihre Untergebenen für eine Art Fußschemel, erheben sich gegen die, welche ihnen die Würde gegeben haben und lassen die ihren Übermut fühlen, denen sie ihren Scheinglanz danken. Freilich ist das ein höchst törichtes Handeln; denn ihre Ehre ist nichtiger als ein Traum, und der Glanz, der sie umgibt, ist eitler als nächtliche Erscheinungen, da er ja mit einem Wink des Volkes da ist und auf einen Wink hin verschwindet. Übermütig macht den Menschen ferner die Stärke seiner Hände, die Schnelligkeit der Füße, des Körpers Schönheit, lauter Dinge, die von Krankheiten verzehrt und vom Zahn der Zeit zerstört werden, und er merkt nicht, dass „alles Fleisch Gras ist und alle Herrlichkeit des Menschen wie des Grases Blume; das Gras verdorrt, und die Blume fällt ab.“
Sat, 09 Mar 2024 - 04min - 314 - Gedanken am frühen Morgen - Nichts unwichtig
Zum Cellerar des Klosters soll einer aus der Gemeinde bestellt werden, der weise, reif an Charakter, nüchtern, mäßig im Essen, nicht stolz, nicht ungestüm, nicht verletzend, nicht saumselig, nicht verschwenderisch ist, vielmehr Gott fürchtet und für die ganze Gemeinde wie ein Vater sorgt. Er trage für alles Sorge, tue nichts ohne Geheiß des Abtes. Er halte sich genau an das, was ihm aufgetragen ist. Er betrübe die Brüder nicht. Stellt etwa ein Bruder an ihn eine unvernünftige Forderung, so kränke er ihn nicht durch Geringschätzung, sondern weise mit Gründen bescheiden die unpassende Bitte zurück. Er habe auf seine Seele acht, stets eingedenk des Apostelwortes: „Wer seinen Dienst gut versieht, erringt sich eine ehrenvolle Stufe“. Der Kranken, Kinder, Gäste und Armen nehme er sich mit aller Sorgfalt an, fest überzeugt, dass er wegen dieser aller am Tage des Gerichtes wird Rechenschaft ablegen müssen. Alle Gerätschaften und das ganze Besitztum des Klosters seien ihm so heilig wie Gefäße des Altares. Nichts erscheine ihm unwichtig. Er hüte sich vor Geiz, sei aber auch kein Verschwender und kein Vergeuder des Klostergutes, sondern halte in allem das rechte Maß ein und handle so, wie es ihm der Abt befiehlt.
Thu, 07 Mar 2024 - 06min - 313 - Gedanken am frühen Morgen - Hoffnung haben
Wir wollen daher mit reinem Herzen Gott dienen, dann werden wir gerecht sein; wenn wir aber diesen Dienst unterlassen, weil wir der Verheißung Gottes nicht trauen, werden wir unglücklich sein. Denn also spricht das Wort des Propheten: „Unglücklich sind die Zweifler, die schwanken in ihrem Herzen und sprechen: Das haben wir längst gehört auch schon zur Zeit unserer Väter, und wir haben von einem Tag zum anderen gewartet und nichts davon gesehen. O ihr Toren, vergleichet euch mit dem Baume! Nehmet den Weinstock! Zuerst verliert er Blätter, dann treibt er Schösslinge, dann saure Trauben und dann erst ist die reife Traube da. So hatte auch mein Volk Mühen und Trübsal; dann wird es Wohltaten empfangen“. So wollen wir also, meine Brüder, nicht zweifeln, sondern in Hoffnung ausharren, damit wir auch den Lohn empfangen. Denn getreu ist der, welcher versprochen hat, einem jeden seinen Lohn zu geben nach seinen Werken. Wenn wir also die Gerechtigkeit üben vor Gott, werden wir in sein Reich kommen und die Verheißungen empfangen, die kein Ohr gehört, kein Auge gesehen, die in keines Menschen Herz gedrungen.
Tue, 05 Mar 2024 - 04min - 312 - Gedanken am frühen Morgen - Sinn des Gebets
Gott hat aber natürlich das Zukünftige nicht nur vorher erkannt, sondern auch vorher angeordnet, und nichts geschieht im Gegensatz zu dem von ihm vorher Angeordneten. Wie nun jemand für töricht gelten würde, der darum bäte, dass die Sonne aufgehe, da er das auch ohne sein Gebet Eintretende durch sein Gebet herbeizuführen verlangte, so wäre auch ein Mensch unverständig, welcher meinte, dass um seines Gebetes willen das einträte, was auch ohne sein Beten auf jeden Fall eintreten würde. Wiederum wie derjenige allen Wahnwitz überbietet, der zur Zeit der Sommersonnenwende durch die Sonne belästigt und vor Hitze vergehend der Meinung ist, die Sonne werde sich infolge seines Gebets zu den Sternbildern des Frühjahrs entfernen, damit er mäßige Luftwärme genießen könnte: ebenso dürfte (auch) der, welcher seines Betens wegen nicht (all) das (Widerwärtige) erleiden zu müssen glaubt, was dem Menschengeschlecht notwendigerweise zustößt, wohl alle Verrücktheit übertreffen.
Tue, 05 Mar 2024 - 04min - 311 - Gedanken am frühen Morgen - Keine Gerüchte
Damit man aber dieses nicht für ein unsinniges und keckes Gerede halte, verlangen wir, dass die Anschuldigungen gegen sie geprüft werden und dass sie, wenn jene sich als begründet herausstellen, nach Gebühr bestraft werden. Wenn man aber nichts nachweisen kann, so verbietet die wahre Vernunft, auf ein übles Gerücht hin unschuldigen Menschen Unrecht zu tun oder vielmehr euch selbst, wenn ihr nicht nach vernünftiger Entscheidung, sondern nach Leidenschaft die Dinge zu verhängen beliebet. Denn für eine angemessene, ja für die einzig gerechte Forderung wird jeder Vernünftige die erklären, dass die Untergebenen von ihrem Leben und von ihrem Denken eine Rechenschaft ablegen, der man nichts anhaben kann, dass aber ihrerseits auch die Machthaber sich hei Abgabe ihres Urteils nicht von Gewalttätigkeit und Willkür, sondern von Frömmigkeit und Wahrheitsliebe leiten lassen; denn nur so werden sowohl die Regierenden, als auch die Regierten des Glückes teilhaftig. Sagte doch auch irgendwo einer der Alten: „Wenn nicht Regierende und Regierte Philosophen sind, können die Staaten nicht gedeihen“.
Mon, 04 Mar 2024 - 04min - 310 - Gedanken am frühen Morgen - Selbst nachforschen
Als so der Teufel zum andern Mal seine Untertanen verjagt sah, hetzte er wiederum jene Leute auf, dass sie zum Erzbischof gingen und sagten: Herr, du hast ja Macht über uns, aber wir können jenen Mann nicht mehr ertragen. Heiß ihn von dort weggehen, denn er ist ein Betrüger. Da schickte der selige Anatolios den Richter der heiligen Kirche nebst den Häschern hin, und sie brachen bei Nacht die einstige Türe mit Hebeln auf und führten den Heiligen in die Stadt. Und als sie in die erzbischöfliche Wohnung kamen, fragte ihn der selige Anatolios: Wer bist du und wie bist du in diese Gegend gekommen? Und sage uns, welches dein Glaube ist? Der Knecht Gottes aber legte durch einen Dolmetscher seinen untadeligen Glauben dar. Da erhob sich der selige Anatolios und gab ihm einen Kuss und lud ihn ein, in seinem Hause zu bleiben. Die Leute aber, die ihn angezeigt hatten, entließ er mit den Worten: Geht und verhaltet euch ruhig, ich habe große Erbauung an diesem Mann gefunden! Da mussten sie gehen und ihn im Hause des Erzbischofs lassen.
Sun, 03 Mar 2024 - 04min - 309 - Gedanken am frühen Morgen - Gotteserkenntnis
Während die Philosophen der früheren Zeit in ihren Anschauungen über die Vorsehung übereinstimmten und keine Ungewissheit darüber herrschte, dass die Welt von Gott mit Vernunft geschaffen ist und mit Vernunft regiert wird, so trat zuerst von allen Protagoras zu den Zeiten des Sokrates mit der Behauptung auf, es sei ihm nicht ganz klar, ob es eine Gottheit gebe oder nicht. Diese Sprache ward für so gottlos, so im Widerspruch mit Wahrheit und Religion erachtet, dass die Athener ihn selbst aus ihren Grenzen vertrieben und seine Schriften in öffentlicher Versammlung verbrannten. Auf seine Ansichten brauchen wir nicht näher einzugehen, da er nichts Bestimmtes ausgesprochen hat. In der Folgezeit blieben Sokrates und sein Zuhörer Plato sowie die Philosophen, die von Platos Schule wie Bächlein nach verschiedenen Richtungen sich ergossen, die Stoiker und Peripatetiker, bei den Anschauungen der früheren Zeit. Später trat Epikur auf und erklärte: „Es gibt zwar einen Gott; denn es muss etwas in der Welt sein, das hervorragend, ausgezeichnet und glückselig ist; aber eine Vorsehung gibt es nicht. Bei der Entstehung der Welt hat weder Vernunft noch Kunst noch Geschicklichkeit gewaltet, sondern das All der Dinge hat sich aus gewissen winzigen Sämchen, die unteilbar sind, zusammengesetzt.“ Das ist wohl der größte Widerspruch, den man sich denken kann. Wenn es einen Gott gibt, so muss er seinem Wesen nach fürsorgend sein; denn anders kann ihm die Gottheit nicht zuerkannt werden, als wenn er die Vergangenheit innehat, die Gegenwart erkennt und die Zukunft voraussieht.
Sat, 02 Mar 2024 - 04min - 308 - Gedanken am frühen Morgen - Beachte die Umstände
Man muss sorgfältig darauf achten, was den Landessitten, den Zeitumständen und den persönlichen Verhältnissen des einzelnen angemessen ist: sonst brandmarkt man vielleicht voreilig etwas als Schandtat. So ist es durchaus möglich, dass der Weise, ohne irgendwie den Vorwurf der Schlemmerei und der Gefräßigkeit zu verdienen, die kostbarsten Speisen genießt, während der Tor der schmählichsten Gaumenlust dient, obwohl er nur ganz wertlose Gerichte zu verschlingen trachtet. Alle Leute von gesunder Lebensauffassung ziehen es, so wie es auch der Herr gemacht hat, vor, einen Fisch zu essen, als sich wie das Vieh von Linsen oder Gerste zu nähren, wie es Abrahams Enkel, Esau, gemacht hat. So sind die meisten Tiere bloß deshalb, weil ihre Nahrung aus geringeren Dingen besteht wie die unsrige, keineswegs mäßiger als wir. Denn bei allen Dingen dieser Art hängt das Lob oder der Tadel unserer Tat nicht von der natürlichen Beschaffenheit der zum Gebrauche dienenden Sache ab, sondern nur von dem Grunde, weshalb man sie gebraucht, und von der Art, wie man darnach verlangt.
Fri, 01 Mar 2024 - 04min
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