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«Musik für einen Gast» – die besondere Talkshow auf SRF 2 Kultur: Ein Mensch und seine Musik. Persönlichkeiten – ob aus Kultur, Wissenschaft, Sport, Politik oder Wirtschaft – erzählen über ihr Leben, ihren Beruf, ihre Träume und Visionen und vor allem über die Musik, die sie geprägt hat und ihnen wichtig ist.
- 540 - Historische Reprise: Alice Meier – Bäuerin
In der aktuellen Folge der historischen Reprisen mit den Musik-für-einen Gast-Sendungen von Heidi Abel begegnen wir der Bäuerin Alice Meier vom Hof Beitlen in Hombrechtikon. Zusammen mit ihrem Mann Emil Meier war sie eine der Pionierinnen der biologisch-dynamischen Landwirtschaft in der Schweiz. Aufgewachsen ist Alice Meier im Kanton Thurgau. Das merkt man auch gleich zu Beginn der Sendung, denn Alice Meier wünscht sich als Einstiegsmusik «O Thurgau, du Heimat». 1949 heiratet die Bauerntochter ins zürcherische Hombrechtikon, nicht weit von Rapperswil entfernt, und wird Bäuerin auf dem Hof Breitlen. (Nicht etwa Bauersfrau, denn Alice Meier war selbst Bäuerin. Genauso wie ihr Mann Emil Meier Bauer war.) Das Paar betreibt biologisch-dynamische Landwirtschaft, jene Form der Landwirtschaft also, die auf Rudolf Steiner und die Anthroposophie zurückgeht. Gleichzeitig verbindet es Landwirtschaft mit Handwerk und Kunst und organisiert diverse Kulturveranstaltungen auf dem Hof, wofür Alice Meier 1982 vom Kanton Zürich geehrt wird. Im selben Jahr entsteht auch die Aufnahme dieser Sendung, die am 31. Oktober 1982 zum ersten Mal über den Äther geht. Mittlerweile sind Alice und Emil Meier gestorben. Der Hof Breitlen hingegen steht als «Demeterhof» immer noch in derselben Tradition und bietet auch nach wie vor Kurse und Veranstaltungen an. Sendung vom 31. Oktober 1982 Die Musiktitel: · Der Thurgau / Thurgauerlied - Männerchor Liederkranz Am Ottenberg / Paul Forster, Leitung Arrangiert: Otto Kreis / Text: Johann Ulrich Bornhauser / Komponiert: Johannes Wepf · James Last – Ännchen von Tharau · Friedreich Silcher – Ännchen von Tharau Fritz Wunderlich · Rumänische Volksmusik – Joc de doi Benone Damian, Violine / Pantelimon Stinga, Cimbalom / Petru Videan, Kontrabass · Georg Friedrich Telemann – Allegro aus dem Konzert für Blockflöte, Streicher und Basso continuo, C-dur Michaela Petri, Altblockflöte / Academy of St Martin in the Fields / Iona Brown, Leitung · W.A. Mozart – 2. Gloria aus der Missa solemnis in C-Dur für Soli, Chor und Orchester. Krönungsmesse Edith Mathis, Sopran / Norma Procter, Alt / Donald grobe, Tenor / John Sherley-Quirk, Bass / Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks / Rafael Kubelik, Leitung · Frédéric Chopin – 3. Allegro vicace aus dem Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2, F-Moll, Op. 21 Alexis Weissenberg, Klavier / Orchestre de la Société des concerts du Conservatoire / Stanislaw Skrowaczewski, Leitung
Sun, 17 Nov 2024 - 539 - Historische Reprise: Willi Ritschard, ehemaliger Bundesrat
Ein paar Prominente hat sie doch interviewt, Heidi Abel, die zwei Jahre lang «Musik für einen Gast» moderiert hat und deren Sendungen im Zentrum dieser Serie steht. Einer davon ist der SP-Bundesrat Willi Ritschard. Wenige Wochen vor seinem Tod spricht er über sein Leben und seine Karriere. Willi Ritschards Auftritt in dieser Sendung ist so, wie man ihn in Erinnerung hat. Zurückhaltend und sympathisch. Aufgewachsen im solothurnischen Deitingen in einfachen Verhältnissen wird er Heizungsmonteur und schliesst sich der Gewerkschaftsbewegung an. Er bildet sich weiter in einer Arbeiterschule und wird 1943 hauptamtlicher Sekretär der Sektion Solothurn des Schweizerischen Bau- und Holzarbeiterverbands. Mit 29 Jahren wird er Gemeindepräsident in seiner Wohngemeinde Luterbach, später Kantonsrat, Nationalrat und Solothurner Regierungsrat. 1973 erfolgte die Wahl in den Bundesrat, wo er zuerst Verkehrs-, dann Finanzminister war. Als ausserordentlich beliebter Politiker, der aber immer auch unter der Bürde des Amtes gelitten hat, verstirbt Willi Ritschard am 16. Oktober 1983 im Amt nur wenige Tage nach seiner Rücktrittserklärung auf Ende Jahr. Und auch nur wenige Wochen nach der Ausstrahlung dieses Gespräches mit Heidi Abel. Sendung vom 11.9.1983 Die Musiktitel Stadtmusik Baden – Alte Kameraden. Marsch von Carl Theike Kurt Brogli, Leitung Peter Zinsli und Sini Schwyzerörgelifründa Der Heimatvogel (shet e Heimatvogel gsunge) von Carl Reinhard Hess Musikschule Biberist / Schülerchor / Theo Frei, Leitung Ludwig van Beethoven – 4. Adagio - Allegro molto e vivace aus der 1. Sinfonie in C-Dur , op. 21 Berliner Philharmoniker / Herbert von Karajan, Leitung Hertz – Willi Ritschard Giuseppe Verdi – Gloria allEgitto, Marica trionfale, Ballabile aus der Oper Aida New Philharmonia Orchestra / Orchestra of the Royal Opera House, Coven Garden / Riccardo Muti, Leitung Hab oft im Kreise der Lieben von Friedrich Silcher und Ruedi Frischkopf Männerchor Harmonie Willisau / Männerchor Ebersecken / Ruedi Frischkopf, Leitung
Sun, 10 Nov 2024 - 538 - Kaltërina Latifi – Publizistin, Autorin, Kolumnistin
Kaltërina Latifi kennt man als Kolumnistin im «Magazin». Dort schreibt sie regelmässig über Frauenfeindlichkeit innerhalb ihrer kosovoalbanischen Herkunftsgemeinschaft. Damit macht sie sich natürlich nicht nur Freunde. Trotzdem beharrt sie darauf, dass die Missstände angesprochen werden. Kaltërina Latifi stammt aus dem Kosovo. Ihre Eltern arbeiten als Saisoniers in der Schweiz, während Kaltërina bei ihrer Grossmutter lebt. Mit fünf Jahren kommt sie selbst in die Schweiz und verbringt den Rest ihrer Kindheit und Jugend in Adelboden und an vielen anderen Orten des Kantons Bern. Das hat sie geprägt. Noch heute empfindet sie eine gewisse Entwurzelung, noch heute verspürt sie aber auch den Drang, weiterzuziehen und Neues zu entdecken. Nach einem kurzen Abstecher in die Theaterszene entschliesst sie sich für ein Studium. Die Matura holt sie in Lausanne nach, wo sie auch Literaturwissenschaften und Philosophie studiert. Danach folgen Stationen in Heidelberg und London. Mittlerweile ist Kaltërina Latifi promoviert und habilitiert und arbeitet als Privatdozentin in Göttingen. Ausserdem schreibt sie an einem Roman, in dem sie mitunter eine Geschichte verarbeitet, die sie auf der Kanalinsel Jersey entdeckt hat. Von ihren Wurzeln und ihren Reisen, von ihrer wissenschaftlichen Arbeit und ihrem Engagement für die Selbstbestimmung albanischer Frauen und natürlich von ihrer Musik erzählt Kaltërina Latifi im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
Sun, 03 Nov 2024 - 537 - Adolf Ogi, alt Bundesrat
In Adolf Ogis linker Hosentasche steckt stets ein Rauchquarz. Ohne Bergkristall, seinen Glücksbringer, geht er nicht aus dem Haus. Der ehemalige SVP-Bundesrat ist heute 82 Jahre alt, das Altwerden beschäftigt ihn. Was mit dem Tod seines Sohnes Mathias zusammenhänge. «Sein Tod war das Schwierigste überhaupt», sagt Ogi. Weil er auf die Frage des «Warum» keine Antwort finde könne. Ogi, der umtriebige Kommunikator und Motivator, schaut zurück auf ein ereignisreiches Leben. Er war SVP-Bundesrat, Parteipräsident, Direktor des Schweizerischen Skiverbandes und Sonderberater von UNO-Generalsekretär Kofi Annan, mit dem ihm eine tiefe Freundschaft verband. Ogi wünscht sich eine bessere, friedlichere Welt und dient auch heute noch, wo er kann. Die Musiktitel 1. Swiss Ländler Gamblers: Im Felsa-Schuss 2. Joe Dassin - Aux Champs-Elysées 3. Chris Barbers Jazz Band - Runnin Wild, Ice Scream, Wild Cat Blues 4. Frank Sinatra – New York New York 5. Jodlerklub Wiesenberg: Büchel Juiz (Jauzer)
Sun, 27 Oct 2024 - 536 - Pyong-Chin Han, Tenor und Restaurant-Chef
Nach einem Bühnenunfall im Opernhaus Zürich musste der südkoreanische Tenor Pyong-Chin Han seinen Traumberuf aufgeben. Heute führt er ein koreanisches Restaurant und singt abends für seine Gäste. Denn Pyong-Chin Han ist überzeugt, dass Musik und Essen zusammengehören. Ein kleiner, technischer Fehler kann auf der Bühne fatale Folgen haben: Bei einer Probe spielte ein Tontechniker einen lauten Kanonendonner ohne Vorwarnung ein. Mehrere Sänger des Opernchors, darunter Pyong-Chin Han, erlitten einen Hörsturz. Sein Gehör wurde so stark beschädigt, dass er seinen Beruf für immer aufgeben musste. Ein schwerer Schicksalsschlag, nachdem Pyong-Chin Han seit seiner Jugend in Seoul hart dafür gearbeitet hatte, Sänger zu werden. Von einem Moment auf den anderen verlor er sein künstlerisches Ausdrucksmittel und musste sich beruflich neu orientieren. Nach einer Phase der Trauer beschloss Pyong-Chin Han, sich zum Koch auszubilden. Er eröffnete ein koreanisches Restaurant, das er «Akaraka» nannte. Das bedeutet auf Koreanisch: «Unter Musik und Freude werden wir eins sein». Mittlerweile hat sich sein Gehör so weit erholt, dass Pyong-Chin Han abends für seine Gäste singen kann. Die Musiktitel: - Jessye Norman: The Holy City - Jules Massenet: Toute mon âme... Pourquoi me réveiller? Aus Werther. Drame lyrique in 4 Akten Alfredo Kraus, Tenor / London Philharmonic Orchestra / Michel Plasson, Leitung - Umberto Giordano: Un dì all'azzurro spazio. Improvviso aus Andrea Chénier. Dramma istorico in 4 Akten Giuseppe Giacomini, Tenor / Sinfonia Perusina / Guido Maria Guida, Leitung - Giiuseppe Verdi: Gefangenenchor aus der Oper Nabucco. Dramma lirico in 4 Teilen Münchner Rundfunkorchester / Chor des Bayrischen Rundfunks / Ivan Repuši?, Leitung - Richard Wagner: Ouvertüre aus der Oper der fliegenden Holländer Tonhalle Orchester Zürich / David Zinman, Leitung
Sun, 20 Oct 2024 - 535 - Kaltërina Latifi – Publizistin, Autorin, Kolumnistin
Kaltërina Latifi kennt man als Kolumnistin im «Magazin». Dort schreibt sie regelmässig über Frauenfeindlichkeit innerhalb ihrer kosovoalbanischen Herkunftsgemeinschaft. Damit macht sie sich natürlich nicht nur Freunde. Trotzdem beharrt sie darauf, dass die Missstände angesprochen werden. Kaltërina Latifi stammt aus dem Kosovo. Ihre Eltern arbeiten als Saisoniers in der Schweiz, während Kaltërina bei ihrer Grossmutter lebt. Mit fünf Jahren kommt sie selbst in die Schweiz und verbringt den Rest ihrer Kindheit und Jugend in Adelboden und an vielen anderen Orten des Kantons Bern. Das hat sie geprägt. Noch heute empfindet sie eine gewisse Entwurzelung, noch heute verspürt sie aber auch den Drang, weiterzuziehen und Neues zu entdecken. Nach einem kurzen Abstecher in die Theaterszene entschliesst sie sich für ein Studium. Die Matura holt sie in Lausanne nach, wo sie auch Literaturwissenschaften und Philosophie studiert. Danach folgen Stationen in Heidelberg und London. Mittlerweile ist Kaltërina Latifi promoviert und habilitiert und arbeitet als Privatdozentin in Göttingen. Ausserdem schreibt sie an einem Roman, in dem sie mitunter eine Geschichte verarbeitet, die sie auf der Kanalinsel Jersey entdeckt hat. Von ihren Wurzeln und ihren Reisen, von ihrer wissenschaftlichen Arbeit und ihrem Engagement für die Selbstbestimmung albanischer Frauen und natürlich von ihrer Musik erzählt Kaltërina Latifi im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
Sun, 13 Oct 2024 - 534 - Dana Landau – den Krieg studieren, um den Frieden zu finden
Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Gewalt. Ein guter Frieden basiert auf Gerechtigkeit, Geduld und Grosszügigkeit. Dana Landau erforscht die Schritte auf dem Weg zum Frieden und die Bedingungen für ein sicheres Leben nach dem Krieg. Geprägt und angetrieben von Neugier und Lebensgeschichte. Die Starken müssen den Schwachen helfen. Von dieser Idee war Dana Landau als Kind begeistert. Heute fragt sie sich, wie Menschen in Friedensprozessen sich auf Augenhöhe begegnen können – unabhängig von ihrem ethnischen, religiösen, finanziellen oder politischen Hintergrund. Dana Landaus Forschungsgebiet ist die Mediation und die Inklusion: Wie lernen Konfliktparteien einander zuzuhören? Wer ist dabei beim Aufbau von Frieden? Dana Landau, Friedensforscherin bei Swisspeace und Politologin an der Universität Basel, hat sich schon früh für Politik, Konflikte und Frieden interessiert. Die Geschichte ihrer Familie hat ihr Bewusstsein für Verfolgung, Krieg und Migration geprägt. Die Musiktitel - Leonard Cohen – Everybody Knows - HaKeves HaShisha Asar – Brakim Ureamim - Freundeskreis – Esperanto - Nina Simone –I Wish I Knew How it Would Feel to be Free - Balkan Beat Box – Hermetico
Sun, 06 Oct 2024 - 533 - Rahel Freiburghaus, Politologin mit Bodenhaftung
Sie ist 30-jährig und hat ihre Dissertation über lobbyierende Kantone mit «summa cum laude», der höchsten akademischen Auszeichnung, abgeschlossen. Nächstes Jahr wird sie an der Universität Lausanne eine Assistenzprofessur antreten. Was nach minutiös geplanter Karriere aussieht, ist vielmehr purer Zufall: Freiburghaus könnte heute auch Ärztin sein. Und operieren, statt dozieren. Freiburghaus Welt ist die Universität. Dort beschäftigt sie sich mit ihrem Herzensthema, dem Föderalismus. Ausgleich zur Forschung findet sie an einem YB-Match. Und bei ihren Eltern auf dem Bauernhof. Ihre bäuerliche Herkunft erde sie, sagt die Politologin. Die Musiktitel - Fritz Kalkbrenner - Kings In Exile - Eldorado FM: Erst Zug - Lana del Rey: West Coast - Lindstrom - I Feel Space - Züri West: Fingt ds Glück eim? [= Wird man vom Glück gefunden?]
Sun, 29 Sep 2024 - 532 - Liselotte Haas, ehemalige Tänzerin und Yogalehrerin
Was Yoga ist, wusste in der Schweiz noch kaum jemand, als Liselotte Haas ihr Studio in Bern eröffnete. Die frühere Tänzerin und Radiomacherin lernte Yoga in den 1960er Jahren in Indien kennen, zusammen mit ihrem Lebenspartner, dem afroamerikanischen Schriftsteller Vincent O. Carter. Heute macht Liselotte Haas nicht mehr täglich Yoga, denn mit 90 Jahren habe sie beschlossen: «Ich muss nichts mehr müssen». Dass Yoga heute so verbreitet ist, freut sie einerseits. Andererseits bedauert sie die Kommerzialisierung. Die spirituelle Dimension gehe verloren, wenn beim Yoga in erster Linie die körperlichen Übungen unterrichtet werden, sagt sie. Ihre Weltoffenheit und ihr künstlerisches Interesse wurzeln in ihrem Elternhaus. Dank ihrer Mutter, die gut Klavier spielte, fand Liselotte Haas in jungen Jahren im Tanz ihr künstlerisches Ausdrucksmittel. Später machte sie Radiosendungen, und weil sie die Plattentitel oft nicht verstand, nahm sie Englisch-Unterricht bei Vincent O. Carter, dem Schriftsteller, dessen Werke nun mit Verspätung entdeckt werden. Mehr als 20 Jahre lebten sie zusammen, bis zu seinem frühen Tod 1983. Kürzlich hat Liselotte Haas seinen Nachlass dem Schweizer Literaturarchiv übergeben, in der Hoffnung, dass seine bisher unveröffentlichten Werke eines Tages übersetzt werden. Die Musiktitel - Sergeij Rachmaninow: 2. Satz aus dem Klavierkonzert Nr.2 c-Moll Lang Lang / Orchestra of the Mariinsky Theatre / Valery Gergiev - Edith Piaf: Non, je ne regrette rien - Louis Armstrong: What a Wonderful World - Jorge Ben: Por Causa de Você - Ravi Shankar: Raga Malgunji
Sun, 22 Sep 2024 - 531 - Mathias Morgenthaler, Beruf(ung)s-Coach
Er interessiert sich für Menschen, die mutig berufliche Veränderung wagen.Er weiss: Hinter vielen glanzvollen Berufskarrieren verbergen sich menschliche Abgründe. Mathias Morgenthaler hat sich seine Berufung zum Beruf gemacht: Und coacht Umsteigerinnen und Aussteiger. Hohe Löhne und Statusdenken bedeuten ihm nichts. Was für ihn zählt, ist berufliche Erfüllung. Die Arbeit müsse den eigenen Talenten und Träumen gewachsen sein, sagt Morgenthaler. Dafür müsse man raus aus der Komfortzone und Verantwortung übernehmen. Was allerdings einfacher gesagt sei als getan. Die Musiktitel - Mani Matter: Warum syt dir so truurig [=_seid_ihr_traurig]- Polo Hofer & Die_Schmetterband - Elton John: The Last Song - Sophie Hunger: My Oh My II - Unico Wilhelm van Wassenaer (Giovanni Battista Pergolesi)- Concertino No.2 in G-Dur: 3. Largo affettuoso Academy of St. Martin in the Fields / Neville Marriner, Leitung - Asaf Avidan: Labyrinth Song - Live at the Acropolis 2023
Sun, 15 Sep 2024 - 530 - Patricia Danzi – Direktorin der DEZA
Sie sass mit Rebellenführern am Verhandlungstisch, kann Kühe melken und Traktor fahren und ist für die Schweiz an den Olympischen Spielen angetreten. Können so viele Leben in eines passen? Patricia Danzi, Chefin der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, beweist, dass es geht. Von fremden Menschen erkannt zu werden: Daran habe sie sich noch nicht gewöhnt, sagt Patricia Danzi. Und doch passiert es ihr immer wieder. Auf der Strasse, im Zug oder sogar, wenn sie mit dem Velo vorbeiflitzt – und sich Mühe gibt, dabei keine Rotlichter zu überfahren. Dass eine Bundesangestellte zum Vorbild wird, gerade auch junge Menschen zu inspirieren vermag, dürfte nicht allzu häufig vorkommen. Doch bei Danzi überrascht es nicht: Die 55-Jährige ist die erste Frau an der Spitze der DEZA, der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, Tochter einer Schweizerin und eines Nigerianers, ehemalige IKRK-Mitarbeiterin und Olympionikin. 1996 vertrat sie die Schweiz an den Sommerspielen in Atlanta im Siebenkampf. Eine Erfahrung, die diesen Sommer wieder besonders präsent war: Danzi begleitete Aussenminister Ignazio Cassis nach Paris und besuchte mit ihm das olympische Dorf: «Die vielen Sportlerinnen und Sportler aus verschiedenen Ländern, die zusammen essen und sich die Wettkämpfe anschauen, diese – vielleicht würde man heute sagen – Illusion, dass die Welt eine friedliche sein kann: Diese Erinnerung kam sehr schnell in mir hoch.» Der Spitzensport sei eine Lebensschule für sie gewesen, sagt Danzi, das sei mehr als ein Klischee. Und er habe ihr berufliche Türen geöffnet, die sonst womöglich verschlossen geblieben wären. Nach einem Studium der Agrar- und Umweltwissenschaften arbeitete sie über 20 Jahre lang für das Internationale Komitee des Roten Kreuzes; zuerst als Delegierte, später als Regionaldirektorin des afrikanischen Kontinents. In «Musik für einen Gast» erzählt Patricia Danzi, was sie aus dieser Zeit für sich mitgenommen hat, warum ihr Haus in Genf den Übernamen «Villa Kunterbunt» trägt und wie sie sich als junge Frau zwischen der Liebe zum Sport und zur Musik entscheiden musste. Die Musiktitel - Survivor: Eye Of The Tiger - W.A. Mozart – 1. Allegro maestoso aus dem Konzert für Flöte und Orchester Nr. 1 G-Dur, KV 313 Alexis Kossenko, Flöte / Gli Angeli Genève / Stephan MacLeod, Leitung - Johnny Clegg – Asimbonanga - Tracy Chapman – Talkin' Bout A Revolution [= Talking About] - Trauffer - Müeh mit de Chüeh - Francis Cabrel – «Je taimais, je taime, taimerai»
Sun, 08 Sep 2024 - 529 - Nicole Probst-Hensch – Epidemiologin, Forscherin, Biobankerin
Sie weiss, was Trottoirs mit unserem Körperumfang zu tun haben, wie Lärm und Diabetes zusammenhängen und warum Kultur die Gesundheit beeinflusst. Um solche Beziehungen zu erkennen, braucht es einen langen Atem. Den hat Nicole Probst-Hensch. Denn was heute passiert, macht oft erst später krank. Nicole Probst-Hensch sagt von sich: «Ich bin nicht gross, ich bin nicht Medizinerin, und ich bin eine Frau.» Trotzdem hat sie als Epidemiologin in einer lange männlich dominierten Forschungsdisziplin Karriere gemacht. Dabei geholfen hat ihr ihre Weitsicht. Sie hat früh den Wert von Langzeitstudien erkannt. Sie ist eine überzeugte Biobankerin. Seit vielen Jahren entwickelt die Epidemiologin am Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut Langzeitstudien und Biobanken. Hier werden menschliche Proben über lange Zeit gelagert und die Menschen, von denen diese stammen, über Jahrzehnte beobachtet. Die Forscherin will wissen, was krank macht vor allem aber auch, was Menschen gesund hält. Trotzdem sieht sie in der Begrenztheit des Lebens auch Schönheit. Die Musiktitel - ANSAMBLI NewBorn ENSEMBLE - Vet' ke mbetë - Beth Hart – My California - Fairuz – Le Beirut - Cesaria Evora – Sentimento - Neil Young – This Old Guitar
Sun, 01 Sep 2024 - 528 - Patti Basler – Kabarettistin, Satirikerin, Autorin
Geboren wird Patti Basler in Zeihen im aargauischen Fricktal, wo sie auf einem Bauernhof aufwächst. Allerdings nicht im Dorf selbst, sondern abgelegen. Sie macht die Matura und das Lehrerdiplom für die Oberstufe und studiert Erziehungswissenschaften, Soziologie und Kriminologie. Und sie arbeitet als Lehrerin in einer Sekundarschule. Als sie eines Tages mit einer Schulklasse eine Poetryslam-Veranstaltung besucht, weiss sie, dass das ihr Ding ist. Immer schon hat sie Gedichte geschrieben, immer schon ist sie damit aufgetreten. Also meldet sie sich selbst an einen Poetikwettbewerb an und ist zum ersten und einzigen Mal so richtig nervös. Nicht weil sie Angst vor dem Scheitern hat, sondern vor dem Erfolg. Denn sie weiss: Wenn das erfolgreich wird, wird die Bühnenpoetik zu ihrer Aufgabe. Mittlerweile ist Patti Basler eine arrivierte politische Satirikerin. Mit ihrem Bühnenpartner Philippe Kuhn zusammen hat sie mehrere Bühnenprogramme erarbeitet – das aktuelle heisst «L¨cke» – sie ist Trägerin des Salzburger Stiers und anderer hoher Auszeichnungen, und sie tritt regelmässig am Radio und im Fernsehen auf. Unter anderen in der Politsendung Arena mit ihrem eigenen Format des «Instant-Protokolls». Von ihrer Herkunft und ihrer Prägung, von ihren politischen Inhalten und satirischen Absichten und natürlich auch von ihrer Musik erzählt Patti Basler im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier. Die Musiktitel - César Franck: Die Sieben Worte Christi Am Kreuz: 2. Pater, dimitte illis.1. Wort Philharmonie Schwäbisch Gmünd / Hubert Beck, Leitung / Edith Wiens, Sopran / Raimundo Mettre, Tenor / Thomas Pfeiffer, Bariton / Ivo Ingram, Bass - Miriam Makeba – Pata Pata - Danger Dan / Feat. Igor Levit – Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt - Édith Piaf – Autumn Leaves - Zaz – Je veux
Sun, 25 Aug 2024 - 527 - Elina Duni – Jazzsängerin
«Meine Stimme ist mein Weg», sagt Elina Duni, die sich als musikalische Nomadin versteht. In ihrer ersten Heimat Albanien wuchs sie in einer künstlerischen Familie auf und stand schon als Kind gerne auf der Bühne. Heute singt sie vielsprachig und zählt zu den bekanntesten Schweizer Jazzsängerinnen. Seit sie sich erinnern kann, habe sie immer gerne gesungen, erzählt Elina Duni im Rückblick auf ihre ersten, glücklichen Lebensjahre in Tirana. Bereits als Kind trat sie in albanischen Fernsehshows und im Radio auf. Nach ihrem Umzug in die Schweiz im Alter von zehn Jahren waren der Kulturschock und die anfängliche Einsamkeit so gross, dass sie zunächst ihr Gehör verlor – es dauerte eine Weile, bis sie ihre Stimme wieder fand. Bekannt wurde sie nach ihrem Klavier- und Gesangsstudium mit dem «Elina Duni Quartett», als sie über den zeitgenössischen Jazz einen neuen Zugang zu traditionellen albanischen Liedern fand - poetisch, nachdenklich, schillernd zwischen Lebensfreude und tiefer Wehmut. Heute suche sie ihren Ausdruck zunehmend in einer Leichtigkeit, die sie als «brillanten Melancholie» bezeichnet, sagt Elina Duni, denn: «In der Musik interessieren mich die Fragen des Lebens, die ohne Antwort bleiben.» Die Musiktitel - Johannes Brahms: Ungarischer Tanz Nr. 1 in g-Moll Budapester Festival Orchester / Ivan Fischer, Leitung - The Beatles: Across The Universe - Charlie Haden: Silence (Album: The Ballad Of The Fallen) - Elina Duni / Rob Luft / Matthieu Michel / Fred Thomas: E Vogël (Traditionelles albanisches Lied) (Album: A Time To Remember) - Shirley Horn: Heres To Life - Joâo Gilberto / Stan Getz: O grande Amor
Sun, 18 Aug 2024 - 526 - REPRISE: Beatrice «Bibi» Bigler – Parfümeurin
Kreiert Bibi Bigler einen neuen Duft, spielt die Musik eine entscheidende Rolle: In ihrem Atelier wird sie ständig von Musik begleitet. Doch auch in der Natur findet sie Inspiration: Etwa während einer mehrmonatigen Auszeit als Schafhirtin auf einer Engadiner Alp. Schon als Kind wusste Bibi Bigler, dass sie Parfümeurin werden will. «Die Welt der Düfte ist so faszinierend, weil sie einen zum Träumen bringt und Erinnerungen hervorruft. Sie ist eng mit den Emotionen verbunden.» Beharrlich verfolgte Bigler ihren Weg: An der Universität Zürich erarbeitete sie sich zuerst im Biologiestudium das theoretische, naturwissenschaftliche Fundament und ging danach nach Frankreich, wo sie sich an der Internationalen Parfümerieschule in Grasse ausbilden liess, umgeben von Lavendel- und Rosenfeldern. Eine romantische Kulisse – aber eine harte Ausbildung: 1500 verschiedene Duftrohstoffe mussten Bigler und ihre Mitstudentinnen und -studenten auswendig lernen und unterscheiden können. Wie man das schafft? Das verrät Bibi Bigler in «Musik für einen Gast». Und sie erzählt, welche Gerüche sie während ihrer Auszeit auf der Alp Sarsura entdeckt hat, welcher Duft ihr bei Antonín Dvoráks Klaviertrio in die Nase steigt und wie sie dank einer uralten Mandarinensorte eine zweite Heimat fand. Erstsendung: 30. April 2023
Sat, 17 Aug 2024 - 525 - REPRISE: Marc Graf – Forensischer Psychiater, Klinikdirektor
Die Berge haben das Leben von Marc Graf geprägt: Sei es, um beim Skifahren Abstand von seiner Arbeit zu gewinnen, als Kind, das in der Schneehöhle übernachtete, oder als junger Mann, der beim Klettern und Gleitschirmfliegen bis an die Grenzen ging – und darüber hinaus. Einige der Menschen, mit denen Marc Graf beruflich zu tun hat, begingen Straftaten, die grosses Leid verursacht haben: Mörderinnen, Sadisten, Pädophile. Wie begegnet man solchen Menschen im Wissen um ihre Taten? Was sieht Graf, wenn er ihnen gegenübersitzt? «Ich meine zu glauben, dass ich immer auch das Menschliche erkenne», sagt der forensische Psychiater. «Es ist nicht meine Aufgabe, Straftaten zu entschuldigen, zu beschönigen. Sondern zu versuchen, zu verstehen.» Verstehen: Das wollte Marc Graf schon früh. Als kleiner Junge, der beobachtete, wie schwer es Menschen fällt, liebevoll miteinander umzugehen, selbst wenn sie sich darum bemühen. Als Schüler, der miterlebte, wie Waisenkinder von einem Lehrer misshandelt wurden. Als Jugendlicher in einem Vorort von Chur, in dem die Patientinnen und Patienten der nahen psychiatrischen Klinik in weiten, weissen Gewändern spazieren gingen und behandelt wurden, als wären sie Teil einer anderen Welt. In «Musik für einen Gast» gibt Marc Graf Einblicke in seine Arbeit, erzählt von der Faszination, die er bis heute verspürt, aber auch dem grossen Druck, der damit verbunden ist. So verfasst er unter anderem Gutachten, die von Gerichten verwendet werden, um über die mögliche Entlassung eines Gefangen oder über eine Verwahrung zu entscheiden. Doch Graf gibt auch viel Persönliches preis: Er erzählt von seiner Liebe zu den Bergen, wie er schon als Zehnjähriger mit einem Freund allein in einer Schneehöhle übernachten durfte und später als junger Mann anspruchsvolle Berg- und Klettertouren unternahm, bis ihm sein jugendlicher Mut fast das Leben kostete. Die Musiktitel - Kenny Loggins: Heartlight - Supertramp: School - PINK: Just Give Me Reason (Pink & Nate Ruess) - Pink Floyd: Is There Anybody Out There? - Ronan Keating: Winter Songs Erstsendung: 22.10.2023
Sun, 11 Aug 2024 - 524 - REPRISE: Andreas Schaerer, Jazzsänger und Hochschuldozent
Wenn der Berner Andreas Schaerer ans Mikrofon tritt, kann es glucksen, röhren und kreischen. Aber auch ganz sanft werden. Und nachdenklich. Wie der Bub aus dem Emmental zu einem der Grossen der internationalen Impro-Jazz-Szene geworden ist. Als Kind hütete er Schafe auf einer Alp und experimentierte stundenlang mit seiner Stimme. Als Jugendlicher machte er Punkmusik und wurde Lehrer. Heute ist der studierte Musiker und Komponist Andreas Schaerer ein Grenzgänger, der sich irgendwo zwischen experimentaler Avantgarde und Mainstream verorten lässt. Er ist ein Star der Jazz-Improvisation und ein umtriebiger Getriebener. Die Musiktitel - Andreas Schaerer - Pristine Dawn Andreas Schaerer, Vocal / Kalle Kalima, Guitarre / Tim Lefebvre, Bass - The Beatles – Magical Mystery Tour von John Lennon -Pink Floyd – Shine On You Crazy Diamond (Pts. 1-5) - Caetano Veloso – Doideca - Andreas Schaerer – Zeusler aus The Big Wig Hildegard lernt fliegen / Lucerne Festival Academy / Mariano Chiacciarini - Igor Stravinsky - Le Sacre du printemps Part 1. LAdoration de la Terre - les augures printaniers Cleveland Orchestra / Pierre Boulez, Dirigent - Olivia Rodrigo – Vampire von Daniel Nigro Errstsendung: 07.01.2024
Sat, 10 Aug 2024 - 523 - REPRISE: Caroline Fink - Fotografin, Autorin, Filmemacherin
Sie arbeitet gerne langsam. Darum fotografiert sie oft mit einer Kamera, die keinen Autofokus hat. Und sie liebt die Berge. Ihre Abenteuerlust hat die Fotografin und Alpinistin Caroline Fink auf die Gipfel dieser Welt geführt. Am Berg findet sie Freiheit und Selbstbestimmung. Schon als Kind liebte sie Abenteuergeschichten. Zum fünften Geburtstag bekam sie eine Kompaktkamera geschenkt, um Momente festzuhalten. Mit 20 zog es sie hinaus in die weite Welt, nach Nepal. Dort fand sie den Zugang zu den Bergen. Seither sind Alpinismus und Fotografie zentrale Elemente ihres Lebens. Abenteuer ohne Risiko, das gehe nicht, sagt Fink. Denn die Natur bleibe immer stärker. Die Musiktitel - Celine Dion: Ne partez pas sans moi - Alanis Morissette: Hand in My Pocket - Pallett: Vagabond - Leonard Cohen: Joan of Arc - Patti Smith: Dancing Barefoot Erstsendung: 31.03.2024
Sun, 04 Aug 2024 - 522 - REPRISE: Beni Thurnheer - Sportreporter und Showmaster
«Schnurri der Nation wünscht sich Sound of Silence» - Beni Thurnheer liefert gleich selbst die Schlagzeile für die Sendung.Schlagfertig war er schon immer - musste es sein. Als Kind war er einer der kleinsten, und da er sich nicht mit den Fäusten wehren konnte, tat er es mit Worten. Sprechen war seit jeher seine Leidenschaft, und dank seines geschliffenen Mundwerks bekam er gleich nach dem Jusstudium eine Stelle als Sportreporter - zuerst beim Radio, später beim Fernsehen. Erfolgreiche TV-Shows wie «Tellstar» oder «Benissimo» waren später ganz auf ihn als Moderator zugeschnitten. Beni Thurnheer hat zudem mehrere Bücher geschrieben, u.a. «Der Sportreporter und die Philosophen». In Musik für einen Gast bei Eva Oertle spricht Beni Thurnheer über sein Leben im Rampenlicht, seine Ordnungsliebe und darüber, warum er gerne Ranglisten führt. Er erklärt auch sein Interesse für die Philosophie und die Philosophen. Und wir erfahren, warum ihm Songs wie «Get off of my cloud» von den Rolling Stones oder Bonnie Tylors «Total eclipse of the heart» viel bedeuten. Die Musiktitel - The Rolling Stones – Get Off My Cloud - Bonnie Tyler - Total Eclipse Of The Heart - Simon & Garfunkel - The Sound of Silence - Luciano Pavarotti - Nessun Dorma aus Turandot von Giacomo Puccini London Philharmonic Orchestra / John Alldis Choir / Metha Zubin - Queen - Bohemian Rhapsody Erstsendung: 19. März 2023
Sun, 28 Jul 2024 - 521 - REPRISE: Eva Herzog - Historikerin, Politikerin, Ständeratspräsidentin
Eva Herzog blickt auf eine lange Karriere zurück, die sie bis in den Ständerat geführt hat. In diesem Jahr ist sie Ständeratspräsidentin und richtet ihren Fokus auf die urbane Schweiz. Ein gutes Jahr nach der Nichtwahl in den Bundesrat beginnt für sie damit ein neues Kapitel. Die Wurzeln ihres politischen Engagements liegen in Eva Herzogs Herkunftsfamilie, in der es selbstverständlich war, dass sie als Mädchen dieselben Chancen und Möglichkeiten bekommt wie ihr Bruder. Doch ist es vor allem die Erkenntnis, dass das anderswo nicht so ist, die ihre feministische Grundhaltung auslöst. Daneben engagiert sie sich für fairen Handel und arbeitet schon früh in den sogenannten Drittweltläden. Das parteipolitische Engagement beginnt erst später. Konkret 1993 bei der Nichtwahl Christiane Brunners in den Bundesrat. Dort beeindrucken sie die demonstrierenden SP-Frauen in Bern, denen sie sich anschliesst. Mittlerweile schaut die promovierte Historikerin auf eine lange und erfolgreiche Karriere zurück. 2004 wird sie Finanzdirektorin im Kanton Basel-Stadt und bleibt das 16 Jahre lang. Seit 2020 vertritt sie ihren Kanton als Ständerätin in Bern. Ihre Wahlresultate sind glänzend. Und dem Schock der Nichtwahl in den Bundeswahl steht mittlerweile die Wahl zur Ständeratspräsidentin gegenüber. Von ihrer Zeit als politisch engagierter Teenager und ihren ersten Schritten in der Politik, von ihrem Studium als Historikerin und ihren Jahren in der Leitung der Kulturwerkstatt Kaserne, von ihrem Aufstieg als Politikerin und der Zeit nach der Nichtwahl in den Bundesrat und natürlich von ihrem engen Bezug zur Musik erzählt Eva Herzog im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier. Die Musiktitel - Deep Purple - Smoke on the Water - Zucchero - Baila Morena - Tim Bendzko - Nur noch kurz die Welt retten - András Schiff - Johann Sebastian Bach: Das wohltemperierte Klavier, Präludium Nr. 1 C-Dur - Tina Turner - River Deep Mountain High Erstsendung: 18. Februar 2024
Sat, 27 Jul 2024 - 520 - REPRISE: Ueli Jäggi, Schauspieler
Ueli Jäggi gehört zu den erfolgreichsten und beliebtesten Schauspielern der Schweiz. Neben seinen unzähligen Rollen am Theater und den vielen Auftritten in Film- und Hörspielproduktionen kennt man ihn vor allem auch als Teil der Gruppe rund um den Theaterregisseuren Christoph Marthaler. Ueli Jäggi, der jüngste von fünf Brüdern, stammt aus einer mehr als kulturaffinen Familie. Der Vater Pfarrer, die Mutter Lehrerin, interessierten sich beide für Musik und boten auch sonst ein kreatives und inspirierendes Zuhause. Schon früh interessiert sich Ueli Jäggi fürs Theater und findet nach ersten Schritten an einem Schülerkabarett und am Basler Jugendtheater den Weg ans professionelle Theater. Nach Stationen in München und Nürnberg folgt die Begegnung mit Christoph Marthaler, aus der eine 35-jährige Zusammenarbeit entsteht mit wegweisenden Produktionen am Theater Basel, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, an der Volksbühne Berlin und am Schauspielhaus Zürich, wo Ueli Jäggi unter der Direktion von Christoph Marthaler Ensemblemitglied war. Daneben arbeitet Ueli Jäggi oft und gerne als Sprecher in Hörspielen und natürlich auch als Filmschauspieler. Und all das bis zum heutigen Tag. Von seiner familiären Prägung und seiner frühen Begeisterung fürs Theater, von seinen ersten Schritten in den Beruf und der Arbeit mit Christoph Marthaler, vom Leben und Arbeiten an aufregenden Orten wie Berlin, Hamburg oder Venedig und von seinem Rückzugsort im Berner Oberland und natürlich auch von der Musik, die für ihn immer eine ganz besondere Bedeutung hat, erzählt Ueli Jäggi im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier. Die Musiktitel - W.A. Mozart: Mozart: Krönungsmesse... K 317 / 6. Agnus Dei George Ainsley, Winchester Cathedral Choir, The Academy of Ancient Music, Christopher Hogwood, Leitung / Emma Kirkby, Sopran - J.S. Bach: Magnificat für Soli Chor und Orchester - Deposuit potentes Amsterdam Baroque Orchestra - Ton Koopman, Leitung / Gerd Türk, Tenor - Carmen Linares - Romance De Don Boiso von Federico Garcia Lorca - Bob Dylan - Blind Willie McTell (Bootleg Series Vol. 3) - Pat's Big Band - That Ole Devil Called Love [= old] von Allan Roberts / Doris Fisher, Katharina Baur, Stimme Erstsendung: 17. März 2024
Sun, 21 Jul 2024 - 519 - REPRISE: Lucien Leitess, Gründer des Unionsverlags
«Man steht mit den Füssen im Schlamm und greift mit den Händen nach den Sternen.» So beschreibt Lucien Leitess die Leitung eines unabhängigen Verlags, der Literatur aus allen Weltregionen zugänglich macht. Nun gibt er sein Lebensprojekt in andere Hände. Seit einem halben Jahrhundert öffnet der Unionsverlag von Zürich aus ein Fenster zur Welt. Gegründet wurde er an einem Küchentisch mit minimalem Budget, im Geist der sozialen Bewegung der 68er. Das erste Buchlager befand sich unterm Ehebett, ein Büro gab es lange nicht. Niemand konnte wissen, dass der kleine Verlag einmal mehr als 1000 Bücher aus Regionen herausbringen würde, deren Literatur im deutschsprachigen Raum meist wenig Beachtung findet. Doch die Nationalität von Autorinnen und Autoren zähle für ihn nicht, sagt Lucien Leitess: «Es gibt nur eine grosse Weltliteratur.» Auch die Playlist des Verlegers, der sich lieber als Büchermacher bezeichnet, spannt einen Bogen über mehrere Kontinente. In «Musik für einen Gast» erzählt Lucien Leitess von seiner allerersten LP, von den bewegten Gründungsjahren des Unionsverlags, von der Schönheit der Programmiersprache und von seinem bevorstehenden Abschied vom Verlag - obwohl die Liste der Bücher, die er gerne herausgeben würde, noch lang ist. Die Musiktitel - Mbube - The Lion Sleeps Tonight (Music From South Africa) - Mavis Staples - The Voice - Wyclef Jean – Masquerade - Bo Diddley - The Black Gladiator - Sam Cooke - Keep Movin' On - B. B. King - Lucille & Friends Erstsendung: 01.10.2023
Sat, 20 Jul 2024 - 518 - REPRISE: Eva Kirchhofer - Schuhmacherin
Sie sieht einem Schuh an, wie jemand durch die Welt geht: Eva Kirchhofer arbeitet seit vielen Jahren als Schuhmacherin in Zürich. Ihr Interesse an Menschen ist ebenso gross wie die Leidenschaft für ihr Handwerk. In ihrer Werkstatt hat sie ein eigenes Reich geschaffen. Wer kreativ werden will, muss scheitern lernen. Diese Erfahrung gibt Eva Kirchhofer ihren Auszubildenden weiter, denn meist seien es Krisen, die einem im Leben dazu bringen, einen Kurswechsel zu wagen. In ihrer Kindheit eckte sie an und war froh, als sie die Enge des Dorfs hinter sich lassen und auf die Kunstgewerbeschule gehen konnte. In den späten 80er Jahren lebte sie in der Zürcher Hausbesetzerszene, organisierte Konzerte und lotete Freiräume aus. Dann machte sie eine Lehre als Schuhmacherin und wurde glücklich mit diesem Beruf, bei dem das Handwerkliche, Künstlerische, Medizinische und Menschliche zusammenkommen. Heute wohnt sie in einer WG mit rund 20 Menschen und mag es, für grosse Tische zu kochen. Ebenso wichtig sind ihr ungestörte Tage in ihrer Werkstatt. Mittlerweile findet sie Reparaturen spannender, als Schuhe nach Mass anzufertigen, denn das Tüfteln forder sie heraus. Und mit jedem Paar Schuhe kommt eine Lebensgeschichte in ihren Laden. Die Musiktitel: - Sister Rosetta Tharpe .. 1964 .. Didn't it Rain .. - R.L. Burnside - It's Bad You Know (come on in) - Dolly Parton - Jolene - Grinderman - Decoration Day - Asaf Avidan - In a Box ll - Your Anchor - Tolouse Low Trax - Rushing Into Water - Themes For Great Cities Erstsendung: 10.03.2024
Sun, 14 Jul 2024 - 517 - REPRISE: Kamilla Schatz, Leiterin der Pestalozzi Schulcamps
Kunst und Wissenschaft faszinieren Kamilla Schatz seit jeher. Diese Leidenschaft an Kinder zu vermitteln, ist ihr ein grosses Anliegen. Seit 2017 organisiert sie die Pestalozzi Schulcamps: Projektwochen, in denen Primarschulklassen ausserhalb der normalen Unterrichtsstruktur eintauchen können in die Welt der Wissenschaften, der Musik und des Tanzes. Musikerin in ihrem ersten Beruf, war Kamilla Schatz früher als Geigerin und Kammermusikerin unterwegs, zudem ist sie seit 20 Jahren künstlerische Leiterin des Resonanzen Festivals im Engadin. Wie es kam, dass sie mit 48 Jahren die Geige weglegte und sich beruflich neu orientierte, was sie an ihrer neuen Aufgabe fasziniert und was sie mit der Musik von Nikolaj Roslavez verbindet, erzählt Kamilla Schatz in MfeG bei Eva Oertle. Die Musiktitel - Kamilla Schatz, Oliver Triendl - «1. Andante» und «2. Allegretto» aus den 24 Präludien für Violine und Klavier - Benjamin Engeli - «2. Andante non troppo e con molto espressione» aus den 3 Intermezzi für Klavier, Op. 117 - Pink Floyd - Another Brick In The Wall (Part 1) - Johann Sebastian Bach - «1. Allegro» aus dem Violinkonzert E Dur, BWV 1042 Isabelle Faust / Akademie für Alte Musik Berlin / Bernhard Forck - Ann Malcolm - Evening (Beau Soir) Erstsendung: 17.09.2023
Sat, 13 Jul 2024 - 516 - REPRISE: Hansjörg Hinrichs, Südpazifikspezialist
«Reisen ist mein Tun, mein Tun ist mein Leben» - Hansjörg Hinrichs wollte seit seiner Kindheit weg. Aufgewachsen im St. Gallischen Steinach reiste er als Jugendlicher per Autostopp nach Deutschland, später zog es ihn immer weiter in die Ferne. Nachdem er einige Jahre als Lehrer im Appenzellerland tätig gewesen war, beschloss er mit 28 Jahren, das Reisen zum Beruf zu machen. Vor allem die Inselwelt des Südpazifiks faszinierte ihn mit ihren Farben und Düften. Und so bereist der heute 74-Jährige, der ein kleines exklusives Reiseunternehmen leitet, immer neue Landschaften und Orte fernab von jeglichem Massentourismus. In Musik für einen Gast bei Eva Oertle erzählt Hansjörg Hinrichs über seine Liebe zur Inselwelt des Südpazifiks und über seine Beziehung zu den dortigen Menschen, aber auch über seine Verbindung zur Appenzeller Volksmusik. Und er spricht darüber, wie das Reisen ihn auch immer wieder an seine eigenen Grenzen bringt. Die Musiktitel - Iles Salomon (Musique De Guadalcanal) - Danses De Femmes, Loloele: Pana Tha Na Panani? (Label : Ocora) - Teva Tetuanui, Rod Dannys, Roger Tetuanui: Borabora Nui - Töbi Tobler, Sandro Friedrich, Heinz Bürgin: Töbis Zäuerli - Joe Cocker – Live At Montreux 1987: With A Little Help From My Friends - Mozart. Piano Concertos Nr. 27 & 20: Maria João Pires, Claudio Abbado, Orchestra Mozart: «2. Romance» Konzert für Klavier und Orchester Nr. 20 d-Moll KV 466 Das besprochene Buch Hansjörg Hinrichs – Sehnsucht Südsee: Lebensraum und Lebenstraum. Beschwörung einer entschwindenden Welt Pacific Society Erstsendung: 2.7.2023
Sun, 07 Jul 2024 - 515 - Jul Dillier – Musiker, Komponist, Klangkünstler
In Jul Dilliers Familie steht die Sprache im Zentrum. Er selbst setzt auf die Musik. Er lernt Schlagzeug und Klavier, wird Komponist, Klangkünstler und Jazzmusiker. Und er vertont Lieder und findet seinen seinen eigenen Weg zur Sprache. Jul Dillier wird 1990 geboren und stammt aus dem Kanton Obwalden. Sein Onkel ist der Mundartdichter und Radioredakteur Julian Dillier, sein Vater der Hörspiel- und Theaterregisseur Geri Dillier. Von beiden ist er stark beeinflusst, eine Theaterlaufbahn scheint im Bereich des Möglichen. Doch Jul Dillier wird Musiker, lernt Klavier und Schlagzeug, studiert in Luzern, Basel und Linz und macht seinen Masterabschluss. Heute lebt und arbeitet Jul Dillier in Wien, spielt als Pianist im Jazz-Quintett «chuffDRONE» und im Avantgarde-Trio «other:M:other», komponiert und verfolgt weitere Projekte in den Bereichen Jazz, Klangkunst und Musikperformance. Ausserdem hat er mit «solétudes» ein erstes Soloalbum veröffentlicht. Und es gibt Lieder. Beispielsweise eine Reihe von Vertonungen der Gedichte seines Onkels Julian Dillier, dessen Werk anlässlich des 100. Geburtstags 2022 neu herausgekommen ist. So findet Jul Dillier nicht nur zur Sprache zurück, sondern auch zu seinem Heimatkanton Obwalden, mit dem er sich nach wie vor sehr verbunden fühlt. Die gespielten Titel - Jul Dillier – Glüt III - Oumou Sangaré – Moussolou - Stimmhorn - Penta - Julian Sartorius - Trapp (Album Zatter) - Friedrich Cerha - Eine Art Chansons; 1. Teil «Etüde in f» (Studio Dan, Agnes Heginger) - Little Rosies Kindergarten - We Are Family; Protest for Protest - Nik Bärtsch - Modul 8_9
Sun, 30 Jun 2024 - 514 - Elias Hirschl – Schriftsteller, Poetry-Slammer, Musiker
Elias Hirschl ist jung. Gerade mal 30 Jahre alt. Dennoch ist er schon mehr als zehn Jahre im Geschäft. Der preisgekrönte österreichische Sprachkünstler hat an Poetry-Slam-Meisterschaften reüssiert und Band-Projekte ins Leben gerufen. Ausserdem legt er mit «Content» bereits seinen fünften Roman vor. Elias Hirschl wächst in Wien auf. Rasch entdeckt er sein Talent und sein grosses Interesse an der Sprache. Ausserdem hat er das Glück. Er trifft auf Deutschlehrerinnen, die ihn fördern, und hat Eltern, die nicht auf eine klassisch bürgerliche Berufsausbildung bestehen. Trotzdem studiert er, braucht aber die meiste Zeit für die Arbeit an und mit der Sprache. Schon als Teenager gründet er eine Schülerband namens «Hirschl», mit der er erfolgreich an einigen Ausgaben der FM4-Protestsongcontest teilnimmt. Daneben schreibt und veröffentlicht er erste Kurzgeschichten und nimmt am Poetry-Slams teil. Zuerst um seine Texte vor Publikum auszuprobieren. Später um zu gewinnen. Und um internationale Kontakte zu knüpfen und Gleichgesinnte zu treffen. Gleichzeitig interessiert ihn auch die lange Form. Fünf Romane gibt es mittlerweile. Zwei davon, «Salonfähig», eine Auseinandersetzung mit der Ära Sebastian Kurz und der «Generation Slim fit», und «Content», eine Satire auf sinnentleertes Listicle- und Artikelschreiben im Auftrag dubioser Content-Firmen, erscheinen beim renommierten Zsolnay-Verlag in Wien. Von seiner frühen Prägung und seiner ständigen Arbeit an der Sprache, von seinen Auftritten bei Wettbewerben und seiner Freude an formalen sprachlichen Experimenten, von seinen musikalischen Aktivitäten und seiner Vorliebe für Band wie «Tocotronic» und natürlich auch von seiner eigenen Musik im Duo «Ein Gespenst» erzählt Elias Hirschl im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier. Die gespielten Titel: - Ein Gespenst – Ich tanze nur aus Höflichkeit (Einspieler Band von Elias Hirschl) - Sprints – Drones - Njelk – Leben auf dem Land - Franz Fuexe -Everybody Linksextrem - Pixies – Ive been tired - Fink - Sie wollen uns erzählen
Sun, 09 Jun 2024 - 513 - Pia Zanetti – Fotografin
Als eine der ersten Fotoreporterinnen bereiste Pia Zanetti die Welt. Eine Pionierin nennen mag sie sich trotzdem nicht. Lieber erzählt sie von den Menschen, die sie in den letzten 60 Jahren kennengelernt und fotografiert hat – von Musikern über Minenarbeiter bis zu Vivienne Westwood und Max Frisch. Wenn Pia Zanetti mit ihrer Kamera unterwegs ist, hat sie ein Ziel vor Augen: «Den Stolz, die Intelligenz, die Schönheit der Menschen zu zeigen.» Das galt für die afroamerikanischen Jazzmusiker, zu denen sie sich als 18-Jährige an einem Konzert in Basel mit einem Trick Zugang verschaffte. Die Frauen in Mexiko, die bei der Arbeit auf dem Feld ihre Kinder auf dem Rücken trugen und Zanetti darüber nachdenken liessen, was es für sie selbst bedeuten würde, Mutter zu sein. Die Bewohnerinnen und Bewohner eines indischen Dorfes, die die Traurigkeit eines Schweizer Volksliedes kaum ertragen konnten. Die Fotografie habe ihr Türen geöffnet: «Ich finde es einmalig, dass man dank dieses Berufs an Orte kommt, wo man sonst nie hingehen würde.» Angetrieben von ihrer Neugierde und einem starken Gerechtigkeitssinn produzierte Pia Zanetti – oft gemeinsam mit ihrem Mann Gerardo, einem Journalisten – Fotoreportagen für renommierte Magazine. «Ich habe mich immer gefragt: Wie kann ich vermitteln, wie die Menschen leben, was das Leben ist?» So dokumentierte Zanetti auch politische und soziale Zustände, die sie selbst fassungslos zurückliessen. Etwa die Apartheid in Südafrika; die «whites only»-Schilder an den Badestränden, das Billigfleisch in den Metzgereien, das für die Angestellten bestimmt war – «und das man hier nicht einmal einem Tier vorsetzen würde». Doch auch Porträts von berühmten Persönlichkeiten wie Max Frisch, der Designerin Vivienne Westwood oder des Regisseurs Federico Fellini gehören zu ihren Arbeiten. Festgehalten sind sie in ihrem neuen Buch, das im Verlag «Edizioni Periferia» erschienen ist und als eines der schönsten Schweizer Bücher des Jahres 2023 ausgezeichnet wurde. Wenige Tage vor ihrem 81. Geburtstag blickt Pia Zanetti in «Musik für einen Gast» auf ihr reiches, erfülltes Leben zurück – und nach vorne, auf alles, was es noch bringen mag. Die Musiktitel: - Art Blakey's Jazz Messengers – No hay problema - Fatima Dunn – Anneli, wo bisch geschter gsi - Lucio Dalla – Piazza Grande - Pink Martini – Amado mio - Mercedes Sosa – Gracias a la vida
Sun, 23 Jun 2024 - 512 - Anne-Chantal Daum, Konfiweltmeisterin
Ihre Kreationen heissen «Drunken Sailor» oder «Samichlous». Sie gehören zu den besten Konfitüren der Welt. Seit über zehn Jahren stellt Anne-Chantal Daum in ihrer Manufaktur Konfitüren für Gourmets her. Die studierte Islamwissenschafterin fing aus der Not mit Konfitürekochen an. Sie war Lehrerin, forschte an der Uni und arbeitete als Journalistin. Doch dann wurde sie krank und ans Arbeiten am Computer war nicht mehr zu denken. In der Camargue fand sie zur Natur, zu sich und zur Konfitüre. Und wagte den Schritt in die Selbständigkeit. Heute tüftelt sie nächtelang an neuen Kreationen und räumt mit ihren Konfitüren zahlreiche Medaillen ab. Die Musiktitel - Rick Astley - Never Gonna Give You Up - Nirvana - Come as you are - Macy Gray - A Moment to Myself - Coconut Kings - Five times lucky - Charlie Puth - One Call Away
Sun, 16 Jun 2024 - 510 - Han Sue Lee Tischhauser – Bluesmann
Auf der Bühne spielt er den Blues, hinter der Bühne hält er die Fäden zusammen, als Hauswart des Zürcher Schauspielhauses. Wie hat Hansueli – oder Han Sue Lee, wie er sich nennt – Tischhauser zu seinem musikalischen Stil gefunden? Ob die Nebelschwaden über der Linthebene hängen oder in den Mangrovenwäldern von Louisiana: Für Han Sue Lee Tischhauser ist die Natur die grösste Inspiration. «Ich höre der Natur sehr gerne zu, den Vögeln, all den Geräuschen. Die Natur bringt am meisten mit», sagt er. Seit rund 40 Jahren spielt Tischhauser auf den Bühnen dieser Welt, vom Gartenfest über schmuddelige Rockspelunken, das Cully Jazz Festival bis in die australische Einöde. Er tritt in unterschiedlichsten Konstellationen auf, häufig mit dem Duo «Los Dos», aber auch mit ganzen Orchestern, Tänzerinnen und lügenden Dichtern. Und: Immer spielt er den Blues. Die Liebe zu dieser Musik wurzelt in Tischhausers Kindheit, als er unter der Bettdecke Radio Luxemburg hörte und mit dem Kassettenrekorder Howlin Wolf aufzeichnete – ohne zu wissen, wem diese eindringliche Stimme gehört. Das hat sich später aufgelöst. Wie so vieles: «Ich habe eigentlich viel mehr erreicht, als ich wollte in diesem Leben.» In «Musik für einen Gast» erzählt er, wie er sich seinen eigenen Tod vorstellt, was es in ihm ausgelöst hat, mit rund 60 noch einmal Vater zu werden und warum man sich nicht wundern sollte, wenn man ihn klatschend oder singend in einem Wald antrifft. Die Musiktitel - Los Dos: The Blues Is In My Bones - Howlin' Wolf - The London Howlin' Wolf Sessions: I Ain't Superstitious [feat. Eric Clapton, Steve Winwood, Bill Wyman & Charlie Watts] - Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich: Bend It - Johnny & Edgar Winter: Rock & Roll Medley - Link Wray: The Rumble - Los Dos: Marie Laveaux
Sun, 02 Jun 2024 - 509 - Daniel Eckmann, Kommunikator, Jurist
Er sagt von sich, er sei militant unabhängig. Lege man ihm ein Halsband an, so beisse er die Leine durch. Er liebt Musik, doch Singen war sein schulisches Drama.Trotz eines schweren Fallschirmunfalls springt der ehemalige Kommunikationschef von alt Bundesrat Villiger noch heute aus dem Flugzeug. Er stammt aus einer wohl situierten Arztfamilie. Als Sohn eines Chirurgen hätte Daniel Eckmann «sehr gut ein verwöhnter Gof werden können.» Doch der Spitzensport lehrte ihn Disziplin, Verantwortung und Teamfähigkeit. Eckmann war Handball-Nationaltorhüter, lotste den damaligen Bundesrat Kaspar Villiger durch die Skandale der Geheimorganisationen P26 und P27 und gleiste später als stellvertretender Generaldirektor der SRG die Konvergenz auf. Die Musiktitel - Peter Tschaikowsky - Klavier Konzert Nr. 1 b-Moll op. 23 1. Allegro non troppo e molto maestoso - Allegro con spirito Martha Argerich, Klavier / Berliner Philharmoniker / Claudio Abbado, Dirigent - Johnny Cash – Live At San Quentin: A Boy Named Sue - Barbara - Göttingen - Ane Brun - Youll Never Walk Alone - Joan Baez - Jesse
Sun, 26 May 2024 - 508 - Thomas Demenga, Cellist und Komponist
Gemeinsames Musizieren gehörte im Elternhaus von Thomas Demenga einfach dazu. Dass er einmal international als Solist spielen würde, stand damals in den Sternen. Mindestens so wichtig wie das Cello waren ihm als Kind der Sport und die Beatles, die ihn zu seinen ersten Kompositionen inspirierten. Auf einer alten Kassette, die Thomas Demenga während der Pandemie beim Aufräumen aufstöberte, entdeckte er ein Jugendwerk wieder: Eine Melodie, die er als Teenager geschrieben und auf der Gitarre gespielt hatte. Damals hörte er leidenschaftlich gerne die Hitparade, insbesondere die Beatles. Diese Kassette bringt Thomas Demenga mit in die Sendung und erzählt, wie er diesen Song ein halbes Jahrhundert später mit einem neuen Text aufnahm. In «Musik für einen Gast» spricht er weiter über seine Kindheit in einer Berner Künstlerfamilie; über den Flow, den es braucht, um die Musik von sich aus sprechen zu lassen. Er beschreibt, wie sich sein Zeitbegriff im Lauf der Jahre verändert hat und weshalb er mit bald 70 Jahren immer noch gerne an der Musik-Akademie in Basel unterrichtet. Die Musiktitel - The Beatles – Yesterday - Thomas Demenga – 5 a.m.: Interpreten: Maleen (Maleen Heiniger) und Michael Fehr - J.S. Bach – Ich ruf zu dir Herr Jesu Christ: Thomas Demenga Violoncello / Teodoro Anzellotti, Akkordeon - Bernd Alois Zimmermann: Sonate für Cello Solo, Siegfried Palm, Violoncello - Thomas Demenga – Efeu: Interpretiert von Alexandre Foster - F. Schubert: Qunitett in C (Aufnahme 1952) Isaac Stern, Violine / alexander Schneider, Violine / Milton Katims, Viola / Pablo Casals Violoncello / Paul Tortelier, Violoncello
Sun, 19 May 2024 - 507 - Gianna Molinari – Autorin (live aus Solothurn)
«Hier ist noch alles möglich»: Ein verheissungsvoller Titel für ein Debüt. Und tatsächlich war Gianna Molinaris preisgekrönter Roman erst der Anfang. Im Oktober erschien «Hinter der Hecke die Welt», das in einem kleinen, namenlosen Dorf und in den Weiten der Arktis spielt. Das Schreiben ist für Gianna Molinari das Allerschönste und das Allerschwierigste zugleich. «Es erlaubt mir, meinen Interessen, den Fragen, die mich beschäftigen, nachzugehen.» Dafür sucht Molinari auch das Gespräch mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern – oder unternimmt sogar selbst eine Forschungsreise: Die Recherchen für ihren zweiten Roman führten sie bis in die Arktis. «Es wäre ein ganz anderes Buch, wäre ich nicht dagewesen», ist sie überzeugt. Auch die Musik unterstützt Molinari in ihrem Arbeitsprozess: Vor allem dann, wenn sie Abstand zu einem Text gewinnen will, einen neuen Blick darauf sucht. Während des Schreibens selbst höre sie aber keine Musik. Das habe damit zu tun, dass die Lieder, die sie möge, oft sehr textlastig seien. Das spiegelt sich auch in der Auswahl der Stücke für dieses «Musik für einen Gast»: darunter eines mit einem ganz besonderen Lieblingswort und eines mit einer kleinen, skurrilen Geschichte. Die gespielten Titel - Einstürzende Neubauten – Stella Maris (feat. Meret Becker) - Kate Tempest – Europe Is Lost - Lucia Dalla - L'anno che verrà - Marvin Pontiac (Pseudonym von John Lurie) – Small Car - Gustav (Pseudonym von Eva Jantschitsch) – «Genua» und «Rettet die Wale»
Sun, 12 May 2024 - 506 - Madeleine Scherrer – Pflegefachfrau, Schauspielerin
Madeleine Scherrer ist leidenschaftliche Schauspielerin. Bis ein schwerer Unfall sie aus der Bahn wirft. Ihr Gesicht ist entstellt, an ein Weiterspielen ist vorerst nicht mehr zu denken. Eine geglückte Gesichtsoperation und eine Neuorientierung im Leben bringen die Wende und unerwartetes Glück. Madeleine Scherrer wächst in einem kleinen Dorf im landwirtschaftlichen Umfeld auf. Die Schule widerstrebt ihr, Praktika als Bäuerin und als Betreuerin geistig beeinträchtigter Menschen machen zwar Freude, führen aber zu keinem Beruf. Also erfüllt sie sich einen Kindheitstraum und wird Schauspielerin. Um es mal nicht zu bereuen, es nicht versucht zu haben, meldet sie sich zur Aufnahmeprüfung an der Schauspiel-Akademie-Zürich und wird prompt genommen. Doch der Beruf entpuppt sich als härter als erwartet. Feste Engagements an Provinztheatern befriedigen sie nicht. Ein Leben als Freischaffende in Köln führt vorerst zu keinen Engagements. Und als es dann doch endlich läuft, kommt der Unfall. Ein Jahr mit entstelltem Gesicht, sieben Jahre Rechtsstreit mit dem Unfallverursacher und schliesslich eine weitere riskante Gesichtsoperation sind die Folgen. Ebenso eine vollkommene Neuorientierung im Leben. Die hat sie geschafft. Sie hat ein geheiltes Gesicht, eine eigene Familie und einen neuen Beruf als Pflegefachfrau in der Psychiatrie, wo sie ihre Erfahrungen als Patientin einbringen und Menschen in vergleichbaren Extremsituationen helfen kann, wofür sie dankbar und worüber sie glücklich ist. Von ihren frühen Jahren auf dem Land und ihren Erfahrungen als Schauspielerin, von den Folgen ihres Unfalls und ihrem Weg zur Pflegefachfrau in der Psychiatrie, von ihrem Weg zurück ins Leben und vor allem auch von ihrer Musik erzählt Madeleine Scherrer im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier. Die gespielten Titel - Leningrad Cowboys go America [Soundtrack] - Mambo from Säkkijärvi von Mauri Sumén - Librairie Musicale - Valse du mythomane - Los Zafiros - He venido - Compay Segundo - Amor de loca juventud - Prince – Purple Rain
Sun, 05 May 2024 - 505 - Franz Hohler, Kabarettist, Liedermacher und Schriftsteller
60 Jahre Musik für einen Gast - über 1500 spannende Persönlichkeiten gaben Einblick in ihren Beruf, ihre Leidenschaften und vor allem in die Musik, die sie geprägt hat. Ein Grund zum Feiern! Dieses Jubiläum begehen wir mit einer Spezialsendung mit Publikum. Zu Gast ist der Schweizer Kabarettist, Liedermacher und Schriftsteller Franz Hohler. Mit seinem unverwechselbaren Stil, seiner feinen Beobachtungsgabe und seinem humorvollen Blick auf die Welt, schafft es Hohler immer wieder, die Menschen zu berühren. Im Gespräch mit Gastgeberin Eva Oertle spricht Franz Hohler u.a. über sein Leben auf der Bühne, über seine Freundschaft zu Mani Matter, über das Älterwerden und über die Liebe zu seinem Cello, das ihn jahrelang bei seinen Bühnenauftritten begleitet hat. Die Musiktitel - Giuseppe Sammartini – «2. Allegro» aus der Sonate für Sopran-Blockflöte und Basso continuo, G-Dur Maurice Steger, Sopran-Blockflöte /Naoki Kitaya, Cembalo - Arda String Quartet – W.A. Mozart: «1. Allegro» aus dem Streichquartett Nr. 2, D-Dur - Mani Matter: Farbfoto - Franz Hohler – Wenn i mol alt bin (wenn ich mal alt bin) - Franz Schubert - Nachthelle (Die Nacht ist heiter und ist rein) D 892 Irwin Gage, Klavier / Karl Scheuber, DIR / Schmaz - Schwuler Männerchor Zürich und Orchester
Sun, 28 Apr 2024 - 504 - Jacqueline Spoerlé – Tätowiererin
Um ihr Handwerk zu erlernen, reiste Jacqueline Spoerlé um die Welt, bis in den Dschungel der Marquesas-Inseln im Südpazifik. Heute gilt sie als feste Grösse in der Schweizer Tattooszene. Doch ausgelernt habe man nie, sagt sie – auch nicht nach drei Jahrzehnten. Eine Koryphäe, eine Legende, eine Pionierin auf ihrem Gebiet: Wer sich mit Tattoos auskennt, hat für Jacqueline Spoerlé nur Lob übrig. Nicht nur in der Schweiz, für Tätowiererinnen und Tätowierer weltweit sei sie eine Inspiration, sagen Weggefährten. Ihren Stil, ihre Handschrift hat Spoerlé über die letzten 30 Jahre entwickelt und wurde dabei stark durch ihre Reisen geprägt, vor allem in den Südpazifik. Doch auch ihre ursprüngliche Ausbildung als Grafikerin schimmert noch immer durch: Spoerlés Tattoos sind grossflächig, ornamental und zeichnen sich durch feine, präzise Linien aus, die die Zeit überdauern. Wie entstehen diese Kunstwerke? «Zuerst schaue ich mir den Körper an», beschreibt die Inhaberin des «Corazon»-Studios in Luzern. «Ich gehe immer von den Linien, der Anatomie der entsprechenden Stelle aus.» Im Gespräch mit der Kundin oder dem Kunden entstehe schliesslich das Design – was jedes von Spoerlés Tattoo zu einem Unikat macht. In «Musik für einen Gast» erzählt Jacqueline Spoerlé von diesem Prozess, von ihren Reisen, vom Respekt vor ihrem Beruf und wie sie dank eines Stopps an einer Autobahnraststätte auf ihn gestossen ist. Die gespielten Titel - Black Sabbath: Paranoid - Nirvana - Smells Like Teen Spirit - Pink Floyd: Shine On You Crazy Diamond - Rolling Stones: Paint It, Black - Sex Pistols – God Save The Queen und Problems
Sun, 21 Apr 2024 - 503 - Markus Schönholzer – Songwriter, Musiker, Gitarrist
Markus Schönholzer ist Liedermacher und Komponist. Er bewegt sich zwischen Musical und Chanson, schreibt für Shows, Theater und Film. Und für sich selbst. Denn jetzt ist er wieder mit einem eigenen Programm unterwegs. «Die Schönholzers», das soeben im Zürcher Hechtplatztheater Premiere hatte. Geboren wird Markus Schönholzer in den USA. Er lebt mit seiner Familie in Buffalo, wo sein Vater als Elektroingenieur arbeitet und seine Mutter die Kinder betreut. Die Familie stammt zwar aus der Schweiz, spricht aber nur Englisch. In den USA leben bedeutet, Amerikaner zu sein. Man integriert sich und übernimmt auch die Sprache. Doch zu Beginn der 70er-Jahre ändern sich die Dinge. Die Depression zwingt die Familie, sich neu zu orientieren, was konkret bedeutet: Sie kehrt in die Schweiz zurück. So landet Markus Schönholzer in einem kleinen Dorf im Rheintal. Ohne Schweizerdeutsch zu sprechen, ohne Freunde und mit den falschen Sportkenntnissen. Basketball statt Fussball. In dieser Situation entdeckt Markus Schönholzer die Gitarre, mit der er sich eine eigene Welt aufbaut und die ihn schliesslich mit viel Geduld und über viele Stationen zum Musiker und Songwriter werden lässt. Von seiner amerikanischen Prägung und seinem Schweizer Hintergrund, von seiner Entwicklung vom gitarrenspielenden Jungen zum professionellen Musiker, von seinen Erfahrungen als Bandmitglied, Komponist von Musicals und Autor diverser Soloprogramme und vom entscheidenden Einfluss vieler wohlmeinender Freunde auf seine Karriere und natürlich auch ganz konkret von der Musk, die ihn geprägt hat, erzählt Markus Schönholzer im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier. Die gespielten Titel: - The Beatles - Abbey Road: Golden Slumbers, Carry That Weight - Joni Mitchell - Both Sides Now: Both Sides Now - Randy Newman - Dark Matter: She Chose Me - Tom Lehrer - That Was The Year That Was: New Math - Laura Marlin: A Hard Rain's a-Gonna Fall (von Bob Dylan)
Sun, 14 Apr 2024 - 502 - Nicole Niquille, erste Bergführerin der Schweiz
Als erste Schweizerin machte Nicole Niquille 1986 das Diplom als Bergführerin. Seit einem Unfall lebt sie im Rollstuhl, was sie nicht daran hinderte, eine Bergwirtschaft zu leiten und ein Spital in Nepal zu gründen. «Hast Du vor nichts Angst?» Diese Frage bekam Nicole Niquille schon als Mädchen zu hören. Mit ihrer Zwillingsschwester begann sie in den Gastlosen im Greyerzerland zu klettern, obwohl ihr Bein bei einem Motorradunfall schwer verletzt worden war. Sie habe von zu Hause mitbekommen, nie den einfachsten Weg zu wählen, erzählt Nicole Niquille im Rückblick. Sie suchte das Abenteuer, war lange mit dem Bergsteiger Erhard Loretan unterwegs, wagte sich an die Besteigung von Achttausendern im Himalaya und beschloss dann, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen: Als erste Frau absolvierte sie die harte Ausbildung zur Bergführerin. Ein kurzer Moment vor bald 30 Jahren beendete ihr Leben als Alpinistin: Beim Pilzsuchen wurde Nicole Niquille von einem Stein getroffen, seither ist sie querschnittsgelähmt. Akzeptieren könne man so etwas nie, sagt sie heute, und doch habe sie ihre Lust am Leben immer behalten. Nach der Rehabilitationszeit machte sie das Wirtepatent, leitete eine Bergwirtschaft im Wallis und gründete in Nepal, wo sie früher auf Expeditionen war, ein dringend benötigtes Bergspital. Seit bald 20 Jahren setzt sie sich mithilfe einer Stiftung von der Schweiz aus für den Betrieb des «Hôpital Pasang Lhamu & Nicole Niquille» ein. Erstsendung: 27. August 2023 Die gespielten Titel: - Alexis Botkine et Son Ensemble Folklorique Russe: Tchoubtchik (Version Tzigane Russe) - Janis Joplin: Summertime - Vangelis – 1492: Music From The Original Soundtrack: Conquest Of Paradise - Grand Corps Malade: Sixième sens = 6ème sens - Joan Baez - Gracias A La Vida Das Spital in Nepal: Hôpital Nukla: https://www.hopital-lukla.ch/de/nicole-niquille/ Nicole Niquille: Und plötzlich ...am Himmel ein Berg. Schicksal einer Unbeugsamen AS Verlag - SBN/GTIN978-3-906055-10-7
Sun, 07 Apr 2024 - 501 - Caroline Fink - Fotografin, Autorin, Filmemacherin
Sie arbeitet gerne langsam. Darum fotografiert sie oft mit einer Kamera, die keinen Autofokus hat. Und sie liebt die Berge. Ihre Abenteuerlust hat die Fotografin und Alpinistin Caroline Fink auf die Gipfel dieser Welt geführt. Am Berg findet sie Freiheit und Selbstbestimmung. Schon als Kind liebte sie Abenteuergeschichten. Zum fünften Geburtstag bekam sie eine Kompaktkamera geschenkt, um Momente festzuhalten. Mit 20 zog es sie hinaus in die weite Welt, nach Nepal. Dort fand sie den Zugang zu den Bergen. Seither sind Alpinismus und Fotografie zentrale Elemente ihres Lebens. Abenteuer ohne Risiko, das gehe nicht, sagt Fink. Denn die Natur bleibe immer stärker. Die gespielten Titel: - Celine Dion: Ne partez pas sans moi - Alanis Morissette: Hand in My Pocket - Pallett: Vagabond - Leonard Cohen: Joan of Arc - Patti Smith: Dancing Barefoot
Sun, 31 Mar 2024 - 500 - Christoph Trummer – Musiker, Autor, Kulturlobbyist
Familienalben haben die meisten Menschen zu Hause im Regal. Christoph Trummers Ausgabe besteht aus vierzehn Liedern und einem Buch, in dem er sich mit seiner eigenen Familiengeschichte auseinandersetzt, vor allem mit dem frühen Tod seiner Eltern. Ohne Gitarre zu verreisen: Für Christoph Trummer undenkbar. Wenn er länger als ein paar Tage unterwegs sei, habe er sein Instrument immer dabei. «Das heisst nicht, dass ich immer gleich ein Lied schreibe», erzählt er. «Aber nur schon spielen zu können, macht einen riesigen Unterschied für mich.» Dass die Musik ein Ventil für ihn ist, das lernte Trummer – der meist einfach unter seinem Nachnamen auftritt – schon sehr früh. Als Jugendlicher, der die Welt nicht verstand und sich von ihr nicht verstanden fühlte. Als junger Mann, der innerhalb von nur drei Jahren seinen Vater und seine Mutter verlor. Als Musiker, der ausgerechnet in New York herausfand, dass er seine Gedanken und Emotionen in Mundart am präzisesten übermitteln kann. Trummer ist nicht nur auf der Bühne, sondern auch hinter den Kulissen aktiv: Seit Jahren engagiert er sich für die Interessen und die Rechte von freien Musikschaffenden in der Schweiz, unter anderem im Vorstand des Verbands «Sonart». Wie politisch ist seine eigene Kunst? Und wie kann die Musik unser Zusammenleben verändern? Die gespielten Titel: - Trummer: Füürstell (Album: Familienalbum) - Emmylou Harris: Timberline (Album: The Ballad of Sally Rose - Expanded Edition) - Midnight Oil: Put Down That Weapon (Album: Armistice Day: Live at The Domain, Sydney) - Marc Cohn: Rest for the Weary (Album: The Rainy Season) - Tara Jane O'Neil: Howl (Album: A Ways Away) - Anaïs Mitchell: Hadestown: Epic III (Album: Hadestown: The Original Broadway Cast Recording)
Sun, 24 Mar 2024 - 499 - Ueli Jäggi, Schauspieler
Ueli Jäggi gehört zu den erfolgreichsten und beliebtesten Schauspielern der Schweiz. Neben seinen unzähligen Rollen am Theater und den vielen Auftritten in Film- und Hörspielproduktionen kennt man ihn vor allem auch als Teil der Gruppe rund um den Theaterregisseuren Christoph Marthaler. Ueli Jäggi, der jüngste von fünf Brüdern, stammt aus einer mehr als kulturaffinen Familie. Der Vater Pfarrer, die Mutter Lehrerin, interessierten sich beide für Musik und boten auch sonst ein kreatives und inspirierendes Zuhause. Schon früh interessiert sich Ueli Jäggi fürs Theater und findet nach ersten Schritten an einem Schülerkabarett und am Basler Jugendtheater den Weg ans professionelle Theater. Nach Stationen in München und Nürnberg folgt die Begegnung mit Christoph Marthaler, aus der eine 35-jährige Zusammenarbeit entsteht mit wegweisenden Produktionen am Theater Basel, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, an der Volksbühne Berlin und am Schauspielhaus Zürich, wo Ueli Jäggi unter der Direktion von Christoph Marthaler Ensemblemitglied war. Daneben arbeitet Ueli Jäggi oft und gerne als Sprecher in Hörspielen und natürlich auch als Filmschauspieler. Und all das bis zum heutigen Tag. Von seiner familiären Prägung und seiner frühen Begeisterung fürs Theater, von seinen ersten Schritten in den Beruf und der Arbeit mit Christoph Marthaler, vom Leben und Arbeiten an aufregenden Orten wie Berlin, Hamburg oder Venedig und von seinem Rückzugsort im Berner Oberland und natürlich auch von der Musik, die für ihn immer eine ganz besondere Bedeutung hat, erzählt Ueli Jäggi im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier. Die gespielten Titel: - W.A. Mozart: Mozart: Krönungsmesse... K 317 / 6. Agnus Dei George Ainsley, Winchester Cathedral Choir, The Academy of Ancient Music, Christopher Hogwood, Leitung / Emma Kirkby, Sopran - J.S. Bach: Magnificat für Soli Chor und Orchester - Deposuit potentes Amsterdam Baroque Orchestra - Ton Koopman, Leitung / Gerd Türk, Tenor - Carmen Linares - Romance De Don Boiso von Federico Garcia Lorca - Bob Dylan - Blind Willie McTell (Bootleg Series Vol. 3) - Pat's Big Band - That Ole Devil Called Love [= old] von Allan Roberts / Doris Fisher, Katharina Baur, Stimme
Sun, 17 Mar 2024 - 498 - Eva Kirchhofer - Schuhmacherin
Sie sieht einem Schuh an, wie jemand durch die Welt geht: Eva Kirchhofer arbeitet seit vielen Jahren als Schuhmacherin in Zürich. Ihr Interesse an Menschen ist ebenso gross wie die Leidenschaft für ihr Handwerk. In ihrer Werkstatt hat sie ein eigenes Reich geschaffen. Wer kreativ werden will, muss scheitern lernen. Diese Erfahrung gibt Eva Kirchhofer ihren Auszubildenden weiter, denn meist seien es Krisen, die einem im Leben dazu bringen, einen Kurswechsel zu wagen. In ihrer Kindheit eckte sie an und war froh, als sie die Enge des Dorfs hinter sich lassen und auf die Kunstgewerbeschule gehen konnte. In den späten 80er Jahren lebte sie in der Zürcher Hausbesetzerszene, organisierte Konzerte und lotete Freiräume aus. Dann machte sie eine Lehre als Schuhmacherin und wurde glücklich mit diesem Beruf, bei dem das Handwerkliche, Künstlerische, Medizinische und Menschliche zusammenkommen. Heute wohnt sie in einer WG mit rund 20 Menschen und mag es, für grosse Tische zu kochen. Ebenso wichtig sind ihr ungestörte Tage in ihrer Werkstatt. Mittlerweile findet sie Reparaturen spannender, als Schuhe nach Mass anzufertigen, denn das Tüfteln forder sie heraus. Und mit jedem Paar Schuhe kommt eine Lebensgeschichte in ihren Laden. Die Musiktitel: - Sister Rosetta Tharpe .. 1964 .. Didn't it Rain .. - R.L. Burnside - It's Bad You Know (come on in) - Dolly Parton - Jolene - Grinderman - Decoration Day - Asaf Avidan - In a Box ll - Your Anchor - Tolouse Low Trax - Rushing Into Water - Themes For Great Cities
Sun, 10 Mar 2024 - 497 - Regula Mühlemann, Sängerin
Salzburg, Wien, Paris, Mailand, New York – die Schweizer Sopranistin Regula Mühlemann singt auf den wichtigsten Opernbühnen und in den renommiertesten Konzertsälen der Welt. Mit ihrer klaren, strahlenden Stimme und ihrer grossen Bühnenpräsenz zieht sie das Publikum in Bann. In Musik für einen Gast bei Eva Oertle erzählt die sympathische Luzernerin, wie sie trotz ihres Erfolgs nie die Bodenhaftung verloren hat, sie spricht über ihre Liebe zur Natur und zu Frankreich und darüber, welche Musik sie am liebsten hört. Die Musiktitel - Dino Brandao, Faber, Sophie Hunger: Derfi di hebe - Camélia Jordana: Ce qui nous lie. Bande originale du film - Samuel Hasselhorn, Ammiel Bushakevitz: «Wohin?» aus Die schöne Müllerin von Franz Schubert - Jessye Norman: «3. Beim Schlafengehen» aus den Vier letzten Lieder von Richard Strauss - Gewandhausorchester Leipzig, Kurt Masur, Leitung Die vorgespielten Titel: - Maria Stader – Non so più cosa son, cosa faccio. (Cherubino), I aus Figaros Hochzeit von W.A. Mozart - Leonard Cohen: Bird on the wire - Philippe Jaroussky: Ombra mai fu von G. F. Händel
Sun, 03 Mar 2024 - 496 - Anne Hodler - Schauspielerin
Als Kind war sie Sissi. Und Winnetou. An der Schauspielschule fand sie in einem intensiven Prozess zu sich selbst. Heute verkörpert sie unter anderem Margrit Schneuwly in der satirischen Doku-Soap «Experiment Schneuwly». Dazwischen trifft sie das pralle Leben immer mal wieder mit voller Wucht. Sie liebt es, mit Laiendarstellern auf der grossen Freiluftbühne zu stehen, weil die Energie da ganz gewaltig sei. Auch wenn sie heute ausgeglichener sei als früher: ein bisschen Drama brauche sie immer noch. Anne Hodlers Leben ist ein intensives Auf und Ab, eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Warum sich die ausgebildete Schauspielerin lieber mit dem Schicksal versöhnt als damit zu hadern: Darüber spricht Anne Hodler mit Simon Leu. Die gespielten Titel: - Barbara Streisand and Barry Gibb – Guilty - Santana - Oye Como Va - Live At The House Of Blues Las Vegas 2016 - Faber, Dino Brandao, Sophie Hunger – Ich liebe dich, Faber - Iggy Pop & Goran Bregovic - In The Death Car (Arizona Dream) - Tori Amos – Cornflake Girl
Sun, 25 Feb 2024 - 495 - Eva Herzog - Historikerin, Politikerin, Ständeratspräsidentin
Eva Herzog blickt auf eine lange Karriere zurück, die sie bis in den Ständerat geführt hat. In diesem Jahr ist sie Ständeratspräsidentin und richtet ihren Fokus auf die urbane Schweiz. Ein gutes Jahr nach der Nichtwahl in den Bundesrat beginnt für sie damit ein neues Kapitel. Die Wurzeln ihres politischen Engagements liegen in Eva Herzogs Herkunftsfamilie, in der es selbstverständlich war, dass sie als Mädchen dieselben Chancen und Möglichkeiten bekommt wie ihr Bruder. Doch ist es vor allem die Erkenntnis, dass das anderswo nicht so ist, die ihre feministische Grundhaltung auslöst. Daneben engagiert sie sich für fairen Handel und arbeitet schon früh in den sogenannten Drittweltläden. Das parteipolitische Engagement beginnt erst später. Konkret 1993 bei der Nichtwahl Christiane Brunners in den Bundesrat. Dort beeindrucken sie die demonstrierenden SP-Frauen in Bern, denen sie sich anschliesst. Mittlerweile schaut die promovierte Historikerin auf eine lange und erfolgreiche Karriere zurück. 2004 wird sie Finanzdirektorin im Kanton Basel-Stadt und bleibt das 16 Jahre lang. Seit 2020 vertritt sie ihren Kanton als Ständerätin in Bern. Ihre Wahlresultate sind glänzend. Und dem Schock der Nichtwahl in den Bundeswahl steht mittlerweile die Wahl zur Ständeratspräsidentin gegenüber. Von ihrer Zeit als politisch engagierter Teenager und ihren ersten Schritten in der Politik, von ihrem Studium als Historikerin und ihren Jahren in der Leitung der Kulturwerkstatt Kaserne, von ihrem Aufstieg als Politikerin und der Zeit nach der Nichtwahl in den Bundesrat und natürlich von ihrem engen Bezug zur Musik erzählt Eva Herzog im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier. Die gespielten Titel: - Deep Purple - Smoke on the Water - Zucchero - Baila Morena - Tim Bendzko - Nur noch kurz die Welt retten - András Schiff - Johann Sebastian Bach: Das wohltemperierte Klavier, Präludium Nr. 1 C-Dur - Tina Turner - River Deep Mountain High
Sun, 18 Feb 2024 - 494 - Sunnie J. Groeneveld – Unternehmerin, Verwaltungsrätin
Mit 25 Jahren gründete sie ihr eigenes Beratungsunternehmen, zehn Jahre später sitzt sie in fünf Verwaltungsräten, leitet einen Studiengang und tritt regelmässig an Podien und Konferenzen auf. Was ist der Soundtrack für Sunnie J. Groenevelds Leben auf der Überholspur? Für «Musik für einen Gast» habe sie eine musikalische Zeitreise unternommen, sagt Sunnie J. Groeneveld: «Die Einladung in diese Sendung hat mich zu Stücken geführt, die ich mir ganz lange nicht mehr bewusst angehört hatte. Musik kann einen wirklich wieder in Situationen zurückversetzen, wie das wohl kaum etwas anderes kann.» Die Reise führt sie in einen Sommer ihrer Kindheit, als sie mit ihrer Grossmutter im Garten Trompete spielte, in ihre Studienzeit an der Eliteuniversität Yale an der US-Ostküste und die vielen Stunden, die sie als Jugendliche und junge Frau auf dem Basketballplatz verbrachte. Groeneveld erzählt, welche Lektionen sie dank des Sports gelernt hat, die sie heute als Unternehmerin anwenden kann, von der inspirierenden Stimmung auf dem Universitätscampus, wo einem beim Mittagessen die Physikerin, der Schauspielstudent oder die angehende Politikerin gegenübersitzen und von einem Traum, den sie sie sich letztes Jahr erfüllt hat: den New York Marathon zu laufen. Und sie spricht über die grossen Herausforderungen unserer Zeit, die multiplen Krisen und Konflikte – und was jede und jeder von uns beitragen kann, um die Zukunft positiver zu gestalten. Die gespielten Titel: Louis Armstrong / Ella Fitzgerald - Summertime (Aufnahme 1957) Christoph Scheffelt – Beethoven: Bagatelle No. 25 in A minor, Für Elise Sugarhill Gang - Rapper's_Delight (Aufnahme 1979) Twista / Faith Evans - Hope Coach Carter. Music From The Motion Picture Alicia Keys - Empire State Of Mind
Sun, 11 Feb 2024 - 493 - Fana Asefaw, Chefärztin der Jugendpsychiatrie der ipw Winterthur
Sie ist eine Brückenbauerin in mehreren Gebieten: Fana Asefaw arbeitet als Fachärztin mit psychisch erkrankten Jugendlichen und ihren Familien. Seit vielen Jahren engagiert sie sich zudem für die interkulturelle Vermittlung. Dabei hilft ihr die Erfahrung ihrer eigenen Kindheit in mehreren Ländern. «Heimat ist dort, wo ich mich verstanden fühle», sagt Fana Asefaw, die ihre Schulzeit in verschiedenen Ländern als Bereicherung erlebt hat. Bildung hatte immer einen hohen Stellenwert für ihre Eltern, die in den frühen 80er Jahren aus Eritrea fliehen mussten. Nach Zwischenstationen in Äthiopien und Sudan kam sie im Alter von neun Jahren nach Deutschland. Dort studierte Fana Asefaw Medizin und promovierte an der Charité in Berlin über weibliche Genitalbeschneidung. Zudem absolvierte sie eine Ausbildung für transkulturelle Kompetenz. In Musik für einen Gast spricht sie darüber, warum es ihr im Psychiatrie-Alltag sehr wichtig ist, Entscheidungen im Team zu treffen, und wie sie Medizin-Studierende an der Universität Zürich dafür sensibilisiert, eigene Vorurteile zu erkennen und Missverständnisse im Umgang mit Menschen aus verschiedenen Kulturen zu vermeiden. Die Musiktitel: - Mulatu Astatke: Yekermo Sew - Pink Floyd: Another Brick in the Wall (Part 2) - Libianca: People - K'naan: Wavin' Flag - Pat Metheny: The Sound of Silence
Sun, 04 Feb 2024 - 492 - Dominik Muheim - Slam-Poet, Kabarettist, Erzähler
Dominik Muheim hat fünf Poetry-Slam Schweizermeistertitel. Jetzt - sechs Jahre und fünf Programme später - gewinnt er auch den Salzburger Stier, den bedeutendsten Kleinkunstpreis im deutschsprachigen Raum. In «Musik für einen Gast» erzählt er von seinem Weg zum Erfolg. Dominik Muheims Heimat ist das Dorf. Konkret: das Dorf Reigoldswil ganz hinten im baselbieter «Feuflyybertal». Dort verbringt er eine unbeschwerte Kindheit und Jugend mit Streifzügen durchs Dorf oder auf nachmittagelangen Schlittenfahrten auf der nahe gelegenen «Wasserfallen». Rasch entdeckt er sein Erzähltalent. Geschichten, die er erlebt hat, bereitet er auf dem Heimweg von der Schule so vor, dass er sie am Mittagstisch wie kleine Kabarettnummern bringen kann. Über den Besuch einer Poetry-Slam-Veranstaltung kommt er auf den Geschmack und fängt selbst damit an, literarische Texte zu schreiben und zu performen. Schliesslich zieht er nach Basel und wagt nach drei Jahren als Primarlehrer schlussendlich den Schritt zum freischaffenden Künstler. Von seinen Versuchen und Erfolgen, von seinen Slams und Programmen, von seinen Inhalten und Arbeitsweisen und natürlich auch von der Musik, die ihn als Sänger und Gitarristen der Band «The Ringdingbings» vom Drei-Akkord- Punk bis hin zu einem komplexem Powerswing geführt hat, erzählt der frischgebackene Salzburger-Stier-Gewinner Dominik Muheim im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier. Erstsendung: 29. Oktober 2023 Die gespielten Titel: Mani Matter: Dr Alpeflug Jonathan Richman: I, Jonathan Stahlberger: Die Gschicht isch besser Pascal Comelade: Paganini pata tot a nono Esmeralda Galda und To Athena: Wältuntergang The Ringdingbings: This Is No Tango
Sun, 28 Jan 2024 - 491 - Nina Kunz – Autorin, Journalistin
Der Klimawandel, das Patriarchat, die Überidentifikation mit der eigenen Arbeit: In vielen ihrer Texte geht Nina Kunz Themen nach, die ein Unbehagen in ihr auslösen. Sie zu schreiben, sei wie das Lösen eines schwierigen Kreuzworträtsels. Sich selbst als Autorin zu bezeichnen, war für Nina Kunz ein langer Prozess. Obwohl sie bereits seit ihren frühen Zwanzigern ihr Geld mit dem Schreiben verdient – unter anderem als Kolumnistin für «Das Magazin» – brauchte es einen Bestseller, bis sie sich traute, sich selbst diese Bezeichnung anzuheften: «Ich denk, ich denk zu viel» ist im März 2021 bei «Kein & Aber» erschienen und besteht aus einer Sammlung von dreissig Texten, in denen Kunz sich mit ihrem eigenen Erleben, ihren Gedanken, sowie jeder Menge Sekundärliteratur auseinandersetzt, von Jean-Paul Sartre über Roxanne Gay bis zum US-amerikanischen Linguisten William Labov. Aufgewachsen ist Nina Kunz mitten in der Stadt Zürich, im Kreis 4. In «Musik für einen Gast» erinnert sie sich daran, wie sie als Kind auf einer Pingpongtischplatte sass und sich die Scherben aus den Fusssohlen zog, wie sie mit ihren Freundinnen Choreografien zu «Tic Tac Toe» einstudierte und wie sie als Jugendliche die «Bar Italia» in London besuchte; ein Ort, der die englische Rockband «Pulp» zu einem Stück inspiriert hat. Und sie spricht über eines der Themen, das sie so sehr beschäftigt, wie kaum ein anderes: die Auswirkungen des Klimawandels, die sich mittlerweile direkt vor ihrer Haustür zeigen. Die gespielten Titel: Tic Tac Toe - Ich find dich Scheisse Ariana Grande - Thank U, Next Pulp - Bar Italia Sharon Van Etten - The End of the World Stereo Luchs - Ziitreis
Sun, 21 Jan 2024 - 489 - Sasha Huber, Künstlerin
Oft knallt es im Atelier von Sasha Huber: Ein wichtiges Werkzeug für die schweizerisch-haitianische Künstlerin, die in Helsinki lebt, ist die Bostitch-Pistole. Mit ihren Bildern und Aktionen erinnert sie an das koloniale Erbe und zeigt, wie es in die Gegenwart ragt. Die Arbeit mit der Bostitch-Pistole hat für Sasha Huber grosse Symbolkraft: «Damit kann ich zurückschiessen. Gleichzeitig ist es eine Form, koloniale Wunden zu nähen.» Mit unzähligen Metall-Klammern zeichnet sie Porträts von Menschen mit afrikanischem Erbe, die Pionierleistungen erbracht haben. Wie Tilo Frey, die erste Schweizer Nationalrätin of colour. Oder der Schriftsteller James Baldwin, der eine Weile in Leukerbad gelebt hat. Dort hat Sasha Huber sein Porträt auf den Fensterladen des Chalets getackert, in dem er «Stranger in the village» geschrieben hat. Ein Essay, der Sasha Huber viel bedeutet. In Musik für einen Gast spricht die Künstlerin über ihre Verbindung mit Haiti, der Heimat ihrer Mutter. Sie erzählt, weshalb sie seit mehr als 20 Jahren in Finnland lebt, und warum sie ihre künstlerische Arbeit über koloniale Themen immer wieder in die Schweiz führt Die gespielten Titel: Harry Belafonte – Haiti Cherie Brandy Butler – Before The Tide Billie Holiday – Strange Fruit Morcheeba – The Sea Linda Fredriksson – Juniper und Clea
Sun, 14 Jan 2024
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