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- 10 - Papstpredigt: Wenn einem die christliche Schminke herunterläuft...
00:02:27:72 Gegen Hochmut, Eitelkeit und „Scheinchristen“ ist Papst Franziskus an diesem Donnerstag einmal mehr zu Felde gezogen. In seiner Frühmesse in der Vatikan-Kapelle Santa Marta zitierte er den heiligen Bernhard von Clairvaux mit dem Spruch: „Mensch, denke daran, was aus dir werden wird: eine Speise für die Würmer.“ Christ sei, wer das Wort Gottes in die Tat umsetze. Wer sich hingegen nur auf christlich schminke, dem laufe diese Schminke „schon beim ersten Regenguss herunter“. Franziskus wörtlich: „So viele Scheinchristen brechen schon bei der ersten Versuchung zusammen, weil da keine Substanz ist.“ Zum Glück gebe es „so viele Heilige im Volk Gottes“: „Denken wir an die Kleinen, na gut! An die Kranken, die ihre Leiden für die Kirche aufopfern, für die anderen. Denken wir an so viele ältere Menschen, die allein sind, die beten und aufopfern. Denken wir an so viele Mamas und Familienväter, die ihre Familie unter vielen Opfern voranbringen, die Ausbildung der Kinder, die tägliche Arbeit, die Probleme – aber immer mit der Hoffnung auf Jesus. Die nicht einherstolzieren, sondern tun, was sie können.“ Das seien „die Heiligen des Alltags“, so der Papst. „Denken wir an so viele Priester, die im Verborgenen in ihren Pfarreien mit so viel Liebe arbeiten: die Katechesen für die Kinder, die Sorge um die alten und kranken Menschen, die Vorbereitung von Brautpaaren. Und jeden Tag dasselbe, immer dasselbe, dasselbe. Sie langweilen sich nicht, weil sie auf den Felsen gebaut haben: auf Jesus. Das ist es, was der Kirche Heiligkeit gibt, das ist es, was Hoffnung macht!“ Die „Heiligen des Alltags“ hätten „ihr Haus auf den Fels gebaut, der Christus ist“. „Sie folgen dem Weg Jesu, sie folgen ihm.“ „In dieser Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten bitten wir den Herrn, dass wir fest auf dem Felsen stehen mögen, der er ist: Er ist unsere Hoffnung. Wir sind alle Sünder, wir sind schwach – aber wenn wir die Hoffnung auf ihn setzen, können wir vorwärtsgehen. Das ist die Freude eines Christen: immer zu wissen, dass in ihm die Hoffnung ist, das Vergeben, der Friede, die Freude. Und unsere Hoffnung nicht auf Dinge zu setzen, die heute da sind und morgen nicht mehr.“ (rv 04.12.2014 sk)
Thu, 04 Dec 2014 - 02min - 9 - Kardinal Parolin: EU ist ein Friedensprojekt
00:01:52:39 Als wär`s viel länger her: Erst am Dienstag letzter Woche ist Papst Franziskus in Straßburg vor dem EU-Parlament aufgetreten und hat der „Großmutter Europa“ neues Leben einzuhauchen versucht. Jetzt spricht der engste Mitarbeiter des Papstes, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, von seiner Hoffnung, dass Europaskeptiker sich vom europäischen Projekt überzeugen lassen. „Ich hoffe, sie hören auf die Botschaft des Papstes. Das ist eine Botschaft, die sehr auf dem Wert des europäischen Projekts bestanden hat, auch im Licht der Resultate, die dieses Projekt ergeben hat. Natürlich sind wir im Moment in einer Periode der Schwierigkeiten, der Krise, der Ermüdung – aber man darf doch nicht übersehen, dass dieses europäische Projekt den Frieden und Wohlstand für viele Generationen bedeutet hat. Das sollte man den jungen Leuten noch stärker vermitteln. Wenn man das europäische Projekt auf Materielles und Bürokratisches reduziert, dann geraten die grundlegenden Werte aus den Augen, die Werte der Gründungsväter Europas. Trotz aller Schwächen der EU: Hier haben wir doch ein wichtiges Werkzeug, um für Europa den Frieden zu sichern, den Wohlstand und einen Platz in der Welt.“ Parolin sprach mit uns am Rand einer römischen Feier, bei der an hundert Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Großbritannien und dem Vatikan erinnert wurde. Auch mit Blick auf Europaskeptiker in Großbritannien sagt die Nummer Zwei des Vatikans: „Die Welt ist heute komplizierter und konfliktträchtiger, als wir uns das nach dem Fall der Berliner Mauer vorgestellt haben. Das internationale Szenario hat sich stark verändert. Und darum ist es heute wirklich essentiell, miteinander zu reden und zu verhandeln, um dann die Probleme der Welt gemeinsam anzugehen.“ (rv 04.12.2014 sk)
Thu, 04 Dec 2014 - 01min - 8 - Indien: „Viel Aktionismus rund um das Drama von Bhopal“
00:03:15:26 Es war der schwerste Industrie-Unfall der Geschichte: Vor dreißig Jahren trat aus einer Pestizide-Fabrik im indischen Bhopal giftiges Gas aus, über 3.700 Menschen starben. Im Lauf der drei Jahrzehnte stieg die Zahl der Toten, die sich mit dem Gift in Zusammenhang bringen lässt, auf über 15.000 Menschen; mehr als 600.000 Menschen haben bleibende Schäden davon getragen, auch heute noch sind viele Kinder in Bhopal von Geburt an behindert. Leo Cornelio ist der Erzbischof von Bhopal. Er sagte im Gespräch mit uns: „Die Kirche hat sich von Anfang an sehr um Hilfe für die Betroffenen in der Stadt bemüht. Mein Vorgänger, der damalige Erzbischof Eugene D´Souza, mobilisierte Ordensleute, Priester und Laien, dazu viele Freiwillige, die sich um die Kranken und Sterbenden nach dem Desaster kümmerten. Damals wurden Lager für die Aufnahme der Betroffenen eingerichtet, medizinische Zentren, vor allem im Hauptbahnhof und rund um die Fabrik, es wurde Essen ausgegeben – alles sehr organisiert.“ Die Bilder von damals kann man sich heute kaum noch vorstellen. Cornelio selbst war damals Provinzial der Steyler-Missionare in Indore (Zentralindien), nur vier Zugstunden von Bhopal entfernt. Er erinnert sich: „Die Toten gingen in die Tausende! Und noch viele weitere Tausende hatten viele Jahre lang Atemprobleme und ähnliche Leiden. Noch heute tragen die Kinder dieser Menschen die Konsequenzen, und noch heute leistet die Kirche Hilfe und Unterstützung. Wir haben mittlerweile ein soziales Werk, das von Laien und Ordensleuten betrieben wird, sowie vier Schulzentren für behinderte Kinder. Einige von ihnen haben Probleme mit dem Sprechen, andere haben Atemschwierigkeiten, andere hören nicht usw., es sind Hunderte von Kindern. Viele sagen, dass es wegen dieser Gastragödie vor dreißig Jahren heute so viele behinderte Kinder in Bhopal gibt.“ Der Erzbischof formuliert da sehr vorsichtig. Er weiß, wie hoch die Emotionen rund um den dreißigsten Jahrestag schlagen, mit Demonstrationen und viel Medienaufmerksamkeit. „Es stimmt, die Gefühle sind noch sehr stark –aber das Problem ist, dass es noch viel Verwirrung gibt rund um diese ganze Geschichte. Die Betroffenen sind nicht angemessen entschädigt worden; die ganze Tragödie ist politisch instrumentalisiert worden, und besonders bei einem solchen Jahrestag gibt es immer viel Aktionismus. Zum Beispiel ist heute Abend eine Filmpremiere über die Tragödie von Bhopal, und ich bin dazu eingeladen; man sagt, dass auch der Ministerpräsident kommen wird. Viel Aufmerksamkeit also einerseits, aber andererseits keine angemessene Entschädigung noch irgendeine Hilfe für die tatsächlich Betroffenen. Man hat immer wieder Geld versprochen, aber vielleicht hat dieses Geld dann andere Wege genommen...“ (rv 04.12.2014 sk)
Thu, 04 Dec 2014 - 03min - 7 - D: Strafe für Oben-Ohne-Protest im Kölner Dom
00:02:39:07 Mit einem Oben-ohne-Protest hatte eine Femen-Aktivistin vor einem Jahr für Wirbel im Weihnachtsgottesdienst im Kölner Dom gesorgt. Vor Gericht wurde sie jetzt zu einer Geldstrafe verurteilt. Der Kölner Dompropst Norbert Feldhoff begrüßt das Urteil. Richter Gerd Krämer wertete die Tat als „zielgerichtete, ideologische Meinungsäußerung“, die nach Erwachsenenstrafrecht beurteilt werden müsse, auch wenn die junge Frau zum Tatzeitpunkt erst zwanzig Jahre alt war. Das Gericht blieb unter dem von der Staatsanwaltschaft geforderten Strafmaß von 1.600 Euro. Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert. Krämer sagte, Witt habe immer noch nicht verstanden, dass „wir Kölner mit dem Dom besonders empfindlich sind“. Es gehe hier nicht um die Grundrechte von Kardinal Meisner, dem damaligen Kölner Erzbischof, sondern um das Recht der Gottesdienstbesucher. „Es gibt Leute, für die ist das ein sehr heiliger Akt, der Weihnachtsgottesdienst im Kölner Dom.“ Josephine Witt war am Ersten Weihnachtstag während einer Messfeier mit dem inzwischen emeritierten Kardinal Joachim Meisner an dessen 80. Geburtstag auf den Altar gesprungen. Sie entblößte ihren Oberkörper, auf dem „Ich bin Gott“ stand. Zudem skandierte sie antireligiöse Parolen. Die Anklage warf der damals 20-Jährigen vor, damit absichtlich und in grober Weise den Gottesdienst gestört zu haben. Grobe Störung eines Gottesdienstes Die Angeklagte selbst nannte ihre Tat allein politisch motiviert. Es sei ihr nicht in erster Linie darum gegangen, den Gottesdienst zu stören, sondern eine Botschaft für die Rechte der Frauen, für Frieden und Versöhnung zu verbreiten. Dompropst Norbert Feldhoff sagte dazu dem Kölner Domradio: „Wir haben kein Verständnis für Äußerungen von Frau Witt vor Gericht, dass es ihr primär nicht um eine Störung des Gottesdienstes gegangen sei. Wir sind der Meinung, dass die ungestörte Religionsausübung - unabhängig ob von Christen, Juden oder Muslimen - ein wichtiger Bestandteil des friedlichen Miteinanders in der Gesellschaft ist.“ Der Äußerung Witts, sie habe für Frieden eintreten wollen, entgegnete Feldhoff, die grobe Störung eines Gottesdienstes - ganz gleich, welcher Religion - diene nicht der Verständigung und dem Frieden. Femen ist eine ursprünglich in Kiew gegründete Gruppe feministischer Aktivistinnen. Ihr Markenzeichen sind Oben-ohne-Aktionen, bei denen die Frauen ihre nackten Oberkörper mit Parolen bemalen. Josephine Witt war nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr bei drei weiteren Femen-Aktionen dabei. In Tunesien hatte sie im Juni 2013 halbnackt gegen die Festnahme einer tunesischen Femen-Frau demonstriert und war zu vier Monaten Haft verurteilt worden, wovon sie 29 Tage absaß. (domradio/diverse 04.12.2014 sk)
Thu, 04 Dec 2014 - 02min - 6 - Generalaudienz: Papst hofft auf friedliches Zusammenleben in der Türkei
00:04:29:47 Papst Franziskus hat bei der Generalaudienz Rückschau auf seine Reise in die Türkei gehalten. Vor den rund 10.000 Pilgern und Besuchern, die sich trotz Regens auf dem Petersplatz eingefunden hatten, bedankte sich der Papst öffentlich beim türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und dem Premierminister Ahmet Davutoglu, bei den türkischen Bischöfen und Katholiken sowie beim Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios, dem die Reise in erster Linie galt. Der erste Tag habe der Politik gegolten; in der Verfassung der Türkei mit ihrer fast ausschließlich muslimischen Bevölkerung sei die Trennung von Staat und Religion festgehalten, erklärte Franziskus. „Wir haben mit den Autoritäten über Gewalt gesprochen. Es ist das Vergessen Gottes, nicht seine Verherrlichung, die Gewalt hervorbringt. Deshalb habe ich darauf bestanden, dass Christen und Muslime sich gemeinsam für Solidarität, Frieden und Gerechtigkeit einsetzen, und dass jeder Staat seinen Bürgern und Religionsgemeinschaften echte Kultfreiheit und Ausübung ihres Glaubens gewährleisten muss.“ Franziskus verwies an dieser Stelle auch auf die christlich-muslimische Dialoggruppe, die unter der Leitung des Päpstlichen Dialogrates heute im Vatikan tagt; der Papst hatte die Gruppe vor der Generalaudienz begrüßt. Am zweiten Tag der Visite hatte Franziskus in Istanbul unter anderem die Blaue Moschee und das Museum Hagia Sophia aufgesucht, „einige Symbolorte der verschiedenen Konfessionen“, sagte Franziskus bei der Generalaudienz. Während dieser Besuche habe er „im Herzen die Anrufung des Herrn verspürt, Gott des Himmels und der Erde, barmherziger Vater der ganzen Menschheit“. In der Blauen Moschee hatte der Papst an der Seite des Muftis Rahmi Yaran eine Zeit lang mit geschlossenen Augen und gefalteten Händen verharrt. An gleicher Stelle hatte auch Papst Benedikt XVI. bei seiner Türkei-Reise 2006 innegehalten, ohne dabei aber die Hände zu falten. Mittelpunkt des Tages sei eine Heilige Messe mit Gläubigen und Würdenträgern der verschiedenen katholischen Riten in der Kathedrale gewesen, fuhr Franziskus fort. „Das Volk Gottes ist im Reichtum seiner Traditionen und Äußerungen dazu gerufen, sich vom Heiligen Geist leiten zu lassen, in einer beständigen Haltung der Öffnung und des Gehorsams. Das ist unser Weg des ökumenischen Dialogs und auch unsere innere Einheit als katholische Kirche – der, der alles macht, ist der Heilige Geist. Unsere Aufgabe ist es, ihn machen zu lassen, ihn aufzunehmen und seinen Eingebungen zu folgen.“ Am dritten Tag: das Fest des Apostels Andreas, Patron der orthodoxen Kirche – der „ideale Anlass, um die brüderlichen Beziehungen“ zu bestärken, die „zwischen dem Bischof von Rom, Nachfolger des Petrus, und dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Nachfolger des Andreas", bestehen. „Ich habe mit Seiner Heiligkeit Bartholomaios I. die gemeinsame Verpflichtung erneuert, auf dem Weg der Wiederherstellung der vollen Einheit zwischen Katholiken und Orthodoxen voranzuschreiten.“ Die gemeinsame Erklärung, die der Papst und der Patriarch nach der Göttlichen Liturgie unterzeichneten, sei ein weiterer Markstein auf diesem Weg, sagte Franziskus. Besonders berührt habe ihn die letzte Begegnung dieser Reise, bekannte der Papst auf dem Petersplatz. Sie galt einer Gruppe Jugendlicher Flüchtlinge überwiegend aus Syrien und Afrika, die von Salesianerpatres in Istanbul betreut werden. „Das war sehr wichtig für mich, einige Flüchtlinge aus den Kriegszonen des Nahen Ostens zu treffen. Ich wollte ihnen meine Nähe und die der Kirche ausdrücken und auch den Wert der Aufnahme von Flüchtlingen unterstreichen, wobei die Türkei sich sehr engagiert hat. Ich danke einmal mehr der Türkei für die Aufnahme so vieler Flüchtlinge und auch den Salesianern, die dort diese schöne, versteckte Arbeit mit den Flüchtlingen leisten.“ Zum Schluss gab Franziskus seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Türkei zum „Ort des friedlichen Zusammenlebens zwischen verschiedenen Religionen und Kulturen“ werden möge. (rv 03.12.2014 gs)
Wed, 03 Dec 2014 - 04min - 5 - Historische Erklärung zum Kampf gegen Menschenhandel
00:03:23:83 Der Kampf gegen Menschenhandel ist besiegelt und das am „Internationalen Tag für die Abschaffung der Sklaverei“. Unter dem Motto #ENDSLAVERY, also „beendet Sklaverei“ unterzeichneten an diesem Dienstagvormittag Spitzenvertreter unterschiedlicher Religionen und Konfessionen (Katholiken, Anglikanern, Orthodoxen, Buddhisten, Hindus, Juden und Muslimen) eine historische Erklärung gegen Menschenhandel. Sie setzen sich für eine Abschaffung von moderner Sklaverei und Menschenhandel bis zum Jahr 2020 ein. Laut Internationaler Arbeitsorganisation ILO leben 21 Millionen Menschen unter Missachtung ihrer Grundrechte in Sklaverei, Hilfsorganisationen schätzen die Zahl auf 35 Millionen. Die Vereinigung Freedom Network“, welche im März 2014 gemeinsam mit der islamischen Al-Azhar-Universität und dem Vatikan gegründet wurde, hat als globales Netzwerk verschiedener Glaubensgemeinschaften und NGOs diese Zusammenkunft organisiert. Erstmals kam es im Vatikan zu einer Erklärung dieser Art. Dass für Papst Franziskus eine Abschaffung der modernen Sklaverei ganz oben auf der Prioritätenliste steht, hat er auch heute in seiner spanischen Ansprache an das Plenum unterstrichen. Jeden Tag gebe es Fälle von moderner Sklaverei vor unseren Augen, prangerte Papst Franziskus an: „Trotz der großen Mühen von Vielen bleibt die moderne Sklaverei eine omnipräsente Plage, die sich ständig verbreitet und das weltweit. Auch im Tourismus. Es sind Verbrechen gegen die Grundmenschlichkeit, getarnt in scheinbar akzeptierten Gewohnheiten. In Wirklichkeit finden wir die Opfer in der Prostitution, im Menschenhandel, in der Zwangsarbeit, Verstümmelung, Versklavung, Organhandel, Drogenkonsum und Kinderarbeit. Moderne Sklaverei versteckt sich hinter verschlossenen Türen, an außergewöhnlichen Orten, auf den Straßen, in den Autos, in den Fabriken, am Land oder in Fischerbooten und anderen Orten.“ Die Erklärung, Papst Franziskus unterzeichnete für die katholische Kirche, wendet sich gegen jeden Verstoß gegen die Grundüberzeugung, „dass alle Menschen gleichwertig sind und die gleiche Freiheit und Würde haben“. Moderne Sklaverei sei ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Dies müsse von allen Nationen anerkannt werden. Zudem wird bekräftigt, dass Mitglieder aller Glaubensgemeinschaften und Menschen guten Willens in aller Welt zu spirituellen und praktischen Aktionen aufgerufen sind, die moderne Sklaverei abzuschaffen. Für die orthodoxe Kirche unterzeichnete Metropolit Emmanuel von Frankreich als Vertreter von Batholomaios I., für die anglikanische Kirche Primas Erzbischof Justin Welby. Weiters unterzeichneten vier muslimische Vertreter sowie ein Vertreter der hinduistischen Religionsgemeinschaft, von der buddhistischen Religionsgemeinschaft. Für die jüdische Glaubensgemeinschaft unterzeichneten Oberrabbiner David Rosen und Abraham Skorka sowie auch zahlreiche Leiter von internationalen Organisationen. Der Kampf gegen Menschenhandel ist Papst Franziskus ein großes persönliches Anliegen. Das hat er des Öfteren bewiesen. Papst Franziskus forderte in seiner Ansprache alle auf aktiv zu werden. Jeder einzelne könne ohne Ausnahme etwas gegen Menschenhandel und moderne Sklaverei tun, betonte er. „Hilfe aktiv anbieten und das jedem, den man auf seinem Weg trifft – ob es sich jetzt um einen verlassenen alten Menschen handelt, ein unrechtmäßig misshandelten Arbeiter, um einen Flüchtling der in der Unterwelt gefangen ist, Jugendliche, Opfer des Sexhandel, Männer oder Frauen, die zur Prostitution gezwungen werden von Menschen ohne Furcht vor Gott, ein Kind verstümmelt vom Organhandel – sie sollen unser Bewusstsein erwecken und der Stimme von Gott ein Echo verleihen.“ Sechs Handlungsfelder von GFN Das Global Freedom Network hat sechs Handlungsfelder identifiziert, um seine Vision umzusetzen: Mobilisierung von Glaubensgemeinschaften, Lieferkettennachweise mit Blick auf einen ethischen Einkauf, bessere Versorgung von Opfern und Überlebenden, Einsatz für Gesetzesreformen und deren Umsetzung, Bildungs- und Aufklärungsarbeit sowie die Sicherstellung ausreichender finanzieller Mittel, um seine Aufgabe umzusetzen. Sklaverei gibt es bis heute als Zwangsarbeit von Erwachsenen und Kindern im Bergbau, in der Landwirtschaft oder im Haushalt. Sie ist oft mit sexueller Ausbeutung verbunden. Laut Global Slavery Index gibt es nach absoluten Zahlen die meisten Sklaven in Indien und China. Mauretanien, Usbekistan, Haiti und Katar sind die Länder, in den Sklaverei am weitesten verbreitet ist. Die Vereinten Nationen machten 2002 den 2. Dezember zum Tag für die Abschaffung der Sklaverei. Diese Erklärung ist ein weiterer Schritt des Vatikan im Einsatz für dieses Thema. Papst Franziskus hatte es auch im Europarat angesprochen, immer wieder richten Vatikanvertreter bei internationalen Treffen wie etwa bei Interpol Anfang November die Aufmerksamkeit darauf, auch praktisch versucht die Kirche zu helfen, hier zum Beispiel ganz konkret in Mexiko in Zusammenarbeit mit dem Staat. Am 8. Februar wird ein ganzer „Tag gegen den Menschenhandel“ im Vatikan stattfinden. (rv/kna/kap 02.12.2014 no)
Tue, 02 Dec 2014 - 03min - 4 - Schweizer Bischöfe: Schritte in Sachen Ökumene
00:05:09:22 Der Papst und die Schweizer Bischöfe haben am Montag fast zwei Stunden lang über die Situation der katholischen Kirche in der Eidgenossenschaft gesprochen. Bereits im Vorfeld des Ad Limina-Besuchs der Schweizer Bischofskonferenz wurde in den Medien vor allem auf die „ökumenischen Schwierigkeiten“ hingewiesen: Das Stichwort „Eucharistische Gastfreundschaft“ kam bei den Gesprächen mit Franziskus so nicht vor, auch wenn in dem Redetext des Papstes, das an die Bischöfe ausgeteilt wurde, das Thema angesprochen wird. Der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, der St. Galler Bischof Markus Büchel, berichtet gegenüber Radio Vatikan von dem Gespräch: „Der Papst sagt in seiner Botschaft an uns, dass die Ökumene sehr wichtig ist. Er hat ja selber ein Zeichen bei seiner Türkei-Reise gesetzt, indem er über die Christenheit hinaus auch den Dialog mit den Religionen betont. Es uns Schweizer Bischöfen bewusst, dass wir aus der eigenen Schweizer Kultur heraus neue Schritte tun müssen und auf dem Weg sind. Die Fragen, die bei uns so konkret da sind, hat der Papst bei unserem Treffen gar nicht angesprochen. Das war auch nicht der geeignete Ort dafür. Wir sind ja eine Woche lang in Rom, um darüber mit der Kurie weiter zu sprechen.“ In der schriftlichen Ansprache, die den Bischöfen übergeben wurde, schreibt der Papst: ein gemeinsames Abendmahl von Katholiken und Protestanten ist nicht möglich. Am Montagnachmittag hatten die Schweizer Bischöfe die Möglichkeit, darüber mit dem für die Ökumene zuständigen Kardinal zu sprechen. Kurienkardinal Kurt Koch war bis vor wenigen Jahren selber Bischof von Basel und kennt die Schweizer Situation. Sein ehemaliger Weihbischof Martin Gächter aus Solothurn ist als amtsältestes Mitglied der Bischofskonferenz ebenfalls derzeit in Rom. Er sagt im Gespräch mit Radio Vatikan: „Wir Schweizer Bischöfe haben in den letzten Jahren ein Schreiben erarbeitet, um Klärung in diesen Fragen zu bringen. Denn das Problem ist, dass es Gemeinden gibt, in denen ganz selbstverständlich gemeinsam Abendmahl gefeiert wird oder alle Evangelischen eingeladen werden zum Abendmahl. Da ist die Notwendigkeit, dass wir etwas dazu sagen, wo denn noch die Unterschiede bleiben und warum das nicht einfach so möglich ist.“ 1993 hatte Johannes Paul II. ein sogenanntes Direktorium veröffentlicht. Darin wurden Präzisierungen zur Zulassung zur Kommunion aufgeführt. „Aber das wurde von besonders sich fortschrittlich wähnenden Menschen Beiseite gelassen und haben einfach gesagt: wir feiern gemeinsam. Gerade die evangelischen Mitchristen haben sehr darauf gedrängt. Das sah dann so aus, als ob nur „Kirchenoberen“ dagegen seien. Da ist also sicher Klärung nötig.“ Weihbischof Gächter unterscheidet drei Ebenen: Interzelebration – also die gemeinsame Abendmahlsfeier von Katholiken und Protestanten – sei nicht möglich, weil noch große Verschiedenheiten im Glauben an die Gegenwart Christi und an dem Amtsverständnis bestünden; „offene Kommunion“ sei ebenfalls nicht möglich – also die direkte Einladung an Protestanten, die Kommunion zu empfangen und die dritte Ebene hingegen sei möglich: „Diese Ebene ist bei uns sehr wichtig: bei Einzelfällen in konfessionellen Mischehen darf der reformierte Ehepartner zur Kommunion. Das ist wichtig, weil viele unserer Kinder aus einer solchen konfessionellen Mischehe kommen. Wenn diese Kinder zur katholischen Erstkommunion kommen, hat ein Teil ihrer Eltern einen anderen Glauben. Doch wie Johannes Paul II. 1993 in seinem Ökumenischen Direktorium festhielt, dass wenn ein reformierter Christ nicht zu seinem reformierten Pfarrer zum Abendmahl gehen kann und wenn er an die Gegenwart Christi glaubt, dann kann er als Ausnahmefall auch bei uns zur Kommunion kommen. Das wird bei uns in der Schweiz sehr verbreitet. Ich habe aber gehört, dass dies in Deutschland nicht der Fall sei, obwohl es dort auch möglich wäre.“ (rv 02.12.2013 mg)
Tue, 02 Dec 2014 - 05min - 3 - Papstpredigt: „Nur das menschliche Herz erkennt Gott“
00:01:59:50 Nur wer demütig vor Gott und auf die Knie geht, wird das göttliche Mysterium verstehen können. Das sagte der Papst bei der Morgenmesse in der Casa Santa Marta an diesem Dienstag. Er betonte dabei die Wichtigkeit der Menschlichkeit. Die Augen des Armen seien die Augen, die Christus sehen können, so Papst Franziskus. Dies gelte auch in Bezug auf das Studium der Theologie. Wer „klein“ und bescheiden in der Seele bleibt, wird das Große erkennen, so Franziskus in Bezug auf das Tagesevangelium nach Lukas (Lk 10, 21-24). „Viele können eine Wissenschaft erlernen, auch die Theologie! Aber wenn sie diese Theologie nicht auf ihren Knien, also auf eine menschliche Art und Weise erlernen, so wie Kinder, dann werden sie nichts verstehen. Sie werden uns viel erzählen, aber sie werden nichts davon verstehen. Nur die Armut und Bescheidenheit ist fähig die Offenbarung Gottes zu begreifen. Jesus tritt nicht auf wie ein Hauptmann, ein General oder ein mächtiger Führer, nein, nein. Er kommt wie ein junger Trieb. So wie in der Ersten Lesung: Aus dem Baumstumpf Isais wächst ein junger Trieb hervor. Der Geist des Herrn lässt sich nieder auf ihm. Er ist wie ein junger Trieb: er ist menschlich, sanftmütig, und er ist für die menschlichen und sanftmütigen gekommen, um die Kranken, Armen und Unterdrückten zu retten.“ Papst Franziskus betonte in der Morgenmesse, dass im „Kleinmachen“, im Menschlich sein das Erkennen liege. Diejenigen, die schwierige Situationen erlebten, die krank seien, die könnten das Mysterium von Jesus erkennen: „Bitten wir den Herren, in dieser Adventszeit, uns noch mehr an sein Mysterium anzunähern und es auf diese Art zu machen, welche er für uns wählt: der Weg der Menschlichkeit, der Weg der Armut. So wird er kommen und uns retten, uns befreien.“ (rv 02.012.2014 no)
Tue, 02 Dec 2014 - 01min - 2 - Nigeria: Keine Ruhe wegen Boko Haram
00:02:28:46 Keine Ruhe für Nigeria: Ein weiteres und doppeltes Attentat erschüttert Nigeria. An einem Markt in der Stadt von Maiduguri, der bereits letzten Dienstag Schauplatz eines Massakers wurde, welches 45 Menschenleben forderte, kam es auch an diesem Montag zu Anschlägen. Eine Selbstmordattentäterin sprengte sich selbst in die Luft. Kurze Zeit später kam es zu einer weiteren Explosion in der Nähe des Marktes. Mehrere Häuser wurden zerstört, Menschen getötet, so die ersten Berichte. Papst Franziskus erinnerte bei seiner Türkei-Reise an die vielen Terroropfer in Nigeria – vor allem an die 120 Menschen, die bei dem Attentat auf eine Moschee in Kano ums Leben kamen. Die Angreifer schossen nach den Explosionen weiter auf Flüchtende. In dieser Moschee wurde zuvor zum Widerstand gegen die Terrorgruppe Boko Haram aufgerufen. Nun hat sich auch der Vatikan-Verantwortliche für interreligiösen Dialog, Kardinal Louis Tauran, zu diesen schrecklichen Vorfällen geäußert: „Wir sind alle betroffen von dieser unglaublichen Gewalt, die weiterhin auch die Gläubigen, die sich im Gebet vereinen, trifft und tötet. Man kann nicht mehr schweigen. Man kann diesen Taten gegenüber nicht gleichgütig bleiben. Wo ist die Intelligenz? Wo ist das Herz? Wir müssen diese Ungerechtigkeit anprangern. Ich hoffe, dass die internationale Gemeinschaft darauf einstimmig und schnell reagieren wird. Es ist auch anzufügen, dass es vor allem die Moderaten trifft, diejenigen also, die die anderen zum Nachdenken anregen und die Vernunft erkennen. Es ist sehr traurig, aber wir müssen weiterhin den Weg des Dialogs wählen. Je dramatischer die Situation ist, desto wichtiger ist der Dialog. Es gibt keine Alternativen: nur Dialog, Dialog, Dialog! Unsere Hoffnung ist, dass wenn auch das Böse ansteckend ist, so ist es auch das Gute.“ Laut einem Bericht der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ ist der November 2014 der bisher blutigste Monat seit Beginn des Terrors von Boko Haram im Norden Nigerias im Jahr 2009. Nach Angaben der Menschrechtsorganisation fielen im November mindestens 676 Menschen insgesamt 19 Überfällen und Terroranschlägen der islamistischen Sekte zum Opfer. Die Dunkelziffer sei wegen der schwierigen Sicherheitslage jedoch viel höher und sie steigt täglich. (rv 02.12.2014 no)
Tue, 02 Dec 2014 - 02min - 1 - Syrien: Christen aktiv nach Streichung von UN-Nahrungshilfen
00:02:36:46 Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen hat aus Geldmangel die Nahrungshilfe für Syrien gestoppt. Obwohl der Winter vor der Tür steht und die Situation der Flüchtlinge nicht einfacher wird, müssen die Vereinten Nationen die Ausgabe von Lebensmittelgutscheinen an 1,7 Millionen Syrien Flüchtlingen beenden. Ein Appell der UNO fordert nun 64 Millionen US-Dollar, also rund 52 Millionen Euro. Diese Summe sei notwendig, um den syrischen Flüchtlingen in Jordanien, Libanon, Türkei, Irak und Ägypten zu helfen. In Aleppo, im Norden von Syrien, ist die christliche Gemeinde aktiv, um Spenden zu verteilen und zu helfen. Das erzählt der Erzbischof der melkitischen griechisch-katholischen Kirche von Aleppo, Jean Clement Jeanbart, im Interview mit Radio Vatikan: „Die jungen aber auch die älteren Priester und Bischöfe tun sich zusammen, um den Menschen zu helfen und um voranzuschreiten, in dieser schwierigen Situation. Es betrifft die ganze Bevölkerung, nicht nur die Christen. Viele Jugendliche arbeiten und helfen in den Pfarreien sowie in den Verteilungszentren. Es sind mehr Freiwillige, die denjenigen helfen, die die Spenden und die Hilfe organisieren.“ Das UN-Welternährungsprogramm ist eine dieser wichtigen Organisation. Sie hat nun bestätigt, dass viele Familien ohne ihrer Unterstützung verhungern müssten und dass viele Länder die zugesagten Beiträge nicht überwiesen hätten. Insgesamt wurden bereits rund 800 Millionen US-Dollar in die Aufnahmeländer investiert, in lokale Geschäfte, die wiederum Lebensmittel den Flüchtlingen aushändigen. In Syrien selbst, sagt Erzbischof Jeanbart, gibt es keine Unterschiede zwischen Muslimen oder Christen. Die Unterstützung bekommen alle. Wichtige katholische internationale Organisationen wie zum Beispiel die Caritas seien lebensnotwendig für alle. Für den melkitischen Erzbischof ist das syrische Mosaik ein gemeinsames Leben von Muslimen und Christen und er unterstreicht diese Gemeinschaft ,die als weltweites Vorbild dienen sollte: „Es ist sehr wichtig. Wir tun alles, um dies zu erfüllen. Es soll nicht nur ein Beispiel für Syrien sein, aber auch für die gesamte arabische und überhaupt die gesamte Welt. Islam heißt nicht ausschließen: seit 40 bis 50 Jahren leben wir gemeinsam mit den Muslimen, in einer Gesellschaft, in welcher alle einen eigenen Glauben haben. Alle werden respektiert und alle haben dasselbe Recht.“ (rv 02.12.2014 no)
Tue, 02 Dec 2014 - 02min
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