Filtrer par genre

Musikstück der Woche

Musikstück der Woche

SWR

Beethoven oder Fauré, Pergolesi oder Bach, gespielt von Orchestern, Ensembles und Chören aus der ganzen Welt: Klassik-Werke aus unserem Archiv zum Anhören und Downloaden.

709 - Markus Brönnimann, Anik Schwall und Joseph Moog spielen Debussys Klaviertrio G-Dur
0:00 / 0:00
1x
  • 709 - Markus Brönnimann, Anik Schwall und Joseph Moog spielen Debussys Klaviertrio G-Dur

    Teenager oder junger Mann?

    „Vorgestern ist aus Paris ein junger Pianist eingetroffen … Ich habe ihn verpflichtet, um den Kindern Unterricht zu geben… und mit mir im Sommer vierhändig zu spielen. Dieser junge Mann spielt gut, seine Technik ist glänzend, aber sein Spiel verrät überhaupt keine Persönlichkeit. Er hat noch nicht genug erlebt. Er sagt, er sei zwanzig Jahre alt, aber er wirkt wie sechzehn.“

    Ein dringend nötiger Neuanfang

    In Wirklichkeit war Debussy im Sommer 1880 18 Jahre alt, kam allerdings zum ersten Mal „raus“ - aus den kleinbürgerlichen Verhältnissen seiner Jugend in eine wirklich mondäne Umgebung. In den Jahren zuvor hatte Debussy gleich einige empfindliche Rückschläge erdulden müssen. Bei Klavierwettbewerben bemerkte man, dass er zunehmend hinter die hart trainierende Konkurrenz zurückfalle, als virtuoses Wunderkind war er gescheitert, und am Konservatorium wurde er wegen seiner Unangepasstheit im Komponieren permanent vom Professor gedemütigt. Immerhin sah Debussys Klavierlehrer Marmontel, der aus pianistischer Sicht auch nicht wirklich mit der Entwicklung seines Zöglings zufrieden sein konnte, in einer Einladung eine letzte Chance.

    Eine legendäre Mäzenin

    Nadeshda von Meck, die häufige und freigiebige Gönnerin und Brieffreundin von Peter Tschaikowsky, suchte für Reisen in die Schweiz und nach Italien einen Musiklehrer für die Kinder und einen musikalischen Zeitvertreiber. Neben dem jungen Debussy gehörten auch ein Geiger und ein Cellist zur Entourage der steinreichen Mäzenin. Offenbar wurde nächtelang durchmusiziert, sehr zur Freude der Hausherrin, und womöglich auch zu Debussys Gewinn.
    Mein kleiner Franzose ist abgereist. Denken Sie nur, Pjotr Iljitsch, der Junge hat geweint, als er uns verließ. Das hat mich tief gerührt; er hat ein so liebevolles Herz. Er hätte uns überhaupt nicht verlassen sollen, aber der Direktor des Konservatoriums war schon sehr ärgerlich, weil er seine Rückkehr um vierzehn Tage verschoben hatte...

    Quelle: v. Meck an Tschaikowsky, 15.11.1880

    Ein hundert Jahre verspäteter Triohit

    Die vollständige Wiederentdeckung von Debussys frühem Trio gehört zu den musikwissenschaftlichen Sensationen der letzten Jahrzehnte. Denn vor allem aus dem Briefwechsel zwischen Frau von Meck und Tschaikowsky wußte man von der Existenz dieses in Fiosele in Italien komponierten Stückes. Zwar waren Partitur des ersten Satzes und eine autographe Cellostimme aller vier Sätze bekannt. Die fehlenden Sätze aber, immerhin drei Viertel des Stücks, entdeckte man erst 1982 im Nachlass eines Debussy-Schülers in Paris. 30 Takte des Finalsatzes konnte Debussy-Forscher Ellwood Derr schließlich mithilfe der Cellostimme und einer Abschrift rekonstruieren. Auf diese Weise war er in der Lage, das Werk 1986 im Druck herauszugeben. Unmittelbar danach wurde dem Verlag das Stück quasi aus den Händen gerissen, es folgten unzählige Aufnahmen der Fassung für Violine, Violoncello und Klavier. Das SWR2 Musikstück der Woche lässt eine seltener aufgeführte aparte Bearbeitung mit Flöte statt Violine hören, die weitestgehend dem Originalsatz folgt.
    Sat, 16 Mar 2024 - 24min
  • 708 - Das Monet Quintett spielt Gustav Holsts Bläserquintett As-Dur op. 14

    Posaunen und Planeten

    Gustav Holst ist vor allem bekannt für seine Komposition „Die Planten“ – seine interstellare Orchestersuite, ohne die John Williams' Filmmusik zu „Star Wars“ vermutlich ein bisschen weniger galaktisch geworden wäre. „Die Planeten“ von Gustav Holst zeigen auf jeden Fall eines: Der Mann beherrschte sein Handwerk. Holst war ein Meister der Orchestrierung. Kein Wunder, war er doch von Hause aus selbst Orchestermusiker, nämlich Posaunist. Vielleicht wurde auch so sein Interesse an der Alten Musik geweckt – schließlich nahm die Posaune in der Musik der Renaissance und des Barock eine wichtige Rolle ein.

    Ein Blick auf die Alten Meister

    Hört man sich durch die Werkliste von Gustav Holst, dann erkennt man schnell: Diese Liebe zur Alten Musik zeigt sich in zahlreichen seiner Kompositionen, so auch in seinem Quintett für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott in As-Dur op. 14. Im zweiten Satz seines Bläserquintetts orientiert sich Holst etwa an einer Pavane, also an einem Schreittanz der Renaissance. William Byrd und Henry Purcell lassen grüßen.

    Frühe Schrecken in alten Kisten

    Entstanden ist das Bläserquintett 1903, gedruckt wurde es allerdings erst 1982. Der Grund: Das Manuskript war mehr als 60 Jahre verschollen. Das Bläserquintett gehört somit trotz der späten Veröffentlichung zu den Frühwerken, die Holst selbst einmal als „early horrors“, also als „frühe Schrecken“, bezeichnete. Es überrascht dann auch nicht, dass er recht sorglos mit den Manuskripten umging – da kann auch schon einmal eines verloren gehen. Gut, dass jemand in den alten Kisten nachgeschaut hat.
    Sat, 9 Mar 2024 - 15min
  • 707 - Johann Sebastian Bach: Cembalokonzert g-Moll BWV 1058

    Il Convito. Maude Gratton (Cembalo und Leitung). Ettlinger Schlosskonzert vom 5.3.2017. SWR2 Musikstück der Woche vom 18.5.2019.

    Thu, 25 Apr 2019 - 12min
  • 706 - La Cetra Barockorchester Basel spielt Bachs Brandenburgisches Konzert Nr. 4

    Die Familie der Brandenburgischen Konzerte

    Mit den Brandenburgischen Konzerten von Bach ist es wie mit einer leibhaftigen Familie. Alle sechs Werke dieses Namens gehören zusammen, immerhin hat Bach sie selbst zusammenfassend als „Concerts avec plusieurs instruments“ bezeichnet und im März 1721 in einem einzigen Paket an den Markgrafen von Brandenburg geschickt. Gleichzeitig hat jedes Orchesterstück seinen ganz eigenen Charakter, den es auch der jeweils unterschiedlichen Besetzung verdankt.

    Rätselhafte Echoflöten verleihen Charme

    Im vierten Brandenburgischen Konzert, das Bach vermutlich in seiner Köthener Zeit komponiert hat, spielen drei Instrumente eine ganz besondere Rolle: Zwei Blockflöten und eine Solovioline. Die Blockflöten bezeichnet Bach in diesem Konzert als „Fiauti d’echo“, Echoflöten. Was mit dieser merkwürdigen Bezeichnung gemeint sein könnte, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Waren es besondere Instrumente, die heute nicht mehr bekannt sind? Bezieht sich die Angabe auf den musikalischen Einsatz der Flöten? Oder ging es gar um die Positionierung der Musiker im Raum? Die Blockflöten jedenfalls geben dem ganzen Konzert einen sehr großen Charme. Denn ihr warmer Klang taucht das Konzert in eine sehr pastorale Atmosphäre.

    Mehr zu Bachs Brandenburgisches Konzert Nr. 4 G-Dur BWV 1049

    Ungestüme Geige im Kopfsatz

    Im Allegro-Kopfsatz steigt das Flötenduo ganz ohne großes Orchestervorspiel direkt ein: mit einer munteren, sich im Dreiertakt hin und her wiegenden Melodie. Etwa ab der Satzmitte mischt sich dann die Geige ungestüm in das Geschehen ein – mit sprudelnden Tonleitern, Doppelgriffen und gebrochenen Akkorden. Das ist fast ein Violinkonzert für sich.

    Trauer und Melancholie im Mittelsatz

    Die gelöste Stimmung des Kopfsatzes weicht im Mittelsatz (Andante) einer dramatischen Ausdrucksstärke. Das Tongeschlecht kippt nach Moll. Die musikalischen Linien sind ausgedehnter und weisen oft nach unten. Trauer und Melancholie sind hier gedanklich nicht weit entfernt. Das Verhältnis zwischen Solisten und Orchester ist sehr ausgewogen. Die Echowirkung tritt hier besonders hervor.

    Strenger Schlusssatz

    Das Konzert endet mit einem vergleichsweise strengen Schlusssatz, der Elemente der Fuge mit Elementen des damals neumodischen italienischen Concerto auf meisterhafte Weise verbindet.
    Sat, 12 Dec 2020 - 16min
  • 705 - Philippe Tondre und Danae Dörken spielen Robert Schumans Drei Romanzen für Oboe und Klavier op. 94

    Do-it-yourself-Geschenkidee aus dem Hause Schumann

    Egal ob vor Geburtstagen oder vor Weihnachten, immer wieder stellt sich die Frage: Was soll man denn nur verschenken? Wenn es zeitlich wieder knapp wird und die zündende Idee weiterhin auf sich warten lässt, dann gibt es noch einen Notfallplan: den Gutschein. Das ist zwar kein sonderlich originelles oder aufregendes, aber immerhin ein ganz praktisches Geschenk. Auf dem Gabentisch der Familie Schumann lagen vermutlich keine Gutscheine. Robert Schumann konzentrierte sich auf das, was er besonders gut konnte: Komponieren. Zu Weihnachten 1849 schenkte er seiner Frau Clara eine Komposition – die Drei Romanzen für Oboe und Klavier op. 94. Robert Schumann war natürlich Profi durch und durch: Er komponierte sein Weihnachtsgeschenk in einer knappen Woche. Das verwundert auch nicht, denn etwas später bezeichnete Schumann das Jahr 1849 als seine künstlerisch produktivste Phase. In dieser Zeit interessierte er sich vor allem für das „kleine Genre“, zu dem etwa Fantasiestücke und Romanzen in klein besetzen Kammermusikformationen gehören.

    Die ‚Schumann-Methode‘

    Diese Herangehensweise ist typisch für Robert Schumann. Er konzentrierte sich gerne für eine gewisse Zeit auf eine musikalische Gattung oder auf ein spezifisches Instrument. In solchen Phasen durchforstete er den jeweiligen Bereich und versuchte, alle kompositorischen Möglichkeiten auszuloten. Im Jahr 1849 war die Zeit des „kleinen Genres“ angebrochen. So entstanden einige Duo-Kompositionen mit Klavierbegleitung. Dabei nahm er jeweils ein im Repertoire eher vernachlässigtes Instrument in den Blick: Klarinette, Horn, Cello und eben die Oboe.

    Zart schmelzende Oboe

    Robert Schumann hatte klare Vorstellungen, wie man mit diesen Instrumenten umgehen sollte. Nur wenige Wochen bevor er sich an die Romanzen für Oboe und Klavier setzte, schrieb er an seinen Schwager, der ebenfalls komponierte: „Lerne die Instrumente recht in ihrer natürlichen Kraft, der Mittellage, anwenden, vermeide Alles zu Hohe oder zu Tiefe – dann wird es immer schön klingen. So bist Du auch über die Oboe im Unklaren, sie klingt am schönsten vom h‘ bis zweigestrichenen a. Dies nur beiläufig.“ Drei Wochen später liefert Schumann den kompositorischen Beweis für seine These: Die Drei Romanzen für Oboe und Klavier op. 94. Und Robert Schumann wusste, wie man das Holzblasinstrument von seiner Schokoladenseite zeigt! Die Oboe bewegt sich größtenteils in der Mittellage – ganz so, wie er es auch seinem Schwager geraten hat. Höhere Spitzentöne werden nur ab und an eingestreut. Sie verleihen dem Werk die gewisse Würze. Auch sonst macht die Komposition ihrem Titel – „Romanzen“ – alle Ehre: Oboe und Klavier scheinen miteinander zu flirten. Sie umschmeicheln und umkreisen sich. Da kann vermutlich kein Gutschein dieser Welt mithalten.

    Philippe Tondre

    Im Alter von sieben Jahren hielt Philippe Tondre zum ersten Mal eine Oboe in den Händen. Sein Weg führte ihn anschließend von der Musikschule seiner Geburtsstadt Mulhouse ans Pariser Konservatorium. Es folgten zahlreiche Wettbewerbe und Preise. Seit 2008 ist er Solo-Oboist des SWR Symphonieorchesters.

    Danae Dörken

    Die deutsch-griechische Pianistin Danae Dörken gehört zur Spitze der neuen Musikergeneration. Gemeinsam mit ihrer Schwester Kiveli Dörken veranstaltet sie seit 2015 das Molyvos International Music Festival auf der griechischen Insel Lesbos – ein Forum für aufstrebende musikalische Talente.
    Sat, 18 Nov 2023 - 13min
Afficher plus d'épisodes