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- 254 - 13.11.2 Körper, Musik und Seele
Musik ist Bewegung und Energie, Wissenschaft und Hobby, Entspannung und Anstrengung, Musik zu machen, ob mit Instrument oder Stimmbändern, ist ein komplettes Workout. Für Seele und Körper. Musik ist alles mögliche und vor allem das, was man selbst will. Was Musik alles ist, was sie im Körper bewirkt und in der Seele entfacht, das erklärt Susanne Hagen, Pianistin und Sängerin. Und zeigt es auch gleich am Klavier, begleitet von Andreas Wäldele an Violine und Mandoline. Auf eine besondere Form der Musik geht Hagen im zweiten Teil des Vortrags ein: das Singen. Denn wir alle tragen bereits ein Instrument in uns. Singen, ob man nun glaubt, es zu können, oder nicht, macht glücklicher, schlauer und gesünder. Umso schlimmer, dass immer weniger gesungen wird, findet Hagen und ermutigt nicht nur ihr Publikum, die eigene Stimme einzusetzen.
Fri, 15 Nov 2024 - 55min - 253 - 13.11.1 Glaube mit Leib und Seele
David tanzte und sang, Salomo hatte Hunderte Frauen, selbst Jesus feierte noch – mit Alkohol! In der Bibel kommen körperliche Freuden immer wieder vor. Dann entwickelte sich das Christentum weiter und der Körper ging verloren. Körper und Seele wurden getrennt, der Körper verfiel vom Tempel Gottes zum schlichten Werkzeug, das zu funktionieren hatte – vor allem, wenn es der Körper anderer Menschen war. Erst mit der Reformation bekamen Körper und körperliche Arbeit ihre Würde zurück. Und heute, so sagt es Thorsten Dietz, wird das Leibliche wiederentdeckt. Dieser Vortrag ist der dritte in der Reihe, eine Art Zusammenfassung, ein Überblick, in dem Dietz einen Bogen von der Bibel bis heute schlägt. Und feststellt, dass die Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen ist. Nachdem der Körper in der Theologie und im Glauben neue Bedeutung erlangt hat, brauche es endlich eine Theologie des ganzen Menschen. Eine Theologie gegen rassistische Denkmuster. Und eine befreiende Theologie gegen Sexismus.
Fri, 1 Nov 2024 - 1h 20min - 252 - 13.10.2 Erlösungsspiritualität und Schöpfungsspiritualität
Woran erinnern wir uns, wenn wir an unsere Kindheit denken? An die Einschulung mit der großen Schultüte vielleicht, an die Geburt eines Geschwisterchens, an das erste Verliebtsein - die großen Momente. Woran wir seltener denken, ist das tägliche Essen auf dem Tisch, die gewaschenen Kleider im Schrank, Hand in Hand mit dem Vater zum Kindergarten gehen. So funktioniert auch die Bibel. Sie erzählt von den großen Momenten, vom rettenden Eingreifen Gottes. Weniger von den allmählichen Vorgängen, vom stetigen Lenken des Schöpfers. Siegfried Zimmer stellt hier die entscheidende Frage: Was ist wichtiger für unser Leben – die plötzlichen oder die allmählichen Vorgänge? In diesem Vortrag erklärt er, wie das Plötzliche und das Allmähliche in der Bibel gewichtet werden, warum das Staunen über die kontinuierlichen Vorgänge nicht nur für Kinder entscheidend ist und woran wir festhalten müssen, um unser ganzes Potential zu entfalten.
Fri, 18 Oct 2024 - 55min - 251 - 13.10.1 Glaube und Gefühl
Es scheint eher ein Phänomen aus anderen Kulturen zu sein: Menschen, die sich völlig im Gebet verlieren, voller Euphorie loben und preisen, die glauben, weil sie fühlen, dass da Jemand ist. Dort scheint es eine Selbstverständlichkeit zu geben, den eigenen Glauben zu fühlen. Nicht aber in der westlichen Kultur, nicht im Hier und Jetzt. Man glaubt mit dem Kopf und betet mit halbem Herzen. Mit Ausnahme mancher frommer Gemeinschaften, in denen Gefühle aber bitte in der richtigen Dosierung zum richtigen Zeitpunkt stattzufinden haben: tiefe Freude bei Lobliedern, Tränen bei der Passionsgeschichte. So jedenfalls hat es Friedrich Schleiermacher erlebt, von dem Thorsten Dietz erzählt. Schleiermacher lebte im vielleicht spannendsten intellektuellen geistlichen Jahrhundert der Menschheitsgeschichte und hat selbst einen turbulenten geistlichen Lebenslauf hingelegt: Vom angehenden Prediger zum Religionskritiker zurück zur Religion. Und immer begleitet von der Frage, wie entscheidend Gefühle für den Glauben sind, wie sich die Religion retten lässt in einer Zeit, die immer ungläubiger wurde. Schleiermacher verband Intellektualität mit Gefühl. Und ist damit wohl heute so aktuell wie damals im 18. Jahrhundert.
Fri, 2 Aug 2024 - 1h 24min - 250 - 13.9.2 Das hohe Lied der Liebe – der körperfreundlichste Text der Bibel
Natürlich geht es in der Bibel um die Liebe. Rauf und runter: die Liebe Gottes zu den Menschen, zu seinem Volk, zu ganz bestimmten Menschen, die Liebe der Menschen untereinander, Nächstenliebe, Feindesliebe. Aber körperliche Liebe? Leidenschaft, Lust, Begehren? Das gehört sich doch nicht! Oder? Diese Vorstellung war in der Geschichte des Christentums zeitweises so absurd, dass Martin Luther den Titel des sinnlichsten Texts in der Bibel so übersetzte, dass er an einen anderen Text erinnerte, in dem es tatsächlich nicht um die sinnliche, körperliche Liebe geht. So absurd, dass sich Theologen jahrzehntelang darüber stritten, ob der Text nicht doch anders gemeint sein könnte. Siegfried Zimmer hat da keine Scheu, sondern sagt es ganz deutlich: Beim hohen Lied der Liebe im Alten Testament geht es um die körperliche Liebe, um Leidenschaft und Erotik. Nirgendwo sonst im Buch der Bücher wird dieses Thema so einzigartig, so intensiv besprochen, voller Metaphern, Andeutungen und Eindeutigkeiten. Zimmer erklärt, wer das »Lied der Lieder« verfasst haben könnte, was einige Bilder im Text bedeuten und wie Gelehrte immer wieder vergeblich versuchten, ausgerechnet diesen Text zu beherrschen.
Fri, 19 Jul 2024 - 1h 11min - 249 - 13.9.1 Glaube und Sinnlichkeit
Wir Menschen sind sinnliche Wesen: Wir riechen, schmecken, sehen, hören, fühlen. Ausgerechnet eine der größten Weltreligionen aber gilt als absolut unsinnlich. Das Körperliche scheint im Christentum keinen Platz zu haben. Wir sollen uns kein Bild von Gott machen, sollen der Welt entsagen, Leiden und Feinde lieben statt Freuen und Spaß haben. »Stimmt alles nicht«, sagt Thorsten Dietz. Die Bibel erzählt von Menschen, die spüren, sehen, erleben. Das Wort wurde Fleisch, wir sollen schmecken und sehen, wie freundlich der Herr ist. Die Sinne sind entscheiden, nur mit dem Kopf glaubt es sich nicht gut. Wie intensiv wir glauben können, hängt auch davon ab, was wir fühlen, was wir im Glauben und mit Gott erlebt haben. Was passiert also in der sinnlichen Erfahrung? Wahnsinnig viel, sagt Dietz und führt durch eine kurze Geschichte der Ästhetik. Und damit hin zu der Frage, wie Kunst, Ästhetik und Sinnlichkeit helfen können, die Fremdheit Gottes zu entdecken.
Fri, 5 Jul 2024 - 1h 12min - 248 - 12.7.4 Monismus und Dualismus – Unser Leben zwischen Liebe und Freund-Feind-Denken
Gut und Böse, Freund und Feind, Gläubige und Nicht-Gläubige – es ist so einfach, die Welt in uns und die anderen einzuteilen. Der Dualismus ist das Weltbild jener, die es sich leicht machen, die nicht tiefer über das Leben und die Welt nachdenken wollen, denen so christliche Werte wie Barmherzigkeit und Gnade fern liegen. Es ist auch das Weltbild vieler Christen. Michael Blume, Antisemitismusbeauftragter in Baden-Württemberg, christlich-islamischer Familienvater und verheiratet mit einer Muslimin kennt die Vorurteile gerade gegenüber dem Islam. Umso vehementer spricht er gegen den Glauben an eine schwarz-weiße Welt. Gegen den Dualismus und stattdessen für das dialogische Zusammenleben in Vielfalt. Er leugnet nicht, dass Menschen Böses tun, dass es das Böse gibt. Doch, so betont Blume, alles ist miteinander verbunden, und wer an eine Gottheit glaube, solle sie als Quelle der Liebe erkennen. Es klingt so einfach und ist so schwer. Doch diese Weltsicht, die niemanden zum Feind erklärt, lässt sich erlernen.
Fri, 21 Jun 2024 - 56min - 247 - 13.6.3 Das Doppelgebot der Liebe (Mt 22,35-40)
Die Sache mit der Nächstenliebe, das haben sich doch die Christen ausgedacht, nicht wahr? Vor Jesu Zeit auf Erden galt Auge um Auge, Zahn um Zahn, erst Jesus forderte die Menschen auf, etwas sanfter miteinander umzugehen. Am besten so, wie sie auch mit sich selbst umgehen (sollten). Richtig? Falsch natürlich. Das Gebot der Nächstenliebe steht etwas unscheinbar in einem der Mosebücher zwischen dem Verbot der Rache und dem Verbot, verschiedene Tiersorten zu kreuzen. Jesus allerdings hat das Doppelgebot der Liebe daraus gemacht, denn nicht nur den Nächsten sollen wir lieben, sondern davor noch Gott. Was so einfach klingt, darüber lässt sich viel erklären - und sogar streiten. Warum muss man den Nächsten lieben? Reicht nicht etwas Nettigkeit aus? Wie sollen wir Gott lieben? Und steckt im Doppelgebot der Liebe etwa ein dreifaches Gebot, nämlich auch sich selbst zu lieben? Oder soll man den Nächsten dagegen nur so sehr lieben wie man es selbst schafft, sich zu lieben?
Fri, 7 Jun 2024 - 1h 08min - 246 - 13.5.3 Die goldene Regel (Mt 7,12)
Acht Milliarden Menschen leben auf diesem Planeten, unzählige Kulturen, Weltanschauungen, Sprachen, Meinungen. Dass es da immer wieder Auseinandersetzungen gibt – im Sandkasten, im Parlament und zwischen Nationen – wundert kaum. Doch es gibt eine einfache Regel, die (fast) allen Menschen Frieden und Freiheit sichern, Verletzungen vermeiden und sogar Kriege verhindern kann. Wenn sich nur alle, vom Kleinkind bis zum Politiker, daran halten würden. Siegfried Zimmer erklärt, welche Kultur diese Goldene Regel erfunden hat, wieso sich Menschen jeder Kultur und Religion daran halten können und warum sie trotzdem nicht auf jeden Menschen in jeder Situation angewandt werden kann.
Fri, 10 May 2024 - 1h 03min - 245 - 13.8.1 Das Blaue vom Himmel – Wer verspricht denn sowas? (Mt 5,1-12)
»Gratuliere, du bist arm. Und schwach, hungrig, traurig, juchhuu!« So in etwa lassen sich die Seligpreisungen aus dem fünften Matthäus-Kapitel verstehen. Glückselig sind offenbar alle, denen es schlecht geht. »Himmlisches Heiapopeia« soll Heinrich Heine zu den Seligpreisungen gesagt haben. Doch der, der da die Verzweifelten glückselig preist, wusste, wovon er sprach. Jesus: unehelich geboren, von seiner Familie missverstanden, von den Geachteten seiner Zeit verachtet, obdachlos, besitzlos, kinderlos, verraten, verhöhnt, verurteilt. Alles andere also als Heiapopeia und Glückseligkeit. Andreas Malessa, Theologe und Hörfunkjournalist, trägt die Seligpreisungen ins Hier und Jetzt, erklärt, an wen Jesus diese Worte gerichtet haben könnte und was sie uns heute noch zu sagen haben.
Fri, 26 Apr 2024 - 49min - 244 - 13.7.3 Zuversicht statt Zweckoptimismus (Num 14,24 + 2 Tim 1,7)
Wenn es scheinbar nicht mehr weitergeht, aber aufgeben nicht infrage kommt - was bleibt dann noch? Die Hoffnung, auch bekannt als Zuversicht. Was sie von Zweckoptimismus unterscheidet, beschreibt Andreas Malessa in diesem Vortrag anhand der Geschichte von Kaleb, Josua und der Landnahme. Es ist ein zeitloser Text, der vor allem zeigt, wie schwer es jenen gemacht wird, die Hoffnung haben. Hoffnung muss man erklären. Resignation nicht. Zurückgehen in eine schreckliche, aber vertraute Vergangenheit, scheint oft leichter und verständlicher als die Zuversicht, dass eine andere, bessere Zukunft möglich ist, wenn man sich nur weiter durch die Wüste kämpft. Anhand dieser jahrtausendealten Geschichten wirft Malessa Fragen für die Gegenwart auf: Stimmen uns Krisen eher düster? Oder sind sie Chancen, über die wir uns freuen können? Lohnt es sich zu träumen? Können Utopien und Tagträume wahr werden? Dass Malessa nicht nur Theologe und Autor, sondern auch Hörfunkjournalist ist, das hört man. Unterhaltsam und beschwingt tanzt er mit Worten durch sein Thema. Und lässt die Hörerschaft zuversichtlich zurück.
Fri, 12 Apr 2024 - 53min - 243 - 13.7.2 Trotzkraft
In einer Zeit voller Krisen, Kriege und Krankheiten brauchen Menschen nicht nur Hoffnung, sondern auch etwas, worüber in den vergangenen Jahren immer mehr Ratgeber und Artikel erschienen sind: Resilienz. Auch bekannt unter dem eher unbekannten Begriff: Trotzkraft. In der Bibel kommt das Wort kein einziges Mal vor. Trotzdem findet die Theologin und Autorin Christina Brudereck einige Beispiele trotzkräftiger Menschen und erzählt anhand von Noah, Jesus und Hesekiel, wie wir lieben statt zu hassen, uns von Gott bewegen lassen und anderen Menschen eine Arche bauen – mit Worten und Taten. Und fast nebenbei gerät Brudereck immer wieder ins Schwärmen über die Bibel, ein wahres Kunstwerk, in dem kein Buchstabe ein Zufall ist. Sie inspiriert nicht nur zu Trotzkraft, sondern ermutigt auch, sich müde und verletzlich zu zeigen, Räume zu schaffen für Tränen und Unsicherheit. Weil das Leben mehr Fragen aufwirft als Wünsche erfüllt. Und wir manchmal einfach trotzig weitergehen müssen.
Sun, 31 Mar 2024 - 1h 13min - 242 - 13.7.1 Gelassenheit
In einer Zeit, in der die meisten Menschen durchs Leben hetzen, sich ständig erschöpft, unter Druck und überfordert fühlen, hat das Thema Gelassenheit allerhand Fans. Es gibt Ratgeber, Podcasts, Apps über innere Ausgeglichenheit, innere Ruhe, inneren Frieden und natürlich über Achtsamkeit. Der Trend zur plan- und lernbaren Gelassenheit scheint aus Asien zu kommen, doch auch in der Kirchengeschichte gab es Experten für Gelassenheit, allen voran der Dominikanermönch Meister Eckhart. Er predigte, das Müssen zu lassen, den Drang nach Besitz und Ansehen, den Druck, Gott und den Menschen gefallen zu wollen, sich sogar selbst ganz zu lassen. Es ist eine Gelassenheit, die verlockend scheint, aber zur Realitätsflucht werden kann. »Man kann nicht alles wegatmen«, kritisiert daher Thorsten Dietz angesichts der Krisen dieser Welt und erklärt in seinem Vortrag auch, welche Art der Gelassenheit wir in der Gegenwart unserer Welt brauchen.
Fri, 15 Mar 2024 - 1h 20min - 241 - 13.6.2 Dankbarkeit
Haben Sie schon einmal ein Dankbarkeitstagebuch geführt? Jeden Abend fünf Dinge aufgezählt, für die Sie danke sagen? Auch dafür gibt es natürlich eine App mit Dankbarkeitsübungen für jeden Tag. Oder auch mehrere. Dankbarkeit liegt im Trend. Sie soll glücklicher und gelassener machen. Und tatsächlich helfen Dankbarkeitsübungen bei psychischen Problemen. Kann Dankbarkeit also die Lösung sein für persönliche Probleme und die Krisen dieser Welt? Thorsten Dietz führt in diesem Vortrag aus, was Dankbarkeit überhaupt ausmacht, welche Bedingungen für echte Dankbarkeit zutreffen müssen und warum Dankbarkeit je nach Kultur und Epoche unterschiedlich funktioniert. Und er beschäftigt sich schließlich auch mit den großen Fragen: Kann man es auch übertreiben mit der Dankbarkeit? Was schulden wir Gott? Und müssen wir Gott überhaupt Dankbarkeit zeigen?
Fri, 1 Mar 2024 - 1h 24min - 240 - 13.6.1 Zukunft
Da wird ein geliebter Mensch schwer krank, ein Kind stirbt, der Partner trennt sich, die Firma geht pleite – manchmal stürzt uns das Leben in tiefe Verzweiflung. Wie kann es dann weitergehen? Was sollen wir tun, wenn es keine Ausweg zu geben scheint? Gibt es noch Hoffnung darauf, dass das Leben irgendwann wieder leichter wird? Für Christen haben diese Fragen nach der Zukunft auch immer mit Gott zu tun. Antworten suchen sie häufig in der Bibel. Die Theologin Uta Schmidt blickt auf die Zukunft, die uns allen bevorsteht, die für manche beängstigend, für andere verheißungsvoll ist, die aber kein Mensch kennt. Diese Gefühle angesichts der Zukunft kannten natürlich auch die Menschen in den Jahrtausenden vor uns, von ihnen erzählt auch die Bibel. Anhand dreier Bibeltexte erklärt Schmidt, was es bedeutet, wenn in der Zukunft Unheil angekündigt wird, wenn Gott eine gute Zukunft verspricht und wenn die Zukunft so ganz anders aussehen soll als die Gegenwart. Als Professorin für Feministische Theologie blickt Schmidt bei der großen Frage nach Zukunft auch immer auf die große Frage danach, wie Frauen in der Bibel dargestellt werden. Und natürlich, welche Parallelen diese Texte und ihr Bild der Geschlechter zu unserer Gegenwart haben.
Fri, 16 Feb 2024 - 1h 05min - 239 - 13.5.2 Trost
Wie tröstet man einen Menschen? Wir alle erleben manchmal Krisen, sind untröstlich, verloren, gottverlassen. Nicht immer gelingt es dann anderen Menschen, uns Hoffnung zu geben, wirklich zu trösten. Trotzdem ist es ein zutiefst menschliches Bedürfnis, einen anderen, der leidet, trösten zu wollen. Und selbst in der Not Zuspruch zu erfahren. Trost war auch ein großes Thema in der Antike. Thorsten Dietz erklärt, wie die damaligen Philosophen, allen voran die Stoiker, auf Leid reagieren wollten, wie im Gegensatz dazu die Bibel über Trost spricht, warum manche Denker der Moderne gerade den christlichen Trost ablehnten. Und wie echter Trost aussehen kann, der über ein »thoughts and prayers« hinausgeht.
Fri, 2 Feb 2024 - 1h 22min - 238 - 13.5.1 Glaube – Grund zur Hoffnung oder zur Frustration?
Für viele Christen beginnt der Glaube wie die erste große Liebe: Leidenschaftlich, begeistert, etwas verrückt. Voller Hoffnung. Für Martin Benz begann der Glaube auch mit Demonstrationen gegen Kinofilme, verteilten Traktaten und zertrümmerten Schallplatten – was man eben aus Leidenschaft für die große Liebe so tut. Doch dann geht das Leben weiter und die Euphorie des Anfangs weicht Ernüchterung. Wir gleichen die Hoffnungen von damals mit der Realität von heute ab. Mit den Eheproblemen, den Geldsorgen und Gesundheitsproblemen, mit dem Alltag und geplatzten Träumen. Martin Benz ist auch Jahrzehnte nach dem ersten Liebestaumel im Glauben noch dabei, predigt, schreibt und betreibt den Podcast »Movecast«. Er erklärt in diesem Vortrag, wie das Glaubensleben nach der großen Hoffnung und dem großen Frust weitergehen kann. Und erzählt anhand eines eigenen schweren Schicksalsschlags, wie Leben und Glaube wieder in Einklang gebracht werden können.
Fri, 19 Jan 2024 - 1h 14min - 237 - 13.4.1 Hoffnung
Wieviel Zukunft, Krisenresilienz und Chaosresistenz stecken im christlichen Glauben? Wie viel Hoffnung? Hört man auf die althergebrachte Theologie mit ihrem pessimistischen Menschenbild, dann wirkt es, als drehe sich der christliche Glauben vor allem um menschliches Versagen und die Entscheidung für die richtige Lehre. Kein Gefühl, keine Stimmung, kein Bauchgefühl, und Körperlichkeit schon gar nicht, kritisiert Thorsten Dietz. Und spricht dann – im Kontrast dazu – von einer neuen Theologie und einem Gott der Hoffnung. Dietz will die Bibel als Teil einer Hoffnungsgeschichte sehen und stellt in dem Zusammenhang die entscheidenden Fragen: Was ist gute Theologie? Wie bringt man den Gott der Hoffnung mit dem Leben im Diesseits in Verbindung? Und wer ist dieser Gott der Hoffnung eigentlich? Worthaus 11 will die theologischen Gedanken aus der Comfortzone zwingen, aus der nerdigen Ecke holen, in der sich nur Theologen wohlfühlen. Und in Praxis und Alltag holen. Mit Hoffnung fängt es an.
Fri, 5 Jan 2024 - 1h 23min - 236 - 13.3.1 Die Samuelbücher
Es geht um die großen Themen der Menschheit: Liebe und Familie, Herrschaft und Gewalt, Depression und Heilung, Erfolg und Scheitern. Gebündelt in der Geschichte eines Menschen, wie er in der Bibel kein zweites Mal auftaucht: König David. Über keine biblische Figur erfahren wir so viele Details aus seinem Leben. Das meiste davon steht in den Samuelbüchern. Das zentrale Thema dieser Bücher ist die Etablierung einer neuen Gesellschaftsform für Israel. Die Israeliten wünschten sich ein Königtum. Und damit fing das Chaos an. Vor der Kulisse der historischen Umwälzungen zu Zeiten Davids erzählen die Samuelbücher von jenem David, der als größter König der Israeliten, als Vorfahr Jesu, als herausragender Gottsucher in die Geschichte einging und doch immer wieder in seinem Leben vor Gott und den Menschen grandios versagte. Die römisch-katholische Theologin Ilse Müllner führt in diesem Vortrag durch das Leben Davids und Samuels, hebt die schonungslose Machtkritik in den Samuelbüchern hervor und erklärt auch, wie zuverlässig die Bücher als Geschichtsbücher eigentlich sind.
Fri, 22 Dec 2023 - 1h 22min - 235 - 12.10.2 Die Apokalypse des Johannes (Teil 12): Das neue Jerusalem (Offb 21,1– 22,5)
Die Visionen des Johannes müssen in einer Zeit voller Verfolgung und Todesangst ein gewaltiger Trost für die damaligen ersten Christen gewesen sein. Johannes gewährt einen Blick in den Himmel, auf Gott selbst. Er verpackt Warnungen und Ermutigung in gewaltige Bilder. Und beschreibt in seiner letzten Vision das, worauf die Verfolgten und Gequälten, die Gläubigen und die ganze Welt hoffen können: eine neue Welt, in der Platz für alle ist. Mittendrin wohnt Gott. Und – was für eine Zusage gerade auch in unserer Zeit – »die Wunden der Völker werden heilen«. Aber an wen richtet sich Johannes’ Vision? Warum ist die neue Welt ausgerechnet eine Stadt? Und was bedeutet es, in Ewigkeit zu herrschen? Wird das nicht reichlich langweilig? Auch in diesem, seinem letzten Vortrag zur Apokalypse des Johannes-Reihe erklärt Siegfried Zimmer wieder, was hinter den Bildern steckt. Und was uns diese uralte Vision heute noch zu sagen hat.
Fri, 8 Dec 2023 - 1h 16min - 234 - 13.18.1 Die Apokalypse des Johannes (Teil 11): Offb 17,1-5 und 18
Ist es möglich, mit einem ruhigen Gewissen aus diesem Vortrag zu gehen und sich Alltagsdingen zuzuwenden? Was Siegfried Zimmer hier über Kapitel 17 und 18 der Johannesoffenbarung erzählt, hallt nach. Es geht um die große Hure, die an den Wassern sitzt. Zimmer hält sich nicht lange damit auf, zu erklären, um wen es sich dabei handelt, denn die Zuhörer der Antike wussten, von wem Johannes da spricht. Schockierend ist, was danach kommt. Diese beiden Kapitel sind kein Schmusetext, Sie sind eine Anklageschrift gegen die Menschen jener Zeit. Eine Anklage, in der sich die Menschen unserer Zeit ohne Mühe wiedererkennen können. Denn »es gibt keinen unschuldigen Luxus«, wie Zimmer immer wieder betont. Die Johannesoffenbarung betrifft uns alle. »Da könnt ihr mal versuchen, Bibeltexte ernst zu nehmen«, fordert Zimmer auf. Keine leichte Aufgabe nach diesem Bibeltext.
Fri, 24 Nov 2023 - 1h 18min - 233 - 13.15.1 Die Apokalypse des Johannes (Teil 10): Offenbarung 13
Daraus sind billige Horrorstreifen gemacht: Ein Monster kriecht aus dem Meer, ein Tier mit sieben Köpfen, das womöglich nicht einmal getötet werden kann. Denn seine »Todeswunde wurde geheilt«. Dann taucht noch ein Drache auf und noch ein Tier. Das 13. Kapitel der Johannesoffenbarung ist Grusel-Vorlage für Apokalypse-Fans. Und entscheidend für das Verständnis der Offenbarung. Aber die Interpretation ist nicht leicht, warnt Siegfried Zimmer, anders als Filme es vermuten lassen. Denn Johannes sagt in seiner Offenbarung nicht direkt, was er meint. Er verwendet eine Bildersprache, die uns heute, Jahrtausende später, fremd ist. So nimmt Siegfried Zimmer sein Publikum mit zurück ins erste Jahrhundert nach Christus und erklärt, wie die Menschen damals Johannes' Vision verstanden haben müssen. Er erklärt die Klischees hinter der Apokalypse, das Tier, den Drachen und die Zahl. Er erklärt, warum die Offenbarung aus der Zeitgeschichte verstanden werden muss. Und warum sie uns trotzdem heute noch betrifft.
Fri, 10 Nov 2023 - 1h 38min - 232 - 13.2.1 Die Apokalypse des Johannes (Teil 9): Offenbarung 5
Selten wird unser Weltbild in der Bibel derart auf den Kopf gestellt wie im fünften Kapitel der Offenbarung. Johannes hatte in seiner Vision Gott gesehen und weitere Personen, die mächtiger kaum sein könnten. Und doch ist es eine hilflose, gequälte Kreatur, die von den Mächtigen angebetet wird. Diese Szene in der Offenbarung im fünften Kapitel der Apokalypse ist die Ausgangsbasis für den restlichen Text. Es ist ein Text mit einer wichtigen Botschaft, vor allem auch für jüdische Bibelkenner. Damit es verständlich wird, führt Siegfried Zimmer führt Satz für Satz durch dieses Kapitel. Er erklärt, was es mit der Schriftrolle auf sich hat, die nie vorgelesen wird. Warum ausgerechnet ein einzelner israelitischer Stamm so eine herausragende Rolle spielt in einer Szene, die doch die gesamte Menschheit betrifft. Oder warum wir den Begriff »Opfer« künftig sorgsamer verwenden sollten. Und er macht auf einige Zeilen aufmerksam, die allzu leicht überlesen werden, und doch gerade in unserer angespannten Zeit eine Quelle der Zuversicht sein können.
Sat, 28 Oct 2023 - 1h 47min - 231 - 12.16.1 Die Apokalypse des Johannes (Teil 8): Offenbarung 4, 4-11
Die ersten drei Kapitel der Johannesoffenbarung scheinen noch leicht verständlich. Johannes bekommt von Gott einen Auftrag und schreibt sieben Briefe an sieben Gemeinden. Drei Kapitel, in denen schon einiges steckte, was Siegfried Zimmer in den bisherigen Worthaus-Vorträgen zur Apokalypse erklärt hat. In diesem Vortrag führt Zimmer in den Hauptteil der Offenbarung ein, eines der mystischsten und bildreichsten Bücher der Bibel. Der Autor Johannes, der anfangs noch von sich selbst schrieb, tritt nun völlig in den Hintergrund, als hätte er sich selbst vergessen und lasse die Lesenden selbst durch seine Augen blicken. Was er da sieht, ist irritierend, unverständlich, für uns noch viel mehr als für die Zeitgenossen des Autoren. Zimmer erklärt, was es mit diesem Blick ins Himmelreich auf sich hat, mit den Thronen und Fackeln, den vier Wesen und den Ältesten, was die Zahlen bedeuten und wie die ersten Worte zu verstehen sind, die in dieser überirdischen Vision gesprochen werden. Er erläutert, was in dieser Vision der Begriff »heilig« bedeutet, wieso die Ewigkeit nichts mit langer Zeit zu tun hat und warum es so einmalig ist, wie Gott in dieser Vision angesprochen wird.
Sat, 14 Oct 2023 - 1h 38min - 230 - 12.9.3 Die Apokalypse des Johannes (Teil 7): Die Sendschreiben an Smyrna, Pergamon und Tiatira (Offb 2,8–29)
Sieben Sendschreiben sollte Johannes in seiner Offenbarung an sieben Gemeinden verschicken. Manche Gemeinden wurden in diesen Schreiben gelobt, andere getadelt. Was haben sie, die ersten Christen, richtig gemacht, was falsch – so sehr, dass der Auferstandene selbst ihnen eine Nachricht zukommen ließ? Mal wieder ist es nicht so einfach. Nicht die Gemeinde wurde gelobt, in der alle Gläubigen konfliktfrei zusammen beteten. Und nicht die getadelt, in der es den Gläubigen schlecht ging. Siegfried Zimmer erklärt in diesem Vortrag drei der sieben Sendschreiben und schaut dabei tiefer, weit hinter das, was man zuerst zu verstehen glaubt. Er holt diese uralten Schreiben durch die Jahrtausende in die Gegenwart. Er erklärt furchtbare Übersetzungsfehler, die den europäischen Judenhass befeuerten. Er macht all denen Mut, denen schwere Zeiten bevorstehen. Und erzählt dabei auch ganz persönlich von seinem eigenen Schicksal.
Sat, 30 Sep 2023 - 1h 29min - 229 - 12.8.3 Die Apokalypse des Johannes (Teil 6): Die sieben Sendschreiben und das Sendschreiben an Ephesus (Offb 2,1–7)
Wer an die Apokalypse des Johannes denkt, denkt vermutlich an das Untier aus dem Meer, an Armageddon und das Ende der Welt. Und überspringt dabei die ersten drei Kapitel der Offenbarung des Johannes, die unverzichtbar sind, um den Rest des Buches zu verstehen. »Die Sendschreiben richten den Blick in die Gegenwart, man darf nicht gleich in die Zukunft springen«, betont Siegfried Zimmer. Und er beschreibt in diesem Vortrag, wie diese Gemeinden damals ausgesehen haben, warum die Sendschreiben ausgerechnet an Gemeinden in diesen Städten gingen und warum manche von ihnen in diesen Schreiben gelobt, andere getadelt werden. Zimmer geht es vor allem auch darum, was diese Briefe von vor zwei Jahrtausenden uns im Hier und Heute zu sagen haben. Es sind Fragen, die Christen umtreiben, die ihren Glauben in einer Welt leben wollen, in denen dieser Glaube nicht mehr selbstverständlich ist. Was sollen wir um des Glaubens Willen erdulden, wann sollen wir uns wehren? Inwieweit sollen sich Christen an die Gesellschaft anpassen, in der sie leben? Und wie gelingt die Umkehr zurück zum Anfang, zur ersten Liebe?
Sat, 20 May 2023 - 1h 39min - 228 - 12.7.3 Die Apokalypse des Johannes (Teil 5): Die Lebenswelt einer antiken Großstadt am Beispiel von Ephesus
Die Menschen der Antike lebten auf dem Land. Jedenfalls die allermeisten. Nur etwa jeder zehnte Bewohner des römischen Reichs wohnte in einer Stadt. Jesus selbst kam vom Land. Er betrat - nach Darstellung der Evangelien - in seinem Leben nur eine einzige Großstadt – und das endete für ihn tödlich. Doch nach Jesu Auferstehung waren es gerade die Großstädte, in denen sich der christliche Glaube rasch ausbreitete. Um die Schriften im Neuen Testament besser verstehen zu können, ist es deshalb eine Hilfe, wenn wir wissen, wie diejenigen gelebt haben, an die diese Schriften gerichtet waren. Siegfried Zimmer malt in diesem Vortrag die antike Großstadt Ephesus in die Ohren seiner Zuhörer. Er erzählt vom Reichtum der Stadt und dem Elend der Mehrheit ihrer Bewohner, von düsteren Mietwohnungen, öffentlichen Küchen und der pragmatischen Kaiserverehrung der Oberschicht. In der Offenbarung des Johannes werden die sieben Sendschreiben an sieben (Groß)städte gerichtet. Das erste Sendschreiben geht an Ephesus. Dieser Vortrag dient also auch als Grundlage, um die Interpretation der Sendschreiben in Kapitel 2 und 3 vorzubereiten.
Sat, 13 May 2023 - 1h 13min - 227 - 12.17.1 Die Apokalypse des Johannes (Teil 4): Die Eröffnungsvision der Apokalypse des Johannes (Offb 1,9–1,20)
Nach seiner Analyse des Vorworts setzt Siegfried Zimmer in diesem Vortrag seine Reise durch die Offenbarung des Johannes fort. Es geht um die erste Vision, von der Johannes berichtet. Er sieht den auferstandenen Christus, wird von ihm direkt angesprochen. In dieser ersten Vision steckt schon so viel Geheimnisvolles: Was hat es mit dem Begriff »Menschensohn« auf sich? Was bedeutet es, dass er weiße Haare hat, ein langes Gewand, eine Stimme wie das Rauschen großer Wasser. Wer sind die sieben Gemeinden und was haben sie mit dem Volk Israel zu tun? Zimmer erläutert diese elf Verse des ersten Kapitels im Licht der damaligen Zeit, beschreibt, wie die Menschen in der Antike Johannes Vision verstanden haben. Und findet dabei Worte, die auch heutigen Christen mitten ins Herz gehen.
Sat, 6 May 2023 - 1h 06min - 226 - 12.15.1 Die Apokalypse des Johannes (Teil 3): Das Vorwort (Offb 1,1–8)
Wer liest schon Vorworte? Man will doch gleich voll einsteigen ins Geschehen, in die Geschichte, die Offenbarung! Moment mal, würde da wahrscheinlich Siegfried Zimmer sagen – ohne dieses Vorwort geht es nicht. In seinem Vortrag behandelt er die ersten acht Verse der Offenbarung des Johannes, das Vorwort zur gesamten Apokalypse. Ohne diese Einleitung sind die 22 Kapitel des letzten Buches im Neuen Testament nicht wirklich zu verstehen, betont Zimmer und nimmt das Publikum mit auf einen kleinen theologischen Grundkurs. Was bedeutet der Begriff »Apokalypse«? Wie kann der Name »Jesus Christus« als ganzer Satz gelesen werden? Worum geht es bei den Knechten Gottes, den Zeugen, dem Erstgeborenen von den Toten? Und was bedeutet es für die Christen der Gegenwart, dass Gott sie zu Königen und Priestern machen will? So viel steckt in diesen wenigen Versen. Es ist ein Vorwort, das man nicht überlesen sollte.
Sat, 29 Apr 2023 - 1h 44min - 225 - 12.14.1 Die Apokalypse des Johannes (Teil 2): Auf welche Zeit bezieht sich die Johannes-Offenbarung?
Die Versuchung ist groß, dieses rätselhafte Buch am Ende der Bibel, direkt auf unsere Zeit und unser Leben zu beziehen. Meistens mit einem gewissen Gruseln. Denn haben uns nicht Blockbuster und B-Movies gelehrt, was es mit dem Tier aus der Tiefe, der bösen dreistelligen Zahl und überhaupt mit dem Ende der Welt auf sich hat? Der Text selbst bietet Anlass dafür, dass noch heute, rund 2.000 Jahre nach seiner Entstehung, unsere Fantasie stark angeregt wird. Denn Johannes erwähnt an keiner Stelle die Römer und das Römische Reich, die damals größte Bedrohung für die Nachfolger Jesu. Johannes nennt keinen römischen Kaiser beim Namen, keine bedeutenden Zeitgenossen. Er verschlüsselt seine Botschaft in eine Bildersprache. Er schreibt unter anderem von einem Tier, einem Drachen und einer mysteriösen Zahl. Siegfried Zimmer erläutert in diesem Vortrag einige der rätselhaften Bilder der Johannesoffenbarung und klärt vor allem die Frage: Welche Zeit meinte Johannes, als er aufschrieb, was »bald geschehen müsse«?
Sat, 22 Apr 2023 - 1h 42min - 224 - 12.13.1 Die Apokalypse des Johannes (Teil 1): Offb 4, 1-3
Dieser Vortrag dreht sich um nur drei Verse – aber die haben es in sich! Denn sie tun nicht weniger, als das Aussehen Gottes zu beschreiben. Johannes sieht in seiner berühmten Offenbarung einen, der auf einem Thron sitzt. Was so schlicht klingt, hat eine tiefe Bedeutung. Was hat es mit diesem Thron auf sich? Was bedeutet es, dass derjenige, den Johannes da sieht, sitzt statt zu stehen? Was haben Edelsteine, Licht und Macht mit dieser Vision zu tun? Siegfried Zimmer durchleuchtet diese wenigen Sätze im vierten Kapitel der Apokalypse des Johannes und legt damit die Grundlage dafür, die weiteren Kapitel des letzten biblischen Buches überhaupt zu verstehen. Gemeinsam mit Kapitel fünf bildet das vierte Kapitel die theologische Mitte der gesamten Johannesoffenbarung. Deswegen steht dieser Vortrag ganz am Anfang der zwölfteiligen Vortragsreihe über die Apokalypse des Johannes.
Sat, 15 Apr 2023 - 1h 01min - 223 - 12.5.1 Die Auferweckung Jesu
Es war einmal ein armer Handwerker aus einem Kuhdorf, das keiner kennt. Der überredet ein paar andere armselige Leute, mit ihm durch die Gegend zu ziehen, schwingt eine kurze Zeit lang große Reden, bis es der Regierung zu bunt wird – und dann stirbt er, viel zu jung und sehr erbärmlich. Nichts in Jesu Leben lies erahnen, dass sich zwei Jahrtausende später die ganze Welt um diesen armen Handwerker drehen könnte. Dass selbst Menschen, die nichts mit ihm anfangen können, ihr Leben nach ihm richten. Unsere freien Tage, unser Konsum, selbst die Zeitrechnung auf der ganzen Welt orientiert sich nach diesem Menschen. Warum? Siegfried Zimmer erklärt in diesem Vortrag das entscheidende Merkmal des christlichen Glaubens und warum aus allen drei monotheistischen Religionen allein die Christen sagen: Wir glauben an Gott und an diesen Menschen, an Jesus Christus. Für alle Zweifler erläutert Zimmer ausführlich, warum die Auferweckung Jesu – bei aller Unwahrscheinlichkeit – sehr wahrscheinlich ist. Und was für ein Versprechen sie für alle Zweifler, Trauernden und Einsamen dieser Welt mit sich bringt.
Sun, 9 Apr 2023 - 40min - 222 - 13.1.1 Der Kreuzestod Jesu
Mit dem Tod am Kreuz hätte alles zu Ende sein und der arme Wanderprediger aus Nazareth bald vergessen sein können. Er war als Verbrecher verurteilt worden, zu der brutalsten und verachtenswertesten Art der Hinrichtung, die sich die Römer für die Menschen in ihrem Reich ersonnen hatten. Gekreuzigt wurde da ein junger Mann, etwas über 30 Jahre alt. Nicht einmal die Weisheit des Alters hatte er erreicht. Der frühe Tod galt als Strafe der Götter. Der Kreuzestod als Fluch. Diese Art der Hinrichtung sollte den Verurteilten völlig vernichten - er starb einsam, gequält, entblößt und allen zur Schau gestellt. Wie konnte dieser Tod zu einer guten Nachricht für alle Menschen werden? Was war es, was die Mächtigen dieser Zeit an Jesu Botschaft so nervös machte? Und wie konnten dieser Mensch und diese Kreuzigung Weltgeschichte schreiben? Waren Jesu Anhänger völlig verwirrt, die nicht einmal richtig um ihn trauerten und stattdessen hinaus in die Welt zogen, einen Gott und diesen Wanderprediger verehrten – und sich für ihn auch noch ihrerseits töten ließen? Siegfried Zimmer beantwortet in diesem Vortrag einige Fragen rund um den Kreuzestod Jesu und die Reaktionen der Menschen seiner Zeit. Aber mit diesem Vortrag ist das Thema noch lange nicht zu Ende. Weitere Worthaus-Vorträge zum Thema Kreuzestod Jesu sollen folgen, denn ein Vortrag wird diesem Thema nicht gerecht.
Fri, 7 Apr 2023 - 54min - 221 - 12.10.1 Spiritualität – Verzauberung des Lebens
Auch das ist wieder ein Begriff, den alle kennen, den aber niemand so richtig in wenige Worte fassen kann. Thorsten Dietz tut es trotzdem und erklärt, was Spiritualität bedeutet, als Begriff und für unseren Glauben. Denn in unserer wissenschaftsorientierten Welt, halten sich auch Christen eher an das mehr oder weniger Beweisbare, an die Theologie, die »Lehre von Gott«. Das Geistliche dagegen schieben wir von uns, verorten es irgendwo in anderen Kulturen und Religionen. Dabei ist Spiritualität auch im Christentum wichtiger als Theologie, »sie ist die Grundsubstanz, die Glaube und Religion ausmacht«, sagt Dietz. Wie aber holen wir Spiritualität in unser Leben? Wie lassen wir uns »vom Heiligen Geist gestalten«, wie werden wir Mitgestalter unseres spirituellen Lebens? Und wie kommen wir dabei mit anderen Menschen in Kontakt, mit dem Heiligen Geist und mit uns selbst? Dietz gibt uns Werkzeuge an die Hand, um Spiritualität im Alltag zu leben. Und er erklärt, wie wir mit diesen Werkzeugen vernünftig und geistlich umgehen, ohne uns und andere zu verletzen.
Fri, 31 Mar 2023 - 1h 45min - 220 - 12.9.2 Die Wiederkehr der Mystik
»Wir sind doch alle ganz vernünftige Menschen, nicht wahr? Auch die unter uns, die an Übersinnliches glauben, an Gott und die Auferstehung nach dem Tod. Wir betreiben Theologie als Wissenschaft, studieren die Bibel, beten unser Gebet vor dem Essen und dem Schlafengehen. Religion als Ritual. Glaube mit Verstand. Wer kennt schon die sinnliche Erfahrung des Übersinnlichen? Wer hat jemals das Mystische in der völligen Hingabe an Gott erlebt? Seine Nähe erfahren? Und wer sehnt sich nicht manchmal danach, ganz insgeheim wenigstens? Thorsten Dietz hat seine Leidenschaft für die Mystik vor Jahrzehnten entdeckt, sie wurde Teil seiner Frömmigkeit. In diesem Vortrag erzählt er, ganz vernünftig und doch voller Hingabe, von der Mystik im Glauben, von drei Mystikern der Kirchengeschichte, davon, was Mystik und Intellekt miteinander zu tun haben. Und was wir heute, in unserer vernunftgeplagten Gesellschaft, von Mystik und Sinnlichkeit lernen können.
Fri, 17 Mar 2023 - 1h 26min - 219 - 12.9.1 Mehr als nur Jerusalem: Gemeindeaufbau in der Apostelgeschichte
»Es ist die größte Krise unserer Zeit, dass Christen ihre Bibel nicht mehr kennen, Gottes Stimme darin nicht mehr verstehen und nicht wissen, wie man darauf antwortet.« So drastisch formuliert es der Theologe und Schriftsteller Klaus Douglass. Diese Krise ist der Grund, wenn Gottesdienste aus dem unmotivierten Abspulen von Ritualen bestehen und das Abendmahl in Form von faden Hostien eingenommen wird. Dabei steht doch in der Bibel ziemlich genau, wie die Gemeinschaft von Christen aussehen kann und ausgesehen hat. Die Apostelgeschichte ist die Blaupause für christliche Gemeinschaft schlechthin. Sie erzählt von Gemeinden in verschiedenen Kulturen, von Konflikten, Ungerechtigkeiten und Lösungsversuchen. Mit Begeisterung und einigen Lachern nimmt uns Douglass mit auf einen Tiefflug durch die Apostelgeschichte, erklärt, warum Gemeinschaft und der Heilige Geist für ein erfülltes Leben als Christ unverzichtbar sind und macht nebenbei noch all denen Mut, die - wie vermutlich auch Paulus - ihr Gott gegebenes Ziel letztendlich nicht erreichen.
Fri, 3 Mar 2023 - 1h 45min - 218 - 12.8.2 Begeisternde Spiritualität – Der heilige Geist im neuen Testament
Auch wenn sich erstmals weniger als die Hälfte aller Deutschen zur Kirche bekennt – die tiefe Verbindung zu einer höheren Ebene, zu irgendetwas Größerem suchen viele, die mit der Kirche nichts anzufangen wissen. Spiritualität liegt im Trend, seit Jahrzehnten. Die wenigsten zieht es in ein buddhistisches Kloster nach Tibet, immer mehr zieht es zu den Freikirchen. Wahrscheinlich, weil Menschen dort eine Kraft spüren, die den klassischen Gottesdiensten in Kirchengebäuden ausgegangen ist. Von dieser Kraft erzählt Volker Rabens, Professor für biblische Theologie in Jena. Er spricht über die Zeitzeugen Lukas, Paulus und Johannes, die ihrerseits besonders viel von jener weiblichen Komponente der Dreieinigkeit zu berichten wissen: vom Heiligen Geist. Rabens fragt vor allem danach, wie dieser Heilige Geist wirkt, wie ihn die frühen Christen erlebten, wann Gläubige diesen Geist empfangen und was das alles mit uns im Hier und Heute zu tun hat. Denn auch wenn Zungenrede selten geworden ist und Pastoren kaum noch in fremden Sprachen predigen, die Sache mit dem Heiligen Geist trifft auch heute noch mitten ins Herz einer Gemeinde und des gesamten Christentums.
Fri, 17 Feb 2023 - 1h 16min - 217 - 12.8.1 Koinonia - Die christliche Gemeinschaft im 21. Jahrhundert
Schauen Sie sich mal einen Moment lang um: Was macht das Leben Ihrer Mitmenschen aus? Was bestimmt Ihr eigenes? Für die meisten von uns ist das Leben ein Hetzen von Termin zu Termin, von Online-Shop zu Social Media, von Partnerschaft zu Partnerschaft. Wir konsumieren, haken Aufgaben und Erlebnisse ab, suchen immer neue Erfahrungen, Orte, Menschen. »Wir leben ein Leben als Episode«, sagt die evangelische Theologin und Pastorin Sandra Bils. Und was passt nun so gar nicht in dieses unbeständige, postmoderne Leben? Richtig, die Kirche. Mit der die meisten Menschen nur Altbackenes verbinden wie Orgelmusik, Glockenturm und einen Pfarrer, der salbungsvoll daherredet. Kein Wunder, dass die evangelische und die katholische Kirche zusammen inzwischen nicht einmal mehr die Hälfte der deutschen Bevölkerung zu ihren Mitgliedern zählt. Was muss passieren, damit Menschen die Kirche wieder wahrnehmen? Als ihr geistliches Zuhause begreifen? Damit die Botschaft weiterhin bei den Menschen ankommt, ebenso wie Unterstützung und Nächstenliebe? Sandra Bils beschreibt, wie andere Länder Kirche neu denken, was wir davon lernen können, welche neuen Formen von Kirche es bereits in Deutschland gibt. Und wie Christen nicht nur für sich selbst neue, postmoderne Gemeinschaften schaffen, sondern gleichzeitig Menschen erreichen, die nie ein Gebäude mit Glockenturm, Orgel und Pfarrer betreten würden.
Fri, 3 Feb 2023 - 1h 31min - 216 - 12.7.2 Der Heilige Geist - der geheimnisvolle Gott
Christen werden getauft in seinem Namen, sie bekennen sich in fast jedem kirchlichen Gottesdienst zu ihm, und doch weiß kaum jemand mit ihm etwas anzufangen: dem Heiligen Geist. In Liturgie und christlichen Formeln wirkt er oft wie ein Anhängsel. Und das Fest, das allein der Ausgießung des Heiligen Geistes gewidmet ist, ist für die meisten doch nur ein Grund, an einem Montag ausschlafen zu können. Wer also ist der Heilige Geist? Ist er Gott? Eine Person? Und was hat es nochmal mit der Dreieinigkeit auf sich? Thorsten Dietz gibt in diesem Vortrag einen Überblick über das Thema und blickt dabei weit zurück in die Anfänge des Christentums, als im 4. Jahrhundert die Christen nicht mehr in Todesangst ihren Glauben lebten, sondern endlich vom römischen Kaiser anerkannt wurden. Der verlangte aber im Gegenzug, dass sie sich mal einig werden über das, was sie da glauben. Darum erzählt Dietz hier vor allem von Basilius von Caesarea und geht dabei den Weg ab, den die ersten Christen im Ringen um ein gemeinsames Bekenntnis zum Glauben zurückgelegt haben.
Sun, 22 Jan 2023 - 1h 28min - 215 - 12.7.1 Ekklesia - Was ist eigentlich Kirche und wenn ja, wie viele?
Kirche – für die meisten ist es nur ein Gebäude, das sonntagmorgens mäßig besucht wird und zum Heiligabend-Gottesdienst überquillt. Dessen Türen meist verschlossen sind, außer das Gebäude steht in Bayern. Gern sagen auch Christen: »Also, mit der Kirche habe ich nichts zu tun.« Und meinen damit die Kirche als Institution. Fast nie aber meinen sie die Kirche, wie sie ursprünglich gedacht war. Über diese ursprüngliche Bedeutung spricht die evangelische Theologin Sandra Bils, die eigentlich selber mit Kirche nichts zu tun hatte, die weder Kindergottesdienste noch Gute-Nacht-Gebete kannte und sich nur konfirmieren ließ, um sich von den Geldgeschenken eine Gitarre kaufen zu können. Die nun trotzdem voller Überzeugung sonntagmorgens in Kirchen predigt. Und gleichzeitig unzufrieden ist mit dem, wie Kirche heute meistens aussieht. »Wie genial ist die Botschaft, wie seltsam die Umsetzung«, sagt sie über das moderne kirchliche Leben. In diesem Vortrag erklärt sie, wie Kirche in der Bibel gedacht war, woran man Kirche erkennt und wie Kirche - oder besser: Gemeinde - ganz praktisch aussehen kann.
Fri, 6 Jan 2023 - 1h 14min - 214 - 12.6.1 Die Geistesgaben bei Paulus – aus charismatischer und aus historisch-kritischer Sicht (1. Korinther 12–14)
Zum ersten Mal in der Geschichte von Worthaus spricht Siegfried Zimmer in diesem Vortrag über sein eigenes Leben. Aus gutem Grund: Sein Leben führte ursprünglich in eine ganz andere Richtung, fernab von Theologie und Worthaus. Er hatte eine glückliche Kindheit und keine Ahnung von Kirche. Er spielte Tennis, Turnierschach und Klavier, wollte in diese Richtung studieren. Dann lud ihn ein Klassenkamerad zu einem Gottesdienst ein. Von der Überraschung, dass er dort Christ wurde, hat sich Zimmer bis heute nicht so recht erholt. Die Bekehrung war auch eine Kehrtwende in seinem Leben. Er wurde Pfingstler, änderte wieder die Richtung, studierte Theologie und hat damit heute die besten Voraussetzungen, über ein schwieriges Thema der Bibel zu sprechen: die Geistesgaben. Pfingstler streben danach, Theologen analysieren sie. Zimmer erklärt, was es mit diesen Gaben auf sich hat, warum sie ganz viel mit anderen und wenig mit einem selbst zu tun haben und warum man bei dem Thema sowohl Charismatikern als auch Wissenschaftlern gut zuhören sollte.
Fri, 16 Dec 2022 - 1h 22min - 213 - 11.14.3 Rudolf Bultmann – Entmythologisierung
Es ist ein Name, den nicht viele kennen. Aber ein Name, an dem sich die Geister derer scheiden, die schon einmal von ihm gehört haben: Rudolf Bultmann. Der »dunkle Lord der Theologie«, wie Thorsten Dietz ihn nennt. Die einen nehmen seinen Namen kaum in den Mund, für die anderen ist es eine Gewissenssache, sich zu ihm zu bekennen. Dietz war selber Atheist, als er sein Theologiestudium begann. Er hatte also keine Angst vor Rudolf Bultmann. Dann bekehrte er sich und stieß auf Bultmanns Lehren, die »Abrissbirne des Glaubens«. Nicht ohne Grund schickt Dietz seinem Vortrag über Bultmann eine seelsorgerliche Einleitung voraus. »Wir müssen alle stark sein«, sagt er, und legt los: Von den Schockwellen, die Deutschland zu Bultmanns Lebzeiten erschütterten, von zerschmettertem Glauben, theologischen Erneuerungen und einem Theologen, dem die FDP zu links gewesen wären, der nicht an die Wunder der Bibel glaubte, aber dennoch zurück wollte zum Wort der Bibel, um die existenziellen Fragen des Lebens zu beantworten. Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Klassiker der Theologie«.
Fri, 2 Dec 2022 - 1h 41min - 212 - 11.14.1 David Friedrich Strauß – Geschichte der Leben-Jesu-Forschung
Es war einiges los in den deutschen Städten des 19. Jahrhunderts. Darwin rüttelte an den Grundfesten des Glaubens, Hieroglyphen wurden entziffert, Sintflutgeschichten außerhalb der Bibel gefunden, frühjüdische Texte tauchten auf, Bücherberge über die Religionsgeschichte wuchsen. Genies sprossen geradezu aus dem Boden, Goethe, Schiller, Schubert, Beethoven, Kant. Und mittendrin ein junger Theologe. David Friedrich Strauß pilgerte 1830 nach Berlin, hörte Hegel – und war begeistert. Alles schien ihm plötzlich durchschaubar. Er kehrte nach Tübingen zurück und schrieb ein Werk über das Leben Jesu. Darin lässt er zwei Pole, zwei verfeindete Lager der damaligen Theologie, aufeinanderprallen. Nur um dann zu sagen: Ihr habt doch alle recht. Was Strauß dann ausführt, ist so skandalös, dass auch ohne Internet und Social Media bald die ganze Gelehrtenwelt Europas Bescheid wusste. Mit dem Holzhammer ist er durch das Neue Testament gefegt und hat den einst gläubigen Nietzsche vom Glauben abgebracht. Strauß musste Deutschland verlassen, wurde nach Zürich berufen – und direkt, mit gerade einmal 30 Jahren, pensioniert. Zu gewagt wäre es gewesen, ihn lehren zu lassen. Thorsten Dietz erzählt das Leben dieses »berühmtesten, strittigsten und spektakulärsten Theologietreibenden« seiner Zeit, berichtet auch von anderen wichtigen Persönlichkeiten und tragischen Geschichten. Er verspricht „ein bisschen Kopfschmerzen“ und nimmt die Zuhörenden mit auf eine Reise in das vorletzte Jahrhundert und zu der Frage: Wie sollen aufgeklärte, gebildete Menschen noch glauben können? Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Hermeneutik: Geschichte von Schriftverständnis und Bibelauslegung«.
Fri, 18 Nov 2022 - 1h 44min - 211 - 12.2.1 Ohne Sem und Japheth kein Jesus – christlicher Antisemitismus
Sem und Japhet kennt man vielleicht, aber eigentlich nur in einer Reihe mit Ham, allesamt Söhne Noahs, damit irgendwie Vorfahren aller Menschen. War da sonst noch was? Ja, sagt Religionswissenschaftler Michael Blume, und das wissen wahrscheinlich die wenigsten. Er erklärt, welche Bedeutung Japhet und Sem im Judentum zukommt, warum es Antisemitismus heißt und was ausgerechnet diese beiden damit zu tun haben, dass der junge Jesus Jahrtausende später in einer Synagoge mit Schriftgelehrten diskutieren kann. Denn Sem erfand etwas, was die Menschheit verändern sollte, was im Judentum Arme und Reiche einander gleicher stellte und was Menschen in Trance versetzen kann. Sein Bruder Japhet soll diese Erfindung noch weiter ausgefeilt haben, so dass die Trance ausblieb, aber Theologie und Bürokratie möglich wurden. Und Blume erklärt, was diese Erfindungen damit zu tun haben, dass Islam und Judentum keine Bilder brauchen, dass das Christentum dagegen ohne Bilder, Musik und Lichter im Gottesdienst nicht auskommt und dass gerade Juden so oft angefeindet und verfolgt werden. Dabei trifft der Antisemitismus auch ins Herz des Christentums und des Islams. Und bedroht schließlich uns alle.
Fri, 5 Nov 2022 - 1h 19min - 210 - 12.3.1 Das Numeri Buch
Wer Kinder hat, kennt es: Da befreit man sie aus dem tristen Alltag, macht einen Ausflug in den Zoo, kauft Eis und Plüschtiere – und dann nörgeln sie doch wieder nur. Undankbares Volk. Und trotzdem liebt man die Bande ja. So oder ähnlich ging es Gott wahrscheinlich, als er sein geliebtes und erwähltes Volk aus der Sklaverei in Ägypten befreite, in der Wüste mit Wasser und Manna versorgte und sie dahin führte, wo sie sorgenfrei und gut leben sollten. Und was taten die Israeliten? Rannten davon, suchten sich andere Götter, beschwerten sich dann doch bei ihrem Gott und verlangten immer wieder, nach Ägypten zurückzukehren, da war es doch eigentlich ganz schön. Diese Geschichten zwischen dem Berg Sinai und der Grenze zum gelobten Land stehen im Buch Numeri. Es ist das unbekannteste Buch der fünf Bücher Mose. Völlig zu unrecht, beschreibt es doch wie kaum ein anderes, wie Gott mit seinem Volk umgeht. In keinem Buch spricht er so viel wie in Numeri. Es ist die Grundlage der Beziehung zwischen Gott und seinen Kindern. Der Theologe Christian Frevel bringt uns dieses Buch näher, das er selbst so faszinierend findet. Er blickt hinter die Zahlen und Listen im Numeri-Buch, die so viele Menschen abschrecken. Er zeigt, was das Buch mit der Suche nach Identität und Einheit trotz Vielfalt zu tun hat. Und er bringt diese uralte Schrift ins Heute. Denn dieses Buch kann auch allen von uns Orientierung bieten, die sich durch ihre ganz eigene Wüste schleppen. Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Vorworte: Einführungsvorträge zu jedem biblischen Buch«.
Fri, 21 Oct 2022 - 2h 25min - 209 - 12.5.2 Das Herz – geheimnisvolle Mitte des Menschen
Es kann stolpern, schmerzen, reißen, brechen, es hält unheimlich viel aus und uns dabei am Leben. Unser Herz ist mehr als eine Pumpe. Es schlägt 100.000 Mal am Tag, durch Blutbahnen, die aneinandergereiht zweimal um die Welt reichen. Sein Schlag ist Rhythmus und Spiegelbild unseres Lebens. Sind wir glücklich, schlägt es leichter, sind wir ängstlich, schlägt es schneller. Und wenn wir uns verschließen, erbarmungslos sind uns und anderen gegenüber – dann verengen sich auch die Gefäße rund um unser Herz. Kein Wunder also, dass die Menschen vor uns in allen Epochen, in fast allen Kulturen, das Herz als das wichtigste Organ im Menschen betrachteten, Sitz von Identität und Seele. Der Theologe Siegfried Zimmer erzählt in seinem Vortrag, was unsere Vorfahren über diesen Mittelpunkt ihrer Existenz dachten. Er erläutert philosophische, theologische und medizinische Erkenntnisse. Und er erklärt, was dieser unruhige, vergängliche Teil unseres Körpers auch heute noch mit unserem Glauben und unserer Seele zu tun hat.
Fri, 7 Oct 2022 - 1h 10min - 207 - 11.13.1 Gotthold Ephraim Lessing – Bibelkritik in der Aufklärung
Stell dir vor, du lebst in einem Land, in dem du nicht frei sagen kannst, was du denkst. Im schlimmsten Fall kommst du für unerwünschte Aussagen ins Gefängnis, oder du verlierst nur deine Arbeitserlaubnis, wirst gemieden und ausgelacht. Nicht schön. Gotthold Ephraim Lessing lebte im falschen Land zur falschen Zeit, um geradeheraus zu schreiben, was er dachte. Also schrieb er verschlüsselt, schrieb Nathan der Weise und Emilia Galotti. Er war clever, versteckte, was er wirklich dachte, in Theaterstücken. „So raffiniert, dass er manchmal wahrscheinlich selber nicht wusste, was er dachte“, sagt Thorsten Dietz. In seinem Schlüsselvortrag über die Bibelkritik in der Aufklärung, erklärt er zentrale Weichenstellungen im 18. Jahrhundert, die uns bis heute betreffen. Anschaulich, aber anspruchsvoll beschreibt er das Leben Lessings, seine Lehren und den großen Streit unter Gelehrten, in dem Lessing die Hauptrolle spielte. Denn er war nicht nur Theaterautor. Er war auch Bibliothekar. Und eines Tages, irgendwann um das Jahr 1777 herum, fand Lessing Texte von Hermann Samuel Reimarus. Echtes Dynamit, das merkte Lessing schnell. Texte, die den gesamten christlichen Glauben infrage stellten. Echtes Plutonium in einer Zeit, in der ohnehin noch Glaubenskriege tobten. Lessing veröffentlichte die Texte. Und entfesselte damit einen Streit, der unser Verständnis von Glaube und Geschichte bis heute prägt. Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Hermeneutik: Geschichte von Schriftverständnis und Bibelauslegung«.
Fri, 29 Jul 2022 - 1h 50min - 206 - 11.12.1 Baruch de Spinoza – Bibelkritik in der Neuzeit
Seit Jahrhunderten wird die Bibel ausgelegt, interpretiert und erklärt. Aber kritisiert? Das wird sie noch nicht lange. Und die Bibelkritik wird ihrerseits kritisiert. Ihr stellt Menschenwort über Gotteswort! rufen die Kritiker der Bibelkritik. Ihr seid antimoderne Fundamentalisten! kritisieren die Bibelkritiker. Thorsten Dietz lässt beide Positionen aufeinanderprallen. In diesem siebten Vortrag der Worthaus-Serie »Geschichte der Bibelauslegung« legt er die Grundlage für das Verständnis der historisch-kritischen Methode. Er erklärt, wie im Humanismus erste kritische Arbeiten entstanden, wie die Reformation die historisch-kritische Methode vorantrieb und nun auch die Katholiken der Heiligen Schrift auf den Grund gehen wollten. Und er erzählt, wie ausgerechnet ein jüdischer Brillenglasschleifer quasi als Hobby die Grundlage für die historisch-kritische Methode legte und die Botschaft der Bibel auf drei Punkte zusammenfasste. Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Hermeneutik: Geschichte von Schriftverständnis und Bibelauslegung«.
Sat, 16 Jul 2022 - 1h 33min - 205 - 12.6.2 Das Levitikus Buch
Es ist ein Buch voller Regeln und Zurechtweisungen, keine leichte Kost in unserer Welt, in der Freiheit über allem steht und die meisten Menschen auch ihren Glauben an Gott eher locker nehmen. Thomas Hieke erklärt, warum es sich lohnt, sich dieses Buch genauer anzuschauen. Warum es nicht abgetan werden kann als eine Unmenge an Regeln, die ja den Israeliten, den Juden gegeben wurden, die mit uns nichts zu tun haben. Denn es geht um mehr als Regeln und wann welcher Priester welches Opfertier darbringen darf. Es geht um Versöhnung, um Gewissensbisse und Schuld. Darum, wie wir Menschen miteinander umgehen. Warum etwa die Verarmung großer Bevölkerungsanteile Freiheit und Wohlstand aller gefährden oder wie Geschlechtergerechtigkeit vor 2500 Jahren aussah. Und es die Grundlage dafür, den Tod Jesu überhaupt erst zu verstehen. Wer Hieke zuhört, verliert die Gleichgültigkeit vor diesem Buch. Denn seine Deutung von Levitikus kann zu mehr Glück und Erfüllung führen. Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Vorworte: Einführungsvorträge zu jedem biblischen Buch«.
Fri, 1 Jul 2022 - 1h 06min - 204 - 12.6.1 Die Chronikbücher
Es war doch alles schon erzählt: Der zeugte den, dann kamen ein paar Könige, einer baute einen Tempel und irgendwann wurden Tempel und Stadt zerstört und die Oberschicht der Israeliten nach Babylon verschleppt. Wozu also nochmal zwei Bücher, die seitenweise Namen auflisten und das ganze Grauen der Niederlage vor den Babyloniern erzählen? Und die ganze Geschichte dann auch noch an bedeutsamen Stellen verändern? Diese Fragen haben sich durch die Geschichte hinweg sicher unzählige Menschen gestellt und die Chronikbücher schnell überblättert. Wusste man ja alles schon. Der Theologe Thomas Hieke möchte die Chronikbücher von der unverdienten Geringschätzung befreien. Er erklärt, warum die Bücher wichtig sind, warum manches verändert, anderes neu erzählt wird. Und er führt in seinem Vortrag zum Herz der Chroniken, zur zentralen Aussage dieser zwei Bücher, die eben mehr sind, als ein Nachtrag zu den anderen Geschichtsbüchern. Und die auch heute noch zu uns sprechen sollen. Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Vorworte: Einführungsvorträge zu jedem biblischen Buch«.
Sat, 18 Jun 2022 - 1h 16min - 203 - 12.4.1 Homosexualität und die Bibel
Für manche Christen steht es fest: Homosexualität ist Sünde. Darf nicht sein. Wer so fühlt, sollte den Drang unterdrücken, kann eben keine Partnerschaft leben, schade, aber ist so. Wer so denkt, kann hier wegklicken. Denn in diesem zweiten Vortrag zur Homosexualität richtet sich Thorsten Dietz an jene Menschen, die sich zerrissen fühlen zwischen Toleranz und dem, was vermeintlich in der Bibel steht, zwischen moderner Weltanschauung und uralten Schriften. Die andere nicht für etwas ausgrenzen wollen, wofür sie nichts können, aber gleichzeitig christlichen Lehren treu sein wollen. Um dieses Spannungsfeld auflösen zu können, muss man verstehen, was in der Antike damit gemeint war, wenn „ein Mann bei einem Manne liegt“ oder wenn die Männer Sodoms zwei männliche Gäste vergewaltigen wollen. Und welche Vorstellung von Sexualität die Menschen der Antike teilten, wer mit wem Sex haben durfte. Und wer nicht. Aber lassen sich die Vorstellungen der Antike auf die Gegenwart übertragen? Sollen wir Homosexuelle verurteilen, wo doch unsere Vorstellung von Partnerschaft, Liebe und Sexualität nur wenig mit dem zu tun hat, was unsere Vorfahren in der Antike dachten? Dietz gibt eine klare Antwort. Und die führt aus dem Spannungsfeld und manchen sogar hin zu einem neuen Verständnis der Bibel.
Fri, 20 May 2022 - 2h 09min - 202 - 12.1.1 Homosexualität und die evangelische Kirche
Die Kirche hat sich im Laufe ihrer Geschichte schwer getan mit der Homosexualität. Die Kirche? Im Gegensatz zur katholischen Kirche scheint zumindest die evangelische Kirche das Thema inzwischen entspannt zu sehen. Da gibt es homosexuelle Pfarrerinnen, homosexuelle Paare werden gesegnet, Regenbogenfahnen hängen vor Kirchengebäuden. Alles Friede, Freude also? In seinem ersten Vortrag über Homosexualität erklärt Thorsten Dietz, wie beschwerlich der Weg der evangelischen Kirche zum heutigen Umgang mit Homosexuellen war. Es ist ein rascher Ritt durch sieben Jahrzehnte, angefangen bei den Jahren, in denen sich die Kirche überhaupt bewusst wurde, dass es Homosexualität als Neigung gibt. Über die Zeit, in der Homosexualität als böse galt, später als krank, schließlich als heilbar. Dietz erzählt von den Versuchen, Mensch und Tat voneinander zu trennen, spricht vom Leid des Versteckens und der Erkenntnis: Auch die evangelische Kirche hat eine große Schuld auf sich geladen. Die Einstellung, dass Ehe von Liebe geprägt sein soll, ist ein völlig neues Phänomen in der Menschheitsgeschichte. Sollten sich nur Mann und Frau lieben dürfen? Wer hat darüber zu urteilen? Dietz jedenfalls kommt zu einem eindeutigen Urteil. Aber kommt die Kirche damit klar?
Fri, 6 May 2022 - 2h 20min - 201 - 11.17.1 Der Glaube und der freie Wille des Menschen
Wovon hängt es ab, ob jemand Christ wird? Ist der Glaube an Gott, Jesus und das Evangelium eine freie Entscheidung? Unter Freiheit versteht jeder etwas anderes. Ob es nun die Freiheit ist, im Supermarkt keine Maske zu tragen, oder die Freiheit, auf dem Roten Platz gegen den Krieg in der Ukraine zu protestieren – die meisten Menschen sind sich darin einig, dass sie zumindest frei darin sind, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Mit allen Konsequenzen. Die meisten Menschen sind also überzeugt davon, einen freien Willen zu haben. Von diesem Willen hängt für sie auch ab, ob sie an Gott glauben oder nicht. Und gerade gläubige Christen schmücken sich gern damit, sich völlig frei und bewusst für ihren Glauben entschieden zu haben. Siegfried Zimmer bezweifelt nicht, dass der Mensch einen freien Willen hat. Wenn es aber darum geht, ob in einem Menschen Glauben entsteht oder nicht, dann hält er – mit Martin Luther – die schnelle Rede vom freien Willen für sehr oberflächlich und auch für irreführend. Er belegt das an zahlreichen biblischen Aussagen. Es geht ihm in diesem Vortrag darum, dass die Rede von »meinem Glauben« bescheidener wird und biblisch tiefer gegründet ist.
Fri, 13 Apr 2022 - 1h 29min - 200 - 11.11.1 Vom Gelegenheitsschreiben zur Heiligen Schrift – Wie das Neue Testament kanonisch wurde
Der Heilige Geist hat vor langer Zeit Aposteln und Apostelschülern die Schriften des Neuen Testaments in den Kopf gepflanzt, sie haben gehorsam alles aufgeschrieben, und da steht es nun, unverrückbar, für immer. Und wir können es lesen. Schön, wenn es so einfach wäre! Jahrhundertelang hat die Kirche darauf bestanden: Das steht da so und gezweifelt wird nicht. Wie Eltern, deren einzige Begründung ist: »Weil ich es saaage!« Damit macht man sich angreifbar, wird nicht ernst genommen. Damit wird auch die Autorität der Bibel angreifbar gemacht, sagt der evangelische Kirchenhistoriker Holger Strutwolf. Er beschreibt, wie der Glaube an die sogenannte Verbalinspiration in der Aufklärung ihr größtes Disaster erlebte und wie die Verbreitung der Bibel nach der Erfindung des Buchdrucks diesen Glauben weiter erschütterte. Wie ist die Bibel nun wirklich entstanden, wenn sie nicht vom Himmel gefallen ist? Wie wurde aus Briefen und Handschriften die Heilige Schrift, wie wir sie heute kennen? Woran erkennt man, welche Schriften wann und warum geschrieben wurden? Wann wurden sie »heilig«? Strutwolf führt mit diesem Vortrag weiter durch die Entstehungsgeschichte des Neuen Testaments und klärt auf, was der Kanon den Gläubigen bedeuten kann, obwohl er von Menschen geschaffen wurde.
Fri, 8 Apr 2022 - 1h 16min - 199 - 11.10.1 Was steht geschrieben? Eine Einführung in die Entstehung und Überlieferung des neutestamentlichen Textes
Über Jahrhunderte wurden uns die Schriften des Neuen Testaments als Handschriften weitergegeben. Allein 5700 sind es, die auf Altgriechisch erhalten sind. Schrittweise und fast unmerklich hat sich bei jeder neuen Abschrift der Charakter der Erzählungen und Briefe verändert, erklärt der evangelische Kirchenhistoriker Holger Strutwolf. Jede dieser winzigen Veränderungen sind geprägt von der Theologie, den Ängsten und Einstellungen jener Zeit, in der die Schrift abgeschrieben wurde. Auch Fehler wurden auf diese Weise weitergegeben, haben sich summiert. Was bedeutet das nun für uns? Für alle Christen, die ihren Glauben und ihr Leben auf dem Neuen Testament gründen? Lässt sich wenigstens herausfinden, wie das Original lautet? Holger Strutwolf erläutert, wie die neutestamentliche Textkritik versucht, den Urtext zu rekonstruieren, und wie Historiker und Theologen Texte vergleichen, Fehler entdecken und persönliche Einflüsse der längst verstorbenen Schreiber aufdecken. Und er erklärt, wie groß die Unterschiede zwischen den verschiedenen Varianten eines Textes wirklich sind – und ob Gläubige dem Neuen Testament noch vertrauen können.
Fri, 25 Mar 2022 - 1h 12min - 198 - 11.20.1 Gottes Rede an die Götter (Psalm 82)
Psalm 82 hat es in sich! Er bietet eine Rede Gottes in der Vollversammlung der Götter. In dieser Rede bringt Gott es auf den Punkt, was er für den schlimmsten Schaden hält: die Mächtigen zu begünstigen und die Schutzlosen sich selbst zu überlassen. Dieser Tatbestand ist für Gott das alles entscheidende Kriterium. Wer so handelt, bringt alle Fundamente der Erde zum Wanken. Dieser Psalm macht auch deutlich, dass »richten« etwas sehr Wertvolles und Kostbares ist. Richten bedeutet nämlich »Recht schaffen«, wo Unrecht herrscht. So kommt Siegfried Zimmer in seinem Vortrag zu der Überzeugung, dass das Gericht Gottes deshalb die größte und schönste Hoffnung ist.
Fri, 11 Mar 2022 - 1h 10min - 197 - 11.9.2 Antike Alltagstexte und ihre Relevanz für das Neue Testament
Antike Alltagstexte auf Papyrus, Tonscherben und Holztäfelchen geben ein buntes Bild vom privaten wie öffentlichen Leben der Menschen zur Zeit des Neuen Testaments. Die in diesen Texten enthaltenen Themen umfassen ein breites Spektrum menschlichen Lebens: Von Sorgen um das Wohlergehen von Familie und Freunden, von Unfällen und Krankheiten, von Streitereien mit Nachbarn und Verwandten, von Geschäftsbeziehungen und vielem mehr ist dort die Rede. Zusammen mit Texten der Administration, Gerichtsakten und Arbeitsverträgen ermöglichen die antiken Alltagstexte weitreichende Rückschlüsse auf das ganz konkrete Leben von Männern und Frauen in den unterschiedlichen sozialen Schichten in biblischer Zeit. Christina Kreinecker unternimmt mit ihrem Vortrag eine spannende Zeitreise in die Vergangenheit und zeigt anhand ausgewählter Beispiele, wie wichtig die durch Zufall erhalten gebliebenen Alltagstexte für ein zeitgemäßes Verständnis der beinahe 2000 Jahre alten neutestamentlichen Texte sind.
Fri, 18 Feb 2022 - 1h 06min - 196 - 11.9.1 Das Neue Testament in seinen Übersetzungen – eine Frage der Interpretation
Kaum geschrieben, schon übersetzt: Bereits für das zweite Jahrhundert nach Christus sind Übersetzungen des griechischen Textes des Neuen Testaments belegt. Damals wie heute stellen sich beim Übersetzen grundlegende Fragen, die weitreichende Auswirkungen auf das Verständnis der biblischen Erzählungen haben können. Was ist zu bevorzugen: eine wörtliche oder eine sinngemäße Übersetzung? Und was, wenn eine Übersetzung ganz einfach unmöglich ist? Dazu gesellen sich rasch grundsätzliche theologische Fragen: Welchen Stellenwert haben Übersetzungen im Verhältnis zum griechischen Text? Und wie sind die frühen Christen und Christinnen mit der Vielfalt an Texten umgegangen, die sich aus unterschiedlichen Übersetzungen ergeben? Christina Kreinecker widmet sich in ihrem Vortrag den frühesten Übersetzungen des Neuen Testaments und den Schwierigkeiten, die mit jeder Übersetzung damals wie heute verbunden sind.
Fri, 4 Feb 2022 - 1h 16min - 195 - 11.8.1 Die Todesfuge
Der 27. Januar ist der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. Im Blick auf diesen Gedenktag und seine Bedeutung für eine Kultur der Erinnerung beschäftigt sich Siegfried Zimmer in diesem Vortrag mit dem Gedicht »Todesfuge« von Paul Celan. Paul Celan hat dieses Gedicht im Mai 1945 verfasst. Das Gedicht »Todesfuge« darf in mehrfacher Hinsicht als einzigartig bezeichnet werden. Das gilt sowohl für Form und Inhalt des Gedichts als auch für dessen Verbreitung. Kein anderes Gedicht deutscher Sprache hat nach 1945 eine solche Verbreitung gefunden. Zimmer nähert sich dem Gedicht schrittweise. Er wendet sich sowohl den grundsätzlichen Aspekten des Gedichts zu – beispielsweise dem Titel »Todesfuge« – als auch dessen eigentümlichen Rhythmus und den vielen sprachlichen Details. Zimmer erläutert die zahlreichen Bilder des Gedichts, die uns zunächst fremd sind. Wenn er dann am Ende seiner Interpretation das Gedicht noch einmal vorträgt, hört man es mit ganz anderen Ohren. Wohl kaum jemand, der Zimmers Interpretation der »Todesfuge« hört, wird dieses Gedicht jemals wieder vergessen können. Zimmer geht es aber nicht nur um das Gedicht selbst, sondern auch um dessen Autor, den Juden Paul Celan (1920 -1970), sein Leben und sein Schicksal. Das Gedicht »Todesfuge« stellt jeden von uns vor die Frage, wie wichtig ihm die Erinnerung an die Judenvernichtung (Shoa) ist, wie er mit dieser Erinnerung umgeht und was er aus ihr macht.
Fri, 21 Jan 2022 - 1h 43min - 194 - 11.7.1 Was wir aus dem Alten Testament über den Heiligen Geist lernen können
Das Thema »Heiliger Geist« gehört zu den wichtigsten und spannendsten Themen des christlichen Glaubens. »Vater und Sohn«, mit diesen Begriffen kann jeder etwas anfangen. Aber wer oder was – bitteschön – ist ein »Heiliger Geist«? Das Wort »Geist« weckt in uns nicht so vertraute Erinnerungen, Bilder und Gefühle, wie sie sich bei den Worten »Vater und Sohn« – und natürlich auch bei »Mutter und Tochter« – einstellen. Außerdem steht das deutsche Wort »Geist« in ganz bestimmten Zusammenhängen: Wir sprechen von der europäischen »Geistesgeschichte«, von Naturwissenschaften und »Geisteswissenschaften« et cetera. Für uns Deutschsprachige hängt »Geist« sehr eng mit »geistig« zusammen und ist eher etwas Intellektuelles und Theoretisches. Das ist im Hebräischen ganz anders! Auf der Grundlage der hebräischen Sprache und Begriffe entfaltet Zimmer die alttestamentliche Sicht des Geistes beziehungsweise des Heiligen Geistes. Das führt zu überraschenden Erkenntnissen, die eng mit unserer Lebenserfahrung verbunden sind und der christlichen Erziehung beziehungsweise Verkündigung neue und sehr anregende Perspektiven eröffnen.
Fri, 7 Jan 2022 - 1h 24min - 193 - 11.18.1 Sexualität und Geschlechterverhältnisse im Alten Testament
In der Hebräischen Bibel, die das Christentum als Altes Testament in seine Heilige Schrift aufgenommen hat, finden sich an zahlreichen Stellen vielfältige Aussagen über Sexualität: Erotik und Sexualität haben eine große Bedeutung: Von den Schöpfungserzählungen, über rechtliche Regelungen der Geschlechtlichkeit, Liebeslieder – die ein ganzes Buch füllen –, Beschreibungen des Glücks und der Mühen sexueller Beziehungen bis hin zu den unerträglichen Texten über sexuelle Gewalt, welche selbst Gott als Komplizen vorstellen. Häufig wurde die Bibel und insbesondere das Alte Testament – etwa durch fragwürdige Rezeptionen – jedoch dafür verwendet, um ungleiche Geschlechterverhältnisse, eine restriktive Sexualmoral oder das Verbot von gleichgeschlechtlichen Beziehungen zu rechtfertigen. Irmtraud Fischer wirft in ihrem Vortrag ein neues Licht auf den Zusammenhang von Geschlechtlichkeit und Religion. Sie erklärt, warum es so wichtig ist, Menschen in dem zentralen Lebensbereich der Geschlechtlichkeit sprachfähig zu machen. Und sie zeigt auf, wie sich in biblischen Texten Impulse für gesellschaftliche Fragen der Geschlechterdemokratie entdecken lassen.
Fri, 24 Dec 2021 - 1h 02min - 191 - 11.3.1 Die ersten vier Sätze des Johannesevangeliums
Sie gehören zu den berühmtesten Sätzen der Bibel. Sie stecken den Horizont ab für den gesamten christlichen Glauben. Und sie stellen sich im Grunde noch vor den ersten Satz des Alten Testaments, lassen alle die, die bisher mit der Torah vertraut sind, Neuland betreten; eine Herausforderung, für manche Gläubige ein Skandal! Jedoch kürzer als in diesen vier Sätzen kann man das Fundament der Welt nicht erklären. Siegfried Zimmer füllt mit diesen ersten Sätzen des Johannesevangeliums einen Vortrag, und hätte sicher noch Stoff für weitere. Zimmer analysiert fast jedes einzelne Wort, und selten war eine grammatische Analyse so spannend. Er erklärt, was dieses »Im Anfang war das Wort…« für uns heute und für unsere Vorfahren damals bedeutet. Und letztendlich spricht er den Zuhörern diesen unglaublich tiefen Trost zu, der in vier kurzen Sätzen liegen kann.
Fri, 26 Nov 2021 - 1h 14min - 190 - 11.6.2 Das Johannes Evangelium – Teil 2
Um das Johannesevangelium zu verstehen, fängt Jörg Frey hier am Ende an: Bei jenem Ereignis, das grausamer kaum sein könnte – Jesu Tod durch die Folter am Kreuz. Der doch das größte Liebesbekenntnis seit Menschengedenken ist. Was sagt dieses Evangelium über Jesus und sein Leben vor seinem schrecklichen Sterben? Was bedeutet es für uns, für unsere Sicht auf die Welt und den Glauben? Es geht in diesem Vortrag um die Theologie des Johannes, darum, was er aussagen will, wenn er wie kein anderer über Jesus als Gott spricht. Eine kühne Botschaft, vor allem für Juden. Denn im jüdischen Verständnis ist klar: Es gibt nur einen Gott. Und dieser Gott hat keine Kinder wie die Götter der Heiden. Aber auch die damaligen Nicht-Juden dürften ihre Schwierigkeiten mit Jesus als Gott gehabt haben. Denn nach allem, was sie wussten, können Götter zwar zahlreiche Kinder haben, aber nicht sterben. Und was machen wir heute aus dieser Geschichte? Wir haben die Menschwerdung Gottes gezähmt, zur Weihnachtgeschichte mit Baby und Engeln verniedlicht. Die Kreuzigung blenden wir aus, zur Auferstehung bemalen wir Hühnereier. Was wirklich hinter den Geschichten im Johannesevangelium steckt, erklärt nun Jörg Frey. Wie sich alles auf das Ostererlebnis ausrichtet, als die Jünger verzweifelten, andere spotteten und über all dem ein zweites Bild liegt, das Verzweiflung und Häme überstrahlt: Herrlichkeit statt Grausamkeit, Erfolg statt Niederlage. Das Johannesevangelium ist „eine Sehschule des Glaubens“, sagt Frey und führt uns so nah wie möglich dahin, zu verstehen, was es bedeutet, dass Jesus Gott ist – und doch Mensch. Und wie wir den Glauben daran in uns geschehen lassen können.
Fri, 12 Nov 2021 - 1h 01min - 189 - 11.6.1 Das Johannes Evangelium – Teil 1
Philosophen und Dichter waren von ihm fasziniert, Germanistikstudierende sollten es kennen, und Christen finden in ihm vor allem Vertrautheit und Trost. Kaum ein Buch in der Bibel konfrontiert uns derart mit Jesus Christus wie das Evangelium des Johannes. Jörg Frey beschäftigt sich seit 30 Jahren als Wissenschaftler mit diesem, seinem Lieblingsbuch in der Bibel. Dieses Evangelium ist zugänglich für jeden und doch unendlich tief. Diese Tiefe lotet Frey in gleich zwei Vorträgen aus. Wer war dieser Johannes, der das Evangelium geschrieben haben soll? Woher weiß er von so persönlichen Gesprächen zwischen Jesus und der Frau am Brunnen oder Jesus und Pilatus? Und warum lässt er Geschichten aus, die in den anderen Evangelien überliefert sind? Die ernüchternde Antwort vornweg: Das Johannesevangelium ist kein historisches Zeugnis, sagt Frey, sondern Literatur. Was bedeutet das für uns, für Christen und Nicht-Christen? Welche Autorität hat dieser Text dann noch? Frey versöhnt uns damit, dass Johannes hier keine historischen Tatsachen schildert. Er erklärt, warum der Text dennoch wahr ist und ein Weg, um Christus neu und anders kennenzulernen. Und wir lernen, was Bibeltreue wirklich bedeutet: Nämlich nicht schönreden und bedingungslos nicken, sondern auch kritische Fragen stellen. Denn erst die führen zur Erkenntnis.
Fri, 29 Oct 2021 - 1h 11min - 188 - 10.8.3 Der Römerbrief – Teil 2
Die Provinz Asia wollte dem Kaiser ganz besonders schmeicheln und ließ das Kalenderjahr fortan mit dem Geburtstag des Herrschers beginnen. Schließlich sei er ja der Heilsbringer, ein Gottessohn. Was für eine Provokation müssen die Inschriften und Ausrufe auf den Marktplätzen für Paulus gewesen sei. Für ihn gab es nur einen Heiland, nur einen Gottessohn. Und der stammte aus keiner Kaiserdynastie, sondern aus dem Hause Davids. Und daran galt es wohl auch die Gemeinde in Rom zu erinnern. Hier lässt Paulus sich eine besondere Schmeichelei einfallen: Er lobt ihren Glauben, von dem in der ganzen Welt gesprochen werde. Und noch eine Parallele zwischen Brief und Imperium: In Rom stand im Zentrum der Stadt das Heiligtum der Fides, Göttin der Treue und des Glaubens. Paulus dagegen stellt den Glauben an Gott ins Zentrum seines Briefs. Und er meint damit nicht diese lasche Art zu glauben, wie wir sie heute leben, dieser Glaube, der lediglich „nicht wissen“ bedeutet, betont Benjamin Schließer. Es geht um mehr. Paulus steigert den Begriff noch, es geht ihm um den „Christusglauben“. Seit Jahrzehnten beschäftigt Paulus-Forschende die Frage, was Paulus damit gemeint haben könnte. Schließer erklärt, was es mit diesem wahren Glauben auf sich hat, warum ausgerechnet Abraham in seinem schwächsten Moment das größte Vorbild ist und was es bedeutet, wirklich zu glauben.
Fri, 15 Oct 2021 - 1h 09min - 187 - 10.8.2 Der Römerbrief – Teil 1
56 nach Christus, irgendwo in einer Stube in Korinth, ein Mann diktiert einen Brief, für umgerechnet 2000 Euro Produktionskosten. Was da drin steht, sollte sich also besser lohnen! Und das tut es. Denn der Römerbrief ist nicht nur der aufwendigste und am meisten durchdachte Brief des Paulus, er hat auch durch die Jahrtausende hinweg Kirchenväter von Augustin bis Luther verändert, er ist mitverantwortlich für kirchliche und theologische Revolutionen, in jüngerer Zeit wurde er für philosophische Diskussionen entdeckt. Denker der Zukunft hatte Paulus natürlich nicht im Sinn. Er adressierte in seinem Brief die zerstrittene Gemeinde in Rom, zerrüttet durch Verfolgung von außen und Streit über Fleisch und Wein im Inneren. Elend und Elite trafen in der römischen Gemeinde aufeinander, verschiedenste Milieus, Reiche und Arme, Juden und Nicht-Juden. Die Gemeinde stand unter Hochspannung. In diese Spannung hinein sprach Paulus. Je besser wir die Situation damals verstehen, sagt Benjamin Schließer, umso klarer spricht Paulus auch zu uns. Deswegen erklärt er in diesem Vortrag ausführlich die Lebenswelt der frühen Kirche in Rom – und was Paulus' Brief mit uns, unserem Umgang mit den Geschlechtern und mit Homosexualität zu tun hat.
Fri, 1 Oct 2021 - 41min - 186 - 11.4.1 Psalm 1
150 Psalmen stehen in der Bibel, Lobgesänge auf Gott, voller Anbetung und Weisheit. 150? Nein, eigentlich nur 148. Denn die ersten beiden Psalmen sind irgendwie anders. Gott wird gar nicht angesprochen. Und doch stehen sie genau an der richtigen Stelle. Sie sind das Eingangstor zum Psalter, sagt Siegfried Zimmer. Und konzentriert sich in diesem Vortrag auf den ersten Psalm, ganze sechs Verse lang. Kurz und knackig fasst er zusammen, worauf es im Leben ankommt. Jeder Mensch ist angesprochen, wer es will, kann sich darin wiederfinden. Um ihn vollständig zu verstehen, zerlegt Zimmer diesen Psalm in seine Einzelteile, seziert ihn Wort für Wort, immer mit so viel Hintergrundinfos zur damaligen Zeit und dem Denken der damaligen Menschen, dass moderne Zuhörer gesättigt mit neuem Verstehen aus diesem Vortrag wieder auftauchen. Was bedeutet das Wort „glücklich“, mit dem alles beginnt? Um wen geht es hier? Halte kurz inne und überlege, wie es im nächsten Vers weitergehen könnte. Zimmer erklärt grundsätzlich, wie unser Verhältnis zur Bibel sein sollte. Was diese Verhältnis mit Lust zu tun hat. Und welch intime Zusage in diesem ersten Versen des Psalters steckt, der – so altmodisch sein Name auch klingt – mitten in die Herzen moderner Menschen sprechen kann. Und das aus der Mitte des sonst oft so blutigen Alten Testaments.
Fri, 2 Jul 2021 - 1h 01min - 185 - 10.14.1 Der literarische Charakter des Hiobbuchs – Hiob Vorlesung Teil 10
Der letzte Teil der Hiob-Vorlesung widmet sich der Frage: Hat das Buch Hiob einen historischen oder einen literarischen Charakter? Bei dieser Frage kommt es entscheidend darauf an, sie nicht nach eigenen Präferenzen zu beantworten, sondern nach klaren Indizien im Hiob-Text. Diese Indizien prüft Siegfried Zimmer sorgfältig und ordnet sie gewissenhaft ein. Und er zeigt: Der literarische Charakter des Hiob-Buchs bedeutet keineswegs, dass im Buch Hiob etwas »erfunden« ist. Denn in diesem plumpen Sinn ist im Buch Hiob überhaupt nichts erfunden. Zimmer weist darauf hin, dass der Inhalt des Hiob-Buchs aus dem Heiligen Geist, aus dem Gebet und aus einer weisen und reifen brüderlichen Beratung stammt. Ein literarischer, fiktionaler Text kann mehr historische Wahrheit enthalten, als ein historischer Text. So gehört das Buch Hiob zu den wertvollsten und tiefsten Büchern der Heiligen Schrift. Es kann uns Gott auf ungeahnte Weise näherbringen, gerade dann, wenn wir in Not sind und die alten, gelernten Antworten nicht mehr tragen.
Fri, 18 Jun 2021 - 1h 12min - 184 - 11.1.1 Die Entstehung des Hiobbuches – Hiob Vorlesung Teil 9
Dieser neunte Teil der Hiob-Reihe ließe sich auch gut als einer der ersten hören. Siegfried Zimmer erzählt, wie und wann das Buch Hiob überhaupt entstanden ist. Und welchen entscheidenden Wendepunkt er in der Geschichte des Judentums markiert. Denn das Hiob-Buch bricht mit alten Überzeugungen und führt neue ein, die noch heute unseren Glauben prägen. Zimmer erklärt, was es für uns bedeutet, dass dieses eine Buch von zwei Autoren geschrieben wurde. Und warum einer davon fast zweitausend Jahre lang ignoriert wurde. In drei Weltreligionen waren die Schriften jenes zweiten Autors nicht gern gelesen. Es war der fromme, geduldig leidende Hiob, der als Vorbild für die guten Gläubigen galt. Ein unerreichbares Ideal. Der andere Hiob, frech und wortgewaltig, wurde unterdrückt. Umso wichtiger ist er für uns heute. Zeigt er doch, wie sich ein frommer Mensch in größter Not auch verhalten kann. Und dass Gott sich gerade diesem Wutausbruch nicht entgegenstellt – sondern sich in diese Wut hinein dem Leidenden zuwendet.
Sat, 12 Jun 2021 - 1h 26min - 183 - 11.2.1 Der Beitrag der Hiobdichtung zur Theodizee-Frage – Hiob Vorlesung Teil 8
Um diese Frage dreht sich letztendlich fast jede Diskussion zwischen Gläubigen und Atheisten – auch hier bei Worthaus haben wir schon einige Vorträge zu dem Thema gehört. So entscheidend ist diese Frage für manche Gläubigen (und Atheisten), dass sie so alt zu sein scheint wie der Glaube an Gott selbst. Dabei ist die Theodizee-Frage ein ganz modernes Phänomen. Vermutlich bis ins 17. Jahrhundert hinein wurde die Frage, wie ein gütiger, allmächtiger Gott all das Leid in der Welt zulassen kann, nicht gestellt. Jedenfalls nicht öffentlich, nicht überliefert. Erst die Möglichkeit, nicht an Gott zu glauben, lässt diese Frage überhaupt zu. Der Atheismus ist Voraussetzung für die Theodizee-Frage, und um sie stellen zu können, müssen wir uns den schwersten Formen des Leids stellen. Die Theodizee-Frage gab es also zur Zeit Hiobs noch nicht. Und doch ist die Hiob-Dichtung der wichtigste Beitrag zu diesem Thema, sagt Siegfried Zimmer in diesem achten Teil der Hiob-Reihe. Er beschäftigt sich wieder mit dem rebellischen Hiob, der Gott anzuklagen wagt und der viel zu lange unbeachtet blieb. Er erklärt, warum wir die Hiob-Dichtung nicht überinterpretieren dürfen. Und warum manchmal Verzicht die einzige Antwort auf eine unlösbare Frage ist.
Sat, 5 Jun 2021 - 1h 00min - 182 - 10.13.1 Gottes Antwort an Hiob – Hiob Vorlesung Teil 7
Da klagt einer Gott an, wirft ihm Ungerechtigkeit vor, stellt sich selbst als unschuldig dar, obwohl doch alles gegen ihn zu sprechen scheint. Und Gott antwortet wortwörtlich. Das ist an sich schon überraschend genug, noch überraschender ist aber die Antwort, die Gott gibt. 37 Kapitel lang ging es vor allem um Hiob, um sein Leid, seine Klage und Verzweiflung. Wer die Geschichte liest oder als Lesungen (siehe 11.5.1 und 11.5.2) hört, hat die meiste Zeit diesen geschundenen, gebrochenen Mann vor Augen, mit seinen Tränen und Geschwüren. Kaum aber hat Gott in dieser Geschichte das Wort ergriffen, da wird Hiob winzig klein. Und mit ihm wir alle, jeder einzelne Mensch. Gott verweist Hiob auf seinen Platz im Kosmos, auf seinen unfassbar winzigen Platz in der Unendlichkeit. Und wer es bei der Lektüre dieser Antwort Gottes im Hiob-Buch noch nicht begriffen hat, versteht es spätestens, wenn Siegfried Zimmer in diesem siebten Teil der Hiob-Reihe erklärt, was Gottes Antwort bedeutet, warum da von Wildeseln und gebärenden Gemsen die Rede ist oder davon, auf dem Grund des Meeres zu laufen. Letztendlich bleibt Gott Hiob die erhoffte Antwort schuldig. Oder auch nicht, denn im Grunde bekommt Hiob – und bekommen wir – viel mehr als das.
Sat, 29 May 2021 - 1h 34min - 181 - 10.12.1 Hiobs Verhältnis zu Gott – Hiob Vorlesung Teil 6
Stell Dir vor, Du bist fromm. Also so richtig strenggläubig. Du weißt, was richtig und was falsch ist, wie man zu beten hat und was sich Gott gegenüber gehört. Und dann kommt da einer, und hält sich an keine dieser Regeln. Schimpft drauflos und redet mit Gott wie mit einem Freund, der gerade richtig Mist gebaut hat. Und nun? Da musst Du wahrscheinlich Deinen eigenen Ärger runterschlucken – oder rauslassen. So ging es Gläubigen jahrhundertelang, wenn sie Hiobs Wutrede gegen Gott lasen. Juden wie Christen waren irritiert, verständnislos, sogar wütend. Erst nach dem Elend der Weltkriege, nach Shoa und Porajmos, nach Spanischer Grippe und Weltwirtschaftskrisen entdeckten auch die Frommen und Theologen das Geschenk, dass ihnen die Autoren der Hiob-Dichtung mit Hiobs Klagerede gemacht haben. Siegfried Zimmer untersucht in diesem sechsten Teil der Hiob-Reihe diese Klagerede. Was sagen sie über das Leid in der Welt aus? Über das Wesen Gottes? Und was über Hiob selbst, der irgendwie für alle Leidenden dieser Welt steht?
Sat, 22 May 2021 - 49min - 180 - 10.11.1 Warum Hiob sich von seinen Freunden nicht trösten lässt – Hiob Vorlesung Teil 5
Hiob gerät unschuldig in größte Not – und schreit Gott seine Verzweiflung entgegen. Knapp 30 Kapitel lang. Seine Klage wechselt sich ab mit den Reden seiner Freunde. Sie suchen die Schuld für sein Leid bei ihm. Und Hiob antwortet immer schärfer. Die Freunde reden mit ihm. Hiob redet mit Gott. Die Freunde geben ihm die Schuld. Und das steigert Hiobs Einsamkeit und Verzweiflung ins Unerträgliche. Heute würde es kaum ein guter Freund wagen, einem Menschen in Not selbst die Schuld zu geben. Hatte Hiob schlechte Freunde? Siegfried Zimmer erklärt in diesem fünften Vortrag der Hiob-Reihe die Mentalität der Antike. Leiden – so war man damals überzeugt – ist eine Strafe Gottes. Entweder für die Taten der Leidenden selbst oder für die Taten ihrer Vorfahren. Hiob dagegen ist unerhört überzeugt von seiner Unschuld. Was er ausspricht, dürfte in der Antike für Aufruhr und Empörung gesorgt haben. Umso erstaunlicher, betont Zimmer, dass es diese Geschichte in die Bibel geschafft hat. Und noch erstaunlicher ist wohl, wie Gott in dieser Geschichte auf Hiobs Anklage reagiert. Es ist eine bedeutsame Botschaft, die auch wir modernen Menschen uns ganz genau anhören sollten.
Sat, 15 May 2021 - 1h 14min - 179 - 10.7.2 Geschlechterverhältnisse und Sexualität im Neuen Testament
Wenn die Körpertemperatur einer Frau hoch genug ist, wird das Kind in ihrem Leib ein Junge. Ist sie kühl, wird es ein Mädchen. Mit etwa neun Jahren entwickeln sich Jungen weiter zu einem vollständigen Menschen, dem Mann, kräftig, willensstark und selbst beherrscht. Mädchen bleiben auf einer niedrigeren Entwicklungsstufe stehen, beeinflussbar und schwach wie Kinder. Der Mann schläft mit seiner Frau, um Kinder zu zeugen. Für das reine Vergnügen gibt es im Zweifelsfall – je nach Kultur – männliche Diener oder Sklaven. So weit, so normal die hebräische bzw. hellenistisch-römische Vorstellung von Mann und Frau, von Sexualität und Fortpflanzung in der Antike. So ungefähr war dann auch die Vorstellung jener Menschen, die sich zu den ersten christlichen Gemeinden zusammenschlossen. Manche Gemeindemitglieder gingen in Bordelle, über Sexualität bestimmten freie Männer; Frauen und Sklaven hatten wenig zu melden. Und dann kam Paulus. Mit einer einer gewagten Idee, die all das Denken von dem, was ein Mann und eine Frau zu sein hat, über den Haufen warf. Die Machtgefälle einebnete und den Blick auf die Schwächsten der Gesellschaft richtete. Ein Skandal! Eine Herausforderung! Und vielleicht gar nicht so viel anders als der Denkprozess, mit dem wir noch heute angesichts von Gender-Sternchen und Frauenquote zu tun haben. Michael Tilly, Theologe aus Tübingen, erklärt in diesem Vortrag das Geschlechterverständnis der Antike, das den Hintergrund bildet für viele Texte im Neuen Testament. Und er überträgt einige dieser Texte ins Heute. Denn auch heute lässt sich dort noch einiges lernen.
Sat, 8 May 2021 - 1h 08min - 178 - 10.10.1 Hiobs Ausgangsklage (Hiob 3) – Hiob Vorlesung Teil 4
Hiob hat alles verloren, Kinder, Reichtum, Gesundheit. Und hält trotzdem an Gott fest. Das ist die Kurzfassung der Hiob-Geschichte, die die meisten kennen. Ein unerreichbares Vorbild, dieser Hiob. Wer schafft es schon, in völliger Gottverlassenheit weiter völlig hingegeben auf Gott zu vertrauen? Eben. Da tröstet jener Teil der Hiob-Geschichte, der allzu oft übersehen wird: Da kommen drei Freunde, die Hiob beistehen wollen und suchen die Ursache seines Leids bei ihm. Und Hiob rastet aus. Er klagt Gott an, stellt die Frage, die alle Menschen in ihrer Not irgendwann stellen: Warum gerade ich? Und die Frage, die Gläubige stellen, wenn sie sich trauen: Warum tust Du mir das an? Er lässt sich nicht beirren von seinen Freunden. Er weiß, dass er unschuldig in Not geraten ist. Und diese sinnlose Not schmettert Hiob Gott zu Füßen, fordert Antwort – und schafft dennoch dieses Glaubensbekenntnis: »Du wirst mich erhören.« Allen, die sich nicht trauen, in tiefer Verzweiflung ihre Wut und Not zu Gott zu brüllen, gibt dieses Buch die Erlaubnis. Oder, wie Siegfried Zimmer in diesem vierten Vortrag der Hiob-Reihe sagt: »Wir müssen die Klage wieder rehabilitieren.« Dieser Vortrag gehört zu der 10-teilige Hiob-Vorlesung von Prof. Dr. Siegfried Zimmer, die durch die Lesung des gesamten Hiobbuchs als Hiobnovelle (11.5.1) und Hiobdichtung (11.5.2) ergänzt wird.
Sat, 1 May 2021 - 1h 11min - 177 - 10.7.1 Anfänge der historisch-kritischen Bibelauslegung – Martin Luther
Hier lohnt es sich, zuerst den Vortrag über Erasmus von Rotterdam (siehe 10.6.1) zu hören. Beide Vorträge gehören zur Reihe »Hermeneutik: Geschichte von Schriftverständnis und Bibelauslegung«. Für manche gilt Martin Luther als der Begründer der historisch-kritischen Bibelauslegung, für andere passen Bibelkritik und Luther zusammen wie Feuer und Wasser. Thorsten Dietz klärt über beide Positionen auf und bezieht dann Stellung: Mittendrin. Um zu verstehen, wie Luther zur Bibelkritik stand, zieht Dietz vor allem ein Werk Luthers heran: »Vom unfreien Willen«. Es ist eine Antwort auf ein Buch von Erasmus, Teil einer Auseinandersetzung zweier Gelehrter, die in Europa aufgeregt verfolgt wurde. Erasmus und Luther – unterschiedlicher können Biografien kaum aussehen: Der uneheliche Priestersohn und der Junge aus gutem Hause. Der Mönch, der zum Gelehrten wurde, und der Student, der Mönch wurde. Der eine, der sich alles selbst erarbeitet hat. Der andere, dem die Möglichkeit zum Studium von Zuhause vorgegeben wurde. Und vor allem: Der eine, der sich an den Glauben an einen freien Willen klammert. Und der andere, der Trost aus dem Glauben an den Willen Gottes zieht. Dietz erklärt, warum beide so unterschiedlich denken, was das für uns heute bedeutet und warum Theologie immer noch mehr ist als reine Wissenschaft. Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Hermeneutik: Geschichte von Schriftverständnis und Bibelauslegung«.
Sat, 24 Apr 2021 - 1h 13min - 176 - 10.6.1 Anfänge der historisch-kritischen Bibelauslegung – Erasmus von Rotterdam
An jeder Uni hat man schon mal vom Erasmus-Programm gehört, bei dem Stipendien für Auslandssemester in Europa und weltweit vergeben werden. Jackpot für jeden Studierenden, dankbar ist man da der EU. Aber was hat dieser Erasmus damit zu tun? Kurz gesagt, war Erasmus einer der wohl ersten Europäer. In keinem Land Europas so richtig, dafür in sehr vielen ein Stück weit Zuhause. Geboren in den Niederlanden, studiert und gelebt in Paris, England und Italien, Schweiz und Belgien, auch nach Freiburg zog es ihn. Er hatte Brieffreunde auf dem ganzen Kontinent, schrieb mit dem Humanisten Thomas Morus und mit dem König von England. Erasmus war ein Influencer seiner Zeit, wer ihm schrieb – und Antwort bekam – ging in die Geschichte ein. So wie der Disput zwischen ihm und Martin Luther, der schließlich in Buchform ausgetragen wurde. Thorsten Dietz führt in diesem Beitrag der Reihe »Hermeneutik: Geschichte von Schriftverständnis und Bibelauslegung« mit Erasmus von Rotterdam in die Anfänge der historisch-kritischen Bibelauslegung ein. Er erzählt von diesem großen Gelehrten, dem unehelichen Sohn eines Priesters und seiner Haushälterin, einem der ersten Pazifisten – und einem Antisemiten. Er war einer der ersten, der Bibeltexte von unkritischen dogmatischen Zuschreibungen befreite und ihren Hintergrund verstehen wollte. Und der sich schließlich mit einer der entscheidendsten Fragen des Glaubens beschäftigte, die sicher jeden Gläubigen irgendwann einmal umtreibt. Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Hermeneutik: Geschichte von Schriftverständnis und Bibelauslegung«.
Sat, 17 Apr 2021 - 1h 28min - 175 - 10.9.2 Der Beitrag der Hiobnovelle zur Theodizee-Frage – Hiob Vorlesung Teil 3
In diesem dritten Teil der Hiob-Reihe geht es um die Frage, die Menschen umtreibt, seit sie an einen liebenden Gott glauben und dennoch Hunger, Krieg und Krankheit erleben: Warum lässt ein liebender Gott große Not zu? Und wie kann man überhaupt an einen gütigen und gleichzeitig allmächtigen Gott glauben, angesichts der Not in der Welt? Die Antwort auf diese Frage sagt viel über unseren eigenen Glauben. Die Hiobnovelle bietet letztendlich keine Erklärung für das Leid. Trotzdem betont Siegfried Zimmer, dass Leid nicht sinnlos ist. Eine einzige Frage, die gleichzeitig eine Antwort ist, ist dafür wichtig: Warum glaubst du an Gott? Welche kühle Berechnung ist Grundlage deines Glaubens? Oder ist er vielleicht wirklich bedingungslos? Erst in größter Not lernen wir – wie Hiob – was der Glaube, was letztendlich Gott uns bedeutet. Und wie Hiob können wir aus der größten Not verändert hervorgehen. Dieser Vortrag gehört zu der 10-teilige Hiob-Vorlesung von Prof. Dr. Siegfried Zimmer, die durch die Lesung des gesamten Hiobbuchs als Hiobnovelle (11.5.1) und Hiobdichtung (11.5.2) ergänzt wird.
Sat, 10 Apr 2021 - 45min - 174 - 10.5.1 Jürgen Moltmann – Glaube und Hoffnung
Im Frühjahr 1945 sitzt ein junger Mann in einem Gefangenenlager in Belgien. Das »1000-jährige Reich« ist nach zwölf Jahren zusammengebrochen, die Deutschen haben sich vor der Schmach der Niederlage und dem Entsetzen über den Völkermord in ihrer Mitte verkrochen, Städte liegen in Trümmern, Eltern, Kinder, Freunde sind nicht mehr. Der junge Mann kennt Gott noch nicht, als er eine Bibel in die Hand gedrückt bekommt. So beginnt eine klassische Bekehrungsgeschichte. Jürgen Moltmann war verzweifelt und fand Trost im verzweifelten Schrei des Gekreuzigten: »Warum hast du mich verlassen?« Der Kriegsgefangene wird zum Studenten der Theologie. Und die Theologie, wie jede anständige Wissenschaft, sollte sich solch persönliche Geschichten doch eigentlich verkneifen, oder? Nicht unbedingt, weiß Thorsten Dietz. Es ist schließlich ein großer Unterschied auch für die eigene wissenschaftliche Arbeit, ob man mit dem Glauben aufgewachsen ist oder ihn erst später in sein Leben aufnimmt. Moltmann zieht aus seinem Glauben in tiefer Verzweiflung erste Hoffnung darauf, dass aus den Trümmern etwas erwachsen kann. Thorsten Dietz, selbst ohne den christlichen Glauben aufgewachsen, erklärt Moltmanns Verständnis von Glaube und Hoffnung, beschreibt warum der Glaube an die Erlösung uns eigentlich an die Seite all jener stellen müsste, die heute leiden. Und er hilft verstehen, warum die Kreuzigung so viel mehr ist als ein stellvertretender Tod. Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Klassiker der Theologie«.
Fri, 2 Apr 2021 - 1h 07min - 173 - 10.9.1 Die Rolle des Satans in der Hiobnovelle und im frühen Judentum – Hiob Vorlesung Teil 2
Es ist die sicherlich einfachste Erklärung auf die große Frage: Wenn Gott uns liebt, warum gibt es dann Leid? – Warum? Na, weil der Satan da noch mitzureden hat. Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse, Gott und Teufel, er scheint das Dilemma der Frage nach dem Leid schnell zu lösen. Doch so einfach ist es natürlich nicht. Siegfried Zimmer dröselt anhand der Hiob-Geschichte diese große Frage auf. Und dafür muss man wissen, welche Rolle der Satan zur Zeit Hiobs – im frühen Judentum also – spielte. Und wie sich die jüdische Vorstellung vom allmächtigen Gott und der Ursache von Leid in einem einzigen Jahrhundert entscheidend verändert. In dem nämlich, als das jüdischen Volk zum ersten Mal in unvorstellbare Not geriet, als es kurz vor dem Untergang stand. In diesen Jahrzehnten des Exils in Babylon wandelte sich die Vorstellung der Gläubigen von ihrem Gott enorm. Und diese Wandlung hat ganz viel damit zu tun, wie wir heute von Gott denken. Und wie wir mit der Frage nach Ursache und Schuld umgehen, wenn wir selbst einmal unvorstellbar leiden müssen. Dieser Vortrag gehört zu der 10-teilige Hiob-Vorlesung von Prof. Dr. Siegfried Zimmer, die durch die Lesung des gesamten Hiobbuchs als Hiobnovelle (11.5.1) und Hiobdichtung (11.5.2) ergänzt wird.
Sat, 27 Mar 2021 - 49min - 172 - 10.4.1 Paul Tillich – Glaube und Zweifel
»Ich glaube; hilf meinem Unglauben« ist die Jahreslosung für 2020. Sie könnte kaum besser passen in dieses chaotische Jahr, in dem sich Glaube und Zweifel zu einem unentwirrbaren Chaos verknotet haben. Menschen glauben an einen Gott und zweifeln an Ihm, glauben an eine Pandemie und zweifeln an ihrer Existenz, glauben an die Fähigkeit des Staates, die Bevölkerung zu schützen, und zweifeln daran. Und manchmal verzweifeln Menschen auch an der Ungewissheit, was sie denn nun glauben können. In noch deutlich turbulenteren Zeiten hat sich ein Theologe immer wieder Gedanken darum gemacht, wie sich Glaube und Zweifel in Einklang bringen lassen: Paul Tillich wuchs in einem konservativen Pfarrhaus auf, durchlitt den ersten Weltkrieg, floh vor dem zweiten, und musste sich schließlich in den USA neu erfinden, nicht nur die Sprache, sondern auch das Denken seiner neuen Heimat verstehen lernen. Thorsten Dietz erklärt Tillichs Theologie in ihrer rasanten Entwicklung, die so geprägt ist vom Rausch der Ereignisse vor rund 100 Jahren. Bis heute wirkt Tillichs Lehre fort. Und auch wir scheinen wieder am Beginn eines Zeitalters zu stehen, in das wir wehrlos hineinstürzen, in dem wir herumgewirbelt werden und zweifeln müssen. Aber im Glauben Halt finden können. Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Klassiker der Theologie«.
Sat, 20 Mar 2021 - 1h 39min - 171 - 10.8.1 Hiob – Die Frage nach dem Leid – Teil 1 (Hiob 1,1-2,10)
Das Buch Hiob ist so ein wichtiges und umfangreiches biblisches Buch, dass Prof. Dr. Siegfried Zimmer ihm zehn Vorträge widmet. In diesem ersten Vortrag der Hiob-Reihe legt er die Grundlage, um die Geschichte überhaupt zu verstehen: Hiob war ein Allerweltsname. Es könnte um jeden von uns gehen. Und noch wichtiger: Hiob aus dem Lande Uz war kein Israelit. Und trotzdem ein Gottesfürchtiger, der Gott der Israeliten war also schon immer ein Gott aller Menschen. Zimmer beschreibt die Lebenswelt Hiobs, die Weltsicht und Gewohnheiten seiner Mitmenschen. So wird deutlich, was man beim oberflächlichen Lesen schnell übersieht: Hiob war ein liebevoller Vater, seine Kinder standen sich außergewöhnlich nahe. Und Hiobs Frau, die in vielen Textauslegungen nicht gut wegkommt, sorgt sich lediglich um ihn. Sie will ihm irgendwie helfen, obwohl sie ihm einen schnellen Tod wünscht. Zimmer erklärt auch knallhart den Unterschied zwischen Gut und Böse – jedenfalls wie er im Hiob-Buch gemeint ist. Und auch heute noch gelten sollte. Es sind Themen, die uns noch immer beschäftigen, gerade in Krisenzeiten: Wie reagieren wir auf Leid? Können wir auf Gott vertrauen? Und: Warum glaubst du eigentlich an Gott? Dieser Vortrag gehört zu der 10-teilige Hiob-Vorlesung von Prof. Dr. Siegfried Zimmer, die durch die Lesung des gesamten Hiobbuchs als Hiobnovelle (11.5.1) und Hiobdichtung (11.5.2) ergänzt wird.
Sat, 13 Mar 2021 - 1h 17min - 170 - 11.5.1 Die Hiobnovelle (Hiob 1,1–2,10 und 42,10b-17)
Das Leben ist nicht berechenbar und auch nicht gerecht. Da kann man schon mal wütend werden. Traurig. Gereizt. Sauer. Rasend. Aber das hilft ja nichts. Was man dann vielleicht gut brauchen kann, ist ein Schub innere Stärke, auch wenn man manchmal nicht weiß, wo die noch herkommen soll. Ein Tipp? Vielleicht von einem, der schon Härteres durchgemacht und dafür so treffende Worte gefunden hat, dass sie durch die Jahrtausende hallen. Die Texte, die seine Geschichte erzählen, sind mehr als 2.200 Jahre alt. Sie erzählen von einem Mann, der alles hatte: Mehr Reichtum, als er jemals aufbrauchen könnte. Wohlgeratene Kinder. Einen unerschütterlichen Glauben. Und mit einem Schlag wird ihm alles genommen, Kinder und Reichtum jedenfalls. Nur den Glauben verliert er nicht. Das ist die Kurzform einer der bekanntesten Geschichten im Alten Testament. Die meisten kennen die Geschichte von Hiob irgendwie – aber sicher nicht so: Sechs Schauspielerinnen und Schauspieler des Landestheaters Tübingen haben diese Geschichte in verteilten Rollen gelesen. In zwei Teilen veröffentlichen wir sie . Das kurze Stück erzählt die Rahmenhandlung, die jeder kennt. Die Erzählung, die Novelle vom leidgeplagten Hiob, der trotzdem an Gott festhält. Hinweis: Genutzt wir die Übersetzung »Die gute Nachricht. Dabei wird »Ijob« durch Hiob und die Gottesbezeichnung »HERR« durch Jahwe ersetzt. Es lesen: Dennis Junge (Erzähler), Stephan Weber (Hiob), Franziska Beyer (Jahwe), Daniel Tille (Satan), Insa Jebens (Knechte), Stefanie Klimkait (Hiobs Frau) Die Lesung der Hiobnovelle ergänzt unsere 10-teilige Hiob-Vorlesung von Prof. Dr. Siegfried Zimmer.
Sat, 6 Mar 2021 - 08min - 169 - 11.5.2 Die Hiobdichtung (Hiob 2,11 – 42,9)
Hiob hat alles verloren – Kinder, Besitz, Gesundheit. In der Geschichte, die die meisten kennen, erträgt er dieses Leid stoisch: »Jahwe hat gegeben und Jahwe hat genommen. Ich will Ihn preisen, was immer er tut.« Ein untadeliger Gläubiger. Umso wichtiger für alle Menschen, die unverschuldet leiden, ist das, was zwischen der Rahmenhandlung, der Hiobnovelle steht. Und das sind immerhin 40 Kapitel! Hier in der Hiobdichtung spricht ein anderer Hiob als in der Hiobnovelle. Hiob klagt hier an. Er hadert mit seinem Gott. Er ist sich seiner Unschuld sicher. Und sieht Gott im Unrecht. Gott, dieses bis dahin unnahbare Wesen, dem sich nur der Hohepriester nähern durfte, den zieht Hiob in sein Leid hinab. Auf einmal ist Gott ganz da. Weiterhin allmächtig und doch auf Augenhöhe. Die Rede Hiobs – unterbrochen von den Erklärungsversuchen seiner Freunde – wird vorgetragen von Schauspielerinnen und Schauspielern des Landestheaters Tübingen. Es ist eine im Internet bisher einzigartige Darbietung. Sie zu hören dauert mehr als anderthalb Stunden. Doch gerade in der eigenen Not kann man sie wieder und wieder anhören. Denn was Hiob da ausspricht, sind die Gedanken, die im großen Leid auch an unserer Seele nagen. Da unterscheiden wir uns heute offenbar nicht von unseren Vorfahren. Dieses »Hörbuch« kann dem Leidenden Worte verleihen, die im Leid oft fehlen. Dieser biblische Text gibt auch uns die Erlaubnis, Gott anzuklagen und Erklärungen zu fordern. Und er tröstet – und sei es nur durch das Wissen, dass wir in aller Verzweiflung nie allein sein werden. Hinweis: Zur besseren Verständlichkeit der Hiobdichtung wird auf das Zwischenstück Hiob 28 (das Lied von der Weisheit) und Hiob 32-37 (die Elihu-Reden) verzichtet. Der »gestörte« dritte Redegang (Hiob 22-27) wurde wie folgt angespasst: Hiob 22 (Elifas), Hiob 23 – 24,12 (Hiobs Antwort), Hiob 24,13-24,25 & 25 (Bildad), Hiob 26,1-4 & 27,1-6 (Hiobs Antwort), Hiob 27,7-10 & 27,13-23 (Zofar). Genutzt wir die Übersetzung »Die gute Nachricht. Dabei wird »Ijob« durch Hiob und die Gottesbezeichnung »HERR« durch Jahwe ersetzt. Es lesen: Dennis Junge (Erzähler), Stephan Weber (Hiob), Franziska Beyer (Jahwe), Daniel Tille (Zofar von Naama), Insa Jebens (Elifas von Teman), Stefanie Klimkait (Bildad von Schuach) Die Lesung der Hiobdichtung ergänzt unsere 10-teilige Hiob-Vorlesung von Prof. Dr. Siegfried Zimmer.
Sat, 6 Mar 2021 - 1h 40min - 168 - 10.3.2 Der 2. Thessalonicherbrief
Es klingt, als sei er die Fortsetzung des ersten Thessalonicherbriefs, als sei der zweite Brief unter den gleichen Bedingungen, von den gleichen Menschen geschrieben worden. Doch die Situation der Gemeinde in Thessaloniki hat sich geändert, die Heiden setzen sie unter Druck, der Messias lässt auf sich warten, neue Missionare sind gekommen, die sich so anders verhalten als Paulus und seine Begleiter. Und dann erhält die Gemeinde einen Brief, den angeblich Paulus geschrieben hat. Aber: Ist Paulus überhaupt noch am Leben? Dass Paulus womöglich gar nicht der Verfasser des zweiten Briefs an die Thessalonicher ist – und warum der Brief trotzdem in die Bibel gehört – erklärt der katholische Theologe Stefan Schreiber. Er lässt jene Zeit, Menschen und Orte wieder aufleben, in die hinein der Brief geschrieben wurde. Und er beschreibt, was der Brief – wer auch immer ihn verfasst hat – für Christen in der Moderne mit all ihren starren Strukturen und überholten Traditionen bedeuten kann.
Sat, 20 Feb 2021 - 1h 13min - 167 - 10.3.1 Der 1. Thessalonicherbrief
Paulus war mit mindestens zwei Begleitern in die griechische Großstadt Thessaloniki gereist und hatte eine kleine Hausgemeinde gegründet. Dann reisten die Missionare weiter und ließen diese jungen Christen zurück, inmitten einer Welt, die Götterbilder verehrte und den neuen Glauben eher kritisch beäugte. Handwerker, und Kaufleute, Sklaven und Freie, Männer und Frauen beteten da zusammen zum Gott der Juden und glaubten an dessen auferstandenen Sohn. Eine interessante und explosive Mischung. Wie kümmert man sich ohne Videocalls und Social Media aus der Ferne darum, dass die Gemeinschaft nicht gleich wieder zerbricht? Wie hilft man jungen Christen, ihren Glauben zu festigen und den alten Göttern abzuschwören, ohne ihre Nachbarn gegen sich aufzubringen? Stefan Schreiber, katholischer Theologe an der Uni Augsburg, versetzt die heutigen Leser des Thessalonicherbriefs in eine Zeit vor 2000 Jahren. Er erklärt, was Christen – und Missionare – heute von diesen ersten Gemeinden und ihren Gründern lernen können. Und er widmet sich einer Frage, die die Menschen in der Antike auf unterschiedlichste Weise beantwortet haben und von der wir uns heute allzu gerne durch Internet und Social Media ablenken lassen: die Frage nach dem Tod.
Sat, 6 Feb 2021 - 1h 19min - 166 - 10.2.2 Das Jeremia Buch (Teil 2)
Die Assyrer hatten sie eingeführt, die Babylonier perfektioniert: jene perfiden Methoden, um ganze Völker zu erobern, zu assimilieren und auszulöschen. Es wurde verfolgt, gemordet und entführt. Im 7. und 6. Jahrhundert vor Christus erlebte Israel durch die Babylonier das größte Trauma vor der Zerstörung des Reichs durch die Römer mehr als ein halbes Jahrtausend später: König und Oberschicht waren verschleppt, die Geräte aus dem Tempel geraubt, der Gott der Juden schien besiegt. Viele Propheten zogen durchs Land, trösteten das Volk mit frohen Botschaften: Die Verbannung werde nicht mehr lange dauern, König und Priester bald wieder zurückkehren. Und dann war da noch Jeremia, der verkündete: So billig kommt ihr nicht davon. Das Exil wird noch ziemlich lange dauern, die Juden sollten sich in Babylon niederlassen. Schließlich kommt es zum Showdown, Jeremia gegen einen anderen jüdischen Propheten. Jeremia verliert. Wie er reagierte und warum es Jeremia trotzdem ins Alte Testament schaffte, erzählt Hermann-Josef Stipp. Und er beschäftigt sich mit einem Dilemma, das heute noch manchen umtreibt: Warum geht es den Menschen, die egoistisch und boshaft handeln, oft besser als jenen, die versuchen, gut und anständig zu leben?
Sat, 9 Jan 2021 - 1h 16min - 165 - 10.2.1 Das Jeremia Buch (Teil 1)
Ungezählte und großteils unbekannte Menschen haben an der Bibel mitgeschrieben. Wer genau diese Menschen waren, lässt sich heute kaum noch ergründen. Und dann ist da Jeremia, auf den das längste Buch der Bibel, eines der größten Prophetenbücher zurückgeht. Jeremia erzählt darin selbst, wie Gott ihn beauftragte, ein Buch zu schreiben, dass ein Schreiber öffentlich vortrug und der König schließlich verbrennen ließ. Woraufhin Jeremia alles noch einmal aufschreiben ließ. Sogar Zeit und Epoche sind im Jeremia-Buch genau beschrieben. Damit dürfte alles klar sein – Job erledigt für die Jeremia-Forschung? Aber warum fehlen in der griechischen Übersetzung Textabschnitte, Worte und Namen aus den Originaltexten? Warum hat es eine strahlende Heilsverheißung gar nicht erst in die griechische Übersetzung geschafft? Und wer war dieser Jeremia, der zu Gott sagt, er solle sich doch einen kompetenteren Verkünder suchen? Der römisch-katholische Theologe Hermann-Josef Stipp lässt diesen jungen Propheten zu Wort kommen und eine Zeit voller Verzweiflung aufleben, in der die Juden den ersten Genozid ihrer Geschichte erlebten.
Sat, 26 Dec 2020 - 1h 12min - 164 - 9.12.1 Augustinus und sein Weg zur Bibel
Wer in einem christlichen Land aufgewachsen ist, weiß, was die Bibel ist. Diese Buch aus Altem und Neuen Testament, das von Gott und Jesus erzählt. Doch wer hat entschieden, was genau von Gott und Jesus darin erzählt wird, welche Texte in der Bibel gesammelt werden? Thorsten Dietz erklärt, wie die Bibel entstand, wer bestimmt hat, welche Bücher dazugehören. Warum manche Schriften von Anfang an ins Neue Testament aufgenommen wurden, kritische Texte oder Schriften von und über Frauen aber an den Rand gedrängt wurden. Und er beschäftigt sich mit einer der wichtigsten Fragen: Hat Gott nun höchstpersönlich die Bibel zusammengestellt oder war es doch nur die Entscheidung der Menschen? Dietz ist von den gängigen Erklärungen für die Entstehung der Bibel nicht überzeugt. Und erklärt, was es stattdessen bedeuten kann, dass die Bibel von Gott »inspiriert« ist – und warum Gläubige trotzdem daran zweifeln dürfen.
Sat, 12 Dec 2020 - 1h 41min - 163 - 9.11.2 Entstehung und Autorität des neutestamentlichen Kanons
Wer in einem christlichen Land aufgewachsen ist, weiß, was die Bibel ist. Diese Buch aus Altem und Neuen Testament, das von Gott und Jesus erzählt. Doch wer hat entschieden, was genau von Gott und Jesus darin erzählt wird, welche Texte in der Bibel gesammelt werden? Thorsten Dietz erklärt, wie die Bibel entstand, wer bestimmt hat, welche Bücher dazugehören. Warum manche Schriften von Anfang an ins Neue Testament aufgenommen wurden, kritische Texte oder Schriften von und über Frauen aber an den Rand gedrängt wurden. Und er beschäftigt sich mit einer der wichtigsten Fragen: Hat Gott nun höchstpersönlich die Bibel zusammengestellt oder war es doch nur die Entscheidung der Menschen? Dietz ist von den gängigen Erklärungen für die Entstehung der Bibel nicht überzeugt. Und erklärt, was es stattdessen bedeuten kann, dass die Bibel von Gott »inspiriert« ist – und warum Gläubige trotzdem daran zweifeln dürfen.
Sat, 28 Nov 2020 - 1h 24min - 162 - 9.11.1 Der Dialog der Religionen in einer bedrohten Welt (1)
Die Menschheit ist bedroht. Nicht nur durch den Klimawandel oder die Machtspiele zwischen Atommächten. Auch jene, die sich eigentlich Höherem verschrieben haben, die ihren Blick auf das Göttliche und die Ewigkeit richten, drohen die Menschheit zu ersticken. Aus Sicht der westlichen Welt stehen sich vor allem Islam und Christentum feindselig gegenüber, in anderen Teilen der Welt sind es etwa Buddhisten und Muslime oder Judentum und Islam. Dabei sind wir doch alle miteinander verbunden, beeinflussen einander mehr denn je in der Geschichte der Menschheit. Wie wichtig es daher ist, dass Menschen aller Religionen miteinander in Dialog treten, das betont Siegfried Zimmer immer wieder. Er selber hat sich kaum für den Islam interessiert bis er schon über 50 war. Seitdem hat sich einiges geändert. Und nun weiß Zimmer, worauf es zu achten gilt, wenn Menschen verschiedenen Glaubens aufeinander treffen, wie man Vorurteile ausräumt und wie sehr ein Mensch strahlt, wenn er einen Menschen Freund nennen darf, obwohl der einer anderen Religion angehört.
Fri, 13 Nov 2020 - 1h 44min - 161 - 9.12.2 Der Dialog der Religionen in einer bedrohten Welt (2)
Wenn Menschen im Internet gegen Flüchtlinge schimpfen oder gegen »Überfremdung« auf die Straße gehen, dann stören sie sich nicht an atheistischen Schweden, evangelikalen Amerikanern oder buddhistischen Koreanern. Sie fürchten den Islam. Kaum eine Religion löst in Deutschland und anderen westlichen Ländern solch harte Reaktionen aus: Wut, Hass, Angst. Siegfried Zimmer konzentriert sich in diesem Vortrag auf den Dialog zwischen diesen beiden Kulturen und Religionen, die da oft unversöhnlich gegenüberstehen: Islam und Christentum, westliche und muslimische Welt. Die Grundlage für diesen Dialog sind Gemeinsamkeiten: Christen und Muslime glauben an einen Gott. Da hört es aber oft schon auf mit dem Wissen um Gemeinsamkeiten. Zimmer zählt auf, was Muslime und Christen (und Juden) noch gemeinsam haben, vieles davon ist sogar unter Religionswissenschaftlern noch kaum ergründet. Und dann widmet sich Zimmer zum Schluss noch einer geheimnisvollen Gestalt, die in der Bibel nur am Rande erwähnt wird und ohne die der Islam undenkbar wäre: jenem Sohn, den Abraham verstieß.
Fri, 13 Nov 2020 - 1h 15min - 160 - 9.10.1 Die Offenbarung des Johannes
Wir schreiben das Jahr 94 oder 95 nach Christus, vor gut 60 Jahren wurde Jesus aus Nazareth gekreuzigt, seine Anhänger haben sich über die ganze bekannte Welt verbreitet. Auf einer Insel in der Ägais sitzt ein alter Mann und schreibt seine Visionen auf. Diese Visionen werden noch zwei Jahrtausende später die Menschheit bewegen. Mehr als jedes andere Buch auch jene, die gar nicht an die Geschichten dieses alten Mannes glauben. Die Offenbarung des Johannes lässt Christen und Nicht-Christen rätseln und fantasieren, lässt sie Malereien, Bücher und Filme über das Ende der Welt erschaffen. Und sie motiviert auch manche zum Studium der Theologie, so wie Franz Tóth, inzwischen Doktor der Theologie in Zürich. Wann kommt sie denn nun, die Apokalypse – oder ist sie in Wahrheit schon geschehen? Wie wörtlich sind die Geschichten zu verstehen, die Jesu Lieblingsjünger zugeschrieben werden? Und war er damals auf der Insel Patmos noch klar bei Sinnen oder schrieb er im Drogenrausch? Tóth offenbart Unbekanntes über das letzte Buch der Bibel, über den Autor und – unverzichtbar für das Verständnis des Neuen Testaments – über die Zeit, in die hinein die Offenbarung geschrieben wurde.
Sat, 31 Oct 2020 - 1h 41min - 159 - 9.9.2 Das Matthäus Evangelium
Eigentlich fängt das erste Evangelium ziemlich öde an. Mit einer 15 Verse langen Aufzählung der Generationen von Abraham bis Jesus. Lauter Namen verstorbener Männer, manche kennt man, manche nicht. Langweilig? Überhaupt nicht, weiß der Zürcher Theologe Franz Tóth. Männer? Nein, ein paar Frauennamen stehen auch in Jesu Stammbaum, allesamt Heidinnen inmitten jüdischer Stammväter. Jesu Stammbaum? Auch nicht, denn Josef, der direkte Nachkomme Davids, ist doch gar nicht Jesu leiblicher Vater. Man merkt schnell: Kontext ist King. Denn nur wer das Matthäus-Evangelium in Zeit und Raum richtig verorten kann, begreift auch, was allein diese Namensaufzählung – und natürlich alle Kapitel danach – wirklich erzählen. Und dass das Evangelium nämlich gar nicht so antijüdisch ist, wie lange geurteilt wurde. Oder dass mit Jesu Leben, Tod und Auferstehung nicht nur eine neue Zeitrechnung für die Christen begann, sondern auch eine neue Epoche für die Bedeutung der Frau. Franz Tóth erklärt, wer Matthäus war, warum gerade sein Evangelium das Alte Testament braucht und wie auch wir heute noch die Botschaft dieses Evangeliums erfahren können.
Fri, 16 Oct 2020 - 1h 06min - 158 - 9.9.1 Das Markus Evangelium
Wer es eilig hat, sollte das Markus-Evangelium lesen. In anderthalb Stunden hat man es durch und damit gleich die Texte abgehakt, die die Grundlage für die anderen drei Evangelien bilden. Man darf es also nicht unterschätzen. Es ist zwar das kürzeste, aber auch das umfassendste Werk des Urchristentums, immerhin die erste Sammlung von Erzählungen über Jesus aus Nazareth. »Ein beeindruckendes Werk«, nennt es der Zürcher Theologe Franz Tóth und erzählt, wer dieser Johannes Markus war, der das Evangelium geschrieben haben soll, und warum auch Petrus höchstselbst als Autor gelten könnte. Tóth erläutert, was die Geschichte einer chronisch kranken Frau und eines vom Tod auferweckten Mädchens mit uns zu tun haben. Er erklärt, warum das Markus-Evangelium ursprünglich schon mit den Frauen endet, die voller Panik aus dem leeren Grab fliehen. Und was dieser Cliffhanger für das Leben der Leser bedeutet.
Fri, 2 Oct 2020 - 1h 13min - 157 - 9.8.1 Jonathan Edwards – Der amerikanische Theologe
Jonathan Edwards ist der bedeutendste evangelikale Theologe der Kirchengeschichte. Evangelikal? Wenn Sie dieses Wort hören, werden Sie dann nervös? Genervt? Aggressiv? Kann passieren. Thorsten Dietz erklärt deswegen erst einmal, was »evangelikal« bedeutet, wo der Begriff herkommt und warum er manchmal so einen schlechten Ruf hat. Genauso erklärt Dietz, was Theologie eigentlich bedeutet und was sie tatsächlich mit dem Glauben an Gott zu tun hat. Über Jonathan Edwards, diesen bedeutenden evangelikalen Theologen, spricht Dietz aber auch noch. Und dann ist auch bald klar, warum er in der Kirchengeschichte so wichtig ist, wie Gefühle und Glaube zusammen passen und was das alles eigentlich mit Star Wars zu tun hat.
Fri, 24 Jul 2020 - 1h 18min - 156 - 9.7.3 Das Micha Buch
Der Prophet Micha findet drastische Worte für den Zustand seiner Gesellschaft, für eine Führungsschicht, »die das Fleisch meines Volkes gefressen hat«. Worte, die schockieren, und Worte, die trösten, wechseln sich ab. Und dann prophezeit Micha etwas, was nicht eintrifft. Trotzdem wird er als Prophet anerkannt, Worte, die ihm zugeschrieben werden, sind bis heute überliefert. Was war das für einer? Wie ist das Buch Micha entstanden? Und was macht es so bedeutend, dass es als einziges Propheten-Buch an anderer Stelle in der Bibel mit Quellenangabe zitiert wird? Der Theologieprofessor Rainer Kessler erklärt, warum es sich auch heute noch lohnt, Micha zu lesen. Sogar für Menschen, die sich nicht für jüdische Geschichte oder den christlichen Glauben interessieren.
Fri, 26 Jun 2020 - 1h 28min - 155 - 9.7.2 Das Amos Buch
Das Buch Amos lässt sich als spannendes Geschichtsbuch lesen. Es erwähnt Kriege und Grausamkeiten, Unrecht und Ausbeutung in einer Zeit, als Israel bereits in ein Nord- und ein Südreich zerfallen war, als aufstrebende Völker die Israeliten bedrohten und eine reiche Oberschicht die Armen und Schwachen ausnahmen. Es erklärt, was der Gott Israels mit anderen Völkern dieser Zeit zu tun hatte und warum Israel so gar nicht um seinen Status als auserwähltes Volk zu beneiden ist. Das Buch Amos lässt sich aber auch als zeitlose Kritik am Zustand unserer heutigen Gesellschaft lesen. Es erwähnt Ausbeutung und Missbrauch durch die Oberschicht, Betrug an der Unterschicht und zeigt, dass damals wie heute Sozialkritiker mundtot gemacht werden. Es erklärt, was der Gott Israels auch mit jedem von uns im Hier und Jetzt zu tun hat und wie wir auch heute wieder sehenden Auges Richtung Abgrund rennen.
Fri, 26 Jun 2020 - 1h 34min - 154 - 9.7.1 Die erste Hermeneutik der Bibelauslegung
Nach fast drei Jahrhunderten der Verfolgung hat sich das junge Christentum durchgesetzt. Die Zahl der Gläubigen wächst, erste Herrscher nehmen den Glauben an, aber noch immer sind die Christen ein bunt gemischter Haufen, wie es ihn seither nicht mehr gab. Und sie waren noch immer in der Selbstfindungphase. Wer Zeit und Bildung hatte, dachte darüber nach, wie die Heilige Schrift zu deuten ist und was Christen da eigentlich glauben. Einer dieser Denker war Origines, ein Mann, von dem Thorsten Dietz erzählt: Es gibt Menschen, die ihn seit Jahrzehnten erforschen und ihn noch immer nicht vollständig verstehen. Ein komplexer Theologe also. Einer, der schon als Jugendlicher unbedingt den Märtyrertod sterben wollte, der mit 18 Jahren schon andere im Glauben unterrichtet und sich selbst irgendwann kastriert hat. Ein schräger Typ. Gleichzeitig aber auch einer der Vordenker im Christentum, der den noch jungen, aber immerhin schon dreihundert Jahre alten Glauben in das Denken seiner Zeit gehoben und die theologischen Grundlagen für Antworten auf so große Fragen wie die nach der Dreieinigkeit gelegt hat. Man muss sich nicht jahrzehntelang mit Origines beschäftigen. Fürs Erste reichen auch anderthalb Stunden mit Thorsten Dietz.
Fri, 12 Jun 2020 - 1h 22min - 153 - 9.6.1 Geschichte, Gnosis, Gottes Wort: Die Bibel bei den frühen Christen
Schon mal die Bibel gelesen? "Was? Nein danke! Was soll ich mit einem Buch, dass seit 2000 Jahren kein Update bekommen hat? Ist doch sowieso nur eine Mischung aus Geschichts- und Märchenbuch!" – sagen die einen. "Was? Natürlich! Das ganze Buch ist schließlich eine Liebeserklärung Gottes an die Menschheit und gleichzeitig eine Gebrauchsanleitung für mein Leben!" – sagen andere. Beide Einstellungen hält Thorsten Dietz für fatal. Die Bibel ist mehr als eine Aufzählung von historischer Ereignisse. Ihre Geschichten sind aber auch immer eingebettet in eine historische Situation. Wie kann man nun lernen, die Bibel zu verstehen? Wie kann man erkennen, was absolut ist und was relativ, was in eine historische Situation hineingewoben ist und was noch heute gültig ist? Und was unser Bibelverständnis mit unserer Position im Meer der Menschheitsgeschichte zu tun? Um das zu verstehen, nimmt Dietz seine Zuhörer in diesem Vortrag mit in eine Zeit, an die man eher selten denkt: Ins zweite Jahrhundert nach Christus. Es ist – abgesehen von Jesu Lebenszeit – sicher die spannendste Epoche der christlichen Geschichte. Eine Zeit, in der diese junge Religion leicht ihr Ende hätte finden können. Wären da nicht nicht unzählige Unbekannte gewesen, die trotz allem am Glauben festhielten. Und ein paar Menschen, deren Namen wir heute noch kennen, die sich schon damals mit solchen Fragen beschäftigten: Was sagt uns die Heilige Schrift? Und wie gehen wir damit am besten um?
Fri, 29 May 2020 - 1h 31min
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